Nicht immer bleibt „was hängen“ aus der Schulbildung. Ich frage mich auch immer noch, wann ich mal bewusst die Vektorrechnung einsetzen werde. Bei der anstehenden Steuererklärung jedenfalls nicht (Notiz: Steuererklärung nicht vergessen!). Vermutlich fliegt der Vordruck jedenfalls in einem bestimmten Vektor in den Papierkorb, wenn man sich verschrieben hatte.
Nun ja, es ist nicht alles Mathematik (manch einer sagt jetzt „Gottseidank!“) – vielmehr musste ich, wie meine leidgeprüften Mitschüler auch, natürlich auch einiges lesen, das in der Schule als Pflichtlektüre auf dem Plane stand. Und natürlich bleibt das nicht alles im Gedächtnis. Manch ein Literaturklassiker wird da pubertierenden Schülern zugemutet, die den Inhalt weder verarbeiten noch wertschätzen können. Die Leiden des jungen Werther versteht man in späteren Stadien seines Lebens einfach nochmal anders beziehungsweise überhaupt erstmal.
Eines dieser Werke, die mich vermutlich stärker beeinflusst haben als mir bewusst ist, ist Effi Briest von Fontane (wenn man „von Fontane“ schnell ausspricht, hört sich das lustig an, daher das Weglassen des „Theodor“). Letztlich weiß ich vom Inhalt nichts mehr – und ich will jetzt hier absichtlich auch nicht beim Schreiben das Googledings bemühen, schließlich merkt man sich ohnehin schon viele Sachen einfach so und es wäre doch traurig, wenn man sich das per google abgewöhnt. Aber da gab es einen Spruch, der sinngemäß zitiert wird „das ist ein weites Feld“ (wie gesagt Gedächtnis, nicht google 😉 ). Da wird im Grunde gesagt, dass es viel zu diesem oder jenem zu sagen und zu denken gibt. Zu viel um es jetzt auf den Punkt zu bringen. Auch hat das entsprechende Thema vermutlich viel zu viele Nuancen um abschließend und befriedigend besprochen zu werden und nicht zuletzt hat vermutlich die aussprechende Person einfach keine Lust gehabt, weiter zu reden. Jedenfalls gibt es viele Gründe, die zum Ausspruch „das ist ein weites Feld“ führen können. Und ich denke da jedesmal an „uns‘ Effi“. So erwische ich mich quasi dabei, einen Literaturklassiker im Kopf zu haben. Fontane würde vermutlich mit dem Rohrstock auf mich losgehen, wenn er wüsste, dass das der einzige Punkt ist, der mich von Effi so begleitet (zumindest bewusst).
Da ich allerdings diesen Spruch so mag, weil er hilfreich ist um Gespräche abzukürzen und manch einer schmunzelt, wenn man das sagt, setze ich ihn immer mal ein. Das genauer zu erklären… Naja, das ist ein weites Feld. (Siehste?!)
Fotografisch mag ich den landschaftlichen Minimalismus, der dem Knipsenden durch die allgegenwärtige Agrarisierung aufgezwungen wird, manchmal sehr. Es gibt so Stellen, da muss ich einfach mal innehalten und knipsen. So auch hier. Wolken und die ersten Halme sprießenden Winterweizens. Das inspiriert. Das ist die Weite, die das Harzvorland zu bieten hat und schnell verrät, warum Goethe da sicher nicht halt machte. Man kommt sich fast vor wie in der Ödnis Brandenburgs (nur das dort noch mehr Kiefern stehen).
Von Fontane (da ist es wieder) zum Johann Wolfgang von Goethe… Wie konnte das nur passieren?! Die Schule ist schuld. Denn wie Shakespeare schon Hamlet in den Mund legt: „Es gibt mehr Ding’ im Himmel und auf Erden, als Eure Schulweisheit sich träumt, Horatio.“ Herrlich!
Hier wurde eine Sony RX1R Mark II mit dem unglaublichen 35mm f2 Sonnar verwendet. Wäre es nicht das Sony ui, dann wäre das sogar eine Traumkamera. Aber das Thema mach ich jetzt nicht auf, denn das ist ein weites Feld.
Leave a reply