Da ich in einer kleinen Stadt lebe, bin ich es zwar gewöhnt, dass hier und da Aufkleber (Spuckis!!!) auf Laternen und andere (Voll-)Pfosten zu sehen sind, aber es hält sich im Vergleich zu Berlin beispielsweise arg in Grenzen. Umso mehr fällt es auf, wenn sich ein Spucki hier in der Bergrepublik Quedlinburg an einen Pfahl verirrt.
Ein Aufkleber, an dem ich schon mehrere Male vorbei gegangen bin, fiel mir zunächst auf, ich blieb aber nie so richtig stehen, um ihn zu lesen. Vielmehr liest man dann jedesmal ein bisschen. Und dann kamen eben deshalb die Assoziationen. Geprägt von einem Studium, das auch Kulturwissenschaften enthielt, komme ich oft nicht umhin im Thema Intertextualität zu denken bzw eine Art Palimpsest zu sehen. Eine Schrift hinter der Schrift sozusagen. Wenn man Filme anschaut, dann kann man beispielsweise auf die Filme achten, die in dem Kino laufen, an dem die Protagonisten des gerade betrachteten Filmes vorbei laufen. Führt der Held gerade die Dame des Films an einer Vorstellung von Excalibur vorbei, ist die Anspielung auf ein noch nicht entdecktes Königtum recht stark. Oder man bedenke Zitate aus der älteren Kunst, die in formalen Zügen wieder in der postmodernen Foto- und Filmindustrie auftauchen. Nun ja. Zurück zum Aufkleber. Natürlich ist das erste, was ich bei der Erstentdeckung dachte: „Chanel“. Ja, No.5 – die Schrift ist ähnlich. Das Format des Aufklebers erinnert zudem an die Flakons. Später einmal sah ich dann No.1 und dachte erst: „Nummer 1. Ok. Da will jemand aber ein klares Statement abgeben.“ dazu dann „cares“ – ich war nach wie vor in der Illusion der Chanel-Werbung gefangen und verstand es nicht. So prägend können Vorurteile sein! (Abschaffen!)
Später mal sah ich einen zweiten Aufkleber dieser Art an einem anderen Pfosten und da wurde es mir bewusst. Ich schmunzelte über mich selbst: Botschaften dauern in ihrer Dekodierung manchmal. 😉
„no one cares“
Also musste ich das mal fotografieren. „go harder!“ Oh Mann.
Iberit 50mm f2.4 an einer Fuji X-T1
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