Getreu dem berühmten Zitat, die beste Kamera sei immer diejenige, die man dabei hat (ich glaube es stammt von Elliot Erwitt), gehe ich heute mal auf ein Thema ausführlicher ein, was jeder von Euch kennt und praktiziert. Und das obwohl die meisten Leser unseres Blogs sicherlich eine bis mehrere Kameras ihr Eigen nennen dürfen. Ich meine die Fotografie mit seinem Smartphone ! Ein Gerät, was es eigentlich erst seit 10 Jahren gibt, was aber unser Leben in den vergangenen Jahren so sehr beeinflusst hat wie fast nichts anderes, was Segen und manchmal auch Fluch zugleich ist.
Grundsätzlich stehe ich der Smartphone Fotografie offen gegenüber, sie hat durchaus ihre Daseinsberechtigung. Moderne Geräte aller Hersteller machen bei guten Lichtverhältnissen richtig tolle Bilder. An die Bildqualität einer guten DSLR oder DSLM kommen sie aber nicht heran, daran sollte man sich immer erinnern, egal was die Handyhersteller uns da wieder versprechen. Da die Kameras wesentlich größere Bildsensoren haben und bei Benutzung guter Objektive, sind diese den Smartphone Kameras immer überlegen. Schon allein auf Grund der Größe der jeweiligen Geräte wird sich diese Tatsache auch nie verändern, da bin ich mir ziemlich sicher.
Wenn man aber nur mal so ein paar Gelegenheits- oder Erinnerungsfotos machen möchte, ist auch bei mir oft das Handy die erste Wahl, weil es einfach immer da und greifbar ist. Trotzdem sollte man auch bei der Fotografie mit dem Handy die grundlegenden Regeln beachten, die man auch mit seiner Kamera befolgt. Ich meine zum Beispiel die Drittel-Regel, angelehnt an den Goldenen Schnitt bei der Bildkomposition. Hier kann man sich in den allermeisten Kamera-Apps auch die Hilfslinien anzeigen lassen. Beim Iphone stellt man das unter „Einstellungen -> Kamera -> Raster“ ein, bei Android Geräten gibt es in den Apps meist ein eigenes Icon dafür.
Auch sollte man beispielsweise bei Landschaftsaufnahmen daran denken, dass man besonders an den Vordergrund denkt, damit das Bild wirkt. Ein schönes Bild vom Sonnenuntergang im Urlaub am Strand ist doppelt so wirkungsvoll, wenn im Vordergrund nicht nur Sand, sondern vielleicht ein angeschwemmter Baumstamm, eine Muschel oder ein Strandkorb zu sehen ist.
Ein absolutes No-Go in der Smartphone Fotografie ist hingegen der digitale Zoom. Sobald man diesen benutzt, geht die Bildqualität den Bach runter. Man bekommt ein hochgerechnetes Bild mit dem man in der Regel nichts mehr anfangen kann. Um hier gute Ergebnisse zu erzielen, bleiben nur die Füße als Zoom. Und eben das Problem mit dem Licht. Solange es hell ist sind die Unterschiede gar nicht so gross, geht der Tag allerdings zu Ende und der Abend und die Blaue Stunde kommt, dann können die meisten Smartphones nicht mehr mithalten, selbst die neuesten Geräte aus der Werbung wie das Iphone XS oder das Huawei P30 mit fuck’in 50-fachem Zoom. Wobei ab dem Huawei P20 und P30 eine neue Technik angewandt wird, die ganz passabel funktioniert. Sie nennt sich Light Fusion und bedeutet, dass mit der Kamera ein 40 Megapixel-Bild gemacht wird – jaja, der Megapixelwahn hält auch bei den Smartphones Einzug – und dann werden 4 Pixel zu einem Pixel sozusagen „verdichtet“, bedeutet dass sich die Bildqualität quasi vervierfacht. Das scheint ganz vielversprechend zu sein. Mal sehen was daraus wird, wenn auch andere Hersteller hier nachziehen. Bei den meisten Geräte ist allerdings, sobald es dunkel wird die Bildqualität am Ende. Es wird dann mit Hilfe der Software versucht zu tricksen aber die Ergebnisse sind bestenfalls nur noch ein ziemlich verrauschtes Bild.
Nun mal zur Praxis: Also ich benutze ein iPhone XS privat und dienstlich, es ist quasi mein Büro, bedeutet also, ich habe es immer dabei. Es hat eine wie ich finde sehr gute Kamera mit 12 Megapixel bei Blende 1.8 bis 2.4 im Telebereich. Das Objektiv bei den iPhones ist, glaube ich vergleichbar mit einem 28mm Objektiv. Dann gibts da noch jede Menge Schnickschnack, mit Portrait Modus, SmartHDR und was nicht alles. Videos macht es mit bis zu 4K mit 60 FpS. Die Kameras anderer Hersteller kenne ich nun nicht so genau, sie sind aber im weitesten Sinne vergleichbar, denke ich. Wenn ich mit dem Iphone Videos drehe, zB für unseren YouTube Kanal, dann stecke ich es in eine Klemme und montiere es auf einem kleinen Stativ. Hier benutze ich den Joby GorillaPod 3K. Durch den Kugelkopf kann ich dann Videos in horizontaler und vertikaler Form erstellen, das ist sehr praktisch. Für den Ton habe ich ein Rode SmartLav+ Lavalier Mikrofon.
Für die Videographie braucht man halt noch einige Extras doch das schöne an der Fotografie mit dem Iphone ist, man braucht nur noch ein paar nette Apps und der Spass kann losgehen. Nachfolgend gebe ich Euch mal einen Überblick über meine meistbenutzten Apps, mit denen ich fotografiere und die ich im Nachgang für die Bearbeitung nutze. Das sind eigentlich nur eine Handvoll, denn 95% meiner Bilder mache ich ganz einfach mit der ganz normalen Kamera App des Handys. Ansonsten nutze ich noch:
Pro Camera
Dies ist eine App (kostenpflichtig), mit der man wirklich alles selbst einstellen kann von Blende, Verschlusszeit über ISO und Weißabgleich. Man hat dort dieselben Parameter einer großen Kamera zur Verfügung. Mir persönlich ist das zu viel, denn dann kann ich auch meine Kamera benutzen. In manchen schlechteren Lichtverhältnissen erzielt man damit aber sicher etwas bessere Ergebnisse als mit der internen Kamera App. Das muss aber jeder selbst wissen.
Hipstamatic
Diese App kennen vermutlich auch sehr viele. Aufgebaut wie eine Vintage Kamera kann man hier verschiedene Filme, Linsen und Blitze benutzen, die dann zu ganz unterschiedlichen Bildergebnissen führen. Wer es mag, sein Bild künstlerisch in vielfältiger Art und Weise zu verändern, der sollte sich diese App mal anschauen. Aber Vorsicht, wer mit dem Hipstamatic Virus befallen ist, neigt schnell dazu, die App um viele Filme und Linsen zu erweitern, diese sind dann jedoch nur käuflich zu erwerben, kosten dann meist 0,99 EUR oder maximal 1,99 EUR. Auf Android Geräten ist das ähnlich.
Hier einige Beispielbilder, mit der Hipstamatic App geschossen:
Zum Handy gab es vor einer Weile ganz tolle aufsetzbare Linsen von ZEISS, die ich mir zugelegt habe. Sie erweitern das Spektrum der Möglichkeiten unglaublich und auch in beeindruckender Qualität. Ich habe eine Weitwinkel- und eine Makrolinse aus der Serie Exolens Pro. Die sind nicht ganz billig aber eben sehr gut, ZEISS halt. Das Bild oben vom Sony Center in Berlin ist damit entstanden.
Für die Bearbeitung der Bilder gibt es mittlerweile ebenfalls so viele Apps wie Sand am Meer. ich habe wirklich viele ausprobiert, lande aber eigentlich immer wieder bei denselben zwei Apps, auf die ich mich jetzt hier auch beschränke. Im übrigen bearbeite ich auch meine Bilder, die ich von meinen Kameras per WLAN auf das Handy übertrage, in derselben Art und mit den gleichen Apps.
Lightroom Mobile
Für uns Fotografen natürlich interessant, denn man kann mit der App sowohl bearbeiten als auch fotografieren und das in RAW/DNG oder JPEG. Sie bietet in sehr abgespeckter Foto das, was Lightroom auch bietet. Der große Vorteil hier ist, dass Nutzer eines Creative-Cloud-Abos die Synchronisation lieben. Hiermit werden die Handyfotos in voller Auflösung auf den Computer übertragen und das Spiel funktioniert auch andersherum. Egal wo man gerade ist und auf welchem Gerät man arbeitet, es ist nach der Synchronisation überall immer der gleiche Stand gegeben. An Lightroom liebe ich persönlich die vielen Presets und auch diese kann man via Lightroom CC auf das Handy übertragen und dann in dieser App voll nutzen.
Snapseed
Wahrscheinlich schon DIE Klassiker App und jeder kennt sie und sie ist kostenlos. Aber sie bietet für meinen Workflow in der Bildbearbeitung ausserhalb von Lightroom auch das beste Paket wie ich finde. Oftmals beginne ich die Bearbeitung mit Lightroom Mobile und benutze dann nochmal Snapseed für einige andere Dinge, die ich noch verändern möchte. Die App vereint überaus komplexe Bildbearbeitungsmöglichkeiten mit einer sehr zugänglichen und intuitiven Oberfläche. Mit vertikalem Wischen wählt man die Bearbeitungsoption aus und mit horizontalem Wischen wendet man dies dann im Bild an. Die Auswahl reicht von Feinabstimmungen wie Belichtung, Kontrast, Sättigung, Weißabgleich bis hin zu trendigen Farbfiltern, Bilderrahmen oder Vignettierungen.
Eine weitere nette App mit der man schöne Collagen anfertigen kann nennt sich „Diptic“. Diese App nutze ich meist nach Hochzeiten und sende dem Paar direkt ein paar Ergebnisse zum Vorzeigen. Auch ganz schön ist die App „Facetune“ mit der man bei Portraits einige leichte Verbesserungen in Gesichtern erzielen kann.
Darüber hinaus gibt es noch Apps, mit denen ich manchmal ein Wasserzeichen einfüge (A+Signature), Apps speziell für HDR Aufnahmen (Pro HDR) oder auch für Nachtaufnahmen und Langzeitbelichtungen (NightCap). Hier kann ich allerdings nicht allzuviel zu sagen, denn für solche Fotos greife ich dann doch lieber zu meiner Kamera und erziele dann auch Ergebnisse, die mich persönlich zufrieden stellen.
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Hallo Christian,
ich habe vor Jahren mal ein Smartphone-Foto-Projekt gemacht. Damals waren die Kameras aber noch nicht so richtig gut. Um die Mängel zu kaschieren, aber auch weil ich den Stil mag, habe ich alle Bilder so bearbeitet, dass sie wie stark gepushte Schwarzweissfotos aussahen. Aus dem Projekt ist ein Fotobuch entstanden, dass ich mir nach wie vor gelegentlich ansehe.
Viele Grüße,
Ralf
Hallo Ralf, ich habe früher auch viel mehr mit dem Smartphone gemacht. Seit einigen Jahren liegt mein Schwerpunkt aber bei den „richtigen“ Kameras und ich nutze das Handy eher für gelegentliche Bilder, Selfies etc. Trotzdem dachte ich mir, dass auch diese Art der Fotografie mal einen Beitrag Wert wäre. Danke fürs Lesen und deinen Kommentar dazu. LG Christian