Es gibt Momente, da wünscht man sich eine ultraschnelle Autofokuskamera. Einfach draufhalten und auslösen, kein Problem. Doch kann ich sicher sein, dass auch wirklich das gewünschte Objekt scharf geworden ist? Kann ich mich wirklich auf die Automatik verlassen?
Gehe ich per Smartphone an die Fotografie, ist ein Autofokus zum einen kein Problem und zum anderen auch nur schlecht durch eine manuelle Fokussierung zu ersetzen. Schließlich ist ein Wischregler für einen manuellen Fokus auf dem Display nicht gerade exakt. Kein Problem ist ein Autofokus an der Stelle deshalb, weil durch die ultrakleinen Sensoren und dadurch sehr kurzen Brennweiten zumeist ohnehin fast alles in derselben Fokusebene liegt und dadurch „scharf“ ist.
Fokussieren wird eher dort spannend, wo längere Brennweiten und genaueres Arbeiten gewollt ist. Schnappschuss vom Kind gemacht und der Wald im Hintergrund ist scharf? Leider sieht man das manchmal erst so richtig daheim am Monitor. Hier wäre ein genaueres Arbeiten schön, ein bewusstes Fokussieren. Langsam, mit Zeit, mit einer besseren Tiefenwahrnehmung.
Insbesondere Amateure schätzen immer mehr das bewusste manuelle Fotografieren. Sie legen Weißabgleich, Belichtungsparameter und Bildausschnitt fest. Warum nicht auch den Fokus? Auch diese Komponente bewusst und langsam zu setzen führt zu einer tieferen Verknüpfung des Fotografen mit dem Moment. Die Konzentration, welche dann in eine Aufnahme fließt, lässt den Fotografen selbst fokussierter werden. Der Moment tritt deutlich zutage, keine Flüchtigkeit mehr. Ich meine jetzt nicht den „decisive moment“, sondern vielmehr den Akt der Fotografie selbst.
Manch einer ist ja genau deshalb mit Messsucherkameras unterwegs oder mit modernen spiegellosen Systemen und „adaptiertem Altglas“. Ich steh zwar sehr auf Altglas, aber eigentlich viel mehr auf neue aktuelle Rechnungen, allerdings mit manuellem Fokus. Beispielsweise wurde ich mit dem manuellen Fokussieren auf Fuji X mit den Fujinons nicht wirklich warm – focus-by-wire ist einfach nicht so toll. Ich mag es, direkt zu fokussieren und mache keinen Hehl daraus, dass ich dafür am liebsten Zeiss Objektive einsetze. Warum auch nicht?! Es sind moderne Gläser, die für den manuellen Einsatz gebaut wurden. Ich nehme zumeist den Nikon-Anschluss, damit ich einen Blendenring habe und sie an all meine vorhandenen Kameras anflanschen kann.
In einem Review über die aktuelle Fuji X-H1 habe ich gelesen, welche Verbesserungen am Autofokus dort vorgenommen wurden… Krass! Keine Ahnung, was das alles bedeutet, aber „Krass!“. Ich bin froh, dass ich mir keine einzige meiner Kameras nach diesem Gesichtspunkt ausgesucht habe. Sie „können“ alle automatisch fokussieren, aber ob mehr oder weniger, schneller oder genauer als andere, war nicht ausschlaggebend. Man wird auch zugegebenermaßen verrückt, wenn man sich das ganze Geschreibe zum Thema Autofokus durchliest bei der Idee, eine Kamera zu kaufen. Schnellster hier, schnellster da. Keine Ahnung – ich kann das ignorieren.
Aber zurück zum Thema: Nimm es einfach mal wieder selbst in die Hand, das Fokussieren! Es lohnt sich, denke ich, denn nicht nur das bewusste Wählen der Belichtung, sondern auch das bewusste manuelle Fokussieren verbindet den Fotografen stark mit seiner Aufnahme. Man lässt sich eben mehr Zeit und mit etwas Übung wird es auch schneller usw. Ich würde nicht behaupten, schneller als ein Autofokus zu sein (naja, manchmal schon) aber mir macht die Fotografie einfach mehr Spaß auf diese Weise, denn so kann ich das Versagen nicht mehr auf die Kamera schieben…
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