Es hatte mich schon lange interessiert, das NOCT-Nikkor 58mm f1.2. Schließlich ist es eines der begehrtesten Objektive, die Nikon je gebaut hat und das auch noch vor einigen Jahrzehnten.
Ich hatte das Glück, mir eines von FOTO-GÖRLITZ ausleihen zu können – Hab vielen Dank, Alex!
Normalerweise würde ich vermutlich ein review über das Objektiv schreiben und den Text entsprechend gliedern (und vermutlich aus SEO Gründen einmal mehr NOCT schreiben, aber… ups!). Heute soll es mal anders sein. Ich überlege, woher eigentlich die Faszination meinerseits für dieses Objektiv herkommt.
Vielleicht liegt es daran, dass ich irgendwann einmal vor vielen Jahren von der besonderen Bauweise und Beschichtung gelesen hatte. Das Objektiv wurde als Gerät für Nachtaufnahmen gebaut. Man sorgte durch viel Know-How und Geduld (die Frontgläser sind allesamt handpoliert in beiden Baureihen) dafür, dass Lichtquellen vor dunklem Hintergrund kein Coma aufweisen und damit sauber abgegrenzt bleiben. Ein Effekt, der macht, dass ein Portrait bei Nacht mit Offenblende auch keinen Glow aufweist und schön scharf erscheint.
Damals informierte ich mich über den Preis und strich dann das Objektiv notgedrungen aus der Anschaffungsliste… Ein Wunsch blieb es aber dennoch. Nun habe ich die Gelegenheit, dieses tolle Glas auszuprobieren und auch mal festzustellen, wie es denn so performt… Ach nee. Vor allem merkte ich, dass ich eine Rarität in Händen hielt. Das ist mir dank meines Berufs nun wirklich nicht neu. Schön ist es hier aber, das auch alles mal verwenden zu können. Ein rund 40 Jahre altes Objektiv (gebaut wurden die von 1977 bis 1981 und 1981 bis 1997 verändert weiter) im absolut neuwertigen Zustand. Das ist schon ein bisschen „Hach!“
So bin ich also froh, solch ein tolles Glas in Händen zu halten und an meinen verschiedenen Nikons (ja, mehrere…) auszuprobieren. Es macht unglaublich viel Spaß. Schön angenehm zu fokussieren, wunderbar heller Sucher bei der (D)SLR und ein klarer Schärfepunkt. Mit Schnittbildindikator ist es besonders schnell scharfzustellen. Da ich noch nicht alle Filme zurück habe, ist da ein bisschen Mutmaßung dabei. Ich habe vor allem Digitalbilder zum Einschätzen gemacht und merke, dass ich bei f2 mit dem NOCT-Nikkor am zufriedensten bin. Freistellung ist bei 58mm f2 auf Kleinbild schon echt gut, der Hintergrund bleibt noch etwas erhalten, so dass man nicht ganz raten muss, was noch so vorgeht im Bild. Und schön scharf ist es dann auch – auch nach aktuellen Maßstäben. Angenehm ist der ungewöhnlich große Fokusring. Videofilmer kennen das – man kann aufgrund des Durchmessers und dem damit verbundenen längeren Fokusweg sehr feinfühlig arbeiten. Wenn man will. Dann möglich ist natürlich auch ein schneller Dreh zum Erfolg. Die Plastizität der Objekte im Sucher macht ziemlich schnell klar, ob der Fokus richtig sitzt. Eigentlich wünsche ich mir ein solches Objektiv aktuell mit all den modernen Finessen nachgebaut.
Als ich das NOCT-Nikkor an meine FM2/T gesetzt hatte, kam kurz so ein Gefühl wie „Die sind füreinander gemacht.“ auf. Das passt perfekt in der Gewichts- und Größenverteilung. Einfach wunderbar, obgleich die Kamera ja keinen „Griff“ hat, wird sie nicht zu schwer. Und dank der Offenblende von f1.2 konnte ich auch mit dem 100er Film darinnen was anfangen. Kleinbildformat mit nem 45-60mm Objektiv (also irgendwas in dem Bereich als Festbrennweite) und ich bin zufrieden.
Persönlich finde ich ein solches Glas viel spannender als ein Noctilux von Leica. Der Grund liegt für mich aber hauptsächlich in zwei Aspekten. Zum Einen die klare Ausrichtung nicht nur auf Lichtstärke hin, sondern vielmehr auf die Vermeidung des coma-Aspekts. Zum Anderen ist der große Vorteil, dass das Objektiv eine Nahgrenze von 0,5m hat. Das ist schon deutlich flexibler als das Leica-Glas. Aber hey, unterschiedliche Systeme fordern alle ihre Opfer.
Ein riesiger Nachteil des NOCT-Nikkors ist, dass man es nicht nativ auf eine Leica M setzen kann… Ja, Adapter hin oder her. Wer ne M benutzt, möchte sicher den Messsucher verwenden und da hört es mit Adaptern auf. Es sei denn, man meldet sich bei Skyllaney und lässt was bauen… Aber das ist eine andere Geschichte und soll an einem anderen Tag erzählt werden…
Schaut euch mal ein paar Bilder aus dem NOCT-Nikkor 58mm f1.2 an!
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