Das Zeiss Otus 100 im review bei Qimago.
Dank einer Leihgabe von ZEISS konnte ich einmal das Otus 100 ausprobieren. Das 100mm fehlte mir noch auf meiner Liste der Otus Reihe. Danke an dieser Stelle an ZEISS und den lens4rent Service für die unkomplizierte Abwicklung!
In den letzten Jahren habe ich mich immer mal mit den Otus Objektiven von ZEISS beschäftigt und mir auch privat ein 55mm f1.4 Otus gegönnt. Das sind fantastische Objektive, die meines Erachtens nach einen ganz besonderen Charakter mitbringen und zugleich unglaublich scharfe und detailreiche Bilder liefern können. Hier konnte ich mich um das Otus 100mm f1.4 kümmern.
Haptik und Gebrauch
Das Otus 100 kommt im gleichen Bronzeton daher, wie seine Geschwister. Von der Milvus-Baureihe unterscheidet es sich allerdings weiterhin dadurch, dass beim Fokussieren der gummierte Ring allein sich dreht. Beim Milvus 100 (ein tolles Objektiv im Übrigen!) dreht sich nicht nur der Fokusring, sondern auch das äußere Gehäuse – nicht immer gut, wie ich finde. Das Otus 100 lässt sich hingegen blind bedienen. Ich hatte hier die Nikon-Version, damit ich einen Blendenring nutzen konnte. Es ist schon toll, wenn man durch die Kamera guckt und die Finger über die geschmeidige Oberfläche des Objektivs gleiten. Zum Test habe ich das alles auch mal mit Handschuhen ausprobiert, was in der Bedienung keinen Abbruch macht. Bei der Nikon Df kann man sich aussuchen, ob man die Blende am Objektiv oder per Ring an der Kamera verstellt. Ich habe das direkt auf das Objektiv gelegt, so daß die linke Hand dafür zuständig ist. Funktioniert prima auf diese Weise.
Ein Leichtgewicht ist das Otus 100 nicht gerade, aber immerhin nicht ganz so ein Bolide wie das Otus 28. Letzteres wäre das einzige aus der Reihe, das ich mir zugegebenermaßen nicht anschaffen würde. Da sich, wie oben erwähnt, nur der Fokusring dreht, kann man das Otus gut auf der linken Hand abstützen beim Fotografieren.
Alles sitzt perfekt. Die Gegenlichtblende rastet sauber ein. Insgesamt ist das Otus 100 zwar recht groß und bringt auch ein bemerkenswertes Gewicht mit sich, aber das Handling ist prima. Ein 100mm Apo-Glas braucht eben eine gewisse Größe.
Bildqualität
Ich hatte es unter anderem an einer Leica SL eingesetzt und dank des hochauflösenden Suchers ist das Otus 100 direkt und schnell zu fokussieren. Man benötigt kaum einmal die Lupe. Die unscharfen Bereiche wirken reichlich malerisch. Das hatte ich beim Otus 85 schon bewundert und hier kommt der Charakter gut zur Geltung. Ich mag die „Schärfe auf den Punkt“, die das Otus 100 liefert. Es ist egal, wo im Bildfeld man das Objekt platziert – die Abbildungsleistung ist perfekt. Eine leichte Vignettierung bei Offenblende tritt auch beim Otus 100 auf. Allerdings finde ich das richtig harmonisch – man muss da keine merkwürdigen Effekte in der Belichtung befürchten.
Scharf ist es. Da kann man gar nichts schreiben – es ist das beste 100mm, das ich je eingesetzt habe. Und das sage ich nach fast 2 Jahren Milvus 100, welches ich sehr mag. Tja. Der Schärfeeindruck wird durch die apochromatische Korrektur noch erhöht. Es treten keinerlei chromatische Aberrationen auf, was kontrastreiche Kanten ganz klar erscheinen lässt.
Ich finde, das Otus 100 reiht sich genau in die Otus Reihe von ZEISS ein. Es ist ebenso von Grund auf neu designt und liefert einen ganz gewissen Otus Look. Schwer zu beschreiben, insgesamt etwas malerisch, wie ich finde. Das soll aber genau so sein. Jeder Künstler hat beim Pinsel eine gewisse Vorliebe. Scharf kann es natürlich auch. Perfektion kann es auch. Details kann es, Mikrokontrast ebenso. Flares findet man kaum bzw nie. Normalerweise wäre ein solch perfektes Objektiv eher langweilig. Dieses hingegen… Oi!
Einschätzung
Als Fazit zum Otus 100 von ZEISS kann ich eigentlich nur sagen: Kaufen!
Wer wirklich das Optimum aus seinen Kameras herausholen will und mit dieser Brennweite liebäugelt, sollte das Sparschwein schlachten. Ausprobiert habe ich das Otus 100 an mehreren Kameras (meistens auf der Leica SL). An einer Sony A7 kann man staunen, an einer Nikon Df träumen, an der Leica SL arbeiten. Letztere ist am besten ausbalanciert mit dem Otus 100. Insgesamt ein Glas, das man von System zu System mitnehmen kann. Nach wie vor bin ich der Meinung, dass man hauptsächlich in gute Objektive investieren sollte und nicht so sehr in Kamerabodies. Mir reicht bspw die Leistung einer a7 (erste Serie) völlig aus – mit gutem Glas allerdings. Letzteres will ich echt nicht mehr missen. Und wer jetzt Lust bekommen hat, Qimago zu sponsorn – einmal Otus 100 hierher bitte! 🙂
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