Vor einigen Monaten hatte ich ja das Ibelux der Firma Handevision bei uns vorgestellt. Hier könnt ihr mehr dazu lesen. Im Zuge meiner Recherchen zu diesem Objektiv bzw. des Herstellers bin ich auch auf eine Objektivreihe gestoßen, welche den Namen Iberit tragen; sie haben alle die gleiche Lichtstärke f2.4 und es gibt 5 verschiedene Brennweiten (24, 34, 50, 75 und 90mm). Alle 5 gibt es in Anschlüssen für Leica M, Sony E und Fuji X. Bei der Firma handelt es sich um einen Zusammenschluss von einem deutschen und einem chinesischen Unternehmen. Der deutsche Part übernimmt hierbei wohl das Objektivdesign, während die Fertigung in China stattfindet. Interessant ist das hinter dem chinesischen Unternehmen einer der größten Adapter Hersteller von Fotoequipment steckt, hier zu Lande bekannt unter dem Namen Kipon.
Nun hatte ich eh vor die deutsche Pendance nach Testmustern zu fragen, allerdings war dies gar nicht nötig, denn wie es der Zufall dann wollte, schrieb mich der chinesische Partner der Firma Handevision über Instagram von selbst an und fragte, ob ich denn nicht Lust hätte, die Iberits zu testen. Naja, dass er mich nicht lange bitten musste, könnt ihr Euch denken. Ein paar Tage später jedenfalls kamen 4 der 5 Iberits bei mir zu Hause an. Alle in silber, alle in der Leica M Variante, alle Messsucher gekoppelt.
Ich habe vor allem deshalb die M-Variante gewählt, da ich plane, die Objektive vornehmlich an einer Leica M zu nutzen. Für meine Fujis habe ich alles, was ich brauche, und wenn es einer der entsprechenden Bildwinkel (also 23, 35 und 50mm bei Fuji) sein soll habe ich bei Fujifilm einfach eine sehr geniale Auswahl. Das 75mm ist hier die einzige Brennweite, die evtl. auch für Fujijaner ganz interessant sein könnte. Bei Sony und Leica finde ich die Iberits deutlich interessanter, da sie hier eine echte Alternative sein könnten. Hinzu kommt, dass die Leica Varianten am vielseitigsten zum Adaptieren sind und durch ihre Messsucher Kupplung für mich eben sowohl an Leica M als auch an Fuji X nutzbar sind.
Wir werden hier in nächster Zeit Erfahrungsberichte über alle 4 Objektive veröffentlichen und den Anfang will ich gerne mit dem Iberit 24mm f2.4 machen. Das 24mm begleitete mich die letzten Wochen nach Seoul, Kapstadt und natürlich auch hier in Berlin. Dabei habe ich das Iberit sowohl an der Sony A7 MkII, einer Leica M-P (typ 240) als auch an meiner Fujifilm x-pro2 genutzt und versucht, mir so ein Bild davon zu machen. Am meisten Eindrücke/Zeit hatte ich mit der x-pro2. Eigentlich wollte ich die Iberits vor allem und fast nur an meiner Leica M10 (oder eben Typ240) testen, aber aus ein paar unglücklichen Begebenheiten war mir dies vorerst nicht möglich. Die Warteschlange ist eeeeeeewig und es ist nicht abzusehen, wann meine M10 dann endlich auch bei mir ankommt. Naja, Vorfreude ist ja die schönste Freude….sagt man. ?
Aber bevor ich hier jetzt meinen persönlichen Eindruck zum besten gebe, will ich Handevision gerne danken, dass sie uns die Gelegenheit geben, die Objektive ausgiebig zu testen.
Die Bildqualität
99,9% von Euch interessiert natürlich die Bildqualität. Klar! Mich auch. Deshalb will ich Euch hier nicht lange durch den Artikel schleifen und versuche das gleich zu Anfang zu beantworten. ‚Versuche‘?
Ja, denn um ehrlich zu sein finde ich das gar nicht so leicht, hier ein abschließendes Urteil zu fällen für mich. Vielleicht mal soviel vorweg. Ich habe viele schöne Bilder damit machen können, aber das ein oder andere mal war ich dann erstaunt am Rechner über das, was ich erhielt, nicht zwingend negativ aber eben manchmal überraschend. Aber okay, mal der Reihe nach.
Bei Offenblende finde ich ist das Glas schon sehr weich. Ich habe eigentlich nie offen fotografiert. f2.8 war das offenste, was ich genutzt hatte, und bei f4.0 schien es mir am stärksten zu sein, zumindest hat es mir da am besten gefallen. Offen hat man auch mit chromas zu rechnen, welche ich aber in meinem RAW Konverter (LR) gut in den Griff bekommen habe. Es ist recht Kontrastarm, was mir vor allem Schwierigkeiten beim FocusPeaking bereitete. Ich fand es mitunter nicht leicht den Fokus zu treffen, ein mehrfaches hin und her drehen und die Fokuslupe war nötig um sicher zu gehen. An der Sony hat mir das Iberit 24mm mit am schlechtesten gefallen. Die Iberits sind für Kleinbildsensoren gerechnet und ich glaube da vornehmlich für Leica M Kameras? Das Randverhalten an der Sony kenne ich so nur von Weitwinkligen M-Gläsern an meiner x-pro. Da schmieren die weitwinkligeren schon mal ordentlich. So verhält sich das Iberit auch an der Sony. Abgeblendet auf 5.6 wurde das besser und auch die Schärfe nahm ab f4.0 in meinen Augen deutlich zu. An der Fuji habe ich es am meisten genutzt und 95% der Bilder in meinem kürzlichen Kapstadt Post sind mit dieser Kombi entstanden.
Eine M hatte ich leider nur ein paar Tage um die Iberits daran zu testen, aber durch den Messsucher war ich nicht mehr auf das FocusPeaking angewiesen und traf mit der M auch deutlich besser den Fokus. Und wenn der Fokus dann saß, dann war das Glas schön scharf. Insgesamt glaube ich zeigt das Iberit 24mm an einer Leica M seine beste Seite.
Ich habe zu meinem Exemplar keine passende Sonnenblende erhalten und wenn ich die von dem 50mm genutzt habe, hat man dies doch in den Ecken recht deutlich gesehen. Ich entschied mich also, ohne Sonnenblende zu fotografieren, was ich alleine aus Schutzgründen eigentlich nicht so gerne mache. Mit Gegenlicht hatte ich keine großen Probleme, kommt das Licht allerdings von oben seitlich, ist mir mehrfach ein lila Stich aufgefallen. Manch einer baut sowas nachträglich mit Photoshop und ähnlichem ein. In meinem Raw-Konverter habe ich das zwar ganz gut beseitigen können, aber das war zB. so einer dieser „Aha“ Effekte am Rechner später.
How does it feel
Das fotografieren mit dem Iberit 24mm macht Spass. Es ist mit 300 g eher leicht, nicht ganz so klein wie die anderen Messsucherobjetive, die ich so kenne und nutze (Zeiss, Voigtländer und Leica), aber noch klein genug. Der Fokusring läuft angenehm weich und die Blende lässt sich mit sauberen ½ EV Klicks einstellen. Die Verarbeitungsqualität scheint gut. Ich finde Leica, Zeiss und die moderneren Voigtländer fühlen sich ein klein wenig robuster an, aber die Iberits sind schon sehr gut. Als Designelement scheinbar, kommen zusätzlich zu einem gebrandeten schwarzen einfachem Objektiv- und dem Bajonettdeckel noch ein in der Farbe und Material des Objektivs passenden Schraubverschluss. Ganz nett aber im alltäglichen Gebrauch vollkommen unpraktisch. So richtig habe ich es nicht verstanden warum dieser dabei ist. Aber er sieht schick aus muss man sagen.
Für Freunde von Filtern sei erwähnt: Alle Iberits haben den gleichen Filterdurchmesser, das finde ich schon sehr gut und unterstreicht für mich einmal mehr den Bereich, für den ich sie sehr gut geeignet finde, Reportage. Da muss es mitunter schnell gehen, darf nicht zu sperrig sein das Setup und am besten alles so kompatibel, wie es nur geht um Equipment/Platz zu sparen.
Was mich etwas irritiert hatte, war der etwas strammere Sitz auf der M. Also stramm trifft es nicht ganz, vielmehr muss man beim Abnehmen des Objektivs etwas achtsamer sein. Es scheint als würden die „Nasen“ des Bajonetts ganz knapp passen, sodass es beim Abnehmen des Objektivs dazu kommen kann, dass es etwas hakt. Ich habe das bei dem 24mm und bei dem 75mm feststellen können. Kein Drama, wenn man es weiß, aber im Eifer des Gefechts kann es etwas nerven. Vielleicht ist es auch meinem recht frühen Exemplar geschuldet?
Fazit
Ich habe es oben schon angedeutet. Ich tu mich nicht leicht mit einer abschließenden Bewertung des Iberit 24mm f2.4. Vor allem wohl deswegen weil ich so gerne Offenblendig fotografiere und ich dies beim 24er eher ungern gemacht habe. Aber fairheitshalber ist da ein f2,4 Glas auch evtl. von Hause aus nicht dafür vorgesehen? Die 24mm Brennweite ist für mich am Kleinbildsensor mit einer meiner Lieblingsbrennweiten. Ich war dementsprechend sehr neugierig auf das Objektiv und hatte auch recht hohe Erwartungen/Hoffnungen an das Glas. Jetzt wird es unfair und ich vergleiche Äpfel mit Birnen, aber ich liebe mein Fujinon xf16mm f1.4 und ich hatte gehofft das mir das Iberit 24mm an der Leica bzw. Sony davon auch ein bisschen zaubert. In Sachen Schärfe tut es das nicht wirklich. Erst ab Blende f4.0 wird es ganz gut, aber die Ecken scheinen mir erst so bei 5.6-8.0 ausreichend scharf. Das smearing an der Sony fand ich extremer, als an der Fuji (klar KB gegen APS-C Sensor) an der Leica habe ich kein smearing entdecken können. Der Messsucher hat bei dem Iberit 24mm auch klar den Vorteil in Punkto scharfstellen. Die Mikrokontraste des Iberit sind nicht sehr ausgeprägt wodurch das FocusPeaking so seine Probleme hat. Dem Messsucher ist das egal, sofern dieser korrekt justiert ist, ist man genauso schnell damit wie mit jedem anderen Messsucherglas.
Okay, also für wen ist das Glas dann eigentlich gut? Für Offenblende-Junkies ist das schon mal eher nichts. Für Leica Besitzer könnte dies ein gutes und preisgünstiges Allround Weitwinkel Reiseglas sein, das man als No-Brainer einfach in der Fototasche haben könnte. Fuji X-Fotografen haben meiner Meinung nach bei Fuji das bessere Pendant, wenn man das neue xf23mm f2.0 heranzieht zum Vergleich evtl. sogar ein günstigeres? Für Sony Benutzer ist es so ein bissl Abhängig wofür man es will. Ich hatte leider auch zu wenig Zeit mit einer Sony, das werde ich bei Zeiten versuchen nachzureichen hier. Wer mit abblenden kein Problem hat und ein gutes Reportage Objektiv sucht, der könnte das Iberit mögen wollen. Mit was um die 600 Euro ist es nicht zwingend ein Schnapper, aber gerade für M Besitzer ist es eine der eher günstigen Alternativen zur Konkurrenz.
Die Leistung des Glases ist gut, ich bin kein Pixelpeeper und brauche nicht scharf bis in die Ecken. Ich betrachte ein Bild auch nicht bei 4000% um es zu beurteilen. Bei mir muss ein Foto als ganzes einfach stimmig sein. Dies schafft das Iberit 24mm locker. Wenn man es allgemein betrachtet also egal auf welchen Anschluss ist das 24er ein guter Allrounder. Leica Besitzer, sofern sie auch anderes als Leica Glas an ihrer Kamera dulden, haben hier eine gute Alternative. Fujijaner eher nicht so und Sony Nutzer könnten unter bestimmten Bedingungen auch ihren Spass an diesem Glas haben. Ich mag das 24mm und werde es an meiner Leica M10 sicher viel benutzen, das ist einfach mein Bildwinkel und für ein 24mm reicht mir das Freistellungspotential. Ich werde es wohl vor allem bei Street einsetzen.
Am Schluss lasse ich Euch noch mit ein paar Bildern zurück welche alle mit dem Iberit 24mm f2.4 entstanden sind.
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