Unverhofft kommt oft. Womöglich habe ich schonmal einen Artikel so begonnen, aber hier geht es auch.
Aus Neugier hatte ich bei Voigtländer ein 65mm f2 APO-Lanthar Makro-Objektiv erbeten um es mal o zu testen. Das kommt ausschließlich mit E-Mount daher. Der 65mm Brennweite findet man ja nun nicht allzu häufig und das reizte mich etwas. APO finde ich sowieso spannend, also, warum nicht?! Derzeit teste ich die Loxia Reihe von Zeiss und da diese auch ausschließlich mit E-Mount zu haben sind, sieht die Sony-Kamera daher viel Arbeit. Erwartet hatte ich nichts, aber Voigtländer bzw Ring-Foto stimmt zu und so hielt ich alsbald ein 65er in Händen. Danke!
Nachdem ich nun also seit ein paar Wochen mit den Loxia Objektiven arbeite, war ich gespannt, wie sich das Voigtländer so machen würde. Beim Auspacken gleich die erste Erkenntnis: Es ist ganz schön fett, ähm, hat Volumen.
Das 65er APO ist relativ groß und schwer für ein mirrorless-System. Während das beim Transportieren und Verpacken vielleicht problematisch sein könnte, ist das beim Arbeiten damit richtig gut. Man hat ordentlich was zu greifen – der Fokusring ist quasi riesig und hat auch einen recht langen „throw“ – so kann man wirklich sehr präzise Scharfstellen (bzw muss). Der Blendenring sitzt frontseitig und ist zwar schmal aber distinguiert abgesetzt. (oder so). Man findet ihn direkt und wenn man sich sowohl beim Fokus als auch bei der Blende an die Richtungen gewöhnt hat, läuft alles wie geschmiert. Die Gegenlichtblende ist recht kurz und zum Einschrauben… Finde ich gut. Sie passt so gut in die Form, dass ich erst, als die Gegenlichtblende sich gelockert hatte (das tut sie leider ab und zu) gemerkt hatte, dass sie überhaupt da ist.
Das Design des Objektivs könnte hübscher sein, aber hey- Form vor Funktion, richtig? Die drei APO-Streifen erinnern an die späten 1980er Jahre, irgendwie. Aber was soll`s?! Wir schauen ja durch das Objektiv und nicht nur drauf.
Ich war natürlich auf die Bildwirkung bei Offenblende gespannt. Wird es chromatische Aberrationen geben? Antwort: Nein. Wird man bei 65mm und f2 gut freistellen können? Antwort: Ja.
Das Bokeh ist angenehm ruhig, der Übergang ins Unscharfe erinnert mich etwas an das 55er Otus, aber nur etwas – das malerische des Otus hat das 65er APO leider nicht- macht aber nichts. Scharf – unscharf funktioniert ganz prima, wie ich finde. Bokehkreise sind schön rund.
Und scharf isses! Mannomann. Man merkt langsam, dass die neueren Objektive jetzt endlich die Sensoren einholen und die Auflösung auch wirklich bringen. Besonders interessant finde ich die Bildwirkung bei bis zu 1-2m + Bokeh. Echtes Makro haben die Hardliner hier natürlich nicht – da wollen viele ein echtes 1:1 – das 65er schafft 1:2, was 90% aller Nutzer ausreichen dürfte. (Und nein, ein Schmetterling auf der Blume aus Nahdistanz ist kein Makro… ? )
Im Handling finde ich das 65er APO ganz gelungen. An die Brennweite hat man sich schnell gewöhnt und wenn man zudem oft mit DSLR unterwegs ist, kommt man mit der Größe auch gut klar. Auch bei diesem Objektiv springt die Sony automatisch in die Lupe, wenn man es so eingestellt hat. Ist immer wieder praktisch, finde ich. Ich drehe leider immer wieder in die falsche Richtung beim Fokussieren, aber das ist ja Gewöhnung und Lernen meinerseits.
Ich freu mich, dass Voigtländer bzw Ring-Foto mir das 65er Makro APO-Lanthar zur Verfügung gestellt hat, damit ich einen Blick über den Tellerrand werfen kann. Insgesamt mag ich das 65er schon gern, es ist ein Objektiv, dass man nach einer Weile einfach alltäglich einsetzen kann, quasi eine etwas längere Normalbrennweite.
Wer also auch manuell fokussieren kann und möchte, hat hier eine wirklich interessante Alternative zu anderen Herstellern. Insbesondere diejenigen, die sich vielleicht das 55mm f1.8 Sony/Zeiss anschauen wollen, könnten hier auch fündig werden- das 55er leidet offenblendig recht stark an CA… 😉 Die 65mm sind zudem weniger gewöhnungsbedürftig als gedacht – definitiv anschauenswert und für den E-Mount eine gute Wahl!
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Tip:
Mit einem Marumi Achromat 67mm 200 (+5 dpt) erhält man ein 1:1 Macro ohne dass die Bildqualität leidet.
Ja, das ist richtig! Vorsatzlinsen funktionieren an manchen Objektiven richtig gut. An diesem hatte ich keine ausprobiert. Als 1:1 Makro nutze ich ein 60mm f2.8 Contax/Zeiss, für den seltenen Fall, dass ich diesen Abbildungsmaßstab benötige. Zumeist „reicht“ 2:1 für meine Zwecke aus. 🙂
Hey Elmar,
Du machst einfach immer wieder sehr schöne Fotos! Eigentlich fast egal mit welcher Kamera/welchem Objektiv! Mir gefallen besonders das Titelbild und die Kirchenbank.
Hast Du für die Bearbeitung auch die zuvor mal beschriebenen Presets verwendet?
Meld Dich mal!
liebe Grüße
M.
Hi Micha! Danke für Dein großes Lob! Bei diesen Bildern habe ich mich nicht auf die Presets verlassen, vielmehr selbst an den Reglern gedreht – wenn auch wenig. LG Elmar