You prefer the this one in english? This way
Es war wieder so weit! Ich wurde neulich gebeten, die schon seit längerem existierende Infrarot Version der Fujifilm X-T1 zu testen. Um ehrlich zu sein war mir gar nicht bewusst, dass diese auf dem deutschen/europäischen Markt überhaupt erhältlich ist. Deshalb war meine Überraschung erst einmal groß und mein Spieltrieb natürlich sofort geweckt 😉 Es ist etwas schade, dass diese Kamera im Fujifilm Sortiment tatsächlich untergegangen zu sein scheint. In den USA und in Japan kann man diese wohl als Privatperson gar nicht erwerben. Ich vermute vor allem bei den USA, dass es hier militärische Gründe hat. Nun gut, in Deutschland jedenfalls kann man diese frei erwerben.
Aber mal der Reihe nach: Was ist so besonderes an der X-T1 IR? Die kurze Antwort ist: Ihr fehlt der Infrarot-Sperrfilter.
Die ausführliche Antwort bedarf eines kleinen Ausfluges in die Theorie, etwas, was ich als emotionaler Fotograf (auweia kann man das überhaupt so sagen??) eher selten mache, meiner Meinung nach aber bei dem Thema Infrarotaufnahmen wichtig ist um befriedigende Aufnahmen zu erhalten bzw. eben die Besonderheiten einer solchen Kamera zu verstehen. Denn grundsätzlich kann jede digitale Kamera zu einer sogenannten undefinierten Kamera umgebaut werden.
Ein klitzekleinwenig Theorie
Licht ist ein Teil der elektromagnetischen Strahlung. Wir Menschen können das Licht in dem Wellenlängenbereich von ca. 380 nm und 780 nm sehen. Ab 780 bis 1000 nm spricht man von dem nahen Infrarot. Digitale Kameras bzw. die Sensoren haben einen normalen Empfindlichkeitsbereich von 360-1000 nm. Sie können also mehr Licht aufzeichnen als wir Menschen selber sehen können. In der konventionellen Fotografie ist dies ein Problem, denn das Licht unterhalb 380NM (Ultraviolett) und das oberhalb 780NM (nahes Infrarot) würde zu starken Farbverschiebungen führen. Um dieses Problem zu eliminieren setzt man vor den Sensor einen sogenannten „HotMirror“ vor. Dieser bewirkt, dass Ultraviolett- und Infrarotlicht ausgesperrt wird.
Nun ist vom Prinzip jede digitale Kamera dennoch fähig, mit entsprechenden Filtern vor dem Objektiv, dieses aussperren zu umgehen (das klingt jetzt komisch aber das Infrarotlicht ist nicht vollständig ausgesperrt nur sehr stark eingeschränkt). Man muss a) das sichtbare Licht weitestgehend ausschließen und b) dann lange genug belichten und hier reden wir nicht von Bruchteilen einer Sekunde sondern eher mehreren Sekunden. Was das bedeutet, sollte auch klar sein: Bewegungsunschärfen bzw. Stativ. Es fallen also schon mal sehr viele Motive im vornherein aus.
Entfernt man nun jedoch diesen HotMirror vor dem Sensor, ist die Kamera für das „gesamte“ Spektrum offen: Ein wenig Ultraviolett, das sichtbare Spektrum und das nahe Infrarot. Alle drei treffen ungefiltert auf den Sensor. Wenn man jetzt also einen Infrarot-Filter vor das Objektiv setzt kann man dennoch mit normal kurzen Belichtungszeiten tagsüber rechnen. Das Stativ kann also getrost zu Hause bleiben und man kann dennoch Infrarotaufnahmen machen.
Hier mal ein Foto der Fujifilm X-T1 IR ohne irgendeinem Filter davor. Auf diesem Bild hat also Ultraviolettes-, sichtbares- und infrarotes Licht zur Belichtung und Farbgebung beigetragen. Wie das aussehen kann seht ihr hier:
Das Titelbild ist mit Hilfe eines Infrarotfilters eines namhaften Herstellers erstellt worden, das unten folgende ist die gleiche Szene jedoch ohne diesen Filter also auch keinen HotMirror (UV/IR-Cut Filter). Der Baum links im Hintergrund trug schön grünes Blätterwerk. Den Weißabgleich hatte ich schon mittels Graukarte manuell eingestellt. Ein IR-Cut Filter hätte die Aufnahme wie die aus jeder anderen Fujifilm X-T1 aussehen lassen können.
Hier ein weiteres Beispiel: Die Sonne versteckte sich hier immer wieder hinter den Wolken, wodurch der Infrarot Anteil nicht ganz so hoch wie in dem Wüstenbild zur Mittagszeit war, weshalb die Farbverschiebungen auch nicht ganz so gravierend ausfallen, zumindest nicht so augescheinlich.
[fusion_builder_container hundred_percent=“yes“ overflow=“visible“][fusion_builder_row][fusion_builder_column type=“1_1″ background_position=“left top“ background_color=““ border_size=““ border_color=““ border_style=“solid“ spacing=“yes“ background_image=““ background_repeat=“no-repeat“ padding=““ margin_top=“0px“ margin_bottom=“0px“ class=““ id=““ animation_type=““ animation_speed=“0.3″ animation_direction=“left“ hide_on_mobile=“no“ center_content=“no“ min_height=“none“][bais_before_after before_image=“https://www.qimago.de/wp-content/uploads/2016/04/2016.04.13_Teufelsberg_015.jpg“ after_image=“https://www.qimago.de/wp-content/uploads/2016/04/2016.04.13_Teufelsberg_014.jpg“]
Im nächsten Beispiel habe ich dann einmal mit einem Infrarotfilter vor dem xf35mm f1.4 fotografiert und das selbe Motiv noch einmal mit dem selben Objektiv und einem UV/IR-Cut Filter davor.
[bais_before_after before_image=“https://www.qimago.de/wp-content/uploads/2016/04/2016.04.16_PalmSpringsIR_107.jpg“ after_image=“https://www.qimago.de/wp-content/uploads/2016/04/2016.04.16_PalmSpringsIR_105.jpg“]
Sofern man hochwertige Filter benutzt, in diesem Fall war das ein UV/Infrarotsperrfilter aus dem Hause Heliopan, kann man die Fujifilm X-T1 IR so zu einer normalen Fujifilm X-T1 selber „umbauen“.
Das besondere an der Fujifilm X-T1 IR ist also, dass ihr etwas fehlt und nicht das sie etwas (hardwaretechnisch) dazu bekommen hat. Diese Art Kamera, die Fujifilm auf den Markt gebracht hat, nennt man eine undefinierte Infrarotkamera. Undefiniert, weil sie, im Gegensatz zu einer definierten Kamera, mittels Filter vor dem Objektiv vom Anwender für den entsprechenden Einsatzbereich/Effekt universell genutzt werden kann. Der Nachteil ist freilich, dass man sich diese Filter besorgen muss. Mal ganz abgesehen von den Kosten, die das nach sich zieht, denn es ist sehr zu empfehlen, hochwertige Filter zu nehmen, wenn man es ernst meint mit dieser Art der Fotografie, ist das eine ganz schöne Schrauberei. 😉
Um das zu einem Ende zu bringen: Man kann nun den HotMirror auch durch einen definierten Infrarotfilter ersetzen und erhält so, keiner wird darauf kommen: Eine definierte Infrarotkamera. Der Vorteil ist, dass man nicht für jedes Objektiv bzw. jeden Durchmesser einen neuen Filter benötigt, der Nachteil freilich, dass man sich einschränkt, denn normales Fotografieren wird mit so einer Kamera nicht mehr möglich sein, da ja nun der Infrarotfilter vor dem Sensor bereits alles oder zumindest den größten Teil sichtbaren Lichts bereits aussperrt. Man sollte sich also schon sehr sicher sein bevor man seine Kamera zu einer definierten Infrarotkamera umbauen lässt.
Warum überhaupt Infrarot?
Gute Frage! Für den normalen Fotografen ist die Antwort recht einfach: Weil einem der Effekt gefällt. Oder weil man eine große Leidenschaft für die Astrofotografie hat, hier hat die X-T1 IR auch einen großen Vorteil. Durch den Wegfall des IR-Sperrfilter werden deutliche mehr Sterne abgebildet, da so der ganze spektrale Empfindlichkeitsbereich des Sensors (380-1000 NM) genutzt wird.
Aber eben auch für spezielle Berufsgruppen wie z.B. Archäologen, Astronomen, Kriminalisten und Kunsthistoriker machen sich die unterschiedlichen Reflexionseigenschaften von Materialien im Infrarotlicht zu Nutze. Die Infrarotfotografie war ursprünglich auf Drängen des Militärs entwickelt worden, denn so konnte man einen mit grüner Tarnfarbe unsichtbar gemachten Feind leichter ausfindig machen. Ich denke, Fujifilm hatte hier auch neben den Fotografen, wohl eben vor allem diese Berufsfelder im Visier als Kunden, was USA und Japan ja auch durch ihren eingeschränkten Verkauf an Privatpersonen bewiesen haben. Warum diese Einschränkung allerdings stattfindet, ist mir ehrlich gesagt nicht ganz so klar, zumal ich ja fast jede digitale theoretisch zu eben so einer undefinierten Kamera umbauen (lassen) könnte. Dass sie aber durchaus sehr interessant für Fotografen sein kann, wurde mir mit der Zeit immer klarer.
Schon zu Filmzeiten haben viele Fotografen Freude an dieser speziellen Fotografie gehabt. Mit der digitalen Fotografie ist es nur einfacher geworden. Wo man damals noch sehr aufwendig die speziellen Filme auf spezielle Art und Weise laden bzw. entladen musste, kann man dies heutzutage sehr viel einfacher gestalten. Für Fotografen würde ich jetzt mal ganz dreist behaupten ist es vor allem eine Geschmacksfrage. Die Tonwerte bei Schwarzweiß Infrarotaufnahmen sind schon sehr besonders und alltägliche Anblicke etwa wirken mit einem Mal sehr surreal.
[bais_before_after before_image=“https://www.qimago.de/wp-content/uploads/2016/04/2016.04.15_PalmSprings_024.jpg“ after_image=“https://www.qimago.de/wp-content/uploads/2016/04/2016.04.15_PalmSpringsIR_047.jpg“]
Das muss man mögen.
Auch Farbinfrarot kann sehr interessante Bilder hervorbringen, jedoch hatte ich hierfür einen zu starken Infrarotfilter. Der Filter, welchen ich für alle Infrarotaufnahmen, die ihr hier seht, genutzt habe, war einer, der alles Licht vor 780NM sperrte. In diesem Wellenlängenbereich ist Farbinfrarot zwar noch möglich, aber eingeschränkter als beispielsweise mit einem 665 NM Filter.
Was ist der Vorteil einer Fujifilm X-T1 IR?
Nun, das ist recht einfach zu beantworten. Man hat theoretisch eine exquisite Auswahl an ganz hervorragenden Fujinons mit Autofokus. Ein nicht zu vernachlässigender Punkt, denn die Entnahme des HotMirror einer ursprünglich für die normale Fotografie vorgesehenen Kamera bringt meist Autofokusprobleme mit sich. Dies ist vor allem dem Umstand geschuldet, dass die Brechung innerhalb des Objektivs auch von der Wellenlänge abhängig ist. Da die Objektive im Normalfall eben für das sichtbare Licht berechnet sind, werden sie eben auch nur für diesen Spektralbereich optimiert. Normalerweise arbeitet man dann manuell, was an sich ja auch kein Problem ist, aber wenn ich nun schon eine Kamera habe, bei der ich nicht auf das Stativ angewiesen bin beim Fotografieren im Infrarot Bereich, dann finde ich einen Autofokus schon ganz schick. Auch eröffnet das wieder ganz neue Motive. Bei der Fujifilm X-T1 IR ist dies allerdings kein Problem, da diese Fehlerquelle mittels eines speziellen Filters eliminiert wurde. Also alles tutti!?
Nun ja, leider nicht ganz. Denn auch Fujifilm muss sich den Gesetzen der Physik unterordnen. Neben dem Autofokus ist ein weiteres Problem bei der Infrarotfotografie die Bildung sogenannter Hotspots.
Das sind helle Bereiche in der Bildmitte. Je nach Objektiv kann das sehr schwach oder eben auch etwas extremer auftreten. Grund dafür sind wohl auch die Vergütungen mancher Objektive. Meist kann man das recht gut korrigieren, aber eben auch nicht immer. Hier gibt es eine kleine, leider nicht mehr gepflegte, Liste geeigneter oder eben nicht geeigneter Fujinons für die Infrarotfotografie. Ich kann für mich die Liste um das xf16mm und das xf90mm erweitern. Das xf16mm ist auch sehr gut geeignet für IR, das xf90mm leider weniger. Die Hotspotbildung ist schwach und korrigierbar, aber eben auch sichtbar vorhanden und bedarf einiger Korrektur in Photoshop und ähnlichem. An dieser Stelle will ich für mehr Details zur Infrarotfotografie im allgemeinen auf die sehr informative Seite von Klaus Mangold verweisen. Er hat das alles sehr gut erklärt und weit mehr Hintergrundwissen zu diesem Thema als ich es habe. Wer also das Thema der Infrarotfotografie vertiefen will dem lege ich seine Website sehr ans Herz.
Und nu?
Reden wir mal Tacheles! Die Fujifilm X-T1 IR ist keine Kamera für die Masse. Sie ist etwas für Spezialisten und hier meine ich nicht die Berufsgruppen sondern die Fotografen, die solche Bilder mögen. Surreal anmutende Bilder in Farb- bzw. Schwarzweißtönen, bei denen man als Betrachter merkt: Hier stimmt was nicht. Wenn man sich mit der Materie mehr auseinander setzt, kann man sehr spannende Ergebnisse erzielen, aber man muss auch die Tücken dieser Kamera kennen.
Zusätzlich zur Kamera und mindestens einem Objektiv (ich würde ja dringend zum xf14mm raten) muss man sich auch mit mindestens einem Infrarotfilter und, für die Fotografie im sichtbaren Licht, mit einem HotMirror- oder UV/Infrarot-Sperrfilter eindecken. Je nachdem wieviele Objektive mit unterschiedlichen Filterdurchmesser man nutzt, muss man also mehrere kaufen oder auf ein Filterhaltersystem wie das von LEE Filters zum Beispiel zurückgreifen. Der Vorteil ist, man hat eine sehr moderne Kamera mit ganz hervorragenden Autofokus Objektiven und kann seiner Kreativität freien Lauf lassen.
Aber ich muss für mich auch ganz klar feststellen, für die Fotografie im sichtbaren Bereich, also die konventionelle Fotografie, wie ich sie auch gerne bei Street- oder Peoplefotografie einsetze, ist diese Kamera eher mit Vorsicht zu genießen. Sie würde mir als alleinige Kamera nicht reichen. Zusätzlich zu meiner Fujifilm X-Pro2 und X100T ist das aber eine sehr interessante Ergänzung.
Die Tage werde ich noch versuchen ein paar Astro Fotos zu schießen und Euch diese dann hier nachreichen.
Ach ja, eins noch: Portraitfotografie mit der IR kann man auch machen
Ich hatte noch nie so glatte Haut ohne das ich mein Bild in Photoshop bearbeitet hatte 😉
Aber ich habe auch was anderes als Selfies aufgenommen. In Berlin, Babelsberg und dem Joshua Tree Park in Kalifornien//USA hat mich die Fujifilm X-T1 IR begleitet. Am Schluss noch ein großes Danke schön an Christopher, der mir das hier überhaupt ermöglicht hat 😉 Hat Spass gemacht!
[/fusion_builder_column][/fusion_builder_row][/fusion_builder_container]
Leave a reply
mal wieder ein interessantes Thema, welches du da aufgreifst, Mehrdad.
Irgendwie wirken die Palmen wie Pusteblumen im Gegenlicht.
Aber wie du schon meinst, eine Ergänzung zur normalen Fotografie und zudem recht surreal.
Mich persönlich würde es da eher zu monochrom hinziehen…
viele Grüße
Rolf
Wish I could read German. Just sent my X-Pro1 in for an infrared conversion.
A english Version will follow soon.
Here we go Steve: https://www.qimago.de/fujifilms-x-t1-infrared-kamera/