„Was ist dieses Clubhouse , das gerade alle so hypen?“ Das war mein erster Gedanke, als ich die ersten Aufrufe zu sogenannten Invites zu der Plattform und Screenshots in den Instastories sah.
Ich habe die letzten paar Tage ein wenig Zeit dort verbracht, und versuche mal eine persönliche Definition. Clubhouse ist in meinen Augen eine Mischung aus Podcast, Radio und Chat. Klingt erst einmal abenteuerlich, hat aber in meinen Augen ein enormes Potential, und damit meine ich nicht nur im positiven. Aber mal langsam.
So, wie ich das verstehe und erlebt habe die letzten Tage bei Clubhouse, ist dieses soziale Netzwerk vor allem auf den Austausch ausgelegt. Im Gegensatz zu Instagram oder Facebook steht bei Clubhouse nicht die Selbstvermarktung im Vordergrund. Instagram ist hier ja sehr extrem unterwegs. Echter Austausch findet dort ja nicht statt. Facebook …. naja, lassen wir das jetzt erstmal. Das besondere an Clubhouse ist vordergründig, dass dort nur verbal kommuniziert wird. Ein Posten von Bildern, Videos, Memes, Gifs oder gar Texten im allgemeinen ist nicht möglich. Man kann in diesem Netzwerk nur hören oder sprechen. Ich würde das vereinfacht als „interaktiven Podcast“ beschreiben.
Jeder, der dort angemeldet ist, kann selber sogenannte Räume eröffnen. Diese können geschlossen oder eben für jeden Interessenten offen sein. Man tritt einem Raum immer erst einmal als Zuhörer bei. Es gibt auf der „Stage“ immer die „Speaker“. Diese können sich im Prinzip jederzeit zum Thema äußern und reden. Als Zuhörer kann man sich melden und wird dann von einem Moderator gegebenenfalls auf die „Stage“ geholt, wo man sich an der Diskussion beteiligen kann.
Spannend macht dieses Prinzip, dass der Austausch-Gedanke bei Clubhouse sehr ausgeprägt ist. Anders als die anderen Netzwerke lebt dieses Netzwerk eben von dem Austausch. Wo man sich bei Twitter, Instagram und Co alleine in seine Bubble zurückziehen kann, geht das bei Clubhouse nur beschränkt. Es ist grundsätzlich auch möglich, aber so richtig sinnvoll ist es dort nicht. Es wird halt eher langweilig bis einsam dort, wenn man nicht am Austausch interessiert ist. Man kann sich natürlich nur auf das Zuhören konzentrieren und so zumindest dann aber passiv am Austausch teilnehmen.
Was dieses neue Netzwerk in meinen Augen sehr spannend macht, ist, dass man sich mit vielen unterschiedlichen Menschen in einem Raum befindet und der Austausch eben mündlich stattfindet. Eine gewisse „Chathygiene“ (Mikro nur an, wenn man das Wort hat und so) können so sehr interessante Diskussionen mit teilweise sehr interessanten Personen stattfinden. Man kann Räume planen. Wann sie beginnen und wie lange sie gehen. Gerade die großen Räume profitieren davon. Es bedarf einer guten Moderation in diesen Räumen um das Erlebnis für alle gut zu gestalten.
Während ich diesen Artikel hier schreibe, bin ich parallel in einem „Room“, der sich mit der Thematik beschäftigt, ob mit Trumps Ausscheiden und Bidens Einzug in das Weiße Haus jetzt „alles besser wird“. Kai Diekmann, Sigmar Gabriel, Thomas Gottschalk und noch einige andere waren Speaker. Ich hatte theoretisch jederzeit die Möglichkeit, mittels einer Wortmeldung mit einzusteigen bzw. mindestens meine Fragen loszuwerden. Einer der Moderatoren machte irgendwann eine sehr interessante Bemerkung. Sinngemäß lautet sie:
Wir wollen hier den Clubhouse Gedanken leben und nicht „Anne Will“ sein. Ich hole mal einige weitere „Speaker auf die Bühne“
Diese „Definition“ gefiel mir und trifft den Nagel auf den Kopf.
Aber es gibt nicht nur diese „großen“ Themen. Gestern Abend landete ich in einem „Kamingespräche für Fotonerds“ Raum. Da waren ein paar bekannte Gesichter und es war ein wirklich entspannter Ausklang des Abends. Irgendwann musste ich dann raus, da meine Tochter hier die Bude auseinander genommen hat. 😉
Heute morgen dann waren Themen „die eigene Marke ausbauen“, „Homeoffice organisieren“ und….und…und. Und das waren nur die deutschen Räume.
Wie sich das bei Clubhouse zukünftig weiter entwickelt, wird man dann sehen. Schafft es Clubhouse, die Fehler der anderen sogenannten „sozialen“ Netzwerke zu umgehen, und bietet es somit eine echte und gute Plattform zum Austausch der Menschen unterschiedlichster Coloeur untereinander oder wird es wieder nur ein Jagen um Follower, wo „DER Influencer“ spricht und die Follower konsumieren?
Man muss in meinen Augen auch etwas aufpassen, dass man auch rechtzeitig ausschaltet, denn dieses Netzwerk hat Potential viel Zeit einzunehmen. Natürlich ist es gerade in der heutigen Zeit der Kontaktbeschränkung einfach schön, sich wenigstens virtuell mit alten, aber vor allem auch neuen Menschen „zu treffen“.
Die ganzen Selbstvermarkter sind natürlich auch dort präsent. Des öfteren musste ich die Augen verdrehen weil es immer derselbe Müll war. Aber es gibt da echt ein paar richtig interessante Räume und Personen.
Spannend ist es in jedem Fall, und ich bin sehr gespannt, wie sich dieses soziale Netzwerk weiterentwickelt. Den Hype darum kann ich bedingt nachvollziehen, finde ihn aber nicht wirklich gut. Aber das wird sich sicherlich auch geben. Zumal die Datenschützer schon Sturm laufen. 😉
Derzeit ist es leider nur für iPhone Nutzer nutzbar, aber das wird sich auch schnell ändern.
Was haltet ihr davon? Kennt ihr es?
Würde mich über Eure Gedanken dazu sehr freuen.
Nachtrag 16.05.2021: Für mich hat sich diese Plattform erledigt. Ich habe meinen Account löschen lassen. Bin eh schon genug online, je weniger Internet desto schöner finde ich es und unglaublich aber wahr: Es gibt auch ein offline Leben. 😉
Dennoch allen Nutzern viel Freude damit.
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Ein interessanter Artikel zu den äußerst fraglichen Clubhouse-Datenschutzeinstellungen:
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/clubhouse-audio-app-deutschland-datenschutz-social-media-101.html
Zitate aus dem o.g. Artikel:
„ Nachdem ein User die App installiert und die Einladung aktiviert hat, fordert die App Zugriff auf sämtliche Einträge im Kontakte-Adressbuch des verwendeten iPhones. Auch bei der Anmeldung über einen Social-Media-Account behält sich der Anbieter den Zugang für Follower und Freundeslisten vor.
Diese Praxis war bereits bei WhatsApp von Datenschützern in Europa heftig kritisiert worden, weil die Anwender eigentlich zuvor jeden einzelnen Kontakt um Erlaubnis fragen müssten, bevor die persönlichen Daten auf Server in den USA übertragen werden. Alpha Exploration kann auf diese Weise eine gigantische Menge persönlicher Daten von Kontakten sammeln, die die App nicht einmal auf dem Handy haben.
„Bei der App Clubhouse gibt es drei Punkte mit datenschutzrechtlicher Fragwürdigkeit“, erklärt ein Sprecher der saarländischen Datenschutzbehörde im Gespräch mit tagesschau.de. Besonders der Zugriff auf Daten über das Kontaktbuch sei kritisch zu sehen. Zwar gebe es auch funktionale Gründe, da dadurch die Verbindung zwischen Nutzern hergestellt werde. Ohne Einwilligung und mit Einrichtung von Schattenprofilen sei das allerdings äußerst bedenklich.“
„ Zweitens sei vieles intransparent. So gehe aus den Regeln nicht hervor, wofür die Daten eigentlich verwendet werden, so der Datenschützer. Laut eigener Datenschutzerklärung darf der Anbieter sie sogar weitergeben. Der dritte kritische Punkt sei schließlich das Mitschneiden von Gesprächen. Das Unternehmen behaupte, es gehe um einen potenziellen Eingriff bei Beschwerden oder Vergehen. Trotzdem sei diese Praxis kritisch zu sehen, so der Sprecher.“
Auslesen kompletter Kontaktlisten, Mitschneiden der Gespräche(!), unklare Datenverwendung und Speicherung … für mich ein Nogo.
Zudem scheint sich anscheinend bereits ein schöner, lukrativer Markt für die begehrten Einladungen in das Clubhouse-Netzwerk etabliert zu haben.
Heute auf http://www.heise.de: neue Infos über die Datennutzung von Clubhouse:
Das „Internet Observatory“ der Stanford-Universität (SIO) bestätigte parallel, dass das in Schanghai ansässige Unternehmen Agora „die Back-End-Infrastruktur für die Clubhouse-App liefert“. Die dortigen Wissenschaftler entdeckten dabei, dass die Clubhouse-IDs der Nutzer und Chatroom-IDs im Klartext übertragen werden. Dies verschaffe der Firma offenbar Zugang zu sämtlichen Audio-Mitschnitten aus der App. Die Nutzung von Clubhouse ist in China selbst allerdings untersagt.
Agora sei gesetzlich verpflichtet, die chinesische Regierung beim Orten und Aufbewahren von Audionachrichten zu unterstützen, wenn die dortigen Behörden dies im Namen der nationalen Sicherheit forderten. In der Datenschutzerklärung von Clubhouse sei davon keine Rede. Der Dienstleister teilte dem SIO laut einem Bericht inzwischen mit, eine „zusätzliche Verschlüsselung und Sperren einzubauen, um zu verhindern, dass Clubhouse-Clients Pings an chinesische Server senden“. Man werde eine externe Sicherheitsfirma beauftragen, um die entsprechenden Updates zu überprüfen und zu validieren.
Lieber Mehrdad,
danke für deinen Bericht. Es passt hier nicht ganz zum Thema…
Da ich eure Experten-Meinung sehr schätze, würde mich ein Bericht von euch zum neuen Voigtländer 50/2 APO VM sehr, sehr interessieren. Wenn ich mich nicht vertue, verwendest du, Mehrdad, ja auch ganz gerne das Leica Equivalent.
Vielleicht ergibt es sich ja einmal, würde mich freuen. Danke jedenfalls für euren tollen Blog und YT Channel.
Hallo Charles,
ja das hat tatsächlich nicht wirklich was mit dem Thema zu tun, aber macht nichts.
Ja, ich besitze und verwende das Leica APO 50mm, welches ein ganz herausragendes und vergleichsweise leider sehr teueres Glas ist.
Tatsächlich warte ich eigentlich jeden Tag auf die Lieferung des Voigtländer 50mm APO.
Laut meinem Kontakt bei Voigtländer DE bzw der United Imaging Group sollte das nicht mehr allzu lange dauern.
Ich bin da auch sehr gespannt. 😉