Vor einer Weile wurde ein spannendes Objektiv aus der Reihe 7Artisans angekündigt- ein lichtstarkes Weitwinkel: 28mm f1.4.
Viele kennen diese Reihe schon, gibt es sie doch mit unterschiedlichen Anschlüssen für mehrere Systeme. Leica M, Fuji X und Sony E-Mount fallen mir da als erstes ein. Nicht alle Objektive gibt es mit allen Anschlüssen, was manchmal schade ist, manchmal aber auch keinen Abbruch tut – letztlich kann man per Adapter vieles lösen. Das 28mm f1.4 7Artisans von dj-Optical kam für zwei Wochen in die Hände von Qimago. Mehrdad und ich haben es ausprobiert und geben euch hier kurz einen Überblick über die Ergebnisse.
Das letzte Mal, dass ich ein 28mm f1.4 in der Hand hatte, ist schon eine Weile her. Letztlich ist es für mich eine ungewöhnliche Kombination aus Brennweite und Offenblende und ich weiß nicht recht, was ich damit anfangen soll, wenn ich ehrlich bin. Lichtstärke, ok, aber wie sieht das mit dem Fokussieren aus? Beim letzten Mal war es für mich ein Zeiss Otus 28mm f1.4, welches in Sachen Bildqualität eine Klasse für sich ist. Da kann man getrost mit Offenblende arbeiten und wird dennoch mit tollen Bildern belohnt. Bei dem 7Artisans liegt ein Objektiv vor, das tatsächlich ein Zehntel des Otus-Preises kostet… Da kann man mit ganz anderen Erwartungen rangehen. Eins bleibt sich allerdings gleich: Beide sind manuell zu fokussieren und damit (und das sage ich als Manuellfokusnerd) schwierig, auf den Punkt zu bringen. 28mm produzieren schon ein bisschen Hintergrundunschärfe (also im Habitat 1-3m gesehen), aber nicht so viel, dass man direkt damit klar fokussieren kann. Beim Otus war das regelrecht schwierig – ich sag nur DSLR-Sucher und dann hat man keinen klaren Übergang von scharf zu unscharf.
Hier beim 28mm f1.4 7Artisans könnte ja alles ganz anders sein. Schließlich konnte ich es auf einen gut kalibrierten Messsucher packen und auch per EVF an einer Sony nutzen bspw. Trotzdem… Ich lag oft genug genau einen Hauch daneben. Das 28er hat genau für den EVF minimal zu wenig Mikrokontrast um bei Offenblende 3D-Pop und Schärfe auf den Punkt zu erzeugen. Bei f2 oder f2.8 ist der Kontrast und die Schärfe schon besser und dann lässt es sich gut, schnell und sicher fokussieren. Aber dann brauch ich auch kein f1.4 kaufen, wenn es da eh nicht wirklich überzeugen kann.
Eine Offenblende von f1.4 kommt natürlich auch bei einem 28mm mit etwas mehr Größe und Gewicht daher. Noch habe ich meine DSLR nicht ganz weggelegt und komme damit klar, kann mir aber vorstellen, dass der Benutzer einer schlankeren M10 bspw sich über das Gewicht etwas beschweren wird – mal sehen, was Mehrdad dazu sagt. An der Qualität der Verarbeitung kann man allerdings nicht meckern. Alles sitzt richtig und die Ringe bewegen sich genau, wie sie sollen. Haptisch ist es wirklich gut.
Ingesamt ist es kein schlechtes Objektiv fürs Geld. Allerdings hat mich das 28mm f1.4 7Artisans nicht wirklich vom Hocker gehauen. Die Schärfe ist ok, das Bokeh ist ok (Vorsicht Reim!). Man kann fast gar keine Flares produzieren. Es verzeichnet nicht mehr als andere (teurere) Objektive. Die Verarbeitungsqualität ist mehr als ok. Insgesamt ist es für mich allerdings hauptsächlich unspannend. Vermutlich ist es schwierig zu vermitteln, wenn ich das nicht direkt sage: Es ist ein gutes Objektiv, das vieles richtig macht. Mich hat es allerdings nicht inspiriert – und das ist so subjektiv, wie es nur geht. Objektiv gesehen, ist daran alles richtig.
Einen interessanten Punkt muss ich allerdings noch anmerken: Beim diesem 28mm hier ist mir das gleiche Phänomen aufgefallen, das mir auch mit dem 35mm f2 gleicher Marke untergekommen ist: An meiner M246 kann ich den Messsucherpatch nicht auf Objekte im Bereich „unendlich“ (also mehr als 20m weit weg) einstellen. Ja, die Fotos sind im „Unendlichen“ so ziemlich scharf, wenn ich auf f8 abblende, aber merkwürdig finde ich das schon. Mit meinen ZEISS ZM Objektiven geht mir das nicht so.
Wer sich das 28mm f1.4 7Artisans lieber selbst kaufen und ausprobieren möchte, kauft es am besten hier. Hamish von 35mmc macht auch einen tollen Blog, schaut ruhig da mal rüber.
Okay, dann bin ich (Mehrdad) jetzt wohl dran, meine Meinung zu dem Objektiv zum besten zu geben. Ich will nicht lange drumherum schreiben. Ich hatte von uns zweien (Elmar und mir) die wenigste Zeit mit dem Objektiv. Zum einen, weil ich in der Zeit viel mit einem anderen Spielzeug beschäftigt war und zum anderen aus den gleichen Gründen, wie Elmar sie oben beschreibt: Das Objektiv machte mich wirklich überhaupt nicht an. Und ja, ein Grund war das Gewicht und die Größe des Objektivs. Die Brennweite 28mm finde ich tatsächlich an und für sich schon schwierig. Erst durch die Leica Q habe ich hier etwas Zugang dazu gefunden. Die Lichtstärke von f1.4 mag ich natürlich schon, aber ich gebe Elmar recht: Was habe ich davon, wenn ich mir dies mit mehr Gewicht und Größe erkaufen muss und mir persönlich die Ergebnisse bei Offenblende nicht wirklich reichen. Bitte nicht falsch verstehen. Ich will nicht sagen, dass dieses Objektiv bei Offenblende nur Ausschuss produziert, es sind halt nur keine Ergebnisse, die mich ansprechen.
Wie Elmar es oben schreibt, bei mir weckte das Objektiv nicht meinen Spieltrieb und das Interesse, weshalb ich es nach ein paar Tagen direkt an Elmar weiterschickte. Die Verarbeitung finde ich wirklich richtig, richtig gut, aber das alleine reicht für mich dann am Ende nicht. Und aus diesem Grunde, weil es so schön passt und gerade Staffel 14 seit knapp einer Woche im Fernsehen läuft:
Ich habe heute leider kein Foto für Euch! 😉
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Hallo ihr Lieben,
vielen Dank für das ehrliche Review. Das ganze deckt sich mit meinen Erfahrungen. Ich war nach den ganzen Berichten, die Linse sei offenblendig knackscharf echt verunsichert. So recht konnte ich mich mit dem Teil nicht anfreunden (aber das ist bei mir nichts ungewöhnliches).
Danke!
Die Berichte konnte ich auch nicht ganz glauben, allerdings machten sie wirklich Lust auf das Objektiv. Und es ist ja auch wirklich nicht schlecht. Es fehlt nur ein bisschen „Wow!“ sozusagen.
Echt?
Da scheint es ja doch ein paar „sample variations“ zu geben – mein 28/1.4 ist an der M-P 240 nicht ganz aber fast so scharf wie das Zeiss 35mm 1.4. Definitif „WOW!“.
Die Kombination 28mm und f1.4 finde ich genial! Das 35mm ist mir als Allrounder oft ein wenig eng (in Innenräumen) und das 24mm ist mir für Portraits oft etwas zu weitwinklig. Nachdem ich jahrelang ein 28 f2 nutzte, habe ich das 7Artisan nach einigem Überlegen dann doch noch angeschafft. Bei unendlich und im Bereich von MFD bis ca. 3m kann ich über die Schärfe bei f1.4 überhaupt nicht meckern (der Kontrast steigt minimal bei f2)! Im Bereich von ca. 3-10m finde ich die Schärfe bei 1.4 nicht ganz optimal. Was mich aber begeistert ist sind Portraits bei 1.4 – da erlebe ich oft den „Wow“-Faktor, da die Schärfe bis auf 100% (24MP) voll passt und der Unschärfe-Übergang (Bokeh) super aussieht! Wenn man 28mm am Vollformat liebt, wird man wirklich Freude an dieser Optik haben, zumal sie mit 490g zwar recht schwer ist, aber nicht sehr groß (schöne Grüße an das Otus oder das Nikon 28 f1.4).