Hong Kong heißt übersetzt duftender Hafen. Wie eine Großstadt wie Hong Kong heutzutage wohl duftet? Man sollte nicht allzu tolles erwarten 😉 Und trotzdem ist Hong Kong einer meiner liebsten Destinationen, zu der mich meine Firma schicken kann.
Warum? Diese Stadt ist so vielseitig, wie kaum eine andere Stadt. Sightseeing, Clubbing, Relaxen und Shopping – auch für uns Männer ein Technik- und Kamera-Paradies!!! Alles wird geboten, und das en Masse.
Mich persönlich verbindet allerdings weit mehr mit dieser Stadt. In Hong Kong haben für mich zwei lebensentscheidende Ereignisse stattgefunden. Es war die Stadt, die mich Feuer fangen ließ für meinen Job. Nach dem ersten Flug nach Delhi dachte ich nur Ach, nöööö! So toll ist das ja nicht mit dieser ganzen Fliegerei! Delhi hat mir wirklich zu schaffen gemacht. All diese Armut und der Schmutz auf den Strassen. Ein im Berliner Westend aufgewachsener Kerl wie ich kennt so etwas nicht. Ich weiß, viele finden Indien ganz toll. Auf dem Land glaube ich das ja vielleicht noch. Aber Städte wie Delhi? Mein Geschmack sind sie jedenfalls nicht.
Innerlich war ich schon fast wieder weg und machte mir Gedanken, was ich denn nun als nächstes machen soll, da erhielt ich einen Flug nach Hong Kong. Alleine der Moment, als ich die Zimmertür aufmachte, raubte mir für einen Moment den Atem.
Ich liebe den Moment noch heute, wenn ich die Hotelzimmertür öffne und sehe, dass ich ein Zimmer mit Aussicht erhalten habe. Egal, wie anstrengend der Flug war, egal, wie müde ich bin und meine Füße schmerzen, egal, wie oft ich diese Aussicht schon genießen durfte. Ich muss dann immer erst mal am Fenster stehen und einfach nur die Aussicht genießen.
Und als wäre diese Verbindung zwischen Hong Kong, meinem Job und mir nicht schon intensiv genug, habe ich in Hong Kong meine wundervolle Frau kennengelernt und ihr passenderweise dort auch einen Heiratsantrag gemacht. Für mich gibt es also genug Gründe, Hong Kong als sehr besondere Stadt zu empfinden.
Dieses mal holte ich mir von einem sehr lieben Bekannten, der dort seit ein paar Jahren gemeinsam mit seiner Frau und seinen zwei Kindern arbeitet und lebt, Tipps über neue zu besichtigende Orte. Ein dickes „Danke“ an Oliver an dieser Stelle!
Chi Lin Nunnery, Kowloon Walled City Park und Braemer Hill fischte ich mir als Ziele heraus, die es galt kennenzulernen.
Nachdem ich meine Route grob festgelegt hatte, kam jetzt natürlich die Frage: Welches Equipment nehme ich mit? Und im Grunde lief es ab wie jedesmal. Im Geiste nehme ich alles an Equipment mit, was ich meine, eventuell gebrauchen zu können. Ich packe meine Fototasche, bemerke, dass sie mir zu schwer ist, und dann geht das Aussortieren los. Dabei wechsle ich so oft meine Meinung, dass ich mir mittlerweile schon 1-2 Tage vorher anfange Gedanken über diese zu machen. Ein ewiges auf und ab.
Dieses mal hat sich die x100s mit den beiden Konvertern durchgesetzt. Hinzu noch ein Tischstativ, ein paar Filter, zwei zusätzliche Akkus und ein Kabelauslöser. Das war’s. Die x100(s) ist halt ein wirklich schöner Allrounder und dabei klein und leicht, selbst wenn die beiden Konverter noch dabei sind. Und da ich schon wusste, dass es sehr warm und schwül sein würde, wollte ich so leicht wie möglich unterwegs sein.
Recht früh galt es erst einmal das reichhaltige Frühstücksbuffet des Hotels zu genießen. Dann mit der Star Ferry direkt vor dem Hotel rüber nach Kowloon, um dort in die MTR bei Tsim Sha Tsui einzusteigen, die Rote Linie bis Mong Kok und von dort dann direkt in die Grüne Linie bis Diamond Hill. Von da in etwa 5 Minuten Fußweg zum Chi Lin Nunnery Park. An der Stelle mal ein Loblied auf die öffentlichen Verkehrsmittel in Hong Kong. Günstig, sauber, zuverlässig, und in einer sehr hohen Frequenz kommt man an fast jeden Punkt der großen Stadt ohne Probleme. Sei es nun per U-Bahn (MTR), Bus, Doppeldecker-Tram oder auch Taxi. Alles für wirklich kleines Geld nutzbar.
In Chin Lin Nunnery erwartete mich dann ein wirklich sehr schöner kleiner und ruhiger Park inmitten der sonst so hektischen und vollen Stadt. Es war ein sehr heißer und schwüler Tag. Die kleinen schattigen Plätze waren da eine wirkliche Wohltat, jeden Luftzug empfing ich mit größter Freude.
Nach einer ganzen Weile verließ ich dann den Park in Richtung Kowloon Walled City Park.
Kowloon Walled City, auch kurz Walled City (engl. für Ummauerte Stadt) oder Hak Nam (Stadt der Dunkelheit) genannt, war ein Stadtteil in Hongkong auf der Halbinsel Kowloon mit lange Zeit ungeklärtem rechtlichen Status. Im Jahr 1987 lebten auf einer Fläche von 0,026 km² 33.000 Menschen. Die Bevölkerungsdichte betrug 1,3 Millionen Einwohner je Quadratkilometer und war die höchste der Welt. Im Laufe der Zeit gelangten sowohl die britische als auch die chinesische Regierung zu der Einsicht, dass die Situation in dem Stadtteil, obwohl von niedriger Kriminalitätsrate berichtet wurde, immer unerträglicher wurde. Verglichen mit den anderen Stadtteilen Hongkongs war die Lebensqualität in der Walled City weit geringer, vor allem die sanitäre Lage war inakzeptabel. Deswegen wurde von einem Sonderausschuss in Hongkong ein Plan zur Neugestaltung des Stadtteils entworfen. 1987 wurde beschlossen, das Gebiet zu räumen, alle Gebäude abzureißen und stattdessen einen Park zu errichten. Hongkong zahlte Entschädigungen in Höhe von 2,7 Milliarden HK$(350 Millionen US$) an die Bewohner. Dennoch weigerten sich einige Bewohner, die Walled City zu verlassen. Sie wurden zwischen November 1991 und Juli 1992 zur Räumung gezwungen. Nach vier Monaten Planung begann der Abriss am 23. März 1993 und wurde im April 1994 abgeschlossen. Die Bauarbeiten zur Neugestaltung des Kowloon Walled City Parks begannen im Mai 1994, die Eröffnung folgte im Dezember 1995. Der Park enthält ein Museum zur Geschichte der Walled City einschließlich einiger historischer Artefakte und Gebäudeteile, die beim Abriss zu Tage kamen. (Quelle: Wikipedia)
Alles in allem ein netter kleiner Park, sehr liebevoll gestaltet. Ich muss jedoch gestehen, dass ich mir, so egoistisch das klingen mag, aus rein fotografischer Sicht die Walled City wieder hergewünscht hätte. Das fotografisch abzuarbeiten, wäre garantiert sehr spannend gewesen.
Mittlerweile war ich schon länger unterwegs und die Müdigkeit schlug durch, also machte ich mich auf den Weg zurück zum Hotel, da ich zum Sonnenuntergang auf dem Aussichtspunkt am Braemer Hill auf Hong Kong Island sein wollte. Allerdings musste ich mir noch den Weg im Internet genauer anschauen musste, da dieser nicht einfach zu finden ist….“nicht einfach“ ist da jedoch leicht untertrieben,wie ich später feststellen sollte. Dieser Aussichtspunkt ist längst nicht so bekannt und beliebt wie der Peak, allerdings hat er für Fotografen mitunter mehr zu bieten wie ich finde, vor allem zum Sonnenuntergang. Man blickt halt vom Osten der Insel nach Westen, hat sowohl den Blick auf Hong Kong Island als auch auf Kowloon. Vom Peak aus ist die Sicht natürlich auch beeindruckend jedoch ist der Sonnenuntergang halt vom Braemer Hill interessanter.
Aber es hilft alles nichts, wenn man sich zu spät aufmacht, um die Stelle zu erreichen. Es war recht viel Verkehr und die Beschreibung habe ich aufgrund der ohnehin schon knappen Zeit kaum richtig betrachtet/gelesen. Es fing damit an, dass ich 2 oder 3 Stationen zu früh aus dem Bus ausgestiegen bin, dann erst mal völlig verloren in einem Wohngebiet umher geirrt bin. Zum Glück kam mir dann irgendwann ein junger Mann entgegen. Ich fragte ihn nach dem Aussichtspunkt und wieder war das Glück auf meiner Seite. Nicht nur, dass er wohl wusste, von welcher Stelle ich sprach, er sagte auch noch, er würde mich hinführen. Er wohnt in der Gegend und machte gerade einen Spaziergang, es passte ihm also recht gut, da er schon lange nicht mehr da war.
Die Schwüle und der Aufstieg machten mir echt zu schaffen. Wir unterhielten uns über alles mögliche, jedoch half mir dies nicht sonderlich, den beschwerlichen Weg zu gehen. Also hielt ich irgendwann die Klappe, er merkte das wohl und übernahm die Unterhaltung. Ich glaube, ich wirkte, als würde ich gleich einen Herzkasper bekommen, denn er wurde langsamer und sagte, wir können auch von wo anders eine schöne Aussicht genießen, der Weg wäre nicht so anstrengend. In meinem Zustand hätte ich beinah zu allem „okay“ gesagt. Hauptsache mehr Sauerstoff!!!
In der Tat war die Aussicht ganz gut.
Wir waren schon drauf und dran uns zu verabschieden, als ich zwei Fotografen auf einem Felsen entdeckte. Da war es! Die Stelle, wo ich eigentlich vorhatte hinzugehen. Etwa 1 km Luftlinie entfernt, aber mit einer deutlich besseren Sicht auf Hong Kong Island und Kowloon. Irgendwie vergesse ich in solchen Momenten dann immer jede Anstrengung. Mein Kreislauf hatte sich gerade wieder etwas erholt, und schon bekam ich wieder Aufwind. Ein kleiner Aufruf der Begeisterung meinerseits zeigte ihm wohl, wie scharf ich war dahin zu kommen. Matthew hatte echt eine Engelsgeduld! „If you like I can show you the way!? It’s just a little bit of more hiking“ fügte er hinzu. Es war mir ja schon peinlich, als so eine Lusche dazustehen. Ich nahm begeistert an und 5 Minuten später bereute ich es wieder 🙁
Zum Glück wurde der Weg schnell wieder flacher, jedoch war jetzt klar, das ich den Sonnenuntergang verpasst hatte. Der Weg war recht schmal und streckenweise ging es steil bergab, und dunkler wurde es auch. Ich konnte irgendwann nicht mehr den Weg und die Aussicht genießen, die sich mir zwischen den dicht bewachsenen Bäumen immer wieder mal bot. ‚Wir müssen den ganzen Weg nachher wieder zurück‘ dachte ich nur. Irgendwann machten wir dann kehrt und auch Matthew war darüber wohl recht froh. Er brachte mich noch zu der Busstation, bei der ich eigentlich hätte aussteigen sollen, um mir so zumindest den ersten Aufstieg zu sparen, und zwei Fremde verabschiedeten sich doch recht herzlich von einander.
Im klimatisierten Bus ging es zurück nach Wan Chai ins Hotel. Im Gepäck zwar kein Foto vom gewünschten Aussichtspunkt aus, aber eine nette Begegnung mit einem echten Hong Kongnesen. Ein Foto habe ich zwar, aber das wollte er nicht veröffentlicht wissen.
Merke: Nächstes mal in Hong Kong->Braemer Hill = früher losgehen!
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Schöner und informativer Bericht, danke für’s Teilen.
Harald
Danke für die lieben Worte!
Freut mich das Dir mein Bericht zusagt!
Einen sehr schönnen Report – danke! 🙂
Freut mich das er Dir zusagt La Vida Leica
Und für diese schönen Bilder und die Geschichten schaue ich immer wieder vorbei !!!
Und das finde ich ganz toll 🙂