Es war mal wieder so weit: Standby!
Ich glaube, vor allem Flieger wissen, was ich meine, wenn ich sage, dass Standby einer der blödsten Momente bzw. Tage im Leben eines Berufsflieger ist. Man ist eben auf Abruf und muss innerhalb 1 Stunde bereit stehen, um einen Kollegen oder eine Kollegin zu vertreten. Selten kommen die schönen Flüge, obwohl ich mich in letzter Zeit wirklich nicht beschweren kann. So auch diesmal: „Hallo Herr Abedi, wir brauchen sie heute bitte für San Francisco.“ Eine kleine innerliche Party ging in mir ab. Ich mag diese Stadt, sehr sogar. Sie unterscheidet sich so positiv von anderen US Städten, wie ich finde. Die Häuser sind hübsch, die Golden Gate ist jedesmal aufs neue ein schöner Anblick, die vielen kleinen Cafés in den kleinen ruhigen Straßen, und vor allem der Umstand, dass man in dieser Stadt sich wunderbar zu Fuß/Fahrrad fortbewegen kann, macht sie mir so sympathisch. Ich würde sogar soweit gehen, sie als die europäischste Stadt der USA (die ich kenne) zu bezeichnen. Jedenfalls habe ich mich sehr gefreut, mal wieder nach San Francisco zu kommen, auch wenn die Freude über die Stadt mit einem 11,5 Stunden Flug gefühlt „teuer“ erkauft wird. Aber immer wieder schön ist es, wenn man an die Küste Grönlands kommt und freie Sicht hat, das ist schon imposant, was einem die Natur da bietet.
Da ich es eben sehr spontan erfahren hatte, war eine Planung nicht mehr möglich. Ich ließ es also auf mich zu kommen. Einige meiner Kollegen(innen) wollten zum Winetasting ins Napa Valley. Tolle Idee, wie ich fand. Problem: In den USA gilt für den Fahrer 0,0 Promille. Sprich: einer musste verzichten. Da ich gerne in den USA Auto fahre, war ich derjenige. Auch schön, den anderen beim trinken/genießen zuzuschauen. Aber ich bin ja kein missgünstiger Mensch. Ich gebe zu, dass ich am Ende des Tages noch ein bestimmtes Ziel im Auge hatte, und da wollte ich am Steuer sitzen, also nicht ganz uneigennützig. Ich kam mir halt die meiste Zeit irgendwie vor wie Papi, der mit seiner Bande nen Ausflug macht. Naja, vom Altersunterschied kam es ja fast schon hin. 😉
Lustig war, dass wir eine bestimmte Winery zum Ziel hatten, mein Navigator nur leider keinen Screenshot der Adresse/Route gemacht hatte und wir unterwegs kein Internet hatten. Wir fuhren also sehr grob erst einmal mit unserem kleinen Minivan zu sechst grob in die Richtung, die wir dachten. Irgendwann kamen wir dann an einem Weingut vorbei, was von der Straße aus sehr ansprechend aussah, und mittels Datenroaming stellten wir bei einer kleinen Orientierungspause dann fest, dass es genau das Weingut war, welches wir ansteuern wollten. Immer der Nase nach eben. 😉
Domaine Carneros ist jedoch weniger für seine Weine als viel mehr für seine hervorragenden Sektsorten bekannt. Ein sehr schönes und vor allem sehr gut besuchtes Weingut. Und wenn ich das richtig mitbekommen habe, auch das preisintensivste. Auch wenn ich nicht getrunken hatte, war es sehr schön. Der Kellner hat einen guten Job gemacht und eine sehr interessante und unterhaltsame Verkaufsveranstaltung hingelegt. Meine Begleitungen waren scheinbar nicht sehr trinkfest, jedenfalls haben sie bereits nach einem Wein- bzw. Sekttasting schlapp gemacht und wir machten uns gemächlich auf den Heimweg. Unterwegs noch in Sausalito halt gemacht und einen wirklich sehr leckeren Burger gegessen.
Nach San Francisco zurück ging es dann so zeitig, dass wir zum Sonnenuntergang noch bei den Twin Peaks einen schönen Überblick über die Stadt erhalten sollten. Das Licht war herrlich, aber der Wind war ordentlich, nicht untypisch in San Francisco. Das macht die Stadt so unberechenbar. Am morgen ist es meist diesig, um am Nachmittag aufzuklaren und deutlich an Temperatur zu gewinnen, und zum Abend dann wird es wieder zügig. An einem Tag ist wettertechnisch alles drinne in dieser Stadt.
San Francisco hat mich aber auch diesmal nicht enttäuscht. Mit toller Begleitung haben wir 6 einen schönen entspannten Tag verbracht und jeder kam irgendwie auf seine Kosten. Am Ende wollte ich aber unbedingt noch Steve McQueen spielen, wie er mit einem wunderschönen Ford Mustang durch die Straßen von San Francisco jagt. Naja, mit einem Minivan habe ich dann das coole Auto doch deutlich verpasst, aber ich kannte genau die richtige Stelle, wo ich mich einen Moment so fühlen konnte. Also hier ein kleiner Tipp an Euch alle, die Ihr mal in die Stadt kommt und Spaß an ein wenig Nervenkitzel habt:
Ich sage nur FILBERT Street, direkt auf der Höhe des weltbekannten Abschnitts der Lombard Street. Am besten die Lombard Street einmal runter fahren, macht man wahrscheinlich eh mindestens einmal als Tourist, dann direkt rechts, wieder rechts in die Union, wieder rechts in die Hyde St,. um dann ein letztes Mal rechts in die Filbert St. einzubiegen. Darauf achten, dass möglichst kein Verkehr vor einem ist, einmal kräftig Gas geben und dann alle im Auto bitten, die Schlüpper festzuhalten. Keine Sorge, die Straße endet nicht, auch wenn es bis zum Schluss so aussieht. Ach ja, und diese Aktion ist nur zu empfehlen, wenn man eine Vollkasko abgeschlossen hat, und in den Rückspiegel zu schauen, ob man nicht etwas verloren hat, ist auch ne gute Idee. Das Gekreische im Auto war jedenfalls groß und auf meine Frage: „Noch mal?“ erhielt ich 5 laute und schallend lachende: JAAAAAAAAAAAAAAAAA!!!!!!
Der nächste Tag war dann schon wieder unser Abreise Tag und ich begnügte mich mit einem entspannten Spaziergang um den Fischerman’s Wharf.
Nerd-Info: Leica M10, iPhone 6s Plus und die Objektive waren das Voigtländer Heliar 15mm f4.5 LTM, das Zeiss Distagon 35mm f1.4 ZM und das Zeiss Planar 50mm f2.0 ZM
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Sehr sehr schoener Beitrag lieber Mehdi ???
😉
Hast du wirklich zauberhaft und toll geschrieben! Danke, für diesen sehr ausführlichen Bericht!
War auch ein toller Tag mit Euch. 😉
Sehr schöner Bericht, mein lieber!
Danke Dir Pejman!