Vor einigen Wochen war die große Eröffnungsfeier des Leica Leitz-Park Abschnitt III. Ich war zwar auch eingeladen, konnte aber nicht, da ich beruflich verhindert war. Ich gebe zu: I was not amused!
Weniger, weil ich Angst hatte, der Park könne mir weglaufen oder ich würde irgend etwas verpassen. Es waren eher zwei Menschen der Grund. Nämlich Thomas Höpker und Bruce Davidson. Was hätte ich gerne diese zwei Menschen live gesehen. Am liebsten Fotos mit ihnen gemeinsam vor ihren Bildern. Ja, voll groopiemäßig. Hätte sie wahrscheinlich wie so ein kleiner Junge ohne Geld in der Tasche vor dem Süßigkeitenladen angeschmachtet. Sie sind sozusagen der Justin Biber meiner Fotografen-Vorbilder. Okay, meinen Schlüpper hätte ich ihnen dann aber doch nicht zugeworfen. Hinkt der Vergleich? Gut!
Im Ernst jetzt, Hoepker mag ich vor allem wegen seiner Ali Serie. Muhammad Ali ist in meinen Augen nicht nur einer der herausragendsten Boxer gewesen, er war auch eine Persönlichkeit. Er war einer dieser Menschen, die Vorbild für Generationen sind. Er wagte etwas und stand für seine Überzeugung ein, egal zu welchem Preis. Das alleine verdient meinen höchsten Respekt. Dass er auch ein hervorragender Boxer und ein unterhaltsames Großmaul vor dem Herrn war, der geniale Reime zum Besten gab, machte ihn für mich nur sympatischer. Es gibt so viele „Sprüche“ von ihm, die weit mehr als dummes Großmaul-Gelaber sind, oft so verpackt, aber doch weit mehr. Ich hätte Ali selber persönlich nur zu gerne mal live gesehen. So sollte es Hoepker sein, der mit seinen Bildern auch viel von der Person Ali eingefangen hat. Ich will Hoepker sicher nicht auf Ali reduzieren, aber es ist vor allem diese Arbeit, die ich von ihm wirklich liebe.
Bruce Davidson wiederum war weniger der „Rockstar“ der Fotografen für mich, also jetzt als Person, aber seine Bilder berühren mich wirklich oft tief. Er hat diesen Blick für den Menschen und für das Gefühl. Er versteht es, diese eine Emotion in einem Bild herauszuarbeiten. Bruce Davidson ist ein grandioser Fotograf für mich, man schau nur mal in das Bildarchiv der Bildagentur Magnum Photos, soooo viele grandiose Bilder! Einer meiner Favoriten ist dabei ein Bild von Martin Luther King. Ich liebe die Ruhe, die es in der Hektik der Reporter um ihn herum ausstrahlt. Klingt komisch, ich weiß nicht, wie ich es anders beschreiben soll. Ich habe das Gefühl, den Menschen King dort zu sehen. Ach naja, ich habe ja nicht behauptet, dass ich ein guter Bildanalytiker bin.
Ich schweife ab, oder? Ein wenig vielleicht. Auf der anderen Seite geht es im Leitz-Park immer und überall um Fotografie, und bei Ali komme ich halt eh immer ins Schwärmen!
Ich hatte ausnahmsweise vor, dieses Mal mit dem Auto nach München zu fahren. Also dachte ich mir, dass ein kleiner Umweg ganz interessant sein könnte.
Ein Hotel war schnell gefunden, natürlich das Leitz-Hotel direkt im Leitz-Park. Hotels kenne ich ja nun zu genüge und ich muss sagen, dass mir das Leitz-Hotel wirklich sehr gut gefällt. Sehr modern, aber dennoch nicht ungemütlich. Große Zimmer, und besonders schön fand ich, dass wohl jedes der 129 Zimmer ein bestimmtes Bild aus dem Leica Archiv groß an der Wand hängen hat. Welches wo hängt, kann man in dem Buch „Frame“, welches in jedem Zimmer ausliegt, sehen. Eine schöne Sammlung an tollen Bildern von Leica Fotografen.
Ich kam Sonntag am späten Nachmittag an und nachdem ich mich auf dem Zimmer eingerichtet hatte, machte ich eine kleine Runde in dem neuen Teil des Parks. Besonders interessierte mich natürlich die Ausstellung im Leica Museum.
Was soll ich sagen? Gerade als ich reingehen wollte, hieß es: „Sorry! Wir haben schon Feierabend.“ Schade, dachte ich, und sagte dann zu dem wirklich netten jungen Mann: „Egal, dann komme ich halt morgen vorbei.“ Nee, da hätten sie Ruhetag, würde so ja auch auf deren Website stehen.
Mann, Mann , Mann…. Mein Blick muss ziemlich deppert ausgesehen haben. Nach kurzem Ärger musste ich dann aber doch über meine eigene Planlosigkeit lachen. Wenigstens durfte ich mir kurz im Erdgeschoss die Bilder ansehen. Hier haben es mir besonders die Bilder eben von Thomas Hoepker und Mathieu Bitton angetan. Sehr schön!
Zum Glück war im alten Nachbargebäude die Bruce Davidson Ausstellung zugänglich. Die Bilder dieses Mannes sind für mich wirklich eine große Inspiration. Bruce Davidson hat zu Recht einen Platz in der Hall of Fame bekommen. Ganz großes Kino und wunderbare Fotografien.
Ich nutzte die Gelegenheit, meine M10 zum Service zu bringen, und hier muss ich als service-verwöhnter Fuji-User einfach mal auch Leica loben. Ich habe mir zwar den Weg dahin gemacht, hätte das alles aber auch schön von Berlin aus in die Wege leiten können. So konnte ich die Kamera gleich wieder mitnehmen, nur ein Objektiv musste etwas länger da bleiben. Ein Techniker nahm sich die Zeit, mir das Problem zu erklären. Alles in allem dauerte es nicht lange und der Service war kostenfrei.
Kurz vor meiner Abfahrt traf ich mich dann noch mit ein paar Leuten von Leica. Bei einem Kaffee im Leitz Café sprach man über die Themen, über die man als begeisterter Fotoblogger eben so spricht. Und hinter verschlossenen Türen ist es auch immer spannend. 😉
Einen Leser unseres Blogs traf ich auch vor Ort und ich fand es schön, sich mal im echten Leben auszutauschen. Schön ist ja, dass man da auch immer feststellt: Irgendwie sind wir alle schon ein bissl bekloppt! @Erik: Nicht böse gemeint! 😉
Im Leica Store holte ich mir dann noch eins der vielen tollen Fotobücher und machte mich dann mit einem sehr positiven Eindruck von dem Park an sich, den Leica Mitarbeitern, die ich traf, und dem wirklich sehr guten Service von Leica auf den Weg nach München.
Es wird sicher nicht das letzte Mal sein, dass ich bei Leica zu Besuch war. Es hat mir wirklich gut gefallen und ich kann jedem Fotointeressierten den Besuch nur ans Herz legen. Nur nicht montags! 😉
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Hallo Mehrdad.
Schön geschrieben und wieder einmal toll bebildert. Was mich immer wundert, dass Leica dieses „lebensbejahende Schlachtschiff-Grau“ (oder soll das Neutralgrau sein?) für seine Aussenanlagen wählt. Das wirkt fast wie eine Installation von Hans op de Beeck – gerade Bild2 wirkt wie eine Filmkulisse. Vielleicht auch, weil da alles noch so neu ist.
Viele Grüße
Matthias
Hallo Matthias,
Warum Leica diese Farbe gewählt hat kann ich nicht mit Sicherheit beantworten, ich kann nur vermuten:
Es lenkt so natürlich nicht von der Architektur an sich ab. Auf das wesentliche reduziert eben. ?
Bekloppt? Ich? Niemals… ??
😉