Ich stehe gerade zuhause vor dem Fenster, es ist Samstag, 7 Uhr morgens, der Rest schläft noch inklusive Hund, und ich überlege, was mein nächster Blogbeitrag wohl werden könnte. Eigentlich hatte ich geplant, etwas zu meinem Besuch im Ruhrpott zu berichten, aber plötzlich kommt mir diese Idee in den Sinn. Warum bloß stehe ich jetzt hier und es kribbelt förmlich in den Händen, endlich wieder meine Kamera zu halten, rauszugehen, und Fotos zu machen, obwohl man angesichts des Anblicks da draußen eigentlich froh sein sollte, diesseits der Fensterscheibe zu stehen?
Jeder hat dies vermutlich schon mal realisiert und selbst erlebt. Fotografieren ist das schönste Hobby auf der Welt, aber momentan hakt es etwas. Man packt seinen Fotorucksack oder seine -tasche, nimmt sich vor am nächsten Tag rauszugehen und schöne Bilder zu machen. Doch dann bekommt man seinen Hintern nicht aus dem Bett, oder da war doch noch diese coole Serie auf Netflix, die man sich schon lange anschauen wollte. Ach ja, der Keller müsste auch mal wieder aufgeräumt werden und ausserdem soll es ja bald anfangen zu regnen. Kurzum, das Vorhaben, seinem Hobby nachzugehen, wird verworfen und verschoben. Das Wetter passt ja wie gesagt ohnehin nicht und ich hab ja auch gar keine Idee was ich fotografieren könnte.
Ich wette jedem von Euch ging es schonmal so und vermutlich besonders in gerade dieser kalten, nassen und grauen Jahreszeit. Hab ich Recht?
Was kann man da tun? Was tue ich gegen diesen, nennen wir es mal „Foto-Blues“?
Bei mir gibt es eigentlich keinen Tag, an dem ich mich nicht zumindest nur eine kleine Zeit mit meinem Hobby Fotografie beschäftige. Sei es, dass ich tatsächlich die Kamera in die Hand nehme, weil ich wieder im normalen Alltag im Augenwinkel dieses „Bild“ im Kopf gesehen habe und ich es lohnenswert finde, anzuhalten oder umzudrehen und das Foto schnell zu machen. Oder ich im kuscheligen Zuhause sitze und mir die neuesten YouTube Videos von Peter McKinnon, Kai W., Evan Ranft oder Casey Neistat anschaue. Auch die neue LFI-Zeitschrift wird sehnlichst erwartet und sogleich verschlungen, jede Arbeitsstunde im selbstgebauten Fotostudio fällt leicht und überall liegen hier irgendwelche Fotobücher rum, in denen ich schon lange mal schmökern wollte. Und vor allem die erfreuliche Tatsache, dass ich mich nun täglich mit diesem Blog qimago.de beschäftigen darf, lässt mich Tage wie die oben beschriebenen vergessen.
Viele sagen, dass alles sei verschwendete Zeit aber mir bringt das tatsächlich die tägliche Dosis MOTIVATION.
Wenn man etwas gefunden hat, für das man brennt, dann erfüllt mich große Vorfreude auf jede freie Minute, die ich mich damit beschäftigen kann. Eben jenes Kribbeln, das ich heute morgen am Fenster gespürt habe.
Nun ist es mittlerweile ein paar Tage später und gestern habe ich es wieder erlebt. Der Wecker klingelte früh morgens kurz nach 5:30 Uhr. In der Jahreszeit kommt man eh schwer aus dem Bett und der erste Blick durch’s Fenster gab mir dann den Rest. Was war das für eine trübe graue Suppe. Aber was tut man nicht alles um sich seine Brötchen zu verdienen, also raus, kein Weg zurück unter die warme Decke. Kurz einen kleinen Kaffee getrunken, alles für die Arbeit zusammen packen und los. STOP! Kamera vergessen! Also kurz zurück und meine kleine Fuji X100F gegriffen und dann raus in die Kälte. Brrrrrr…….
Ich arbeite bei der Justiz im Land Brandenburg und bin im Rahmen meiner Arbeit auch immer viel unterwegs in meinem Bezirk und gestern trieb ich mich wieder einmal zwischen dem südlichen Berlin bis an den Rand des Spreewaldes herum und am vormittag schlug das Wetter um und plötzlich verzogen sich die dicken Wolken und der Himmel verwandelte sich in schönstes Blau, die noch immer tief stehende Sonne drang unaufhörlich durch den Bodennebel und tauchte alles in ein magisches helles Licht. Wie froh war ich, die Kamera dabei zu haben. Ich kann mich bei solch einer Stimmung kaum noch auf die Arbeit konzentrieren 🙂 und halte ständig an, weil ich wieder ein tolles Motiv am Strassenrand entdecke. Und manchmal muss eben auch mal mein Auto als „Fotomodel“ herhalten.
Letztlich wurde es ein ziemlich schöner Tag und ich war mal wieder froh, dass ich einige schöne Schnappschüsse machen konnte. Deshalb habe ich auch immer eine Kamera dabei und verlasse eigentlich nie das Haus ohne sie. Und sollte man sie doch mal vergessen, dann hat jeder heutzutage sein Smartphone dabei. Ganz nach dem Zitat des Fotografen Elliot Erwitt, „Die beste Kamera ist gerade die, die man dabei hat.“
Wenn ich jetzt so drüber nachdenke, dann passt das alles wie kleine Puzzleteilchen zusammen, was ich in den vergangenen Monaten hier geschrieben und veröffentlicht habe. Zumindest für mich persönlich ergibt das alles einen großen Sinn. Ich beschäftige mich nun nicht mehr so sehr mit der Technik und den neuesten Gadgets (siehe mein Beitrag über die Krankheit der Fotografen „GAS„), sondern ich gehe raus und mache Bilder. Und das zu jeder Jahreszeit, zu jeder Tages- oder Nachtzeit und bei jedem Wetter. Das ist es was mich meiner Meinung nach fotografisch voran bringt. Raus aus der Komfortzone, rein in meinetwegen schlechtes Wetter und raus aus den Federn um 6 Uhr für ein schönes Sonnenaufgangsbild.
Es ist wie mit dem Abnehmen wollen, wenn man dieses Ziel und die Motivation nicht täglich hat, wird es schwer sein Wunschgewicht zu erreichen. Hat man sein Ziel -in dem Fall ein gutes Foto- immer vor Augen, fällt es einem leicht manche Unbequemlichkeiten zu überwinden.
Ich hoffe, dass ich einige von Euch mit dem Beitrag etwas Motivation verschaffen konnte. Also los, geht raus und macht Bilder.
Wer mag kann ja sein schönstes Bild ja mal in die Kommentare posten. Ich freue mich drauf.
Fotofacts: die Bilder sind mit der Fuji X100F entstanden.
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