Wir fangen mal beim Weitwinkel an – ein erstes review zur Zeiss Milvus Reihe. Hier das Distagon 21mm f2.8.
Habe ich schon mal erwähnt, dass ich Zeiss Objektive mag? Nach dem letzten review, das zur Otus-Reihe entstand, hatte ich mal angefragt, ob es möglich sei, die Milvus-Reihe mal testen zu können. Freundlicherweise stellte Zeiss gleich mal 6 Objektive zur Verfügung: Keine leichte Aufgabe, diese dann in 3 Wochen zu testen; zumal im November manchmal „Grundfarbe Grau“ vorherrschte und der tägliche Broterwerb ja genau dann stattfindet, wenn es „hell“ ist. Ein paar Gelegenheiten zum Fotografieren fanden sich aber dennoch.
Haptik und Design
Die Milvus Objektive sind recht schwer. Wer mit Zeiss vertraut ist wird das kaum als Überraschung empfinden. Sie sind solide gebaut (zumindest vermitteln sie diesen Eindruck) und weisen anders als die bewährten ZF.2 und ZE Baureihen jetzt auch das modernere Design auf, das wir schon von der Otus-Reihe oder den Touit Objektiven kennen. Hier findet man jetzt also dunkle Metallgehäuse, die mit einem Gummiring zum Fokussieren ausgestattet sind und einem Plastikblendenring… ganz Otus, könnte man meinen. Doch da ist schon wieder etwas anders: Bei den Otus dreht man den Gummring und fokussiert. Bei den Milvus dreht man am Gummring und der ganze äußere Objektivkörper dreht sich mit – so wie wir es von den ZF.2 und ZE kennen. Spätestens jetzt wird klar, dass es sich hier also tatsächlich um die Z.F2/ZE Objektive in neuem Kleidchen handelt (bis auf wenige Ausnahmen…). Äußerlich also in Richtung Otus, innerlich bewährte Technik. Allerdings hat Zeiss den Objektiven eine neue Beschichtung spendiert und dieses aktuelle T*-coating ist echt „eine Wucht“ – es wird schon schwer, Flares zu provozieren. Ganz oben stehendes Bild war da schon eine echte Ausnahme, mehr habe ich aus dem 21er erstmal nicht rauskitzeln können.
Der haptische und funktionelle Unterschied zu den Otus ist gut, finde ich. Bei den Otus habe ich Bedenken, dass durch den drehbaren Gummring Schmutz in den Zwischenräumen gesammelt werden könnte. Das Gummi ist da griffig und die Spaltmaße groß genug um Staub, Sand und dergleichen einzusammeln. Bei den Milvus dürfte das Problem nicht auftreten bzw keine Auswirkungen haben, da sich hier alles gemeinsam dreht.
Das äußere Design ist leider nicht durch die gesamte Linie hindurch stimmig. Auf manchen Objektiven steht noch groß eingeprägt „Zeiss“ drauf, auf anderen wieder nicht. Ich würde dafür plädieren, diese Aufschrift wegzulassen – das Desgin wird noch schlichter und strahlt noch mehr den modernen Werkzeugcharakter aus.
Immerhin sind die Gegenlichtblenden deutlich beschriftet, so dass man immer gleich das richtige Objektiv aus der Tasche holt. 😉
Aber: Wir schauen ja eigentlich mehr durch! das Objektiv und nicht drauf…
Optik
Von der optischen Leistung her ist das 21er beeindruckend gut. Die Schärfe lässt sich auch bei Offenblende schon sehr genau setzen (abgeblendet ist es ein Traum), Flares treten fast nicht auf und rectilinear korrigiert ist es auch. Man muss freilich aufpassen, dass man die Kamera genau ausrichtet, sonst kann es bei solch einem starken Weitwinkel schnell zu stürzenden Linien etc kommen. Das ist hier allerdings ein Problem, an dem der Fotograf schuld ist – das Objektiv ist einfach sehr gut korrigiert. Sauberes Arbeiten bleibt Pflicht!
Wer also gern mal Architektur ohne T/S-Objektiv angehen möchte und etwas mehr Weitwinkel sucht, bekommt hier eine klare Empfehlung. Dem etwas älteren 21mm f2.8 Z.F2 ist das Milvus etwas überlegen – speziell, was die Flares angeht und die Schärfe im Nahbereich (letzteres ist sehr subjektiv, da ich sie nicht direkt verglichen habe). Große Fensterflächen mit starken Reflexionen verlieren da etwas an Problemhaftigkeit. 🙂
Eins möchte ich als post scriptum noch hinterher schicken, teils mit einem Augenzwinkern, teils aber auch als Notizzettel ans Kreativteam bei Zeiss:
Ich bin von den Namen der Objektive bei Zeiss inzwischen etwas „herausgefordert“.
Touit – nach so einem Geräusch, was ein Vogel macht?
Otus – auch eine interessante Wortkonstruktion, die mich in verschiedene Richtungen assoziieren lässt, nur eine jedoch hat was mit Fotografie zu tun – die Eule…
Loxia – war das nicht der Typ im Sherwood Forest?
Batis – ein neues Kompaktmodell von Daewoo?
Milvus – Ich frage mich ob diese eine bestimmte Sängerin plötzlich einen männlichen Kollegen bekommen hat, und das andere, an das ich da denke, lege ich jetzt mal lieber nicht offen. 😉
Wo bitte ist die gute alte Zeit hin, in der das noch Z.F, ZE, ZA und ZM hieß und gut?!
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