Nee, diesmal schreibe ich kein review. Nur ein paar Gedanken zur Leica M8.2. Ein review wäre irgendwie nicht angebracht für eine fast 14 Jahre alte Digitalkamera, oder?
Aus unterschiedlichen Gründen wollte ich unbedingt mal eine M8 oder M8.2 ausprobieren und, falls es sich anbietet, auch darüber schreiben. In Leica-Dingen spreche ich da natürlich zuerst Alex bei FOTO-GÖRLITZ an. Er hatte eine vorrätig, die er mir für einen Test zur Verfügung stellen konnte. Das ist keine Selbstverständlichkeit, daher nochmal ganz herzlichen Dank dafür! Inzwischen ist die Kamera auch schon verkauft und ich habe sie daher wieder verschickt. Gut für den Käufer, traurig für mich. 😉
Warum eine Leica M8 ausprobieren?
Einer der Gründe für einen Test liegt in meiner Gewohnheit, eben nicht die neuesten Modelle von Digitalkameras zu nutzen. Warum auch?! Was gestern noch funktionierte, wird ja gern durch das neue Modell plötzlich entwertet. Ein Denkmodell, das ich nicht mitmachen möchte. Ich nutze bpsw immer noch gern eine Fuji X-T1 oder die Leica X Vario. Meine absolute Lieblingskamera, die Nikon Df, ist auch schon ein paar Jahre alt und gerade am Sterben. Das relative Alter der Kameras ändert nichts an den tollen Bildern, die man damit machen kann. Warum also nicht mal die erste digitale Messsucherkamera von Leica ausprobieren. Um die M9 wurde ja gleich ein unheimlicher Kult gemacht, vielleicht versuche ich es mit der auch mal, aber zunächst sollte es eine M8 sein.
Ein weiterer Grund liegt in den kleinen Merkwürdigkeiten der Leica M8. Es ist kein Kleinbildsensor verbaut. Macht nix. Aber APSH? An anderen Stellen findet man ja APSC, eigentlich fast überall sogar. Hier kommen andere Maße zum Einsatz, was nicht den „üblichen“ Cropfaktor von 1,5 ergibt, sondern jenen bei der M8 bei 1,33 liegen lässt. Finde ich persönlich ja ganz harmonisch und da ich 2012 mal eine M8 zum Vergleich mit der Fuji X-Pro 1 in der Hand hatte und mit gleicher Brennweite andere Bilder machte, musste also ein Test sein.
Die nächste interessante Merkwürdigkeit liegt in der relativ hohen Infrarotempfindlichkeit des Sensors der M8. Angeblich bekommt man bei manchen Lichtsituationen ganz schräge Farben in dunklen Bereichen und vor allem las ich in den Weiten des Interwebs von der tollen Schwarzweiß-Engine in der Kamera. All das galt es mal zu probieren.
Die M8 in der Hand
Es ist ein recht klassischer Leica M Body. Das Handling ist prima. Ein Thumbs-Up oder dergleichen wird es noch verbessern, denn wirklich griffig sind die älteren Leica Gehäuse nach Wegfall des Aufziehhebels ja nicht gewesen. Ich hatte noch eine Ledertasche, die eigentlich für meine Monochrom M246 gedacht ist. Die passte ausreichend gut um die M8. Dazu eine Schlaufe von einer kleinen Fujica Kompaktkamera. Retro Deluxe Hipsta Style. Oder sowas. Keine Ahnung, war jedenfalls praktisch so.
Ich kam mir vor, wie… Ja, irgendwie ein Fotograf aus den 1980ern, der aber trotzdem gucken kann, ob das Bild was geworden ist. Zumindest so ungefähr. Das Display ist ok, nicht mehr, nicht weniger. Die Verarbeitung ist so langsam, dass man am besten einfach gar nicht guckt. Ich hatte DNG und jpeg eingestellt. Also gleichzeitig Diapositiv- und Negativfilm eingelegt. Das war gut so, denn der jpg Output gefiel mir sehr gut. Sehr sehr gut. Die DNG Dateien geben etwas mehr Spielraum als die jpg in der Bearbeitung. Daher wollte ich sie auch behalten.
An der M8 gibt es kaum was zu beobachten. Links oben sitzt die Akkuanzeige, die hinlänglich genau ist. Verbleibende Bilder werden auch angezeigt. War etwas niedlich: Ich hatte eine 32Gb Speicherkarte (sie nimmt SD-Karten) eingelegt. So blieb die Zahl eigentlich immer bei 999 restliche Bilder… Damit habe ich wohl ne Menge Film gespart. Warum ich hier und da Film erwähne… Die Kamera fühlt sich dank ihrer Haptik und der Geräusche, die sie macht (Verschluss wird elektrisch aufgezogen, aber halt aufgezogen), einfach so an, wie eine Filmkamera. Die Einstellmöglichkeiten sind unglaublich angenehm wenige.
Gereizt?
Irgendwie habe ich mich in die M8 verguckt (das letzte Mal ging es mir mit meiner Monochrom so). Man muss gut auf die Belichtung achten, aber die interne Belichtungsmessung ist wirklich sehr gut. Am liebsten habe ich die Kamera mit dem 35mm f2 Summicron „8 elements“ eingesetzt. Das Exemplar hier ist von 1954 und bekommt mal ein eigenes review. Super Glas! Mit der M8 bekomme ich da einen „echten“ Normalbildwinkel, der auf Kleinbild etwa 45mm Brennweite entspricht. Das kommt ja mit der Bilddiagonalen super hin.
Technik mal beseite. Ich fühlte mich mit der M8 irgendwie zuhause. Schwer zu beschreiben. Sie kann weniger als meine anderen Kameras. Macht nix. Eher im Gegenteil. Ist einfach ne Gefühlssache. Und weil ich ja besonders gut darin bin, über meine Gefühle zu reden, muss ich hier insgesamt aufpassen, dass es nicht doch ein review wird.
Unser Freund Hamish McGill hat auf seinem Blog ebenfalls einen Artikel über die M8 geschrieben. Seinen Worten kann ich mich gut anschließen. Einen Punkt, den er aufwirft, möchte ich hier nochmal ganz gesondert ansprechen: Sollte man darüber sprechen, ob sich eine „alte“ Kamera heute noch „lohnt“? Ich finde, nein. Wer sich gegen das jeweils neueste Modell entscheidet, hat seine Gründe dafür. Für eine M8 beispielsweise entscheidet man sich aufgrund der Farben und wegen der Einfachheit, wegen des perfekt auf 35mm Objektive abgestimmten Sucherrahmens, der das Fotografieren sehr einfach werden lässt, wegen des Klack-Surr. Ja, das Klack-Surr. Herrlich! Sch… doch auf den silent shutter für Hochzeitsfotografen. 😉
Insgesamt war das ein schöner Ausflug mit der M8. Tatsächlich macht es den Reiz von digitalen Messsucherkameras verständlicher als eine M10 das tut. Gefühlt. Wer jetzt ein großes Leica-haben-wollen verspürt, guckt mal hier.
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Kann man ein Werkzeug als schön bezeichnen? Definitiv !
Ich finde die Leica M8.2 nicht nur optisch relevant, sondern auch technisch als Meisterleistung anzuerkennen. Als erste digitale M mit dem dem CCD Sensor für mich noch heute ein tolles Werkzeug. Würde damit sogar photojournalistisch tätig sein.
Die M8.2 ist für mich die „beste“ Digitalkamera von Leica, sowie die Fuji X100 Original . Ganz eigene, schöne und organische Farben, ohne diesen Pop den die neuen so bringen.
Top
Mir gefällt der jpg-Output auch sehr gut. Irgendwie ist es für mich eine Art Hybridkamera im Handling. Fehlt nur noch der Aufzughebel… 😀
Für mich ist die M8.2 DIE Kamera geworden…ich lasse die M9P eher stehen und greife zur M8 und alle Nikon DSLR haben auch Pause
Das kann ich seeeeehr gut verstehen! Als nächstes werde ich mich der M9 widmen, mal sehen, was das so hervor bringt. Die M8.2 hat aber echt was gemacht mit mir.
Kann ich mich anschließen- leider fand ich die jpg Qualität äußerst enttäuschend- wie von einem älteren Handy – zum Glück hatte ich mal RAW ausprobiert : und da kam auf einmal das Kodachrome, dass ich früher immer unter meiner Lupe sah!
Kleiner Tipp: RAW ohne jpg gleichzeitig zu fotografieren belastet weniger den Buffer.
Damit bekommt man flüssigere Reihen ohne Wartezeit!
🙂 Wenn mal wieder Geld da sein sollte, dann winkt eine M8.2 mir echt entgegen.