35mm Objektive gibt es ja recht viele am Markt. Ich habe mich mal mit einem 35er von Leica auseinander gesetzt, das zumindest gefühlt nicht viele Leute auf dem Schirm haben und das sogar Teil einer spannenden Palette bzw Reihe im Angebot von Leica ist: Das 35mm f2.4 Leica M Summarit. Vielen Dank an dieser Stelle an Alexander Görlitz von FOTO-GÖRLITZ, dass er mir das Objektiv für einen Test zur Verfügung stellen konnte!
Einer meiner persönlichen Sweetspots im Bereich der Objektive für Kleinbildformat liegt bei 35mm in der Kombination mit Offenblende f2. Diese Objektive sind nicht allzugroß, ausreichend lichtstark und zeichnen ganz wunderbar, wie ich finde. Das ist jetzt eine ziemlich allgemeine Aussage, das gebe ich zu. Sie kommt hauptsächlich aus meinen Erfahrungen mit Zeiss Objektiven mit diesen Werten. Da denke ich an das 35mm f2 Distagon für DSLR, das es auch als Milvus gibt und ganz speziell an das kleine feine Objektiv an der Sony RX1 Reihe.
Ein Objektiv, das beinahe dieser 35/f2- Spezifikation entspricht, ist das 35mm f2.4 Leica Summarit M. Da es für Leica Verhältnisse nicht allzu teuer ist, wie ich finde, habe ich es mal unter die Lupe nehmen wollen. Die Summarit-Reihe scheint mir bei M-Fotografen nicht so verbreitet zu sein – warum eigentlich bzw ist das wirklich so?
Spannend ist das 35er Summarit allemal. Kann es denn ein 35er Summicron ersetzen? Nach einem Summilux frage ich nicht, das ist allein aufgrund der Lichtstärke schon zu unterschiedlich. Mir ging es bei der Betrachtung des 35er Summarit um die Alltagstauglichkeit. F2.4 erscheint ja vielen schon nicht mehr als „lichtstark“ oder gar „Dunkellinse“. Da geh ich nicht ganz mit, aber ok.
Haptik und Handling
Das 35er Summarit ist leica-typisch genauso hochwertig verarbeitet, wie seine Brüder und Schwestern. Ich mag die aufschraubbare Gegenlichtblende, die sehr gut ihren Zweck erfüllt. Ich mag auch den damit einhergehenden Deckel, den man außen über die Gegenlichtblende stülpt. Allerdings wird im Laufe der Zeit dieser Deckel Spuren auf der Gegenlichtblende hinterlassen, das sieht man schnell, auch wenn da ein minimaler Filz drinnen ist. Finde ich nicht allzu schlimm, denn ich kaufe Objektive um damit zu arbeiten und weniger als Wertanlage. Wer das Summarit weiter verkaufen möchte, nutzt diesen Deckel einfach nicht. Die Gegenlichtblende ist schon ein guter Schutz für das Frontelement des Objektivs.
Der Blendenring am 35er Summarit rastet direkt und angenehm ein, der Fokusring mit Tab ist super gedämpft. Messsuchertypisch ist die Nahgrenze leider nicht sehr umwerfend, aber das liegt im System begründet – Voigtländer bspw unterwandert da typische Grenzen ganz gern. Das 35/f2 Ultron geht bis auf 58cm runter. Aber zurück zum 35er Summarit: Insgesamt ist es sehr erfreulich, dass das 35er Summarit sehr klein und leicht ist. Es blockiert den Sucher nicht und die Kamera balanciert damit perfekt. Beides sehr starke Pluspunkte an der M.
Leistung
Das 35er Summarit zeichnet ganz hervorragend. Scharf, wenig Verzeichnung (aber es gibt eine, die man auch sehen kann). Die Bilder haben schnell einen leicht plastischen Look, was auch an der leichten Vignettierung bei Offenblende liegen dürfte. Die Abbildungsleistung ist hoch, man kann es getrost an aktuellen Sensoren verwenden, auch wenn es beispielsweise an einer Nikon Z7 nicht alle 47 Mp ausnutzen kann. Die Bilder wirken dann allerdings nicht unscharf, sondern „angenehm“. Fängt man mit „pixelpeepen“ an, verbaut man sich womöglich etwas Freude. Einfach mal Bilder, die mit dem 35er Summarit aufgenommen wurden, ausdrucken und freuen! Ein bisschen Bildfeldwölbung ist auch dabei, was aber ab f4 keine Rolle mehr spielt unter 3m.
Wenn ich das 35er Summarit mit dem deutlich billigeren 35mm f2.4 Iberit vergleiche, dann liegt das Iberit deutlich weiter hinten. Grund ist der fehlende Kontrast beim Iberit.
An meiner Leica Monochrom ist alles „gestochen scharf“. Die Freistellung ist bei 35mm f2.4 nicht allzustark, gleichzeitig ist der Schärfeabfall allerdings abrupt genug um eben ein gewisses Maß an Plastizität in den Bildern zu vermitteln. Dazu kommt ein Mikrokontrast, der allerdings nicht allzu hoch ist (aber immerhin so, dass man überhaupt von Kontrast reden kann). Das lässt dem geneigten Fotografen etwas mehr Spielraum in der Nachbearbeitung. Der Kontrast ist allerdings immer noch hoch genug um Kameras mit Fokus Peaking genug zu liefern, damit letzteres auch funktioniert. Das war beim Iberit beispielsweise eher nicht der Fall.
Das Bokeh ist harmonisch – nicht allzu kontrastreich, sodass keine harschen Linien stören. Die Bokehscheibchen sind recht rund, auch an den Rändern. Aufgrund der Spezifikationen des Objektivs, insbesondere des Nahabstands, habe ich allerdings kaum „Bokehbildchen“ geschossen.
In der Nutzung und Fazit
Das 35er Summarit kann man getrost als alltäglichen Begleiter wählen. Es ist in meinen Augen in Sachen Abbildungsart dem Summicron 35 etwas überlegen und hat schon einen gewissen Leica-Look, den ich eher als klassisch bezeichnen würde. Heißt, dass es sanft zeichnet, aber tatsächlich scharfe Bilder abliefert. Gute Mixtur!
Das M Summicron 35mm f2 scheint mir auch immer wieder in der Diskussion zu sein, ob es vielleicht „langweilig“ ist. Dieses Attribut sehe ich für‘s 35er Summarit überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil – ich würde es sogar ratsam finden, 35er, 50er und 75er Summarit anzuschaffen, damit man die gleiche Art von Zeichnung bei seinen Brennweiten hat. Diese drei Objektive reißen ein nicht allzugroßes Loch in den Geldbeutel (für Leica-Verhältnisse) und passen auch super in die Tasche.
Nach wie vor bin ich der Meinung, dass man immer durch Objektive schauen sollte und nicht darauf. Tut man das beim 35er Summarit erlebt man positive Überraschungen. Es liefert eine tolle Leistung und „macht gute Bilder“. Leica Spaß, den man „relativ“ günstig bekommen kann.
Schaut mal bei Alex im Shop nach aktuellen Angeboten – das 35er Summarit ist immer mal wieder dabei.
Leave a reply