In den letzten Monaten konnte ich mir ein paar digitale Mittelformatsysteme anschauen. Das waren die Hasselblad X1D, Leica S2 Typ 007 und die Fuji GFX 50R. Nun kommt eine weitere Hasselblad hinzu – die H5D-50c WIFI. Oder kurz für diesen Artikel „H5D“.
Ich möchte mich hier direkt bei FOTO-GÖRLITZ bedanken, der uns für diesen Test die H5D zur Verfügung gestellt hat.
Sensor der H5D
Eigentlich will ich gar nicht so sehr auf das Technische abzielen. Die H5D ist ein Modell aus der Hasselblad H-Serie, die zu den „teuersten“ Kameras der Welt gehören. Digitales Mittelformat ist ohnehin nicht wirklich erschwinglich (gebraucht geht es aber langsam) und die H-Serie ist recht weit oben im Spektrum. Das hat allerdings auch Gründe, die zum einen in der Marken-Preis-Politik begründet sind, zum anderen auch in der Produktion. Die H5D ist kein Massenprodukt. Als DSLR kann man sie am ehesten mit der Leica S vergleichen. Mittlerweile gibt es die H5D mit dem 44x33mm CMOS-Sensor (seit 2014 – es war die erste Mittelformat mit CMOS), den man inzwischen auch aus anderen Systemen kennt. Davor war es ein CCD-Sensor, der noch etwas größer war ( 37x50mm).
Handling
Ich war jedenfalls sehr gespannt, ob die Kamera wirklich so klobig ist, wie sie auf den Bildern wirkt. Ja und Nein. Sie ist klobig und vor allem schwer. Aber nicht ganz so schlimm, wie ich es erwartet hatte. Ich mag die Kastenform. Nach einer Weile hatte ich mich auch an die Bedienung gewöhnt. Die Anordnung der Knöpfe ist wirklich interessant. Um den Griff herum (welches übrigens der Akku ist) finden sich schon Knöpfe für den Zeigefinger rechts. Zum Beispiel die Spiegelvorauslösung kann man direkt per Knopf ansteuern. Bei einem Spiegel dieser Größe ist das sehr sehr praktisch bei der Stativarbeit. Alles länger als 1/30sek kann gern durch Spiegelschlag ver“wackelt“ sein. Daher nutzt diese Option lieber. Und dazu sei bemerkt: Das Geräusch beim Auslösen… Hach!
Alles an Einstellungen für die Belichtung nimmt man oben am Gehäuse vor. Ein kleines LCD Display hilft da weiter. Was Speicher und Sensorik angeht, arbeitet man direkt am Rückteil. Letzteres nimmt auch an einer seitlichen Klappe die Speicherkarte auf. Es ist ein Compact-Flash-Slot, so dass ich für 10€ einen CF-SD-Adapter geholt habe und dann prima SD-Karten nutzen konnte. Das ist im Handling für mich einfacher als CF. Die Speichergeschwindigkeit war „ok“ und hat das Fotografieren nicht behindert. Ich schau aber auch eh nicht nach jeder Aufnahme nach. Die Nachkontrolle ist bei der H5D etwas langsam, muss ich sagen. Allerdings kann man sie bei Studio oder Stativbetrieb auch direkt an einen Laptop hängen und die Fotos dort quasi live begutachten. Insofern ist das schon ok. Die WIFI Funktion habe ich mangels Apple-Geräten nicht probiert.
Unterwegs trug ich die Kamera eher auf dem Unterarm wie die weiße puschelige Katze beim Oberbösewicht. Lange hält man sie nicht so gern am Griff. Zumindest nicht leger unterwegs. Während des Fotografierens auf Augenhöhe ist sie prima balanciert und das hohe Gewicht stört nicht. Nimmt man sie runter… Naja. Ich habe schon recht starke Hände, aber auf Dauer isses doch spürbar. 😉
Tatsächlich ist die H5D beim Fotografieren für mich eine der angenehmsten Kameras bislang. Ein klarer optischer Sucher, ein schnelles 80mm f2.8 Objektiv und ein verzögerungsfreier Auslöser. Was will man mehr? Die Belichtung war zumeist perfekt auf den Punkt, die Farben akkurat und zurückhaltend. Man kann sich später in der Bearbeitung austoben. Spannend ist das True-Focus Feature. Man hat einen zentralen AF-Punkt. Bei Focus-Recompose berechnet die Kamera das Verschwenken und passt den Fokus an… Krasser Scheiß – das funktioniert sogar.
Performance
Ich mag es. Ein 80mm, dass eher als sehr harmonisches Normalobjektiv rüber kommt. Ein fettes Klack beim Auslösen. Eine Kamera, die spürbar da ist. Rohdaten, die sehr dehnbar sind. Akkurate Farben. Saubere Belichtung. Man weiß sehr schnell, was man bekommen wird – und das ist etwas, das ich an einer guten DSLR schätze. Es muss ein Werkzeug sein, das einen später nicht unangenehm überrascht. Bei spiegellosen Systemkameras (na gut, Leica M nicht), sieht man ja, wie es wird. Bei einer DSLR nicht. Da muss man das Gerät kennen. Das lernt man mit der H5D sehr schnell und zuverlässig.
Die Rohdaten konnte ich immer mit der Hasselblad eigenen Software (Phocus – kostenlos übrigens!) importieren und damit auch für eines meiner Standardprogramme ACDSee verwendbar machen. Sowohl Phocus als auch ACDSee schätze ich als recht kräftige Tools für die Bildbearbeitung. Am liebsten nutze ich allerdings capture one, welches jedoch aus Konkurrenzgründen nichts mit Hasselbladdateien anfangen kann – ist klar. 😉
Man kann nicht meckern. ISO bis 1600 ist klar. Darüber hinaus „geht es“, aber viel aus den Daten holt man dann besser nicht mehr.
Das 80mm Objektiv ist schon ein echtes Schätzchen. Scharf, wenig Flares, schnell und sehr angenehmes Freistellen – ein klarer Drop ins Unscharfe und daher auch etwas Plastizität (ich, äh, meine 3d-Pop).
Gedanken oder Fazit zur H5D
Ich muss schon sagen… Ich mag sie. Ich mag den Mittelformatlook einfach sehr. Und das, obwohl es nur das „kleine“ Mittelformat ist. Mit 6×6 oder dergleichen würde ich noch viel lieber arbeiten, aber das liegt leider außerhalb meiner Möglichkeiten. Die H5D erschien mir als echtes Arbeitstier. Zugleich aber auch als Kamera, die ich gern mitnehme, auch wenn sie gewissermaßen gewichtsmäßig nicht wegzudiskutieren ist. Lohnt sich da ein Kauf? Ich finde, ja. Warum? Hmm. Die Auflösung bekomme ich so ziemlich auch im Kleinbild. Die Sensorgröße auch spiegellos. Die Leistung auch billiger und kleiner. Aber: Das Gerät ist einfach klasse. Auch wenn das Design vielleicht ein bisschen altbacken daher kommt.
Leave a reply