Ich bin eigentlich kein Freund von Labeln und schnellen Trends, doch mit der Idee des Minimalismus kann ich mich identifizieren. Dabei geht es nicht um Enthaltsamkeit oder sein Lebensweise stark einzuschränken. Manche Menschen glauben gar man „dürfe“ nur eine gewisse Anzahl an Objekten besitzen um ein echter Minimalist zu sein und das dann am Ende durch diese Selbst-Reglementierung Zufriedenheit und Glück aufwarten. Doch das Konzept hinter dem Minimalismus ist eigentlich ganz simpel. Es geht so : Besitze ausschließlich Dinge die du benutzt und die dir Freude bereiten. That’s it. Die Anzahl der Objekte ist nicht ausschlaggebend. Wenn du regelmäßig die Bücher in deiner riesigen Bibliothek liest, oder der Besitz dieser Bücher dir Freude bereitet, dann ist das absolut okay und passt zum Minimalismus. Der wichtige Punkt ist allerdings das du dich vom „Zeug“ befreist. Das „Zeug“ besteht aus Dinge in deinem Leben keine Relevanz besitzen und dir eigentlich nur im Weg rumliegen und dich somit bremsen und nerven.
Der Gegenentwurf zum Minimalismus ist der heutige, in unserer (westlichen) Kultur, vorherrschende „Konsumismus“. Dinge wie Fast-Fashion und das jährliche „new Big Thing“ verleiten uns dazu ständig mehr Kram aus den Geschäften zu holen und in unseren Heimen zu deponieren. Es gibt Schätzungen, dass ca. 1/3 der weltweit gekauften Kleidung nie getragen wird und direkt in den Müll gelangt ohne das der eigentliche Zweck je erfüllt wurde. Von den katastrophalen Arbeitsbedingungen die hinter der Produktion dieser Mode steckt und dem Umweltaspekt ganz zu schweigen kann ich nur mit dem Kopf schütteln wenn ich so etwas höre. Wie kann es soweit kommen? Ich versuche da nicht mitzumachen. Ich will da nicht mitmachen. Immer gelingt mir das nicht. Ich bin kein perfekter Mensch und auch ich habe in meinem Leben so viel „Zeug“ gekauft, das ich eigentlich nicht benötige. Niemand lebt perfekt und um das Heben des moralischen Zeigefingers soll es auch gar nicht gehen. Ich versuche allerdings mich zu verbessern, bewusster zu konsumieren und die Dinge mehr zu schätzen die ich besitze.
Wenn ich an unser Konsumverhalten und unsere Wegwerfgesellschaft denke, fällt es mir schwer uns als Materialisten zu bezeichnen. Schätzen wir die Dinge bzw. das „Material“ in unserem Leben? Zelebrieren wir all das Zeugs das wir haben und teuer bezahlt haben? Nicht wirklich. Viel mehr treten wir es mit den Füßen wenn es langeilig geworden ist. Der Hype um eine neue Anschaffung hält in der Regel etwa zwei Wochen. Dann wird es langsam Zeit an was neues zu denken. Wir sind alles andere als Materialisten, die das was sie besitzen Pflegen. Wir sind Konsumisten. Es geht um das Anschaffen und nicht um das Besitzen.
Glückwunsch! Du hast bis hierher durchgehalten, das freut auch mich. Nun soll es auch endlich um Kameras gehen. All die Dinge, das Konsumieren und das schnelle Austauschen fallen mir auch in der Fotografie auf. Jährlich werden neue Kameras veröffentlicht. Mehr Pixel, mehr dynamic Range, weniger Rauschen und besser Ergebnisse im Labor, Image Stabalizer! Wie oft habe ich gedacht: Hammer, brauch ich. Neues Zeug, neues Excitment. Bessere Bilder? Absolut nicht, genau der gleiche Stil und ähnliche Motive wie vorher. Ich möchte jetzt nicht mit der Leier von „Der Fotograf macht das Bild und nicht Kamera“ oder „Don’t Buy things, Buy memories“ anfangen. Es ist unbestritten, dass euer Können und euere Kreativität mehr über eure Bilder entscheiden als das Werkzeug das ihr nutz. Darum soll es nicht gehen. Ich möchte viel lieber über Design sprechen, über gutes Design und über Produktqualität. Es ist etwas an das ich glaube und etwas mit dem ich mich gerne umgebe. Gutes Design besteht über Jahre wenn nicht sogar über Jahrhunderte. Gelungene, schöne Produkte faszinieren mich. Ich erfreue mich an ihnen und ich frage mich wieviel Überlegung und Vorarbeit in jenes entsprechende Produkt eingeflossen ist bis es dann final veröffentlicht wird.
Leica Kameras faszinieren mich. Ich halte die Formensprache aus Wetzlar für genial und einzigartig. Besonders die Tatsache das sehr viel Wert auf die eigene Design-Geschichte gelegt wird liebe ich. Keine Sorge. Ich möchte hier keine Leica Dauerwerbesendung starten. Ich möchte euch nur meine Herangehensweise schildern. Vielleicht sind die Leica Produkt ja auch gar nicht euer Ding. Vielleicht ist es Nikon oder der klassische Look von Fujifilm oder das geradlinige Design von Canon das euch persönlich anspricht. Das sind alles tolle Geräte, die einer gewissen Wertschätzung würdig sind. Für mich geht es nur einfach darum, ein Produkt das ich gekauft habe zu schätzen und vor allem zu nutzen. Eine Vitrine besitzen wir nicht und generell bin ich auch das Gegenteil eines Sammlers. Entweder ich nutze das Objekt oder das Design und die Haptik spenden eine menge Freude. Das Optimum ist dann erreicht, wenn diese beiden Dinge Hand in Hand gehen. Und an dieser Stelle soll sich dann auch wieder der Kreis dieses Artikels schließen. Ich besitze eine Kamera und ich habe nicht vor aufzustocken. Ich möchte mich nicht ablenken lassen von einem kontinuierlichen innerlichen Zwang wieder „upzudaten“ und etwas neues zu kaufen.
Ich möchte endlich ein guter Materialist werden und mich auf das konzentrieren das ich besitze.
In diesem Sinne. Love your gear and use your gear!
Cheers
Roman
Leave a reply
toller Beitrag Roman, sehe ich auch so 👍👏 du hast mir quasi aus der Seele geschrieben 😉