Fujifilm GFX100 – Was ein Brocken! 😊 Ich hatte die Möglichkeit, eine Fuji GFX100 in Ruhe auszuprobieren. Dafür vielen Dank an Alex von
der das möglich gemacht hat!
In den letzten Monaten hatte ich immer einige digitale Mittelformatkameras zum Testen hier. Darunter waren verhältnismäßig kleine Modelle (Hasselblad X1D und Fujifilm GFX 50R) und auch größere Schwestern (Leica S007, S3 und Hasselblad H5D). Man bekommt nach und nach ein Händchen dafür. Und das meine ich nicht im übertragenen Sinne, vielmehr gewöhnt man sich an Größe und Gewicht der unterschiedlichen Systeme.
Auftritt GFX100!
Als sich die Möglichkeit eines Tests der GFX100 abzeichnete, war ich gespannt, was da kommen würde. In anderen Medien hatte ich bereits gesehen, dass die Kamera etwas größer als die GFX50R sein würde. Und als jemand, der nicht erst seit den spiegellosen Systemen fotografiert, bin ich schwere Kameras (insbesondere auch Objektive) an sich auch gewöhnt.
Dennoch hat mich beim Auspacken die Größe, vor allem die Höhe dann doch erstaunt. Bei der GFX50R war es Fuji gelungen, ihr Mittelformat in einen relativ kleinen Body zu packen. Hier wollten sie es offenbar nicht versuchen. Bei den Leica S Versionen, die ich hier hatte, war die Größe kein Wunder, der Spiegelkasten muss ja untergebracht werden. Ebenso wie bei der Hasselblad H5D. Letztere baut vor allem in die Länge während die Leica S in allen Dimensionen expandiert ist.
Was macht die GFX100 also so voluminös? Es ist der fest verbaute Batteriegriff, der als vertikaler Griff voll funktioniert, inklusive der nötigen Funktionstasten.
Aufbau GFX100
Die Fujifilm GFX100 ist zunächst erstmal ein Ziegelstein von Kamera, mit einem Schlitten für gleich zwei große Akkus. Sie funktioniert auch mit nur einem und zieht die Akkus nacheinander leer. Die Akkus werden als „links und rechts“ bezeichnet, hier war immer zuerst der linke leer. Das klingt jetzt, als hätte ich oft nachladen müssen, tatsächlich ist die Akkulaufzeit ziemlich lang.
Der Hauptbody verfügt über ein mehrfach klappbares Display – es hat eine zusätzliche Entriegelung, so dass man es auch für den vertikalen Betrieb hochklappen kann. Das finde ich gut durchdacht. Ein i-Tüpfelchen wäre jetzt ein weiterer Stativanschluss fürs vertikale Fotografieren, aber ok – das lässt sich dank der Anschlüsse für Mikrofon, Kopfhöhrer, HDMI etc nicht bewerkstelligen.
Aufgrund des Volumens war es möglich, die übliche Gedrängtheit der Bedienelemente (Knöppe!) etwas zu entzerren. Das ist wunderbar, endlich Platz für die Finger! Einzig die Platzierung des „Q“ Knopfes macht mir zu schaffen, den habe ich mehrfach aus Versehen gedrückt. Der muss nun dank des größeren Platzangebotes wirklich nicht mehr in die Daumenauflage integriert werden, denke ich.
Die Griffe sind beide perfekt ausgeformt um mit dem Gewicht der Kamera gut umgehen zu können. Insgesamt sind die Objektive auch gut ausbalanciert an diesem Body. Das ist ein Erfolgsrezept, das wir beispielsweise von der Nikon F5 kennen oder von der Fuji S3 Pro (die nicht übereinstimmen – Danke Ralf! 😊 ).
Oben drauf sitzt dann ein abnehmbarer Sucher, der angenehm hell und klar ist. Für den Transport in der Tasche würde ich den auch immer abnehmen, damit er keinen Schaden nimmt. In der Form fügt er sich sehr gut ins Design ein und wirkt nicht wie ein Fremdkörper (siehe Visoflex bei Leica).
An der Rückseite befindet sich zusätzlich zum Hauptdisplay ein weiterer Infoscreen, der einem die aktuellen Einstellungen im Überblick zeigt. Ob man die Informationen wählen kann, weiß ich nicht, das habe ich in den Menüs nicht gefunden. Auf der Deckplatte oben befindet sich ein luxuriös großes LCD, das einem ebenso die Informationen zeigt, auch im ausgeschalteten Zustand. Das ganze kann per Knopfdruck beleuchtet werden. Immer mehr erinnern mich die Kameras an die besseren SLR aus der Filmära. Ist eigentlich erstaunlich, dass man solche Tugenden erst nach rund 20 Jahren wieder entdecken muss… 😉
Handling
Die GFX100 ist endlich wieder eine richtige Kamera von Fuji.
So. Das ist eine womöglich etwas provokante Aussage, aber ich steh dazu. Seit 2012 fotografiere ich mit Fuji. Meine X-Pro1 ist Mitte 2019 verstorben und hat bis dahin treu gedient. Sie fühlte sich ziemlich wertig an, kam auch aus der ersten Baureihe der X-Pro 1. Vielleicht hat man sich da etwas mehr Mühe gegeben. Die letzte Fuji, die ich vor der GFX100 getestet habe, war die GFX 50R. Und die hat mich nun wirklich nicht überzeugt in der Haptik. Tolle Bildqualität, ok. Portables, halbwegs flinkes Mittelformat. Aber im Gefühl wie eine aufgeblasene X-E1 (ja, Economy-Klasse 1). Bei der GFX100 ist das nun wieder ganz anders. Die nimmt man in die Hand und will sie eigentlich nicht wieder weglegen. Bis dann der Unterarm sich bemerkbar macht zumindest. Die Griffe perfekt. Die Knöpfe an den richtigen Stellen, nichts knarkst. Das Gerät fühlt sich einfach wertig an, für Profi-Einsatz eben. Fuji kann mit der GFX100 ganz vorn mitspielen. Allein für die Haptik lohnt es sich, an den GFX50 Modellen vorbei zu gucken in Richtung GFX100.
Aber es ist nicht nur Gold. Natürlich muss man bedenken, dass man da ordentlich Gewicht und Größe mitnehmen muss. Und Knöpfe in der Daumenablage (wenn auch auf dem Wellenkamm) sind bei einem solchen Gewicht nicht gut. Da greift man einfach anders zu. Bei mir hat der letztere Aspekt dazu geführt, dass ich mehrfach aus Versehen, Werte verstellt hatte. Auch kam ich mehrfach ungewollt an das vordere Einstellrad und hatte dadurch plötzlich ganz verrückte ISO-Werte. Und das passierte nicht gerade am ersten Tag. Bei einem Pressetermin fotografierte ich plötzlich die zweite Hälfte mit ISO51200. Das kann diese Kamera (dazu gleich mehr) zwar, aber die Bilder waren nicht wirklich zu gebrauchen. Gerade beim vorderen Einstellrad würde ich mir ein Entsichern durch Klick wünschen. Erst kurz mit dem Finger reindrücken bevor man beim Drehen was verstellt. Oder eine andere Platzierung.
GFX100 – Performance
Hier war ich erneut begeistert. Die Fujifilm GFX100 ist ein richtig gutes Arbeitsgerät. Sie ist schnell in der Verarbeitung und vermittelt das Gefühl, dich nie im Stich zu lassen. Der Sucher ist echt prima, auch wenn die Ergebnisse trotz entsprechender Einstellungen immer noch ein bisschen anders aussahen. Das Display ist groß und klar und per Touch bedienbar. Man kann auch den Fokuspunkt auf dem Display verschieben, während man durch den EVF schaut – das mag ich ja sehr. Der Fokus ist flink und recht verlässlich.
Man kann sagen, dass der Flow beim Fotografieren wirklich gut erhalten wird. Fokus, Komposition, Auslösen, Weitermachen. Nichts fühlt sich langsam an oder gebremst durchs Gerät. Nur einmal hatte ich Merkwürdigkeiten mit der GFX100. Als ich versehentlich auf ISO51200 verstellt hatte, dauerte die „Verarbeitung“ plötzlich recht lang. Da stand sogar „Verarbeitung“ im Display. Erst dadurch hatte ich bemerkt, dass etwas nicht stimmen konnte und die verstellten ISO-Werte bemerkt. Man merkt, hier liegt eine Mischung aus Anwenderfehler und Gerät vor.
Richtig toll fand ich die Performance im Dunkeln. Obgleich ich bis ISO6400 freigegeben hatte, pendelte sich die Kamera bei ISO1600 ein und wählte etwas längere Verschlusszeiten. Zunächst dachte ich, „Oh Mann. 1/28sek bei 100 Mpix bei ISO1600 – das wird doch nur Matsch.“ Wurde dann aber eines Besseren belehrt. Tatsächlich funktioniert der Stabilisator so dermaßen gut und das Rauschen ist ebenso prima unter Kontrolle (habe ich bei der Pixeldichte wirklich nicht erwartet!), dass man tatsächlich super verwendbare Bilder bei rausbekommt. Spannend ist, dass die jpg Vorschau in der Kamera richtig gut aussieht und ebenso die jpgs, die man am Rechner entwickelt, jedoch die RAF Dateien nahezu schwarz waren.
In Kombination mit den GFX-Objektiven bekommt man eine unheimlich leistungsfähige Kombination. Insbesondere das geringe Rauschen, die schnelle Verarbeitung und der famose Stabilisator stechen für mich bei der GFX100 wirklich hervor. Vielleicht hätte ich das bei einem Test im Sommer gar nicht bemerkt.
Den Videomodus habe ich nur spärlich getestet, das gebe ich zu. Allein die unglaublich vielseitigen Video-Menüs halten mich schon davon ab. Man kann mehrere Logs auswählen, alle mögllichen Auflösungen und Bildraten einstellen, etc pp. Dazu natürlich die tollen Filmsimulationen von Fuji… Läuft. Allein die Frequenzdämpfung beim Audio könnte besser sein. Aber ok.
Fazit zur GFX100
Ich mag das Biest.
Wenn man sich erstmal darauf eingelassen hat, dass man plötzlich riesige Datenmengen zu verwalten hat, kann man getrost zur GFX100 greifen. Ich muss sagen, dass sie wirklich ein tolles Werkzeug ist, wenn es auf hohe Leistung und Auflösung ankommt. Im „Performance“ Kapitel habe ich es ja schon angedeutet: Ich bin total überrascht über das geringe Rauschen trotz der Pixeldichte. Dazu auch der tolle Stabi… Die Kamera steht ganz weit vorn im Leistungsindex.
Der aufmerksame Leser merkt aber nun, dass die reviews hier ja selten vor Zahlen nur so strotzen. Selten wird tabellarisch gelistet, was ein Produkt mit sich bringt (und was nicht). Warum auch? Die Hersteller haben diese Fakten gern auf ihren Seiten veröffentlicht. Und zumeist schreiben wir ziemlich genau, wohin wir ein Produkt verorten würden Werkzeug oder Spielzeug. Mir geht es hier um einen persönlichen Eindruck. Der ist bei dieser Kamera als Werkzeug wirklich sehr gut. Wer eine Kamera sucht, die ihn inspiriert, rauszugehen und zu fotografieren (und das weniger aus der Faszination an der Technik an sich), der wird vermutlich anderswo suchen. Mir geht das zumindest so. Die GFX100 nehme ich in die Hand und fotografiere auch gern damit, weil ich weiß, das was tolles bei raus kommt. Aber inspiriert fühle ich mich da leider überhaupt nicht. Vielleicht kann sie zu viel?
Dennoch bleibe ich dabei: Endlich wieder eine richtige Kamera von Fuji!
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Was FÜR ein Brocken!
Allerdings! 😀
Sehr glücklich mit diesem Brocken Fotografiehochtechnologie.
Obwohl ich für bestimmte Aufnahmesituationen noch zwei weitere und besser transportablere Kameras verwende (FujiX).
Da ist die schöne Pro3 Dura Schwarz tatsächlich etwas inspirierender – aber wenn ich schon inspiriert bin, greife ich zur GFX100.
Außerdem schätze ich die H1 immer noch sehr.
Die bildgebenden Eigenschaften – Bildqualität und die Anmutung der Bilder („Look“) – der GFX sind für mich jedoch einfach traumhaft.
Ich staune immer noch fast jedes Mal. Man mache mal nicht in Portrait oder Landschaft, sondern Makro mit der GFX: Hammer.
Freundliche Grüße