Seit langem schon nervt mich ein „crazy Italian“ mit Newslettern. Ich könnte die auch einfach abbestellen, aber die Angebote, die er macht, sind einfach Knüller… „70% off“, „crazy summertime sale“, „crazy wintertime sale“, „buy now and save $$$“ und so weiter. Was er verkauft, sind unter anderem presets, also Voreinstellungen für gängige Grafikbearbeitungsprogramme.
Mit solchen presets kann man quasi „auf Knopfdruck“ seinem Bild einen bestimmten Look geben. Berühmte preset Familien gibt es ja schon lange: VSCO, Silver Efex, Color Efex Pro, The Classic Presets und wie sie alle heißen. Der Italiener hat noch ganz eigene presets im Angebot, die extra teuer waren, damit er sie im Angebot verschleudern kann – 3 Emails pro Tag sind da nicht hilfreich, wie ich finde, aber ok… Darum soll es nicht gehen.
Was kauft man da also, wenn man sich presets zulegt? Lohnt sich das oder klickt man lieber selbst (wahllos) auf den Reglern rum? Ich finde, ausprobieren kann man es ja mal: Für Capture One war es interessant, ein paar gute presets oder „styles“ zu finden. C1 bietet hauseigen schon einiges an, was auch Spaß macht. Ein paar kleinere und größere Pakete habe ich auch gefunden von Drittanbietern. Letztlich hatte ich mich in keines wirklich verguckt und wenn ich ehrlich bin, lege ich mir selbst auch nicht wirklich welche an… (bis auf zwei drei Schwarzweißkonvertierungen für meine Architektur, aber da bekommt jede Kirche ihr eigenes preset). Ich finde vor allem das Abmischen der Farben etwas mühsam, daher lasse ich meistens die Finger davon.
Vor einer Weile stolperte ich bei der Suche auf neuem Spielzeug für C1 über „The Classic Presets“ für Lightroom – und die wurden gerade für C1 entwickelt und waren in dem Moment noch gar nicht „draußen“. ‚Cool‘, dachte ich, ‚für Lightroom sieht das ja schonmal ganz chic aus!‘. Also fragte ich den Entwickler André Duhme, ob er nach einer internen Testphase die Version für Capture One für mich verfügbar machen könne – wir einigten uns darüber und 6 Wochen später konnte ich damit die ersten Bilder entwickeln… (Inzwischen gibt es die bei ihm im Shop.)
Tolle Sachen dabei! Das kann ich wohl sagen. Die Liste des kompletten Paketes ist reichlich lang, so lang, dass es mir den halben Bildschirm zu-listet, wenn ich die Styles (ja, C1 ist halt „stylish“) auswählen möchte. Es gibt jede Menge „Filme“, die wirklich recht nah an die analogen Originale rankommen. Schnell hat man seine Favoriten gefunden. Vermutlich schmeiße ich allerdings ein paar Styles wieder aus der Liste, damit es schneller geht.
Vorteil der Classic Presets oder Styles ist, dass man wirklich schnell zu einem vergleichbaren Look innerhalb der Bilder kommt. Konsistenz innerhalb einer Serie bzw eines Auftrags ist natürlich wichtig, da ist es günstig bei der Aufnahme gewisse Parameter einzuhalten und dann später alles im passenden Look zu entwickeln. Farbnuancen werden wirklich gut bespielt, da ist ne Menge Arbeit reingewandert. Das findet man allerdings auch bei anderen Angeboten, von denen ich zu wenige kenne, als dass ich hier Vergleiche anstellen werde.
Nachteil der Classic Presets ist, dass sie teilweise die Belichtungskorrekturen wieder überschreiben (zumindest bei C1) – da würde ich mir Abhilfe wünschen. Anfangs frustriert, lege ich es inzwischen bei Capture One (Version 11) zumeist in eine neue gefüllte Ebene und wende dort dann die „Styles“ an. Somit korrigieren sie nur noch meine Korrekturen in Richtung End-Look. Hmm. Funktioniert spannenderweise nicht mit allen Styles, insbesondere Schwarzweiß „geht nicht“.
Letztlich muss ich sagen, dass die Styles unterschiedlich gut mit unterschiedlichen Kamera-Rohdaten zu harmonieren scheinen. Mit Leica DNGs funktioniert alles prima – besonders im Print hat man echt guten Filmlook. Bei Sony ARW und Fuji RAF ist das nicht immer so gut. Ein bisschen merkwürdig reagieren die Sony Daten auf die Schärfung – im Ausdruck wurde es, hmm, „krisselig“. Nikon NEF war bislang recht unauffällig mit den Classic Presets. Das ist ein subjektiver Eindruck, den ich erst im Print so wahrnehme. Exportiert wurden alle in die gleichen 300dpi tiffs…
Insgesamt bin ich erstaunt, wie oft ich die Presets inzwischen genutzt habe. Insbesondere Ektar 100 und Neopan 1600 haben es mir angetan. Der Ektar liegt nahezu perfekt auf Nikon Rohdaten für, äh, klassiches Filmfeeling.
Jetzt schnappe ich mir allerdings den kleinen Leica Elmar Mini II (so ein Kompaktdingens, das echt gut ist!) und fotografiere mal wieder analog. Ein paar gescannte Bilder sehen übrigens nach Behandlung mit den Classic Presets noch filmmäßiger aus als vorher, wenn man das so sagen kann.
Beim „crazy Italian“ warte ich noch auf „100% off – now or never sale“. Vielleicht kommt es ja in einer halben Stunde. Oder morgen früh.
Leave a reply
Lustig, die Styles von André Duhme habe ich mir vor drei Tagen auch für C1 besorgt und bin im Moment sehr glücklich damit. Auch wenn nicht alle nach meinem Geschmack sind, lässt sich da mit etwas Feintuning noch schönes machen. Ok, nicht ganz billig, aber in zwei Wochen denke ich nicht mehr an den Preis 🙂