Eine Leica Monochrom ist nun mein Eigen. Das verwundert mich immer noch ein wenig, denn Leica M war eigentlich nicht das, wo ich hin wollte… Ein review ist das hier nicht, vielmehr ein paar Gedanken zum Thema Leica M. Tatsächlich gibt es zu dieser Kamera ein review aus Qimagos Händen anderswo – hier kann man es lesen.
Das Thema „Fotografie mit einer Leica M“ ist zwiespältig. Die Einen würden sich freuen, irgendwann in ihrem fotografischen Leben mal bei einer M zu landen oder besitzen bereits eine. Die Anderen schütteln den Kopf und fragen sich, wie man „so viel Geld für eine Kamera“ ausgeben kann. Dazu kommen womöglich jeweils noch technische Diskussionen um Aktualität der Teile etc. Die Marke Leica polarisiert da schnell, um es mal nett auszudücken.
Ich selbst gehöre nicht zu den Kopfschüttlern, habe es mir allerdings auch nicht unbedingt gewünscht, mal eine Leica M zu besitzen. Ich kann die Faszination insgesamt nachvollziehen, Leica macht da ganz starkes Marketing, finde ich. Einerseits bügeln sie das „quasi Nichtteilnehmen“ am technischen Wettrüsten gut aus durch „Reduktion aufs Wesentliche“. Andererseits muss ja gut sein, was so teuer ist, richtig? Wenn ich viel hergeben muss um etwas zu bekommen, ist es „viel wert“. Das machen andere Firmen auch so mit „limited editions“, die etwas teurer und angeblich limitiert sind… Hier ist die gesamte Marke hochpreisig und wer ein Image erschaffen will, der definiert für seine Produkte auch den passenden Preis. Dazu kommt dann der Verweis auf ein fotografisches Erbe bspw in Kooperation mit Magnum etc. Dass Eugene Smith zum Beispiel gern Minolta benutzt hat oder Robert Capa mit seiner geliebten Contax in der Hand starb, tut da keinen Abbruch. Das Image funktioniert.
Mehrdad wollte mir nicht glauben, als ich mal sagte: „Wenn überhaupt eine M, dann eine Monochrom.“ Ich hatte zu oft über Messsucher und die für viele daraus resultierende Bildkomposition gelästert. „Du und ne M? Nee.“ Konnte ich da hören.
Tja. Rund drei Jahre später, Anfang 2019 steh ich da und halte eine, nein, meine Monochrom in Händen. Hier möchte ich Foto-Görlitz danken, mir das ermöglicht zu haben, eine sehr gute Monochrom zu finden!
Warum gerade Monochrom? Einer der ersten Sätze, die ich mir anhören durfte, als ich sagte, dass ich solch eine Kamera kaufe, war: „Mit meiner M10 kann ich auch schwarzweiß fotografieren.“ Ja, ja, das stimmt. Aber eigentlich auch nicht. Mich fasziniert Licht. Was sollte da besser sein, als eine Kamera, die eigentlich nur Lichtwerte aufnehmen kann? Die anderen filtern ja erst noch durch Farbe hindurch. Hier kommt reine Helligkeit auf den Sensor. Finde ich gut und da man vermutlich von keiner anderen Firma eine Monochrom erwarten kann (ich hätte fast mal so eine Kodak DSLR gekauft, die erste digitale Monochrom „ever“), fing ich an, mich genauer damit zu beschäftigen.
Wenn ich überlege, was mich am meisten von einer Leica M abgehalten hatte, dann wohl eins: der Messsucher. Ich mag ja verschiebbare Fokuspunkte sehr. Focus-Recompose ist eine Technik, die ich schon oft praktiziert hatte, mir aber nicht immer passt. Da, wo die Schärfe auf den Punkt stimmen muss, kommt das nicht unbedingt infrage, von der Arbeit mit Stativen ganz zu schweigen. Dass man an einer M manuell fokussieren muss… Geschenkt. Ich fotografiere seit Jahren manuell und das zum Teil an (D)SLR-Kameras. Da ist man ja Kummer gewöhnt sozusagen. Allerdings empfinde ich das teils langsame Suchen des richtigen Fokus als positive Sache. Manuell fokussieren ist für mich Konzentration auf die Aufnahme. Aber: Der Messsucher-Patch liegt ja nunmal immer in der Mitte. Also doch wieder Focus-Recompose. Mit ein bisschen Übung hat man es schnell verstanden, wie man auch mal umschwenken kann.
Auf dem Stativ jedoch vermisse ich verschiebbare Fokuspunkte schon. Die Monochrom kann zwar auch im Live View beziehungsweise im aufsteckbaren EVF auch eine „Sucherlupe“ gewährleisten. Allerdings nur in der Mitte des Bildes. Das ist schade. Jetzt muss man sich allerdings die Frage stellen, was wohl der Haupteinsatzzweck einer Leica M Monochrom sein wird… Vermutlich nicht unbedingt die Stativarbeit mit Fokus unten-außen. Eher nimmt man sie in die Hand und fotografiert das Leben ringsum. Und da stören die Einschränkungen wiederum überhaupt nicht.
Tatsächlich bin ich von der Arbeit mit dem Messsucher so positiv überrascht gewesen, dass ich letztlich ja nun auch eine M246 gekauft habe. Verrückt? Nee. ?
Schwarz-Weiß-Fotografie finde ich faszinierend. Meine ersten Versuche mit Fotografie überhaupt waren auf Schwarz-Weiß-Film, denn Farbfilm war in der DDR zu teuer für ein Kind. In den letzten Jahren habe ich immer wieder ein reines Schwarz-Weiß-Medium genutzt: Film. Allerdings ist jeder Film für sich anders geartet und es kommt die teils ewige Warterei beim Entwickeln dazu. Manchmal ist das schön für den Überraschungseffekt. Aber manchmal möchte man seine Bilder auch gleich sehen. Also schnell die Kamera auf Schwarz-Weiß eingestellt… Läuft.
Ich nutze allerdings gern Rohdaten und bin dann immer wieder etwas irritiert, wenn ich mein monochromes Bild dann bearbeiten möchte und plötzlich alles wieder bunt ist. Tja, anders ist es natürlich bei der Monochrom. Da muss man sich immer bewusst sein, was man da eigentlich tut. Da gibt es keine bunten Rohdaten, die man später nochmal anders nutzen kann. Und genau das ist es, was mich reizt. Man nimmt einfach Licht und Dunkel auf.
So, nun habe ich mich also für eine Leica Monochrom entschieden und dafür, und so wird es vielen gehen, einiges an Ausrüstung verkauft. Das war ein guter Schritt für mich, mag ich doch Schwarz-Weiß-Fotografie sehr. An den Messsucher habe ich mich inzwischen auch gewöhnt… Tja. Vermutlich ist was dran, dass viele das Verwenden einer Leica M als „intuitiv“ beschreiben. Als Krone der Schöpfung fotografischen Equipments würde ich sie allerdings nicht bezeichnen. Die Reduktion aufs Wesentliche hat funktioniert, aber andere Mütter haben auch schöne Töchter… Insofern freu ich mich erstmal übers Werkzeug „Monochrom“.
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Nun ist Quimago komplett der Macht des roten Punktes Verfallen 😉
Hihi, könnte man meinen, ja. Allerdings: Es schwimmen viele Fische im Meer. 😀
Die schwarz-weiß Fotos digitaler Farbkameras sehen vielfach gruselig aus. Wenn man ihre Fotos mit dieser Leica M betrachtet, kommen Sie schon an die, der mit Schwarzweißfilm gemachten Fotos heran. Gut.
Vielen Dank! 🙂
Konvertieren aus Farbe heraus konnte einfach kein dauerhafter Zustand bleiben -die Monochrom drängte sich da quasi auf.
Ich denke QIMAGO ist nicht den roten Punkt verfallen. Selber benutze ich die Fuji xpro1, pro2 und M9, aber für sw habe ich mir nun eine M8 (Objektive sind 50mm summarit, zeiss 25mm und ELCAN 90mm) zugelegt. Grund für den kauf ist der Konstruktionsfehler des CCD-Sensors mit seinen sw-Filmcharakter, daher besser geeignet als die xpro2 mit sw-Filmsimulation. Wenn man die M8, diese Diva, beherrscht, kommt man sehr nahe an die alte monochrom (nicht m246) heran. Für Farbe kommt Fuji in Frage, allerdings sind die Aufnahmen vom Charakter eher steril und haben nicht den Charme der Leica- und Zeissobjektive. Alles subjektiv.
Ein sehr schöner Artikel, der mir aus der Seele spricht. Bin ebenfalls fasziniert von „echten“ s/w Aufnahmen. Mit welchen Objektiven wurden die Bilder gemacht?
Hauptsächlich mit Zeiss ZM Objektiven. 28mm Biogon und 50mm Sonnar und Planar. Insbesondere das 28mm ZM Biogon war für mich immer die perfekte Ergänzung zur M246.