Dank der Unterstützung von Alexander Görlitz von FOTO-GÖRLITZ war es mir möglich, mal ganz in Ruhe eine Nikon Z7 auszuprobieren. Und dann auch noch mit einer für mich perfekten Festbrennweite drauf: dem 50mm f1.8mm Nikkor passend zum Z-Mount. Die Kamera ist nun schon ein paar Tage bei mir und bringt mich völlig durcheinander.
Haptik und Handling
Wer schon einmal eine Nikon (D)SLR in der Hand hielt, speziell mit ein- oder dreistelligen Zahlen, kennt die Haptik der Z7 sofort. Nikontypische und damit sehr erprobte Oberflächen, Tasten und Materialien kommen hier zum Einsatz. Jeder Nikonianer ist dadurch sofort zuhause. Die Tastenverteilung ist in meinen Augen sehr durchdacht und auch leicht einprägsam. Das user interface von Nikon ist mir persönlich gut bekannt, daher stand die Nikon Z Reihe schon immer auf meiner Wunschliste. Vom Datenblatt her interessiert mich persönlich die Z6 noch am meisten, die Z7 macht aber genausoviel Spaß. (Ist nur eine Frage der Datenmengen für mich.)
Ich mag die Oberflächen und Verbundstoffe der Z7 sehr. Mittlerweile konnte ich sie auch schon an recht kalten Tagen verwenden und meine alte Erfahrung bestätigt sich auch hier – die Oberflächen fühlen sich „warm“ an. Damit ist jetzt nicht die Gehäusetemperatur gemeint, sondern der Kontakt an der Haut. Der Griff ist angenehm ausgeformt und liegt auch noch nach einer langen Session gut in der Hand. Mir ist die Kamera ja fast schon ein bisschen zu klein in dieser Hinsicht – den meisten Händen wird sie allerdings perfekt passen. Ich persönlich würde wohl noch eine Bodenplatte montieren.
Gut finde ich, dass das Bajonett der Z7 so groß gebaut wurde. Das Objektiv sitzt sofort plan auf und rastet direkt ein. Beim F-Mount habe ich auch mit viel Übung manchmal gefummelt. Hier passt es sofort. Den Entriegelknopf auf der linken Seite zu haben ist dabei perfekt, wie ich finde. Insbesondere, wenn ich das mit meiner Sony A7 vergleiche… Da liegen im Handling Welten dazwischen. (Also speziell beim Objektivwechsel.) Ich bin niemand, der ständig Objektive wechselt. Aber wenn es soweit ist, darf es auch gern ohne dritte Hand funktionieren.
Der Touchscreen ist flüssig und leicht zu bedienen, gleichzeitig verstellt man aber auch nicht ständig alles. Man kann die Touch-Funktionen auch ausschalten, das finde ich auch super. In einem Fotoladen hatte ich mal den Sucher ausprobiert und fand den ganz ok. Jetzt, nach einer Weile, kann ich sagen, dass der Sucher unglaublich gut wiedergibt, wie das Bild später mal aussehen wird (je nach Bearbeitung natürlich). Er ist hell, klar, scharf und schnell. Genau, was man braucht. Die Dioptrieneinstellung verstellt sich auch nicht einfach so – gut gemacht!
Das Fotografieren mit der Nikon Z7 ist so dermaßen problemlos, dass sie für mich derzeit das erste Werkzeug der Wahl ist, wenn es um Farbfotos geht. Nach einem halben Jahr mit einer Leica SL, mehreren Monaten Leica CL, Canon EOS R, Sony A7 ist das schon viel gesagt. Ich könnte mich im Handling nicht zwischen einer Leica SL und der Nikon Z7 entscheiden. Sie verfolgen im user interface verschiedene Ansätze, die allerdings beide für mich funktionieren. Beim Autofokus sehe ich die SL minimal vorn, wenn es darum geht, bei wenig Licht, das Ziel zu finden. Aber wirklich minimal. Dafür ist die Z7 leichter. Hier heißt es also „Nikon knowledge“ gegen „Leica magic“ abzuwägen. ?
Bildqualität
Da der Zugang zum Fotografieren schon sehr flüssig und schnell ist mit der Nikon Z7 und das 50mm S-Nikkor in einer sehr hohen Liga mitspielt, ist natürlich spannend, wie dehnbar die Rohdaten aus der Z7 so sind. Sagen wir es so: Ich bin positiv überrascht. Einer der Gründe, warum ich mit der Z6 liebäugele, ist die geringere Auflösung und damit zumindest in der Theorie ein geringeres Farbrauschen bei hoher ISO oder Nachbearbeitung. Ich denke, diesen Punkt kann ich getrost beiseite packen. Die Z7 rauscht angenehm wenig. Details bleiben auch bei höheren ISO (also 8000 aufwärts) super erhalten. Da bin ich ganz zufrieden. Ich muss auch sagen, dass es weniger rauscht als bei einer Leica Q2. Das würde ich gern mal einer Leica SL2 gegenüber stellen.
Hauptsächlich wirkt sich ja das Objektiv auf die tatsächliche Bildqualität aus. Das 50mm f1.8 S-Nikkor ist ein super Glas! Mag sein, dass sich manche beschweren (lies: „Mimimi, ich will aber f1.4!“), aber das ist marginal. Ich sehe das 50mm f1.8 Objektiv leistungsmäßig ganz weit vorn – Nikon hat da nicht zuviel versprochen. Der Formfaktor ist angenehm kompakt und es balanciert prima an der Z7. Eine perfekte Kombination, wie ich finde. Der Autofokus ist schnell und treffsicher. Ein paar kleinere Schwächen gibt es naturgemäß bei wenig Licht, wenn man die AF-Lampe nicht nutzen will. Schaltet man sie allerdings ein, geht es ordentlich rund. Wirklich langsam ist es allerdings nie. Also auch an der Stelle Entwarnung – keine Fuji X-Pro1. 😛
Die optische Leistung des 50mm f1.8 S-Nikkors ist sehr hoch. Innerhalb der Schärfeebene gibt es bereits bei Offenblende nichts zu bemängeln. Dabei zeichnet es auch ganz angenehm. Meine Erfahrungen mit 50mm Nikkor Scherben aus den frühen 2000ern waren da eher anders. Die fand ich meistens langweilig. Hier beim S-Nikkor ist das ganz anders. Ich mag den leichten 3d-Pop, die Farben und den Umgang mit Lichtern im Bokeh.
XQD-Karte
Tja. Alle meine Kameras funktionieren mit SD-Karten. Die sind erschwinglich und weit verbreitet. Man findet sie in jedem Drogeriemarkt, wenn es mal nötig sein sollte. Schnell sind sie auch inzwischen… Hmm. Also was mache ich jetzt mit einer XQD-Karte bei der Z7?
Die XQD-Karte der Z7 ist allerdings noch schneller als SD. Dafür findet man sie fast nirgends zu kaufen und es ist teilweise schon eine ordentliche Investition, wenn man sich mal eine kaufen will. Bei der Z7 hat man ca 55MB pro Bild Rohdaten. Das sollte man nicht verachten – schnell ist eine Karte oder gar der Rechner voll. Also schnell noch eine zweite Karte gekauft. Aber wo? 64GB zu 120€ im Fotoladen finde ich recht teuer.
Shooting fertig, Karte raus. Ab in den Laptop damit… Halt. Geht ja gar nicht. Schnell noch ein Kartenlesegerät kaufen und anschließen… Naja. Man sieht, die XQD-Karten haben derzeit noch einige Nachteile. Allerdings ist die Geschwindigkeit echt hoch. Und da die „Pannensicherheit“ bei XQD auch sehr gut sein soll… Vielleicht sogar die bessere Wahl für Profis. Für den ambitionierten Amateur bestimmt auch.
Was mir so gefällt.
An der Nikon Z7 gefällt mir sehr sehr viel. Meine erste halbe Stunde fotografieren damit brachte zu 90% „keeper“. Das sagte mir auf den ersten Blick schon alles. Ich mag das Fotografieren damit. Es ist eine sehr durchdachte Kamera, bei der man allerdings nicht alles durchdenken muss um trotzdem zu tollen Ergebnissen zu kommen. Was ich an den aktuellen Nikon-Modellen mag, ist unter anderem auch die in-camera-raw-Verarbeitung. Mit kleiner Vorschau kann man da sehr viele Aspekte der Belichtung einstellen und dann als jpg auf das smartphone ziehen und direkt dem Klienten mailen. Sehr praktisch, wie ich finde. Teilweise habe ich schon mit der D-Lighting Funktion besser Bilder in der Kamera berechnen lassen als später am Rechner. (Erfahrung aus der Nikon Df). Die Z7 macht da so viel richtig, das ist schon schlimm.
Warum sie mich durcheinander bringt.
Das ist mein persönliches Problem. Seit Jahr und Tag arbeite und spare ich mir eine Hasselblad X1D zusammen. Mittlerweile gibt es davon sogar schon die zweite Version, die es nun eigentlich auch werden sollte. Dazwischen kam der Kauf einer Leica Monochrom – da musste ich einfach eine Gelegenheit beim Schopf ergreifen. Jetzt erscheint mir die Nikon Z7 wieder als solche Gelegenheit. Sie ist schnell, zuverlässig, tolle Auflösung, tolles ui, tolle Farben. Tolles Schwarzweiß direkt aus der Kamera. Das hilft mir in Sachen Hasselblad natürlich eher nicht weiter. ? Das Sinnvollste wäre einfach genau diese Kombination aus Z7 und 50er S-Nikkor zu nehmen und dann ist endlich wieder eine Farbkamera im Haus, die wirklich Spaß macht und „abliefert“. Oh Mann…
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