Vor einer Weile konnte ich mich der M8.2 von Leica widmen. Eine Kamera, die mich seitdem nicht losgelassen hat. Sie kann im Verhältnis zu aktuellen Kameras nicht sonderlich viel, hat allerdings einen ganz eigenen Charme. Da lag es für mich nahe, mir auch mal die darauf folgende Generation der M9-P anzuschauen.
Danke an FOTO-GÖRLITZ für die Möglichkeit, eine M9-P auszuprobieren!
Haptik und Technik der M9-P
Der signifikanteste technische Unterschied zwischen der M8.2 und der M9-P ist die Größe des Bildsensors. War es bei der M8.2 noch ein Sensor der Größe APSH, sind wir bei der M9-P beim Kleinbildformat gelandet. Beides sind CCD-Sensoren, also in ihrer ISO-Leistung etwas begrenzter als aktuellere CMOS-Sensoren. Und beiden Kameras sagt man ganz besondere Farbleistung nach (was ich für die JPGs auch bestätigen kann).
Das Gehäuse der M9-P ist vielen mittlerweile gut vertraut. Es ist dieser schmale Ziegelstein mit Rundungen. Liegt gut in der Hand, dank der Belederung auch recht sicher. Ich habe eine Lederhülle, die eigentlich zu einer M246 passt, bei der M9-P verwendet – einerseits zum Schutz, andererseits für eine bessere Griffigkeit. Mir fehlt das an den digitalen Ms – ein Griff. Mit einem ThumbsUp ist es schon um Meilen besser. Hier half dann eben die Hülle.
Haptisch mag ich die Kamera schon sehr. Sie war zwar frisch überholt worden, aber für eine Kamera, die schon ein paar Jahre alt ist, waren alle Knöpfe doch „wie neu“. Druckpunkte, Einrasten der Rädchen… prima! Das macht einfach Spaß und fühlt sich wertig an. Auch wenn die reine Sensorik und Datenverarbeitung der Kamera im Verhältnis zu heutigen Kameras veraltet wirken mag, ist doch das Arbeiten mit diesem Werkzeug jedesmal wieder toll.
Der Sucher ist angenehm klar, die Rahmenlinien bilden bei 28 – 35 – 50mm jeweils genau richtig ab bzw grenzen gut ein, was nachher auf dem Bild zu sehen ist. Unter 1,2m Motivabstand würde ich ggf auf dem Display nochmal nachkontrollieren, wenn es drauf ankommt, aber ansonsten läuft das recht sorglos. Und dieses Gefühl, sich drauf verlassen zu können, dass der Bildausschnitt stimmt, das ist viel wert bei einer Messsucherkamera. Noch perfekter fand ich die Harmonie aus 35mm Objektiv und M8.2 Linien, aber das nur minimal.
Das Display ist insgesamt nicht ganz so toll und es dauert auch oft ein wenig länger, bis man sich die Bilder anschauen konnte. Auch wurden ältere Speicherkarten besser erkannt als jene jüngeren Datums, aber das ist alles im Rahmen. Man fängt schnell an, den Bildergebnissen der M9-P zu vertrauen. In der Nachbearbeitung lässt sich natürlich deutlich weniger retten als bei einer Kamera mit aktuellem Sensor. Aber das macht nix. Muss man einfach vorher alles richtig machen. Und das ist schaffbar. 😉
Das Fotografieren mit der M9-P
Ohne jetzt nostalgisch zu werden, muss ich sagen, dass ich sehr gern mit diesem Stück Technik gearbeitet habe. Bei der M8.2 hat mich der Prozess des Fotografierens beinahe mehr geflasht als die Ergebnisse selbst (auch wenn ich die unheimlich mochte).
Bei der M9-P erlebte ich ein ähnliches Verschlussgeräusch wie bei der M8.2. Letzteres hatte mich so sehr in „alte“ Zeiten der analogen Fotografie zurückversetzt und zugleich an ein perfektes Uhrwerk erinnert. Bei der M9-P ist es etwas weniger deutlich zu hören, aber immer noch präsent, wie der Verschluss klickt und dann wieder gespannt wird. Das macht eine gewissen Freude beim Fotografieren und erinnert an die Zeit als man analog fotografierte und sich dabei die Hörner abstieß.
Beim Fotografieren habe ich zunächst darauf geachtet, nicht zu stark zu belichten und habe dann lieber, wie gewohnt, aus den Schatten zu retten. Die Rohdaten der M9-P sind schon recht dehnbar, allerdings in deutlich geringerem Maße als bei einem CMOS-Sensor. Also belichtete ich später dann doch eher mehr, auch wenn man Lichter nicht so gut retten kann. Insgesamt gefielen mir die JPGs aus der Kamera in ihren Farben und Verläufen richtig gut. Den Look aus den Rohdaten heraus zu kitzeln, die typisch RAW, auf den ersten Blick verhältnismäßig flau erscheinen, war schon schwierig.
Fazit
Ich mag die M9-P schon sehr. Ein bisschen Downgrading von der Technikflut der aktuellen Digitalkameras passt gut zu mir, habe ich festgestellt. Die M8.2 hatte mir dieses Gefühl umso mehr beschert, zugleich bin ich auf das 35mm-Sensorformat einfach eingeschossen und fühlte mich mit der M9-P einfach pudelwohl, wie man so sagt.
Wenn man also ein Exemplar findet, das bereits über einen neuen Sensor verfügt („alte“ Sensoren in der M9 lösten sich bauartbedingt leider auf), dann kann man ein schönes Digitalkameraschätzchen ergattern, das tatsächlich (Leica-Mojo hin oder her) einen ganz eigenen Bildlook mit sich bringt. Zumindest in den Farben der JPGs. Es ist eine Kamera für Liebhaber auf der einen Seite und für alle, die mal mit einem Messsucher arbeiten wollen auf der anderen Seite. Also macht man mit einer M9/ M9-P heute immer noch nichts falsch, finde ich. Man bekommt kein Low-Light-Monster, eher eine Kamera, die bei ISO1600 schon eine ordentliche „Filmkörnung“ mit sich bringt. Wer damit dunkle Ecken in alten Häusern fotografiert, kann diese Ecken als das darstellen, was sie sind: Dunkel. 😉
Die Fotos sind in Kombination mit 28mm ZEISS Biogon, 50mm ZEISS Planar und 50mm Voigtländer Nokton II entstanden.
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Hallo Elmar,
schöner Bericht über die M9-P. Ich benutze meine M9-P auch noch regelmäßig, erst kürzlich habe ich ein kleines Projekt gestartet, bei dem ich immer nur Sonntags und nur mit der M9-P fotografiere.
Aber ein paar Anmerkungen habe ich. Du schreibst, die Sucherrahmen passen sehr gut. Zumindest bei meinem 90er Elmarit ist immer deutlich mehr auf dem Bild, als der Sucherrahmen mir vorgaukelt. Nicht nur im Nahbereich. Aber wenn man das einmal weiß, kann man damit auch umgehen.
Einen kleinen fiesen Bug hat die Kamera (auch mit der neuesten Firmware), der besonders Ungeduldige trifft. Wenn man sich das gerade geschossenen Bild auf dem Display anschauen will und die Play-Taste drückt, während die Kamera noch speichert (rote LED blinkt), kann man sich die gesamte SD-Karte abschießen. Dann war’s das mit den Bildern des Tages. Aber da das Display ohnehin grottenschlecht ist, sehe ich mir die geschossenen Bilder fast nie auf dem Display an. Ich fotografiere da eher wie mit einer analogen M ;-).
Viele Grüße,
Ralf
Hi Ralf, ein Opfer dieses Bugs bin ich gottseidank noch nicht geworden. (klopfaufholz)
Spannend ist die Sache mit den Sucherrahmen. Mit einem 90er konnte ich es mangels Objektivs nicht ausprobieren – Danke für die Ergänzung. Ich hoffe ja immer, dass die Leser auch die Kommentare lesen für einen umfassenderen Eindruck. Ich hatte hauptsächlich 28mm und 50mm verwendet und das war sehr akkurat.
Viele Grüße!
Hi Elmar, hi Ralf,
ich bin auch mit der M8 und M9 (gekauft in 2018) neben der M10 und Fuji xpro1 und 2 unterwegs. Meine Liebling ist die M8 für bw die ich zum Schafabtrieb in Georgien mithatte. Die M9 friert immer mal wieder ein, diese Diva. Objektive 21, 50 und 90 von Leica. 2,5 35mm color skopar 2 von Voigtländer für die M8 und das 2,8 25mm von Zeiss. Beim ELCAN 2,8 90mm ist tatsächlich mehr darauf wie auch beim vm 2,5 35mm bei der M8. Die Farben beim CCD-Sensor sind für mich besser als bei der M10. Werde die M10 wieder verkaufen. Preis/Leistung ist nicht stimmig.
PS. Das vm 2,5 35 mm ist ein unterschätzte Objektiv!
Gruß aus Graz
Ingo
Hi Ingo, das ist interessant mit dem 90er – deckt sich ja auch mit der Erfahrung von Ralf. Wie gut funktioniert das 25er Zeiss für dich an der M8? Passt es bei der Komposition? VG Elmar
Hi Elmar,
mit dem Aufstecksucher geht das sehr gut an der M8. Die Bildqualität ist gegenüber der M9 (25mm) in den Ecken nochmals um einiges besser, bedingt durch den kleineren Bildkreis (1,33) an der M8. Das 25mm ist ja schon an der M9 und M10 überragend.
Gruß aus Graz
Ingo