Gleich zu Anfang: Es gibt zahlreiche tolle Tests und Vorstellungen der X-Pro2 im Netz. Alleine von den 100 X-Photographers, welche die Kamera vor Ankündigung zu Testzwecken hatten, gibt es zahlreiche Posts. Vor allem in diesen könnt Ihr die Neuerungen nachlesen. Ich werde hier nicht jeden einzelnen Punkt hervorheben, welcher jetzt neu an dieser Kamera ist. Ihr werdet hier meine Meinung lesen, was mir wichtig ist, was ich für mich als gut bzw. problematisch festgestellt habe. Nicht mehr aber auch nicht weniger.
Vorwort
Anfang 2012 war es soweit. Ich weiß noch genau wie begeistert ich war als ich das erste Mal die Fujifilm X-Pro1 in den Händen hielt. Eine digitale spiegellose Cam im Look einer Messsucherkamera mit der Möglichkeit das Objektiv zu wechseln. Der optische Sucher hatte mich schon bei der X100 aus dem Hause Fujifilm begeistert. Der links sitzende Sucher ist, egal ob optisch oder per elektronischem Sucher, am Ende heute noch der ausschlaggebende Punkt für mich, zu einer Kamera in diesem Design zurück zu greifen.
Ich bevorzuge es mit dem rechten Auge durch den Sucher zu schauen und mit dem linken wahlweise die Umgebung zu beobachten oder es eben doch zu schließen um mich auf das Bild im Sucher zu konzentrieren. Mit einer DSLR oder eben einer X-T1 ist das so nicht ohne weiteres möglich.
Die X-Pro ist ein haptischer Traum, gebaut fast wie die alten analogen Kameras, man traut ihr zu, sie ewig nutzen zu können; soweit man das heute bei einer digitalen Kamera überhaupt noch glaubt. In der Bedienungsanleitung steht ja heutzutage als erstes wie man das Produkt richtig entsorgt 😉
Die Fujifilm X-Pro1 hat bei mir einiges verändert. Endlich hatte ich die Möglichkeit, eine kleinere und leichtere Kamera immer dabei zu haben und gleichzeitig die Möglichkeit Objektive zu wechseln. Ich konnte mich endlich von der DSLR lossagen ohne bei der Bildqualität Kompromisse eingehen zu müssen.
4 Jahre war ich glücklich mit dieser Kamera. In der Zwischenzeit hatte Fujifilm die X-T1 auf den Markt gebracht, die in nahezu allen technischen Belangen der x-pro1 deutlich überlegen ist. Ich hatte eine Zeit selbst mit der X-T1 fotografiert, aber am Ende haben mich all die technischen tollen superduper Features nicht davon abgehalten zur Old-Lady x-pro1 zurück zu greifen.
Es dauerte nicht lange da tauschten X-T1 und X-Pro1 wieder ihren Platz. Die eine immer öfter in den Fotoschrank, die andere wieder zurück in die Fototasche. Natürlich habe ich das ein oder andere Mal neidisch zu meinen X-T1 Freunden und Kollegen rübergeschaut und mir gedacht: ‚Hätte ich ja doch auch schon gerne.‘ Spätetens aber wenn ich mir die Bilder auf dem Bildschirm/Papier ansah dachte ich: ‚Was eine coole Kamera!‘
Hinzu kam, das man mich aus dem Tiefschlaf wecken, die X-Pro1 in die Hand drücken und auffordern konnte jetzt ein Bild zu machen oder diese und jene Einstellung vor zu nehmen und ich konnte das blind ohne nachzudenken einstellen. Sowas gibt man nicht so schnell und gerne wieder her.
Okay, was hat das alles mit der X-Pro2 zu tun, mag man sich jetzt fragen? Alles und nichts!
Alles, da man die wichtigsten Eigenschaften in dem Nachfolger der X-Pro1 wiederfindet.
Nichts, da die X-Pro2 im Grunde eine andere Kamera ist.
Wenn ich den Unterschied zwischen X-Pro1 und X-Pro2 in einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es das Wort „Schnelligkeit“. Fujifilm hat der X-Pro2 in allen Belangen einen gehörigen Schub Geschwindigkeit verpasst und hier rede ich nicht nur vom Autofokus.
Design
Die X-Pro2 ist glücklicherweise in ihrem Design eine nahezu ideale Kopie der X-Pro1. Sie ist ein wenig größer geworden, es sind einige Bedienelemente hinzugekommen und das Display ist komplett an den linken Rand versetzt worden und das war es im Grunde auch schon.
Diese erstmal scheinbar nur kosmetischen Anpassungen haben den Vorteil, dass man die Kamera im Grunde am Auge behalten kann und mit der rechten Hand alle notwendigen Knöpfe und Einstellrädchen erreicht.
Man kann sie einhändig aber vor allem schneller bedienen!
Autofokus
In Sachen Autofokus hat sich nicht nur unter der Haube ein deutlicher Schub zur X-Pro1 ergeben. Der kleine Joystick um den Autofokuspunkt/Feld/Gruppe schnell und ohne zusätzlichem Knopfdruck zu verschieben, die Gesichtserkennung und der Verfolgungsautofokus sprechen auch hier wieder eine recht deutliche Sprache in Richtung Geschwindigkeitsschub.
Bildqualität/ISO
Aber auch bei der Bildqualität hat sich einiges getan. Während ich bei der X-Pro1 ISO6400 nur in Notfällen nutzte, ist das bei der X-Pro2 kein Problem mehr. Man erhält hier im Raw ISO100 bzw. ISO12800. Ich würde also sagen das man, abgesehen von den 24MP und somit ein wenig mehr Puffer beim beschneiden z.B. etwa eine Blende in Bezug auf das Rauschverhalten gewinnt.
Menu
Aber auch das Menü der X-Pro2 ist auf Geschwindigkeit getrimmt worden. Nicht nur, dass es ein Facelift erhalten hat, es ist strukturierter geworden, nach Themen sortiert. Das so genannte „MyMenu“ macht es dem Nutzer möglich, dort häufig genutzte Menüeintränge abzulegen. Betätigt man im Aufnahme-Modus jetzt die Menü-Taste landet man sofort in seinem „MyMenu“ und kann hier schnell und einfach auf die sekundär wichtigen Einstellungen zugreifen.
jpg
Mit der X-Pro2 wurde auch eine neue Filmsimulation eingeführt. Diese ist eine schwarzweiß Filmsimulation des glücklicherweise noch produzierten Fujiflm Acros Film. Ich bin zwar zu 98% ein raw-Shooter, aber gerade für private Familienshots nutze ich gerne auch die jpg Dateien und da ist das schon eine schöne Ergänzung zu den ohnehin schon tollen Filmsimulationen. Zusätzlich kann man noch Filmkorn in zwei Abstufungen simulieren. Ich habe mir das zum testen angeschaut, aber überlasse das dann doch eher meinem Computer/Bearbeitungsprogramm. Da wir schon dabei sind, ich finde die Filmsimulation Velvia mit der X-Pro2 sehr viel ansprechender als die der anderen X-Series Kameras. Fujifilm scheint da ein wenig Hand angelegt zu haben? Ich erwische mich jedenfalls deutlich häufiger dabei diese auch zu nutzen.
Sucher
Der optische Sucher hat jetzt wie auch die X100T das kleine elektronische Fenster spendiert bekommen, wodurch man nun auch eine genauere Kontrolle des Fokus hat. Dies funktioniert sowohl im Autofokus- als auch im Manuellen Fokus. Man kann sich sogar, ähnlich wie bei einer Leica M, verschiedene Sucherrahmen einblenden lassen. Allerdings muss man sich dies auf einen der sechs frei Programmierbaren Knöpfe legen.
Was mir nicht so gefällt
Apropos, hier komme ich zu den Punkten, die mir nicht ganz so gut gefallen. Mindestens ein weiterer frei programmierbarer Funktionsknopf hätte der Kamera gut getan. Die Papierkorbtaste bspw. ist im Grunde im Aufnahmemodus ohne Funktion. Na gut das ist nicht ganz korrekt, denn mit ihr kann man mittels kleiner Fingerakrobatik die Speicherkarten formatieren. Was mich gleich zum nächsten Punkt bringt:
Das „MyMenu“, an sich ein tolle Sache, aber es ist z.T. so eingeschränkt, dass man z.B. die Funktion „Formatieren“ nicht dort ablegen kann. Das empfände ich als eine sehr sinnvolle Sache, denn abgesehen von den zwei Händen, die man benötigt um eine Karte zu formatieren oder alternativ die 7 klicks, bis man sich durch das Menü zum Befehl „Formatieren“ geklickt hat, würde man so eben mit „Papierkorb“ eine Funtionstaste im Aufnahmemodus hinzu gewinnen.
Als Fujifilm x-Shooter ist man ja gewohnt, dass man im Modus raw+jpg fotografieren sollte um im Wiedergabemodus soweit reinzoomen zu können um den Fokus beurteilen zu können. Wenn man allerdings wie ich die jpg’s auf die eine Karte und raf’s auf die andere Karte schreiben lässt, muss man immer manuell auf die Karte umschalten wo das jpg gespeichert ist um den tiefen Zoom zu haben; nur um nach dem nächsten aufgenommen Foto das wiederholen zu müssen. Ich hoffe, dass dies in einem der kommenden Firmware-Updates behoben wird.
Was ich wirklich schade finde, ist, dass die X-Pro2 die Panoramafunktion eingebüßt hat. Ich mag diesen Modus schon sehr gerne. Klar, hochauflösende Aufnahmen erhält man durch mehrere Aufnahmen, welche dann z.B. in Lightroom zusammen gerechnet werden, aber für den schnellen Schuss ist die Funktion toll. Wirklich schade!
Fazit
Die Fujifilm X-Pro2 ist ein großer Schritt für jeden X-Pro1 Besitzer – das erkennt man sehr schnell, wenn man sie das erste Mal in die Hand nimmt und ein wenig damit rumspielt. Man kann mit der X-Pro2 nach wie vor das von vielen geschätzte entschleunigte Fotografieren zelebrieren, aber das Entscheidende ist, man kann eben auch anders.
Die Bildqualität ist, wie schon bei der X-Pro1 bzw. dem X-Trans II Sensor, auf sehr hohem Niveau. Dank verlustfreier Komprimierung der Raw-Dateien werden die Dateien noch relativ klein gehalten. Die zusätzlichen 8MP zu den bewährten 16MP geben ein wenig Luft beim croppen bzw. drucken. Der Autofokus ist deutlich schneller, mangels ausgiebiger Erfahrung verkneife ich mir hier jedoch einen Vergleich zur X-T1.
Die Bedienung ist ergonomischer und logischer aufgebaut als bei der X-Pro1 und einige andere Dinge wie der bessere elektronische bzw. der optische Sucher machen das Arbeiten leichter und erzeugen weniger Ausschuss. Man fühlt sich als X-Pro1 Besitzer sofort zu Hause und genießt nun plötzlich Dinge, wie bei strahlendem Sonnenschein ohne ND-Filter offenblendig zu fotografieren – dem elektronischen Verschluss sei dank. Oder die kleine Tochter, dank Gesichtserkennung trotzdem mit sitzendem Fokus zu erwischen.
Ob man als X-Pro1 Besitzer upgraden sollte? Ich kann nur sagen, dass ich den Schritt nicht bereue. Die Kamera ist ein deutlicher Schritt nach vorne ohne dabei den Charme der X-Pro1 einzubüßen. Für X-T1 Besitzer mag das nicht ganz so eindeutig aussehen? Bis auf den Sensor, die Acros Filmsimulation, den Fokuspunkt-Joystick und dem Dual-Card-Slot sind es nicht allzu viele Unterschiede und ob einem dann am Ende der doch deutlich andere Formfaktor ein Upgrade/Umstieg wert erscheint, kann ich natürlich schwer beurteilen.
Die X-Pro2 ist jedenfalls eine tolle Kamera, mit vielen sinnvollen Verbesserungen. Im Jahr 2012 war die X-Pro1 als erste spiegellose Systemkamera aus dem Hause Fujifilm nach dem Erfolgsmodell X100 erschienen, und nun zeigt ihr Nachfolger heute, dass sie weit mehr als eine reine Liebhaberkamera sein kann. Sie kann Profiansprüchen gerecht werden und ein Arbeitstier sein. Eine tolle Kamera und man kann wieder schön erkennen, dass Fujifilm‘s Ohr dicht am Kunden ist.
Ich für meinen Teil werde die nächsten 4 Jahre (??) weiter ein glücklicher X-Pro Besitzer sein. 😉
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Ein schöner Bericht! Danke ! Ich hatte die X PRO 1 ebenfalls und war begeistert,dann kam die XT1 die mehr konnte, aber mir nie ans Herz gewachsen ist. Jetzt habe ich mir spontan die XPRO2 gekauft und merke täglich-die Kamera mit ihren Objektiven ist mein Traum. Mit ihr zu fotografieren macht super glücklich !
Danke Dir Nicola.
Ich sehe schon wir ticken recht gleich? 😉
Hallo Mehrdad.
Sehr schöner Bericht der sich genau mit meinen Erfahrungen deckt!
Die Kamera nimmt man einfach gerne in die Hand – es ist schwer zu beschreiben.
Viele Grüße Michael
Danke Dir Michael!
Ach und denk dran: Melde Dich wenn Du in der Gegend bist 😉
Mit Sicherheit eine tolle Kamera, die X Pro2.
Mir persönlich fällt sie, ähnlich wie ihr Vorgänger, etwas zu groß aus.
Von daher bleibe ich wohl doch noch ganze Weile meiner geliebten X-E2 treu.
Gerade 4.0 hat sie, wie ich finde, enorm aufgewertet.
Ist aber natürlich alles Ansichtssache…
LG
Ingo
Ja, die X-Pro ist natürlich größer als die anderen X-Kameras. Was dem einen zu groß ist dem anderen genau richtig, wieder ein anderer sind die anderen zu klein. Das ist das schöne bei Fujifilm. Es gibt für jeden Geschmack und Geldbeutel etwas im Programm. Aber das beste: Man erhält bei allen die gleiche tolle Bildqualität. Das ist in meinen Augen fast schon ein alleinstellungsmerkmal bei der Fujifilm X-Serie.
Die Bilder sind große Klasse…wirklich beeindruckend!…mein Kompliment
Danke Dir Stefan 🙂
Salut Mehrdad,
danke für den ausführlichen, vor allem aber mit Herzblut geschriebenen Bericht. Als X-Pro1 Besitzer freue ich mich jetzt noch mehr auf meine X-Pro2, die ich diese Woche bekomme. Meine X-Pro1 werde ich jetzt verkaufen, ich habe noch die
X-T1, die ich behalten werde. Die X-Pro Modelle lassen sich m.E. nicht mit den X-T Modellen vergleichen. Sie sind doch sehr unterschiedlich. Mit keiner digitalen Kamera habe ich so viel Zufriedenheit verspürt, wie mit der X-Pro1. Erinnerungen an meine analogen Zeiten mit der Zenza-Bronica werden wach. Fotografie bekommt wieder etwas meditatives.
Gruß Michael
Danke für den schönen Bericht. Ist der Watercolor Effekt bei der X-Pro2 inzwischen geringer als beim Vormodell?
Nun, sagen wir es mal so: Ich habe mit meinem Raw Konverter (Lightroom) und meiner schärfungsmethode kein Problem mit diesem Effekt. Aber mich hat das auch schon bei der x-pro1 dann nicht mehr interessiert (als dann Adobe scheinbar sich des Problems endgenommen hat).
Ich bin mehr als zufrieden mit der Bildqualität (ja und schärfe) der x-pro (1 und 2). Hilft Dir jetzt nicht weiter auf Deine Frage bezogen, ne?
😉
Nicht ganz. Meine Erfahrung mit der E1 war, dass mich der Effekt in der 100% Ansicht gestört hatte, auf Prints bis 30×45 aber nicht störend war. Allerdings konnte ich bei anderen Kameras mit besserer Feinzeichnung (oder sollte ich sagen Mikrozeichnung?) die Datei um 100% vergrößern und bearbeiten und sehr große Ausdrucke machen. Das ist bei Fuji nicht möglich, aber für mittlere Abzüge ist sie eigentlich prima. Daher denke ich über dei Pro2 gerade nach.
Interessant! Wie kommst Du darauf das es nicht möglich ist große Abzüge von x-files zu machen?
Ich habe kürzlich erst ein 150×150 Print verkauft und es sah sehr gut aus. Aus der x-pro1 und auch ein 80×120 Print war von sehr guter Qualität.
Warst Du auf der Photokina? Warst Du am Fujistand? Also ich habe da sehr viele grosse Prints gesehen ?
hallo, Super Homepage, tolle Berichte. Bin auf dich durch das Dslr Forum aufmerksam geworden, Deine Bilder mit dem 14 2.8 aus Hong Kong haben mir gut gefallen und auch diese sind wow! Hast du mittlerweile noch das 14er oder verwendest du eher das 16er? Ich frage weil ich mir auch ein Fuji System mit 2/3 Festbrennweiten leisten möchte. Anforderungen, Reisen, meine Kinder, Landschaft, Street und Portrait. Welches ist auf Reisen zum Beispiel flexibler für unterwegs in der Stadt das 14er oder 16er? Meine Idee war 14er 35er für den Anfang. Gruß und alles Gute!!
Hallo Daniel,
Danke für die Blumen. 🙂
Ich habe sowohl das xf14mm als auch das xf16mm. Das xf14mm mag ich vor allem für Architektur, das xf16mm ist vermutlich aber in Deinem Fall die zunächst bessere Wahl, weil mehr möglich ist?
Beide sind Klasse, mit f1.4 beim 16er kann man natürlich ganz nette Sachen machen.
Ich weiß ich höre mich an wie ne Platte mit Sprung: Bei Fujifilm kann man bei Objetiven kaum was falsch machen. 😉
Hoffe das hilft!?
Beste Grüße
Mehrdad
Danke für deine rasche Antwort. Ich mag vor allem auch die Fotos deiner Tochter, die Portraits machst du aber wahrscheinlich mit dem 56 1.2 denke ich? Hast du eigentlich auch eine Xt2 oder fotografierst du ausschließlich mit der Pro 2? Ja flexibler ist sicher das 16er, dafür aber auch größer… für weiter könnte ich ja noch das 12er Samyang dazu nehmen. Danke auf alle Fälle, du hast auf alle Fälle einen Leser deines Blogs gewonnen!
Gruß aus Wien