Eines meiner liebsten Ziele im Streckennetz meines Arbeitgebers ist Tokyo. Ich finde Tokyo so schön vielseitig. Die Kultur der Japaner ist vor allem für mich als Mitteleuropäer schon sehr interessant anders. Das kontrollierte bei den Japaner kommt mir oft wie bei den Vulkanier vor und dann sind sie wieder total verspielt und fast schon albern. Der Gesichtsverlust ist schon durch so kleine Dinge gefährdet, wenn man dem Sushikoch laut verkündet, wie gut es einem schmeckt. Oder das Wort „Nein“. Es ist im Grunde nicht existent im Sprachgebrauch. Für einen Berliner, der mal schnell die Geduld verliert und klare Ansagen liebt, ist das mitunter schon ein Eiertanz da.
Als Berliner fühlt man sich wiederum fast ein wenig wie zu Hause. Tokyo ist zwar eine Großstadt, aber wie in Berlin auch gibt es verhältnismäßig viel Grün. Für Technickfans gibt es immer wieder neues zu entdecken und für Fotonerds ist das ein wahres Paradies! Von alten analogen Schätzen – man muss wissen, dass analog in Japan noch immer sehr weit verbreitet ist – bis hin zu den modernsten digitalen Kameras und Objektiven findet man dort nahezu alles. In wenigen Destinationen jedenfalls entdecke ich so viel neues wie in Tokyo/Japan.
Ich hatte mir diesmal vorgenommen nach Hakone zu fahren, eine Kleinstadt auf der japanischen Hauptinsel in der Präfektur Kanagawa. Sie liegt knapp 100 km außerhalb von Tokyo. Allerdings musste ich dieses Vorhaben auf das nächste Mal verschieben, es war einfach zu heiß und ich hatte auch leider einen Wochenendtag dafür vorgesehen. Hakone ist ein beliebtes Ausflugsziel für Tokioter und demendtsprechend voll an Wochenenden. Nicht dass ich etwas gegen Menschen hätte, aber die Kombination gefiel mir nicht und die Hitze machte mir wirklich extrem zu schaffen. Ich entschied mich also kurzfristig um, zumal ich demnächst die Fujifilm GFX als Leihgabe erhalte und sich mit dieser Hakone ganz gut anbietet.
Am Ankunftstag bin ich erst mal völlig fertig ins Bett gefallen, um dann gegen Sonnenuntergang kurz wach zu werden und noch eine Runde ums Hotel zu drehen. Gutes Sushi um die Ecke und ein wenig das Nachtleben des sehr lebendigen Shinjuku beobachtend. Ein weiteres Phänomen finde ich ja, wie laut die stillen Japaner dann doch sein können. Ich sag nur Pachinko. Es handelt sich dabei um eine Spielhalle mit allem möglichen Spielautomaten. Der Geräuschpegel dort ist ohrenbetäubend. Erwachsene Männer und Frauen sitzen manchmal stundenlang und spielen irgendwelche Spiele. Geld darf man laut Gesetz dabei nicht gewinnen, aber Sachpreise. Diese Sachwerte wiederum dürfen einen bestimmten Gegenstandswert nicht überschreiten. Wenn man an so einem Teil mal vorbeiläuft und sich die Tür öffnet, erschrickt man fast. Der Lärm ist wirklich krass! Ich bin da mal aus Spass rein, war aber froh, als ich nach 2 Minuten wieder draußen war.
Auch sehr beliebt sind diverse Photobooth-Hallen und diese Spiele, die wir auf Jahrmärkten hier finden, wo man teilweise vergebens versucht mit einem kleinen Greifarm Kuscheltiere und ähnliches aus einem Pool zu ziehen. Bei uns stehen da mal 10 solcher Teile auf einem Jahrmarkt rum, in Tokyo aber gibt es ganze Etagen voll mit diesen Teilen. Vollkommen verrückt! Ich bin schon so oft in dieser Stadt gewesen, aber es erstaunt mich immer wieder aufs neue, wie erwachsene Menschen sich für so etwas begeistern können.
Irgendwann dann ging es wieder zurück ins Hotel und ab ins Lalaland.
Die „Strafe“ für zu frühes schlafen gehen? Um 4 Uhr morgens war ich quicklebendig. Der Vorteil war, ich konnte mich früh auf den Weg machen, um zu einem der größten Tempel in Tokyo zu gelangen. Nicht nur waren die Temperaturen um 5 Uhr morgens deutlich angenehmer, auch waren angenehm wenig Menschen unterwegs und vor Ort. Mein letztes mal U-Bahn fahren zur Rushhour in Tokyo war eine Mischung aus Erstaunen, wieviele Menschen tatsächlich auf einem Quadratmeter Platz haben, und Schrecken, ob ich eventuell nicht doch von den kleinen schmächtigen Japanern todgequetscht werden könnte.
Jedenfalls war es herrlich entspannt, sich an diesem schönen Tempel und der Anlage aufzuhalten. Das Licht war sehr schön an dem morgen und die Temperaturen um die Uhrzeit erträglich. Ich glaube, ich habe dort auch den größten Koi meines Lebens gesehen. Kaum dass sie mich über eine kleine Brücke laufen sahen, rottete sich die Gang zusammen und verlangte mit offenen Mündern nach Futter. Ich weiß es nicht, bin nicht so der Fischflüsterer. 😉
Als die Temperaturen immer weiter stiegen, musste ich einfach zurück ins Hotel. Ich bin für das Schwüle einfach nicht so gemacht.
Am Ende blieb wieder einmal ein sehr positiver Eindruck von Tokyo, und ich muss dieses Land einfach mal auf einem längeren Trip genauer erkunden.
Zum Schluss lass ich Euch noch mit ein paar weiteren Eindrücken zurück.
Für die Technik-Interessierten: Alle Bilder entstammen der Leica M10 mit dem Zeiss Distagon 35mm f1.4 ZM und dem Voigtländer Heliar 15mm f4.5
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