Vor ein paar Wochen hatte ich die Gelegenheit, die Canon EOS M5 zu testen. Rings um das Erscheinen meines kleinen Testberichts zu dieser kleinen spiegellosen Kamera kam auch gleich von Canon die EOS M6 heraus. Letztere fragte ich dann mal an zum Testen und war freudig überrascht, dass Canon Deutschland da auch gleich ein Paket fertig machte.
Die M6 ist nun schon wieder auf dem Rückweg zu Canon, abgelaufen ist die Leihfrist und wieder einmal finde ich es schade, die Kamera zurück zu schicken. Ein paar Erfahrungen konnte ich im Testzeitraum machen und die sind zumeist positiv.
An der M5 hatte ich ein paar Sachen auszusetzen, insbesondere die Platzierung einiger Bedienelemente. Auf die Bildqualität wollte ich da gar nicht so sehr eingehen, da man heute mit jeder spiegellosen Systemkamera wirklich gute Fotos hinbekommen kann – selten ist die Technik der limitierende Faktor. Die M5 war da keine Ausnahme und die M6 ist es auch nicht. Die Ergebnisse „in da real world“ können sich sehen lassen. Die Kamera liefert gute Daten, man kann einiges damit anstellen. Jetzt ist natürlich nur die Frage, wie man bis zu diesen Ergebnissen kommt.
Die Bedienung der M6 ist etwas logischer aufgebaut als bei der M5. Wiederum ändern sich manchmal die Belegungen der Rädchen. Aber nun ist immerhin der Ein-/ Ausschalter auf der rechten Seite gelandet. Das Display klappt nun, wie bei fast allen anderen Systemkameras auch, nach oben in die Selfie-Position. Bei der M5 war dies nun nicht so, etwas, das manch ein Review bemängelte, ich jedoch gut und richtig und vor allem logisch fand: Die M5 hat einen Sucher. Klappte man das Display nach oben, würde der Sucher einen guten Teil davon verdecken (und manchmal würde vermutlich der Augensensor dann einfach das Display ausschalten…) – sinnvoll also, es nach unten zu klappen. Bei der M6 ist das leider nun gar kein Problem. Ja, leider. Denn die M6 setzt gar nicht die M5 fort, sondern eher die M3? – sie hat keinen Sucher. Schaaaaaaaaaaade! Ich hoffe, dass es irgendwann ein Update zur M5 gibt. Die Steuerung des Suchers über das Touchdisplay hat mir persönlich sehr gefallen.
Die M6 gruppiert nun ihre Bedienelemente alle rechts. So kann man fast alles mit einer Hand beim Fotografieren machen. Auch ist wieder Touchfokus und Touchauslöser am Start, was mich sehr freut. Seit ich die Fuji X70 habe, nutze ich diese Funktionen immer wieder gern. Kein Focus-Recompose mehr. Touch und Zack! Läuft. Die M6 liegt sehr gut in der Hand. Der Griff ist angenehm ausgeformt, nichts verstellt man versehentlich.
Wenn es einen limitierenden Faktor an einem System gibt, dann die Objektive. Die M6 bekam ich im Set mit den 15-45mm und 55-200mm Objektiven. Zusätzlich hatte ich um eines der 28mm, die Canon im Programm hat. Geworden ist es das 28mm f3.5 Makro. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Mit f3.5 war kein Bokehwunder zu erwarten, dafür jedoch bekommt man ein 1:1 Makro mit Ringlicht, das sich als Alltagsimmerdrauf auch gut schlägt. Fokusgeschwindigkeit damit ist „ok“. Nicht zu schnell, dafür aber präzise. Und man braucht sich nun wirklich keine Gedanken darüber zu machen, ob man vielleicht zu nah dran ist – meine Schädigung durch die Verwendung von Messsucherobjektiven lässt also langsam nach.
Leider muss ich sagen, dass das 28er auch das einzige dieser drei Objektive ist, welches die 24Mp der Canon EOS M6 wirklich bespielen kann. Haptisch sind alle drei Objektive äußerst nah am „billig“ – Leichtbau, wo es nur geht und ein bisschen was klappert immer irgendwo. Da hilft auch das Einfahren in die Parkposition nicht viel. Wer zudem Wert auf „hübsche“ Objektive legt, wird hier auch enttäuscht. 😉 Aber wer tut das schon?! Optisch (im gläsernen Sinne) sind die beiden Zooms nicht überragend. Für Kitobjektive sind sie „ok“, aber mehr auch nicht. Wenn es wirklich scharf sein sollte, griff ich zum 28er oder adaptierte eines meiner anderen Objektive. Ich denke, wer eine kleine schnelle Street-Kamera sucht, kann mit der M6 gut zurecht kommen – am besten dann das 22mm f2 von Canon dazu nehmen und die Kamera verschwindet in der Hand. Klein, leicht, schnell und unauffällig. Qualität stimmt auch, also „cool“.
Beim 15-45mm Zoom fiel mir auf, dass es (erwartungsgemäß) um einiges verzeichnet. Das kann für professionelle Aufnahmen womöglich stören. Für das Alltagsknipsen wiederum kann da sogar ein guter Effekt entstehen. Irgendwie führt ein Stückchen Distorsion gepaart mit Bildfeldwölbung zu einer leichten Plastizität in den Bildern. Speziell am 15er Ende war das zu merken. Damit kann es richtig spaßig werden, mal nah ranzugehen.
Es geht mit der M6 auch wirklich ohne Sucher. Das Display ist auch bei Sonnenlicht recht gut ablesbar. Was ggf Schutzfolien ausmachen können, kann hier natürlich nicht einberechnet werden. Manchmal muss man einfach ne Hand drüber halten. Kontrastreich ist das Display allemal.
Insgesamt bin ich mit der M6 echt zufrieden gewesen. Zum Arbeiten würde ich zu anderen Objektiven greifen und ich hoffe, dass ich mal weitere Objektive für den EOS M Anschluss testen kann. Die sind durch die Bank leicht, halbwegs erschwinglich und damit natürlich für Reisefotografen interessant. Muss ja nicht immer Leica sein. 😉
Nebenbei bemerkt werde ich in den nächsten Tagen eine kleine Ausstellung mit rund 30 Bildern in Quedlinburg präsentieren. Davon sind rund 25 mit entweder der M5 oder der M6 gemacht. Leicht inspirierend waren sie dann doch, die kleinen Kanonen!
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