Neulich kam eine Mail von Billingham: Ob ich Lust hätte, die neue Billingham Mini Eventer zu testen. Sie würde sich in der Größe zwischen der Hadley Pro2020 und Small Pro einordnen. Ich habe nicht eine Sekunde überlegt und natürlich sofort zugesagt. Der eine Grund war der Umstand, dass ich Billingham Taschen liebe. Der andere Grund war, dass diese Größe für mich und mein Equipment sehr interessant ist. Die Hadley Pro (2020) ist mir manchmal (!) zu groß und die Small (Pro) wiederum zu klein.
Geplant war, dass die Tasche vor der Markteinführung bei mir landet. Dank Brexit und dem deutschen Zoll kam sie jedoch fast einen Monat nach der Markteinführung bei mir an.
Das war ein bisschen grausam für mich. Andererseits soll die Billingham Mini Eventer idealerweise dann dafür für immer bei mir bleiben. So gesehen war das eher mehr Vorfreude.
Ich besitze sowohl die Hadley Small als auch die Hadley Pro 2020, daher will ich mir die Mini Eventer im Vergleich zu diesen beiden Taschen genauer anschauen und so vielleicht dem/der ein oder anderen eine mögliche Kaufentscheidung erleichtern.
Bevor ich jedoch weitermache, möchte ich gerne für etwas Transparenz sorgen:
Billingham hat mir die Billingham Mini Eventer für meine Tests zur Verfügung gestellt. Ich bekomme weder Geld für dieses Review, noch wurde mir gesagt, was ich sagen darf und was nicht. Ich will aber, für jene die neu auf unserem Blog sind, auch ganz deutlich sagen: Ich bin ein großer Fan der Taschen aus dem Haus Billingham! Und das aus sehr gutem Grund. Ich versuche in meinen Berichten zu diesen Taschen dennoch so neutral, wie es mir möglich ist, hinzusehen und sowohl die positiven als auch die negativen Punkte ansprechen.
So! Wissta Becheid!
Der Billingham Mini Eventer
Wie der Name vermuten lässt, gibt es einen großen Bruder des Mini Eventer, nämlich die Billingham Eventer. Ich hatte letztgenannte Tasche noch nicht in den Händen, auch wenn sie schon lange auf meiner Liste steht, um diese einmal auch hier auf dem Blog zu besprechen. Rein vom Äußeren ist es jedoch sehr offensichtlich, dass die Mini Eventer viel DNA der Eventer hat. Bei genauerem Hinsehen erkennt man ein paar Neuerungen aus der Hadley Pro Reihe in der Mini Eventer.
Betrachtet man die Tasche von außen, fallen ein paar Dinge sofort auf.
- Der Boden der Tasche ist komplett mit Leder versehen. Dies ist auch bei dem großen Bruder so. Der erste Gedanke, der mir beim Betrachten kam: ‚Wow! Sieht sehr schick aus.‘ Der zweite Gedanke: ‚Ich sollte die Tasche vielleicht nicht unbedingt in Pfützen oder ähnlich feuchte Stellen stellen.‘ Gefolgt von dem Gedanken: ‚Wie sieht das dann überhaupt mit der Wasserdichtigkeit aus?‘ Dazu gleich mehr.
- Der Schultergurt ist nicht abnehmbar (für mich etwas schade, andere sind da sehr happy drüber). Er ist ferner breiter als der der Hadleys (Pro Small, Pro202). Er hat aber die gleiche Breite wie der der Hadley One und der 7er oder 5er Reihe. Diese haben ja größeres Fassungsvolumen und sind somit auch für höhere Lasten ausgelegt. Die Billingham Mini Eventer sollte sich also deutlich angenehmer auch bei größeren Lasten tragen. Nicht dass die Hadley Pro oder Small sich nicht angenehm tragen lassen würden, nur sollte die Mini Eventer sich noch besser tragen lassen. Sehr positiv hervorzuheben ist, dass das Schulterpad im Lieferumfang dabei ist.
- Obwohl der Gurt gleich lang wie der der Hadley Pro 2020 ist ( ohne Lederanteile gemessen), hängt die Hadley Pro 2020, aufgrund der Konstruktion, tiefer und bietet großen Menschen so etwas mehr Puffer bei der Länge als die Mini Eventer. Ich mit meinen 186cm und seeehr schweren Knochen 😉 finde es quer über die Brust getragen noch ganz okay. Meine Knochen sollten aber nicht noch schwerer werden. 😬
- Die Tasche hat die Trolleyhalterung spendiert bekommen. Für mich ein sehr wichtiger Punkt. Auch das Dokumentenfach hinten ist abgedichtet und somit unempfindlicher bei Wasser und anderen Witterungseinflüssen.
- Die Lederverschlüsse, um die Tasche zu öffnen, sind im Vergleich zu der Pro 2020 oder der Small (nicht aber der Small Pro) kleiner/schmaler geworden. Scheint so, als wären es die Lederriemen der Hadley Small Pro. Ich finde, das sieht zwar edel aus, aber leider kann ich so die Riemen z.B. meiner Hadley Pro 2020 oder Hadley One nicht mehr damit tauschen. Nicht dass mir je einer kaputt gegangen wäre, aber es könnte ja passieren, auch wenn die Materialqualität von Billingham auf extrem hohen Standard ist. Natürlich kann man diese aber im Notfall auch bei Billingham erwerben.
Wenn man sich das Innere der Tasche anschaut, fallen einem als hauptsächlicher Hadley (Pro2020 und One) Nutzer auch gleich einige Dinge auf, die anders sind.
- Das Hauptfach ist mittels eines Reißverschlusses zu öffnen und zu schließen. Anders als bei den Hadleys ist von oben kein Polsterdeckel unter der Hauptlasche der Tasche. Hier hat Billingham auf das gleiche System wie bei der 7er oder 5er Reihe zurückgegriffen. Die Polsterung innen steht seitlich und vorne und hinten etwas nach oben ab. Schließt man die Tasche, knicken diese Laschen dann ein und schützen das Equipment innen von oben. Sehr einfaches und cleveres System. Bei der Billingham Mini Eventer muss man aber aufpassen, dass man im Inneren nicht zu hoch stapelt, da sonst die Laschen aufgrund ihre Größe das Equipment oben nicht abdecken können. Ein kleines M Glas und dadrüber meine M um 90° gedreht senkrecht stehend ist hier schon ausreichend, um diesen Schutz von oben nicht mehr zu 100% zu haben.
- Die Fronttaschen haben hier den Druckknopf zum Verschließen von der Hadley Reihe bekommen, bieten aber leider keine Möglichkeit, diese mittels eines weiteren Druckknopfes zu erweitern. Das vermisse ich auch bei der Hadley One. Gerade die Fronttaschen bieten sehr viel Stauplatz für das ganze Kleinzeugs. Bei der der Mini Eventer ist der untere Teil auch vom Leder eingefasst und dadurch etwas weniger flexibel im unteren Bereich der Fronttaschen. Das könnte im Laufe der Zeit etwas „besser“ werden. Die Fronttaschen bei den Hadleys machen einen ganz schönen Teil des Fassungsvolumens aus, sie sind bei der Eventer Mini also schon etwas kleiner ,und spätestens hier wird mir langsam klar, warum Billingham die Tasche zwischen der Pro und Small einordnet.
- Das kleine gepolsterte Tabletfach ist, auch wenn ich kein Tablet Nutzer bin, sehr schön und bietet laut Billingham zwar „nur“ einem 11 Zoll Tablet Platz, aber ich habe da auch das 12,9 Zoll iPad Pro meiner Frau reinbekommen – zugegebenerweise eher reingequetscht. Auf Dauer ist das natürlich keine gute Idee und würde das Material allzu sehr strapazieren. Aber hier und da mal ist das schon möglich.
Arbeitstier oder Modeaccessoire?
Zum Glück ist die Welt nicht schwarzweiß. Ich würde daher sagen, dass die Billingham Mini Eventer eine Mischung ist. Ja, „Modeaccessoire“ ist vielleicht etwas übertrieben, denn natürlich ist sie das nicht nur. Aber man kann nicht leugnen, dass die Eventer-Reihe schon sehr schick daher kommt. Billinghams haben eh einen besonderen Stil, und ich kann schon verstehen, wenn manche hier die Queen heranziehen, um den modischen Stil zu beschreiben. Ich würde das aber eher mit den Attributen eines Kingsmen (da passt für mich sogar die Musik hervorragend 😉 ) beschreiben wollen. 😎
Das „Eventer“ im Namen ist auch nicht zufällig gewählt, würde ich meinen. Sie macht halt nach außen schon was her und passt gut bei Events, wo man eben vielleicht einen gewissen Dresscode verfolgt.
Der Lederboden der Tasche ist für diesen besonderen Look maßgeblich verantwortlich. Während ich bei meinen anderen Billinghams, sei es nun die Hadley, die 5er oder 7er Reihe, aber keinerlei Bedenken habe, diese in z.B. eine Pfütze zu stellen, würde ich das mit der Mini Eventer nicht machen. Nicht etwa, weil ich Sorge hätte, dass mein Equipment so nass werden würde. Bei der Eventer-Reihe ist das noch viel mehr als ohnehin schon ausgeschlossen, da Billingham das Leder über den „normalen“ 3-Lagen Stoff näht.
Leder und Wasser sind einfach keine so guten Freunde, und Wasser hinterlässt immer einen bleibenden (hässlichen) Eindruck auf Leder. Es sind also zum einen kosmetische Gründe und zum anderen würde das auf Dauer das Leder beschädigen.
Was man aber auch sagen muss, ist, unabhängig vom Wasser, dass die Eventer durch das Leder an der Unterseite natürlich noch einmal einen zusätzlichen Schutz bieten, den wiederum die anderen nicht haben.
What’s in my bag?
In dem Bild oben seht ihr ein typisches Beispiel, was bei mir so dabei ist. Die MP steht für meine M10-P, welche zum Zeitpunkt des Fotos beim Leica Service war. Zwei Kameras sind aber fast immer dabei. Die M10-P und dann wahlweise die Q oder eine analoge M. Theoretisch gehen aber auch 2 Ms und die Q, dann halt ohne weitere Extra-Objektive.
Im mittleren Bild seht ihr, wie die Tasche aussieht, wenn alles, was da ausgebreitet auf dem Tisch liegt, in der Tasche ist. Das sieht auf dem Bild eventuell etwas eng aus, dies ist aber eher aus Gründen der Sichtbarkeit so. Für das Foto habe ich die Außenlaschen der Tasche umgeklappt, um den Inhalt besser zu zeigen, ansonsten würdet ihr nur den Reißverschluss sehen. Es sieht also in echt nicht so überquellend aus.
Unter der MP in der Mitte befindet sich noch ein Objektiv, dadurch steht die MP relativ hoch in der Tasche. Dies bewirkt, dass beim Schließen die zwei Laschen (vordere und hintere) sich nicht komplett über das Equipment falten können. Das klingt jetzt dramatischer als es tatsächlich ist. Ein gewisser Schutz ist natürlich nach wie vor da bzw. Druck von oben ist beim normalen Tragen ja eh unwahrscheinlich. Auch hier bestätigt sich eben Billinghams Aussage, dass sie sich zwischen Small und Pro positioniert.
Hadley vs. Eventer
Als ich die Tasche das erste Mal sah und in den Händen hielt und meine Hadley Pro2020 dagegen hielt, war mir nicht ganz klar, warum Billingham diese zwischen der Hadley Pro 2020 und der Small von der Größe platziert. In der Draufsicht (Bild rechts) ist das etwas deutlicher, aber die beiden anderen Bilder lassen das so nicht ohne weiteres vermuten. Meine Small und meine Hadley Pro2020 sind natürlich schon ordentlich gefordert worden und daher etwas weniger steif als die nagelneue Mini Eventer, aber so würde ich sie eben eher mit der Hadley Pro 2020 gleichsetzen.
Wenn man jetzt aber eben das oben beschriebene beachtet (Packmethode und Schutz von oben), dann geht das ganze schon eher zwischen die beiden Hadleys. Billingham „rechnet“ natürlich konservativ, deshalb auch „nur“ ein 11 Zoll Tablet. Natürlich ist das 12,9 Zoll Tablet meiner Frau jetzt auch nicht etwas, was ich immer bei dieser Tasche machen würde, aber in der Not geht das halt schon mal. Auch das Stapeln von Kamera auf Objektiv(en) scheint etwas vom Schutz zu nehmen, aber wenn ich ehrlich bin: Wenn ich die Tasche trage, kommt eh selten bis nie Druck von oben auf die Tasche.
Also, lange Rede kurzer Sinn: Ins Hauptfach geht schon ordentlich was rein. Die Fronttaschen dagegen, eine wichtige Staumöglichkeit bei den Hadleys , sind schon deutlich kleiner im Fassungsvermögen im Vergleich mit den zwei anderen.
Fazit
Ich für meinen Teil finde die Tasche extrem cool. Und ich habe oben noch nicht mal über die hochwertigen Materialien und die sehr hohe Verarbeitungsqualität im Hause Billingham gesprochen. Diese sucht seines gleichen!
Die Billingham Mini Eventer sieht nicht nur wirklich schick aus, sie ist zudem eine sehr praktische Fototasche, die eben nicht brüllt: Ich bin eine Fototasche mit teurem Equipment. Aber das ist bei allen Billinghams so.
Das Billingham Verschlusssystem ist in meinen Augen ungeschlagen leise, schnell und zuverlässig. Ob Schnee, Regen, Wind, Sonne oder Sand, das Equipment bleibt sehr gut geschützt ohne dass man zusätzlichen Schutz überziehen muss. Auch das ist bei allen Billinghams so. Hier will ich aber noch einmal kurz auf den Lederboden hinweisen. Die Eventer Reihe ist hier mit ein wenig mehr Sorgfalt zu behandeln, wenn man seine Tasche allzu häufig in z.B. Pfützen „parken“ muss/will.
Was ich auch noch nicht angesprochen habe, ist die Vielseitigkeit der Billinghams. Man kann die innere Polsterung komplett entfernen und hat dann eine sehr schöne Messenger Tasche für den Alltag. Dies ist in meinen Augen bei der Mini Eventer ganz besonders gegeben – also das mit der Schönheit und so.
Aber jetzt einmal Klartext: Für wen ist die Mini Eventer etwas?
Ganz klar für Fotografen, die eine strapazierfähige, mit den besten Materialien und top verarbeitete Fototasche suchen, die eben nicht nach schnöder Fototasche aussieht. Dies erfüllen meiner Meinung nach aber ausnahmslos alle Billinghams. Die Mini Eventer ist noch einmal was besonderes für den Liebhaber und modebewussten „Kingsmen“ Fotografen. 😉
Besitzt man eine Hadley Pro (2020) und/oder eine (Pro)Small und ist mit dem Platzangebot, den diese bieten, zufrieden, dann gibt es keinen Grund, sich die Mini Eventer zu kaufen. Überlegt man sich seine erste Billingham zu kaufen und ist mit ähnlichem Equipment (vom Volumen) wie ich da oben unterwegs, dann ist die Mini Eventer ganz eindeutig (subjektiv!) die schönste Tasche von den dreien und wäre mein Favorit.
Mit ca. 380 Euro (Stand Nov.2021) für die Mini Eventer, 215 Euro für die Small Pro und ca. 230 Euro für die Pro 2020, ist diese aber auch alles andere als ein Schnäppchen und es will wohl überlegt sein, was genau einem wichtig ist.
Egal für welche Billingham man sich aber letztlich entscheidet, man erhält eine Top Fototasche aus sehr hochwertigen Materialien, die das (teuere) Equipment hervorragend und vor allem viele Jahre schützt.
Das Sahnehäubchen bei Billingham ist für mich der Kundenservice und das stete Bemühen, dass sie ihre Taschen noch besser machen. Billingham ist eine der wenigen Firmen, die es in meinen Augen schaffen, ihre Expertise und vor allem die Leidenschaft, die sie in ihre Produkte stecken, beim Kunden zu platzieren.
Kaufempfehlung? Aber sowas von! ….. aber das gilt für jede Billingham, die ich bisher getestet habe und nutze. 😉
Leave a reply
Ok., ein paar neue Features! Aber die Beige-Farbige gefällt mir um Meilen besser!
Ja, die Farbe ist ja dann auch eine Geschmacksfrage und sie bieten das Modell ja auch in anderen Farben an, unter anderem eben in beige.