Ja, ich gebe es zu: Meine Generation unterscheidet noch zwischen dem Osten Berlins und dem Westen. Zumindest mache ich das. Gar nicht zwingend wertend, vielmehr ist der Osten für mich einfach ein anderes Berlin. Es fängt schon bei so Kleinigkeiten wie den Straßenlaternen an. Im Osten leuchten die irgendwie immer orange. Im Westen eher gelblich. Die Straßen, meine Güte, was müssen die viele Paraden zu DDR Zeiten gehalten haben? Gleichzeitig sind die Ampelschaltungen irgendwie eeeeewig! Straßenbahn? Ist im Grunde zu 99,9% ein ÖPNV-Mittel des Ostens der Stadt. Die U-Bahn dafür zu 98% Prozent im Westen.
Als ich Jugendlicher war, gab es noch die Mauer. Erst als ich 18 war/wurde, ist sie gefallen. Was war das ein Spektakel. In Berlin gab es ewig keine Bananen im Supermarkt zu kaufen und vor den Banken waren Menschenmassen, die sich ihr Begrüßungsgeld abholten… manchmal sah man sie mehrfach anstehen. 😉
Auf der einen Seite war das für uns junge Menschen natürlich spannend, was haben wir für lustige Nächte in all den Schwarzbars verbracht. Ein paar leere Bierkästen mit einer langen Holzplatte, einen guten DJ, eine Tanzfläche und eine Menge (auserlesene??) Gäste, und man sah beim Verlassen des Clubs die Sonne, und in der U-Bahn saß man den zur Arbeit gehenden Menschen gegenüber. Auf der anderen Seite starb die Clubkultur im Westen fast sofort. Das junge Leben fand/findet im Osten statt, das gediegenere im Westen. Das fand ich schade. Ich weiß nicht, ob das nur mir so geht, aber in den Osten fahre ich mittlerweile nur noch, wenn es sein muss. Ich bewege mich zu 99% im Westen der Stadt. Naja, morgens bis um 6 Uhr im Club zu heißen Beats abhotten, ist auch nicht mehr so einfach in meinem Alter. Ich wäre wohl heute eher der mit der Bierflasche in der Ecke stehende Typ, der sich dann auch noch über die vieeeeel zu laute Musik beschwert.
Vermutlich geht es vielen aus dem Osten der Stadt mit dem Besuch des Westens genauso. Na gut, die Berliner sind eh Kiezgänger. Die meisten Zugezogenen kennen den Westen im Grunde gar nicht. Wahrscheinlich ist er nicht hipp genug.? Ich jedenfalls komme mir vor allem in Mitte, Prenzlauerberg und Friedrichshain oft wie in einer komplett anderen Stadt vor. Die Leute sehen da auch irgendwie alle voll hipp und cool aus, oder meinen es zu sein. Ich weiß nicht, was schlimmer ist.
Für einen kleinen Auftrag benötigte ich dieses Mal ein kleines Stadtpanorama. Ich erinnerte mich an das Park Inn Hotel, wo „Jochen Schweitzer“ seine BaseFlyer Station betreibt, und dass man dort einen schöne Sicht auf Berlin hat. Wie bekloppt muss man dafür eigentlich sein? Da habe ich auch noch eine Story dazu, aber die kommt vielleicht ein anderes Mal. Nach außen ist der Fernsehturm ein Wahrzeichen Berlins, die Wessis wissen natürlich, dass es nur der Funkturm sein kann. 😉 Mit 4 Euro ist man bis maximal 22 Uhr abends da oben geduldet.
Der Weg in den Osten hat sich für mich gelohnt. Natürlich habe ich mein Bild bekommen, und die Aussicht war wirklich schön da oben, aber das eigentlich Wertvolle war eine Erkenntnis. Auf dem Weg zurück packte mich so eine innere Ruhe. Die Ruhe zu wissen, dass ich weiß, wo meine Heimat ist. Dass es mir gut geht in dieser Stadt und dass ich sie nicht verlassen muss und, was kürzlich kurzzeitig zur Diskussion stand, auch nicht verlassen werde! Etwas was heutzutage nicht selbstverständlich ist!
Ob nun Westen oder Osten: Berlin, ick find da dufte! (Übersetzt für den Nicht-Berliner: Berlin, ich liebe Dich!)
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