Unterwegs mit der Leica S007 – wenigstens einmal Bond.
Digitales Mittelformat, oder zumindest, was landläufig so genannt wird, fixt mich schon ne ganze Weile an. Insbesondere die Angebote, die Hasselblad da mit den 44x33mm Sensoren macht, gefallen mir gut – also nicht nur die X1D (II). Die Fujis lassen mich trotz der tollen Leistung, die sie zweifelsohne bieten, eher kalt, auch wenn ich seit 2012 sehr viel mit Fuji X arbeite. Pentax reizt mich irgendwie gar nicht (also das Mittelformat). PhaseOne und Leaf sind hinter einer gewissen finanziellen Schallmauer verborgen für mich… Tja.
Und dann gibt es da noch die Leica S Reihe (ja, es gibt noch mehr, aber irgendwie muss man den Bogen ja schlagen). Die Leica S3 kommt nun endlich auf den Markt und in Vorbereitung dessen habe ich mich dank der Unterstützung von FOTO-GÖRLITZ mal dem S-System widmen können. Bei ihm kann man übrigens frische Leica S3 bestellen! 🙂
Ich hatte jetzt für ein paar Wochen die Leica S007 in den Händen Darauf hatte ich mich schon eine Weile gefreut. Sie kam daher mit 4 Objektiven. 35mm, 70mm, 120mm und 180mm – Also von Weitwinkel bis hin zum echten/gemäßigten Tele war also eine große Bandbreite dabei – ausschließlich Festbrennweiten, auch wenn es Zooms für das System gibt.
Handling
Die Leica S Reihe zählt tatsächlich zum sogenannten „transportablen“ Mittelformat. Ok… Schau ich mir PhaseOne Boliden an oder die älteren analogen Angebote, ist eine Leica S schon kompakter, aber sie ist weder klein noch leicht. Als DSLR kommt sie schon recht groß daher. Aufgrund des sehr guten Designs zieht die Kamera zwar an der Schulter, der Griff ist aber beim Arbeiten für das Gewicht nahezu perfekt. Der Body balanciert mit allen oben genannten Objektiven richtig gut.
Der Sucher der Leica S007 ist wunderbar groß. Man kann die Mattscheiben sogar austauschen, was ich allerdings nicht gemacht habe, so dass ich einfach mit der Standardscheibe unterwegs war, die das bewährte Fokuskreuz in der Mitte anbietet. Auch manuelles Fokussieren war für DSLR-Verhältnisse recht einfach, was sicher am klaren Sucher liegt. Und ich muss sagen, dass ich öfter manuell fokussiert habe als gedacht – dazu später mehr.
Als DSLR ist die Leica S007 wirklich super durchdacht. Sie brachte uns das reduzierte Design, bei dem nur noch der EIN/AUS Schalter beschriftet ist, und welches bei der Leica SL überkommen ist. Alle anderen Tasten (und viele sind das nicht) kann man sich recht frei mit Funktionen belegen, so dass jede S007 eine individuelle Kamera wird. Dieses Konzept hat Leica ja später bei der S Light (also Leica SL) weiter verwendet und perfektioniert. Wenn man sich die Tasten erstmal belegt hat, ist das Handling sehr schnell gelernt und intuitiv. Manchmal ging mir der Wechsel ins Menü zu langsam, aber so oft braucht man das auch nicht. Ich habe mir bspw eine Taste mit den „user“ Einstellungen belegt und konnte so sehr schnell zwischen meinen drei typischen Modi wechseln. Das hat mir viel Menüarbeit erspart.
Die Materialien möchte ich wirklich positiv herausstellen. Alles fühlt sich sehr wertig und nach „Arbeitsgerät“ an. Im besten Sinne ist das gemeint. Man hat hier ein leistungsfähiges Werkzeug in der Hand. Und spätestens, wenn man den großen Spiegel gut gedämpft schlagen hört, ist man sich der Sache sicher. Das ist alles toll und positiv, gleichzeitig vermittelt diese Kamera aber auch das Gefühl, dass man sie jetzt nicht in die Freizeit übernimmt.
Performance der Leica S007
Die Abbildungsleistung der Leica S007 ist super. Ich muss sagen, dass mich an der Stelle das 120mm Summarit am meisten überzeugt hat, ohne dass die anderen in technischen Werten hinterher hinken würden. Es ist in etwa so, wie ich es bei den Objektiven zur Leica SL schon bemerkt habe: Die Objektive sind groß und schwer, zum einen, weil sie einen großen Bildkreis ausleuchten, und zum anderen, weil sie sehr gut optisch korrigiert sind. Dieser „Charakter“, den man manchmal bei Offenblende bei anderen Objektiven hat, tritt schon zutage, allerdings längst nicht in dem Maße, wie anderswo. Von vorn bis hinten konsistent. Genau, was man sich wünscht, wenn man neben Kunst eben auch perfektes Handwerk abliefern will.
Scharf sind die Objektive alle, super Übergang ins Bokeh ist auch da. Genau, wie man sich das vorstellt. Man hat auch mit f2.5 genügend Licht, finde ich. Aufgrund der längeren Brennweite bei gleichem Bildwinkel im Verhältnis zum Kleinbildformat blende ich ohnehin etwas mehr ab für die gleiche Schärfentiefe. Außer natürlich man nutzt die höhere Freistellung ggü dem Kleinbildformat. Auch wenn das noch kein 645 Mittelformat ist, sieht man ein bisschen Unterschied zum Kleinbild schon. Es ist etwas mehr plastische Tiefe in den Bildern, meine ich.
Der Sensor der S007 kann noch ganz gut mithalten finde ich. Es ist ja kein CCD mehr, sondern „bereits“ ein CMOS Sensor. Das heißt, dass man auch etwas mehr ISO nutzen kann. Ich würde die Leistung, insbesondere wenn man es „isolos“ angeht, vergleichbar mit Kleinbild von 2015 einschätzen. Das ist keine schlechte Performance, wie ich finde – einfach gleich „richtig“ belichten…
Allerdings ist der „Vorteil der höheren Auflösung bei Mittelformat“ kaum noch spürbar. Die 37Mp der Leica S007 sind von einigen Kameras längst überholt. Macht aber nix, denn da kommen ja noch andere Faktoren ins Spiel- pixel pitch beispielsweise. Der Abstand zwischen den Pixeln ist auch etwas, dass zu einem gewissen Look führt und auch eine Belastbarkeit der Rohdaten mit sich bringt. Als Beispiel mag ich die Nikon Df. Mit ihren 16Mp auf Kleinbildformat ist sie kein Auflösungswunder. Jedoch sind die Rohdaten sehr dehnbar, der Sensor bekommt einfach viel Licht pro Pixel – die Fläche macht’s. Der gesamte Look ist nicht so extrem scharf wie die 47Mp einer Nikon Z7 beispielsweise, aber dennoch sehr gefällig. Sanft. Fast so wie Mittelformat… Ups. Die Leica S007 hat eben keine 50Mp oder 100Mp auf der Sensorfläche. Das macht die Bilder sehr harmonisch, wie ich finde. Eine echt tolle Balance aus Auflösung und Leistung in Sachen ISO und dergleichen.
Das 35mm f2.5
Als Weitwinkel, das bei Kleinbildformat ein 28mm ergeben würde ist es sauber korrigiert, wie ich finde. Verzeichnung sehe ich kaum, in der Tiefenwirkung ist es eben ein 35mm, das mehr aufnimmt als gewohnt. Das macht schon Spaß, wenn man damit freistellen bzw etwas mit dem Bokeh spielen will. Das 35mm dürfte in meinem Set nicht fehlen. Es ist recht groß, aber das fällt an der S007 nicht auf. 😉
Das 70mm f2.5
DAS Standardobjektiv für die Leica S, wie ich finde. Ein prima Normalobjektiv, das hinlänglich schnell zu fokussieren ist. 70mm mit f2.5 sind offenblendig schon spannend fürs Freistellen – insbesondere mit dem gegenüber Kleinbild veränderten Bildwinkel. Es bietet eine perfekte Balance an der S007 – ein Top Performer. Cremig im Bokeh, scharf auf den Punkt. Bei Offenblende ist mit etwas angenehmer Vignettierung zu rechnen.
Das 120mm f2.5
Aus dem vorhandenen Set mein Favorit. Dank Makro-Funktion auch für gute Close-Ups nutzbar. Ich habe es allerdings tatsächlich am meisten bei meinem aktuellen Architekturprojekt eingesetzt. Was sonst rund 85mm bei Kleinbild entspricht, kommt bei gleichem Bildwinkel mit 120mm wirklich nochmal anders rüber. Bauwerke stehen nochmal ganz anders da. Das gefällt mir richtig gut.
Das 180mm f3.5
Ein perfektes Arbeitstier. Ich bin nicht so der „Teletyp“ (nicht verwechseln mit Teletubby! Vorsicht!!) normalerweise. Aber dieses Objektiv macht schon richtig Laune. Wer gern Portraits mit Freistellung macht, ist hier sehr gut aufgehoben. Bei Offenblende hat es auch etwas Vignettierung, aber das addiert sich eher positiv ins Bild.
Der Autofokus
Eine Sache muss ich gesondert ansprechen – das Thema Fokussieren mit der S007. Tatsächlich ist der Autofokus etwas gewöhnungsbedürftig. Nicht schlecht, aber klar eingeschränkt. Die Leica S verfügt leider nur über ein einzelnes zentrales Fokusfeld in der Mitte des „Zielkreuzes“. Also immer focus-recompose. Das ist für M-Leicaianer ja gewohntes Spiel ?, aber nervt bei Mittelformat dann doch manchmal. Wenn man mit dem 120er unter drei Meter verschwenken muss, ist das Gewünschte nun wirklich nicht mehr scharf. Also habe ich oft manuell quasi neben dem Zielkreuz fokussiert. Das wiederum geht, wie oben erwähnt, mit dem großen Sucher richtig gut. Mit einem EVF wäre es noch einmal besser – aber hier haben wir eben eine DSLR.
Allerdings gibt es auch hier ein Aber: Ein Override des Autofokus ist jederzeit möglich. Dann hat man es scharf gestellt und die Kamera fokussiert beim Auslösen erneut. Hrmpf! Also wirklich im Zweifelsfall unbedingt auf MF umstellen. Ich habe mir die Fokusmodi direkt auf eine Taste gelegt, weil mir das etwas missfiel.
Wenn die Kamera dann fokussiert, tut sie das sehr genau. Das hört man auch schön und manchmal muss man der Kamera auch etwas Zeit lassen, wenn sie sich an den richtigen Punkt herantastet, insbesondere im Liveview. Und dann BÄM! sitzt der Fokus auch perfekt. Also wann immer es möglich ist, nehmt euch ruhig ne S007 als Werkzeug! Bei Stativarbeit ist sie schon richtig genial.
Fazit zur Leica S007
Nicht einfach zusammen zu fassen. Die ersten Tage lang musste ich mich an die Kamera wirklich gewöhnen. Weniger ans Handling, vielmehr an das, was sie liefert. Die Rohdaten musste ich kennenlernen um sie gut bearbeiten zu können. Insbesondere das Schärfen war langsam zu ertasten.
Genial wird es allerdings, wenn man sie kennt und dann als Werkzeug der Wahl nutzt. Tatsächlich vermittelt diese Kamera einfach das Gefühl, dass du dich auf sie verlassen kannst. Sie liefert richtig gut ab. Richtig Spaß machen die Langzeitbelichtungen. Da sind auch lange Zeiten von der Kamera errechnet drin. Bspw 126 Sekunden. Das hatte ich bei meinen ersten Gehversuchen mit einer Leica SL schon bemerkt. Das ist etwas, das ich sehr mag. Auch wenn man die Rauschreduzierung (die dann ebenso lange dauert) leider nicht deaktivieren kann. Dafür hat man dann aber schöne klare Nachtaufnahmen oder dergleichen. Leica liefert auch eigens einen Stöpsel für das Okular mit, damit kein Streulicht von oben auf den Sensor fällt bei Stativarbeit. So kann das sein. Bei meiner Nikon F3 HP gab es da noch ein Hebelchen für einen Verschluss. Hier eben einen Stöpsel, hihi.
Ich mag sie die Leica S007 – als Werkzeug, als Kamera, die abliefert, die man zu Jobs benutzt. Als Spaß-/Kunstgerät nehme ich einfach meine Monochrom.
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