Mit dem Stativ zu arbeiten ist eine große Hilfe. Es wird immer einfacher, das Bild langsam und genau zu komponieren und sich an eine gute Aufnahme heranzutasten. Natürlich sollte hier auf einen Stativkopf geachtet werden, der ruckfrei zu verstellen ist. Die Schrauben und Hebelchen sollten sich langsam und ohne viel Kraftaufwand bewegen lassen, so dass nichts aus Versehen verstellt wird. Kugelkopf oder Drei-Wege-Neiger… beides hat Vor- und Nachteile. Ich nehme zumeist Kugelköpfe im Alltag, bei Makro allerdings lieber einen Drei-Wege-Neiger (idealerweise mit Schiene).
Ein gutes Stativ hat natürlich weitere Eigenschaften, die mit der tagesaktuellen Nutzung zusammen passen müssen. Beim Bergwandern ist ein Stativ gefragt, dass einerseits vibrationsarm zu nutzen ist, andererseits aber auch transportfähig ist: Klein, leicht und dennoch sicher. Bei Architekturaufnahmen mit mittleren Belichtungszeiten ist Stabilität gefragt, Standfestigkeit und wieder Vibrationsarmut. Eine Vibration beim Auslösen ist bei 20sek und mehr Belichtungszeit nicht ganz so schlimm, bei 1/8 Sekunde hingegen fatal.
Ist erstmal das Stativ eingerichtet, wird die Belichtung festgelegt- ganz in Ruhe kann man abwägen, welche Tiefe die Schärfe haben muss und wie lange ich dafür belichten muss. Ist das geklärt, kann es ja fast losgehen. Fokuspunkt, Komposition und Belichtung stimmen nun und ich kann auslösen. Die Kamera sucht plötzlich im Halbdunkel der alten Kirche nach dem Fokus. Anderthalb Sekunden Geratter und letztlich hört man den Verschluss. Es belichtet volle dreißig Sekunden und danach, endlich, kann man sich das Ergebnis anschauen. Mist! Unscharf. Alles nochmal. Auslösen, rattern, warten. Muss ja nicht sein.
Ich setze lieber manuelle Objektive ein: Stativ, Belichtung, alles geklärt. Nun geht es ans Fokussieren und natürlich möchte ich die Schärfe in der Aufnahme genau da sehen, wo ich sie vorher visioniere. Also wird langsam und genau fokussiert. Manuelle Objektive lassen feinste Einstellungen zu, ich kann per Displaylupe bzw Vergrößerungsoption an der Kamera genau festlegen, wo der Fokus sitzen wird. Darauf kann ich mich beim Auslösen verlassen. Die Kamera wird nicht versuchen, irgendwo selbständig einen Fokuspunkt zu finden. Mit etwas Übung ist das Fokussieren auch in weniger Zeit geschafft, als der Autofokus bei schlechtem Licht bräuchte. Und dann ist die Aufnahme im Kasten. Mache ich eine Belichtungsreihe, muss natürlich nicht gleich neu fokussiert werden. Eine manuelle Optik verstellt sich (idealerweise) nicht von allein. Wirke ich nicht weiter auf das Objektiv ein, kann ich beliebig oft Auslösen, ohne mich auf einen Autofokus verlassen zu müssen. Da sehe ich einen Komfortvorteil beim manuellen Fokus.
Insgesamt denke ich, dass man in den Situationen, in denen man mit einem Stativ langsam und in Ruhe arbeitet, sich auch lieber die Zeit nehmen sollte, manuell zu fokussieren (für Nutzer, die partout nicht auf AF verzichten wollen, ist natürlich der „back-button-focus“ eine Alternative. Anbei ein paar Bilder, die mit dem ZEISS Milvus 100mm entstanden sind – man kann ruhig auch mal mit einem „Tele“ in die Innenräume gehen. 🙂
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