Zur Abwechslung mal eine englische Überschrift. Zur Abwechslung mal ein bisschen Canon… Nachdem ich die EOS M5 und EOS M6 getestet hatte, war ich etwas neugierig geworden, was Canon da noch so alles auf Lager hat. Da sie mit zu den großen Spielern in der Fotografie gehören, ist es sicher nur sinnvoll auch mal nach links und rechts zu schauen und neben meinen üblichen Nikon- und Fuji- Knipsboxen auch mal eine Canone auszuprobieren. Canon Spiegelreflexkameras bekommt man ja in Elektronikgroßmärkten billig hinterher geworfen und wenn man sich nach dem Aufschrei: „Ich fotografier aber mit … !!!“ nicht rechzeitig duckt, hat man sie schnell beim fluchtartigen Verlassen des Marktes am Hinterkopf oder sogar im Einkaufsbeutel.
Früher war das ja mal so, dass man beispielsweise als Nikonfotograf ja nicht anders konnte, als über Canon zu lästern und umgekehrt. Dies gehört ad acta gelegt, letztlich bieten verschiedene Systeme jeweils Vor- und Nachteile. Für mich persönlich zählt die Marke der Kamera wenig – mir kommt es da eher auf die Objektive an und da bin ich ganz klar Zeiss Fotograf. Insofern hatte ich den Wunsch entwickelt, nach den spiegellosen EOS M5 und M6, an die ich fleißig meine Zeiss Gläser adaptiert hatte, auch mal ein richtig gutes Canon Glas auszuprobieren. Viele schwören auf die Canon L Gläser und das wollte ich mir mal anschauen. Zunächst war bei Canon zum 24mm f1.4 eine EOS 80D zur Verfügung, welche ich gern auslieh. 24mm an einem Canon APSC Sensor ergibt einen mir recht gewohnten Bildwinkel und einigten wir uns auf diese Leihgabe. Danke hier nochmal an Canon Deutschland!
Das 24er L ist wirklich eine feine Linse. Tja. Scharf, schnell und lichtstark. Das kann man aus der reinen Produktbeschreibung schon ablesen. Dieser und jener AF-Modus, diese und jene Blende und dieser und jener Preis – das weckt Erwartungen. Aber außerdem suche ich ja immer nach dem Besonderen an einem Objektiv. Ich suche nach den Abweichungen vom Perfekten – denn manchmal machen die ein Objektiv erst richtig interessant. An APSC kann man schon einiges aus der 24er Linser herauskitzeln. Kein Problem. Ich bemerkte schnell, dass sich offenblendig auch ein kleiner 3D-Pop erreichen lässt. Das Bokeh enthält auch schöne Kringel. Beides gut soweit. Schneller und leiser Autofokus ist auch gegeben. Die 80D ist da auch recht treffsicher, auch wenn ich immer wieder an der Bedienung zwecks schneller Versetzung der Fokuspunkte scheiterte. Knöpfchen und dann Rädchen. Ach Mann. Das muss schneller gehen. Hat ja aber nichts mit dem 24er zu tun. Die 80D macht insgesamt viel Spaß. Das Klappundweg-Display finde ich cool. Touchfokus und Touchscreen in der Wiedergabe auch. Die Konnektivität per Wifi und sowas ist auch recht problemlos. Canon vermarktet die 80D ja so ein bisschen als Kreativwerkzeug und da steht sie auch wirklich gut da. Persönlich würde ich aus Gewichtsgründen letztlich doch eher zur EOS M5 greifen, aber die 80D ist für DSLR-Fotografen wirklich überlegenswert, auch wenn sie für eine DSLR ein erstaunlich kurzes Akkuleben hat. Beinahe mirrorless-kurz. 😉
Um ein Objektiv wirklich einschätzen zu können, möchte ich es allerdings an mehr als nur einem Sensor ausprobieren. Da das 24mm L eigentlich für Kleinbildformat gerechnet ist, wollte ich es auch gern mal so probieren und stoße da natürlich auf das Problem, dass ein guter Adapter für meine Sony entsprechend auch ganz schön teuer wäre. Für einen Test zuviel. Erneut ein schneller Briefwechsel mit Canon und sie konnten mir eine EOS 6D für einen Test bereit stellen. Cool! 80D zurück und 6D her. Die 6D macht dank anderer Sensorgröße auch eine ganz andere Optik aus dem 24mm L – endlich bin ich mit diesem Objektiv da, wo ich hinwollte. Als erstes schaltete ich die Objektivkorrekturen in der Kamera aus. Ich will ja Vignette und Verzeichnung kennenlernen. Und ich muss schon sagen… Cooles Glas! Letztens erst hatte ich eine Runde mit meinem 25mm f2 Distagon auf meiner Nikon Df gedreht und mal wieder gefühlt bestätigt bekommen, warum es richtig war, diese Gerätschaften zu kaufen. Hat Spaß gemacht und schöne Bilder geliefert! So sollte es ja nun auch mit dem 24er sein, denke ich…
24/25mm auf Kleinbildformat ist eine wunderbare Brennweite für reportageartiges Arbeiten. Wenn das Glas halbwegs gut ist, kann man auch mal nah ran und ein Portrait mit etwas Umgebung machen, ohne dass die fotografierte Person gleich eine Riesennase hat. Natürlich habe ich auch auf den AF vertraut, der mit der 6D auch wunderbar schnell und treffsicher ist. Vielleicht frage ich demnächst mal frech eine 6D Mark II an, die gerade raus gekommen ist… Hat schon was, das Zeug. 😉
Das 24mm f1.4 L schafft es, eine leichte Freistellung zu zaubern. Aus irgendeinem Grund ist als Standard beim Einschalten der Kamera immer f2.8 gewählt, egal, was ich vorher hatte. Das hat mich etwas irritiert. Offener als f2 spielt das L Glas sein kleines magisches Spiel. Es ist nicht so krass, wie bei Zeissglas, das man gefühlt beinahe zwei verschiedene Objektive hat, aber bei Offenblende ist das 24er schon besonders. Es vignettiert leicht und man hat auch eine geringe Bildfeldwölbung. Das führt mithilfe des Übergang von scharf zu unscharf zu einem schönen plastischen Ergebnis. Der Übergang könnte für meinen Geschmack etwas abrupter sein, aber dafür setzt man 24mm üblicherweise auch nicht ein. Die Durchzeichnung der Schärfe bei stärkeren Blenden ist beeindruckend, wenn ich auch sagen muss, dass ich nichts anderes erwartet habe.
Gewicht und Größe sind „tragbar“. Es ist kein Leichtgewicht, trotz des Plastikgehäuses. Da das Testexemplar schon einige „Kilometer“ auf dem Buckel hat, war die Gegenlichtblende bereits nicht mehr ganz so fest zu verankern. (Hier bekommt man beim Kauf übrigens so eine Neoprenhaube dazu, dass man auch bei aufgesetzter Gegenlichtblende gleich einen sicheren Deckel hat.) Da ist es immer ganz angenehm, wenn der Kamerabody selbst nicht soooo leicht ist – so balanciert es sich besser. 😉
Viele Fotografen schwören auf Canon L Gläser und ich weiß langsam auch, warum. Das 24mm L war nun rund einen Monat bei mir und ich mag es; ob auf APSC oder Kleinbild, ist dabei egal. Hätte ich eine Canon, dann würde dies Weitwinkel sicher recht weit oben auf der Einkaufsliste stehen. Ein paar Bilder sind in der Galerie. Draufklicken und freuen!
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