Wenn man sich anschaut wieviele Bilder pro Sekunde im Internet veröffentlicht werden kann man eigentlich nur staunen. Allein bei Instagram werden am Tag ca. 80 Millionen Bilder hochgeladen, das entspricht 925 Bilder pro Sekunde. PRO SEKUNDE! Natürlich handelt es sich dabei um sehr viel Datenmüll und viele endlose Reihen an „Selfies“, die komplett belanglos sind. Aber nicht alle Bilder sind das. Die Digitalisierung der Fotografie hat das Medium Foto so unglaublich zugänglich gemacht wie keine andere Kunstform. Millionen von visuell-talentierten Menschen haben Zugang zu einer fotografischen Technik, die ohne großen Aufwand sehr starke Ergebnisse liefert. Des Weiteren sind wir heute über unzählige Foto-Plattformen (wie eben Instagram) weltweit vernetzt und können so die Werke von Menschen in den letzten Winkeln der Erde bestaunen. Dieses Weltweite zusammenschalten von visueller Kompetenz bringt eine menge an Chancen, viele Inspirationsmöglichkeiten und leider auch eine menge an Frust.
Regelmäßig erhalte ich von behance, dem kreativ Netzwerk von Adobe, eine email mit dem Betreff „neue Inspiration“ . Ich selbst bin bei behance Mitglied um dort meine Bilder der Öffentlichkeit zu präsentieren. Jedes Mal wenn ich behance öffne, bin ich begeistert. Die Menge an erstklassigen und professionellen Arbeiten aus den unterschiedlichsten Bereichen ist einfach endlos. Und genau darin liegt das Problem. Man wird quasi erschlagen. Es nimmt kein Ende. Und man kommt an einen Punkt an dem man feststellen muss, dass es extrem schwierig ist in dieser Welt noch einen sinnvollen fotografischen Beitrag zu leisten. Es gibt ja schon fast alles und zudem meistens in perfektem Licht. Der Logarithmus sorgt dafür, dass die auffälligsten Arbeiten stets oben sind und man so auch immer das „Beste“ zu sehen bekommt. Die ultimative Vernetzung höchster Kompetenz kann Dich, als kleinen Teil dieses Netzwerks, übermannen. Man könnte auch sagen; Zu viel des Guten!
Wie soll man damit umgehen. Macht es eigentlich noch Sinn die Kamera in die Hand zu nehmen und Bilder zu veröffentlichen, die dann am ende niemanden interessieren? Und das womöglich auch zurecht, da die weltweite Konkurrenz eh mehr im petto hat? 925 Bilder pro Sekunde! Schon Vergessen?
Die Bilder die wir als ambitionierte Hobbyfotografen veröffentlichenm sind bei der Flut an Bildern im Netz nichts mehr als ein Tropfen, den wir in einen Ozean schnipsen. Sie verschwinden in der Masse. Und selbst wenn eines unserer Bilder mal „viral“ geht, so sind wir uns doch sicher, dass der Konsum dieses Bildes über „hier rein, da wieder raus“ stattfindet. Niemand, der eins euerer Bilder „liked“ schaut sich dieses nochmals nach ein Woche an und denkt „wow, what a shot it was“. Keines eurer Bilder bleibt irgendwem im Gedächtnis. Dafür werden wir alle viel zu sehr mit Eindrücken bombardiert. Der Bilder Konsum im Netz orientiert sich an einem Puls. Die Herzfrequenz liegt bei, ja genau, 925 in der Sekunde.
Ich persönlich habe die Nutzung der Plattformen wie Instagram und behance für mich selbst verändert. Anstatt mir Gedanken darüber zu machen was andere gerne sehen möchten, veröffentliche ich meine Bilder nur noch für eine Person, und das bin ich selbst. Ich habe festgestellt das gerade Instagram ein super Fotoalbum meiner Reisen darstellt. Es macht mir unglaublich Freude durch alte Posts zu wischen und zu schauen wo ich überall war. Zudem ist es mir wichtig das ich die Bilder mag. Wieviele Follower das Profil enthält und wie oft die Bilder geliked werden, ist mir dabei gar nicht wichtig. Eines meiner Gram Profile heisst „@ambient.animal“, hier veröffentliche ich Alltagssituation die ich auf meinen Reisen als interessant erachte. Gerade dieses Profil hat sehr wenig follower, gleichzeit bereitet es mir aber viel Freude. Es ist fast so, als würde man ein altes Fotoalbum von zeit zu zeit wiederfinden und durchblättern. Gleichzeitig ist es eine Sammlung meiner Erlebnisse und eine visuelle Abhandlung über alles was ich gesehen habe.
Fotografie ist im Jahr 2020 ein Teil des täglichen Lebens und das ist auch gut so. Es handelt sich hierbei schließlich um ein Medium das wir alle lieben und es ist großartig das wir Menschen es derzeit feiern wie nie zuvor in der Geschichte. Um Frust zu vermeiden ist es nur sehr wichtig die richtige Herangehensweise zu finden. Ein stetes Messen mit anderen kann, aufgrund der oben angeführten Gründe, zu viel Frust führen. Geht einen anderen Weg! Feiert die Fotografie wie nie zu vor und macht sie zum Teil EURES Lebens und nicht dem Leben von anderen Menschen. Und wenn euch dann am Ende 12 Millionen Leute folgen. So be it.
Leave a reply
Vielen Dank Roman für den passenden Text. Gerade der letzte Abschnitt 😉 Das Messen und Vergeleichen ist eine der kleinen Instagram-Fallen in die ich selber schon getappt bin. Vielleicht ist die Corona Zeit genau der richtige Zeitpunkt seine ganz eigene Fotografie wieder zu feiern!