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#staybrokeshootfilm – Die analoge Fotografie lebt oder warum die M die analogste Digitale ist.

Die analoge Fotografie erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit, und das schon eine ganze Weile...

Die analoge Fotografie erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit, und das schon eine ganze Weile. Dies stelle ich auch für mich immer wieder fest. Und jedes Jahr merke ich, dass die Community gefühlt immer größer wird. Es gibt auf YouTube und Instagram ganze Kanäle/Seiten bzw. Hashtags, die dieses Ausmaß verdeutlichen. Zugegeben, vielleicht ist es auch nur das Schema "selbst erfüllende Prophezeiung", ich weiß es nicht.

Was ich aber weiß, ist, dass mir die analoge Fotografie nach wie vor sehr viel Spaß macht. Warum ist das so? Ich meine, wenn ich ehrlich bin, ist der analoge Prozess längst nicht so komfortabel und schnell wie der digitale. In der professionellen Fotografie (Werbung, Presse, Hochzeit usw.) hat die digitale Fotografie einfach aufgrund ihrer schnellen Verfügbarkeit und Kontrolle der Ergebnisse klar die Nase vorn und spart dem Kunden viel Geld und dem Fotografen Nerven und Zeit.

So sehr man auch die Fahne der analogen Fotografie hochhalten will, man kann hier mit dem analogen Prozess keinen Stich machen.

Ich will hier also mal die professionelle Fotografie außen vor lassen. Damit will ich nicht sagen, dass Profis nicht auch analog fotografieren. Ich kenne mindestens einen Profifotografen, der sogar sehr viel analog für seine privaten Projekte fotografiert. Und auf Plattformen wie Instagram sieht man auch, dass viele Profis durchaus professionell den analogen Prozess für ihre Arbeit nutzen.

 

DIE FASZINATION AN DER ANALOGEN FOTOGRAFIE IST...

Gute Frage, ich für meinen Teil mag diese Spannung sehr. Also ich habe ein gewisses Bild im Kopf, das ich sehe, während ich irgendwo bin. Ich stelle mir dieses Bild vor meinem inneren Auge vor. Ich visualisiere es. Dann schaue ich durch meinen Sucher, komponiere das Bild und drücke den Auslöser. Fertig. Vielleicht wähle ich noch einmal einen anderen Blickwinkel oder passe einen anderen Moment ab. Mindestens aber überlege ich etwas genauer als bei digital ob und wann ich den Auslöser betätige.

Danach gehe ich zur nächsten Szene oder eben auch nicht. Der Film liegt dann vielleicht sogar mal 1-2 Wochen, auch schon 1-2 Monate in der Kamera bis ich ihn fertig belichte. Der Tag, an dem die Mail des Labors meines Vertrauens  im Postfach eintrifft, ist dann der nächste Moment, der die Vorfreude weiter anstachelt.

Zugegeben, nicht alle Bilder sind dann vielleicht gelungen. Aber es sind einige dabei, bei denen man sich denkt: 'Perfekt! Genau so wollte ich es.' oder 'Oha, das hatte ich ja so nicht gedacht!' Dann ist da von Freude über Enttäuschung alles dabei. Die zufälligen Ergebnisse sind dabei das, was ich am meisten mag.

Anfangs habe ich dann immer noch in LR an den Bildern rumgefeilt und schnell bemerkt, ich mache sie nur kaputt, wenn ich da außer Beschneiden viel ändere. Der Look, den mir die Jungs und Mädels von Safelight liefern, ist so, wie er aus dem Lab kommt, super für meinen Geschmack. Weniger Zeit am Rechner, mehr Zeit zum Fotografieren. Herrlich!

 

DER FILM

Am liebsten nutze ich Kodak Portra 400. Ich überbelichte diesen immer um eine Blende. Das ist auch so schön an Film, zumindest an Negativfilm, er ist so verzeihlich, vor allem was Überbelichtungen angeht. Ich hatte neulich mal eine Aufnahme um 4 Blenden überbelichtet. 'So what?' dachte sich wohl der Film.

Die Töne bei Schwarzweißfilmen sind in Kombination mit dem Filmkorn digital im Grunde nicht in der gleichen Magie zu erreichen. Und wenn, dann eben nur mit (viel) Arbeit am Rechner. Bei Film sieht das eben organisch/harmonisch und echt aus.

Leider sind die Preise für Film mittlerweile recht teuer geworden. Der Kodak Portra 400 z.B. kostet für Kleinbild 36 Aufnahmen aktuell was um die 13 Euro. Dann kommt noch die Entwicklung ggf. Scans und/oder die Abzüge dazu. Da kommt man schnell in die Region der 25-30 Euro. Das wird auf die Dauer teuer. Aber die gute Nachricht ist, es gibt auch günstigere gute Filme. Sowohl in Farbe als auch in Schwarzweiß. Ich beispielsweise mag den Kodak Gold 200 und für Schwarzweiß den Ilford FP4 oder HP5. Mit was unter 7 Euro sind diese zwar auch keine Billigfilme, aber immerhin.

Insgesamt muss ich immer wieder feststellen, dass ich den Look von Film einfach extrem gerne mag und in der Post meiner digitalen Bilder auch nicht so hinbekomme. Ich will nicht ausschließen, dass jemand den Look auch digital hinbekommt, aber mir ist das eben nicht möglich. Die Abstufungen der Grautöne bei Film sind schon wirklich toll.

DIE ANALOGE KAMERA

Das schöne ist, man kann heutzutage für recht kleines Geld sehr gute analoge Kameras bekommen, die einem das Experimentieren mit Film wirklich leicht machen. Wenn man nicht gerade auf Leica und ähnliche Edelknipsen aus ist, kann man für um die 100 Euro richtig gute Kameras bekommen.

Natürlich sind davon einige auch mal in die Jahre gekommen und man kann auch mal Pech haben und die Kamera gibt schnell ihren Geist auf. Allerdings ist bei sehr vielen analogen mechanischen Kameras oft auch eine Reparatur noch gut möglich. Je weniger Elektronik verbaut ist, desto besser sind die Chancen. Die Point and Shoots würde ich nicht unbedingt in die Kategorie stecken, diese haben aber den Vorteil, dass man die Kamera, wie der Name schon sagt, einfach schnell zücken und eine Aufnahme tätigen kann. Meistens sind diese auch sehr klein, und man kann nicht zuletzt deswegen einen, wie ich finde, sehr coolen "Alltags Reportagelook" kreieren. Nicht jedermanns Sache, aber ich mag den manchmal ganz gerne, und es gibt ein paar Fotografen, die diesen Look wirklich cool in Szene setzen. Mir fällt da vor allem Murat Aslan ein.

In meinem Fall tatsächlich nutze ich eine Leica MP derzeit (an der Stelle mein Dank an FOTO-GÖRLITZ für die Leihgabe) bzw. wenn meine Leica M2 aus dem CLA zurück ist eben diese. Für mich persönlich macht das deshalb Sinn, da ich so sowohl digital als auch analog mit meinen Leica-Mount Gläsern fotografieren kann.

 

Ferner ist die Arbeitsweise komplett identisch. Ich muss mich bei meiner Leica M10-P nicht umgewöhnen. Selbst das Visualisieren und Komponieren ist gleich bei beiden Kameras. Der einzige Unterschied ist, dass ich bei meiner M10-P eben sofort das Bild begutachten kann.

Ich glaube ja mittlerweile, und ja, das kann man hier durchaus als eine kleine Warnung verstehen, dass ich mir den Weg zur Leica M selber bereitet habe.

Ich war damals von der kleinen Fujifilm X100 fasziniert, hier mittlerweile in der 5. Version. Ich fand, sie sah toll aus. So herrlich analog. Fast wie eine Leica M. Hässliche Zungen haben sie auch die Leica für Arme genannt. Wird der Kamera nicht wirklich gerecht. Anyway!

Schnell habe ich aber gemerkt, dass sie eben nicht das war, wonach sie aussah. Sie ist eine ganz hervorragende digitale Kamera, die den Messsucher Look hat, aber mehr auch nicht. Aber genau diese doch etwas andere Arbeitsweise beim Visualisieren des Bildes mit dem Messsuchers hat mich so gereizt. Also kam der vermeintliche günstigere Einstieg in das M System über die analogen M's.

Was soll ich sagen? Ich habe mir quasi mein eigenes "Grab" geschaufelt und, schwupps, nannte ich eine digitale M mein Eigen.

Meine eine M ist fast 70 Jahre, die andere jetzt auch schon immerhin 4 Jahre alt. Das ist im digitalen Zeitalter ein Dino! Und anders als noch zu meinen Canon- und Fujifilm-Zeiten bin ich mit beiden noch sehr zufrieden.

Ich kann jedem nur mal empfehlen, einen oder auch zwei Filme zu belichten und sich die Ruhe und Zeit dafür zu nehmen. Es ist klar eine andere Art der Fotografie, zumindest was den Output anbelangt, aber ich kann mir vorstellen, dass es sicher dem ein oder anderen gefallen wird.

Es muss ja nicht gleich eine M sein und es bedeutet natürlich auch nicht, dass es am Ende in einer M oder ähnlichem Enden muss. Das war mein ganz eigenes Ding. Aber ein gewisser Suchtfaktor nach dem Analogen kann schon entstehen, also ein bissl Vorsicht. ;)

Sucht Euch ne einfach Knipse, einen schönen Farb- oder Schwarzweißfilm, wer braucht schon eine monochrome Kamera, wenn er Schwarzweißfilm hat? ;)

Ein gutes Labor würde ich schon empfehlen. Die Ergebnisse bei den Drogeriemärkten sind einfach Mist. Sorry! Das macht schon einen Unterschied, wo man seinen Film entwickeln, scannen und/oder abziehen lässt.

In dem Sinne: #KeepFilmAlive

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