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Hasselblad X2D - erster Eindruck

Ich (Elmar) hab die X2D von Hasselblad nun schon eine Weile im Haus...

Erstmal DANKE sagen!

In Sachen "digitales Mittelformat" hatten wir bei Qimago schon einige Kameras im Hause. Ob das nun verschiedene Iterationen der Leica S Reihe waren, die Hasselblad X1D gleich mehrfach, mehrere Fuji GFX Modelle, die Hasselblad 907x oder ganz fantastisch auch die H5D der gleichen Marke. Jetzt ist die X2D in meinen (Elmars) Händen und darf sich beweisen.

All diese Leihgaben zum Testen verdanken wir FOTO-GÖRLITZ – an dieser Stelle meinen ganz ganz herzlichen Dank!

Wie kam ich zur Hasselblad X2D?

Nach dem ersten Probieren der X1D (erste Version) damals hatte ich es bereits im Gefühl, dass ich "irgendwann" mal sowas haben wollte. Zugleich wusste ich aber auch ziemlich genau, was mich daran gestört hatte. Gut fand ich die Ergonomie, die ganze Haptik, das Menü, die Objektive, die Bilder (Oh Mann!!). Schlecht hingegen fand ich die Langsamkeit des Fokus, die Zeit zwischen den Auslösungen, das langsame Hochfahren und die Software für die Rohdatenentwicklung am PC. Toll ist, dass diese Software kostenlos ist. Den Workflow darin fand ich allerdings schrecklich (und das geht mir immer noch so).

Die X1D II hatte mit einigen dieser Probleme aufgeräumt. Die Kamera war nun etwas schneller geworden, WIFI standardmäßig an Bord. Sensor und Datentiefe blieben gleich. (Und die Software auch. 😉) Diese zweite Version bildete allerdings schon einen so ordentlichen Sprung, dass die Kamera es auch mit auf Reisen schaffen konnte oder gar auf die Straße. Das war schon richtig gut geworden. Jetzt konnte man auf noch höherem Niveau jammern: 50 Megapixel ohne IBIS, immer noch etwas langsam im Vergleich mit den Fuji Modellen (dass das mal so passieren würde…).

 

Also tritt die X2D auf den Plan. Seit einem Jahr etwa ist sie auf dem Markt und ich habe mich in den letzten Monaten viel damit beschäftigt, zunächst freilich in der Theorie. Was bietet sie mehr als die X1D II? Was hebt sie auch von der wirklich besonderen 907x hervor? Was sind Vorteile gegenüber der günstigeren Fuji Konkurrenz? Schlägt sie die H-Modelle? Und kann man sie ggf. auch mit einer Leica S3 vergleichen? All solchen Fragen widmete ich mich. Und vor ein paar Wochen kam dann die Möglichkeit, als Alex von FOTO-GÖRLITZ eine Hasselblad X2D zum Testen für mich hatte, es auch praktisch in Erfahrung zu bringen.

Haptik, Bedienung und „Stabil, Bruder!“

Zwei Kartons waren das. Einmal die X2D und einmal das 38mm XCD Objektiv aus der für diese Kamera neu entwickelten Objektivreihe. Genau diese Kombination hatte ich mir zum Testen gewünscht.

Hintergrund dazu: Baut man das zusammen, ergibt sich ein Bildwinkel, der einem 29mm Objektiv auf Kleinbildformat entspricht. Also im Grunde eine fette Konkurrenz zur Leica Q2 oder Q3. Und mit einer Q2 konnte ich das auch direkt vergleichen. Zusätzlich kam später noch ein 65mm f2.8 Objektiv zum Testen hinzu. „Alte“ Serie zwar und laut der allwissenden Youtube-University auch angeblich deutlich langsamer an der X2D als die neue Reihe. Da ich allerdings am liebsten mit einem Normalobjektiv fotografiere, musste das einfach sein. Wäre ja auch eine sehr klassische Ausstattung: Quasi das 50er und 28er für den Travel-, Street-, Allroundfotografen.

Als erstes fällt natürlich Haptik und Verarbeitung auf. Man kann sie als „gewohnt hochwertig“ bezeichnen und würde ein understatement abgeben. Da passt alles perfekt. Zumindest für mich.

Das Klappdisplay ist fett verankert. Alles mach einen stabilen wertigen Eindruck. Sollte aber in der Preislage auch so sein. Man bekommt ein echtes Werkzeug in die Hand, das eine eigene Selbstsicherheit vermittelt. So als würde es dir sagen: „Mach ruhig, ich bin da.“ Dies vermittelt sie auch durch Größe und Gewicht. Das sollte man nicht unterschätzen.

 

Gehört hatte ich viel über den tollen Stabilisator in der Kamera, der einem auch recht lange Belichtungen aus der Hand bei 100 Megapixeln Auflösung gestatten soll. Das war im Grunde das Allererste, was mich beschäftigt hatte. 38er drauf. Blende auf 2.5 geöffnet. ISO runter und geguckt, was so geht. Erste Versuche, so um die 1/30sek völlig problemlos. Aber das halte ich auch mal so dank des Scharfschützenatems. Also weiter probiert. 1/13sek, 1/2sek., einmal sogar 4sek. Aus der Hand und scharf. Das war beeindruckend (das Motiv allerdings nicht so).

Datenmenge - eine Menge Daten!

Weiterhin hatte mich die Möglichkeit der 16-bit Farbtiefe in den Rohdaten interessiert. Hasselblad bildet unglaublich harmonische „lebensechte“ Farben ab. Der Farbraum ist auch enorm groß, was mich sehr freut, auch wenn ich glaube, dass die aktuellen Ausgabegeräte der meisten Anwender das ohnehin nicht alles wiedergeben können. Irgendwann können sie das und dann hat man die Informationen eben schon vorhanden.

Zu einer solchen Datenmenge gehört für mich auch der Test der aufgenommenen Dynamik. Diese ist auch enorm hoch, man kann dunkle Bereiche nachträglich sehr stark pushen, aus hellen Bereichen ca 2-3 Blendenstufen zurück holen – je nach Aufnahme ISO.

In Sachen einhundert Megapixel muss man sich das so vorstellen: Rund 210Mb pro Bild. Auf den internen Speicher von 1 Terabyte passt also eine ganze Menge. Datenübertragung regele ich per Highspeed USB-Kabel. Ca 400Mb pro Sekunde schafft es bei mir am Rechner, das ist ganz gut und mit einer Speicherkarte nicht unbedingt schneller. Die Kamera hätte gern CFExpress Type B Karten. Meine vorhandenen XQD Karten konnten da leider nichts ausrichten. Eine Type B Karte kostet aktuell rund 150€ für 128Gb. Dazu ein Lesegerät für 60€… Dann doch aktuell lieber das Kabel. Per Wifi kann man auch Bilder von der Kamera ziehen – per mobilem Apple Gerät. Die Phocus mobile Software gibt es leider aktuell nicht für Android. Und mit der aktuellen Firmware der Kamera ein ganz fettes Problem: Kein Liveview in der App möglich. ☹

Braucht man wirklich 100 Megapixel im Alltag? Nein. Ich freu mich allerdings für speziellere Anwendungen über die massive Auflösung.

Mir war wichtig, ähnlich wie bei der Leica Q2, bei Verwendung des 38mm Objektivs später einfach ausschneiden zu können. Das funktioniert gut – allerdings muss der Fokus auch genau sitzen. Sonst verzeiht Auflösung und eben die Schärfentiefe nicht viel. Bei der Q2 ist das etwas einfacher.

Bedienung und Nutzung der X2D

Die Menüführung der Kamera ist bewährt einfach. Die Menüs sind nach Themen gruppiert. Bspw. Belichtung, Speicher, Stabilisator, WiFi etc. Ich persönlich komme damit gut klar, das mag anderen zu reduziert sein. Prinzipiell aber auch nicht ganz doof. Bei einer Fuji brauche ich zum Beispiel „Schraubenschlüssel (Setup) – Verbindungseinstellungen – Netzwerkeinstellungen“ um zum WiFi zu kommen. Und WiFi ein/aus benutzt man unterwegs eher öfter. Das kann man bei den meisten Marken auch auf Funktionstasten legen, ich weiß. Sollte nur ein Beispiel für unterschiedliche Möglichkeiten sein.

Eine Videofunktion fehlt der X2D aktuell völlig, scheint im Gerät allerdings möglich zu sein. Man sieht zumindest Mikrofongitter.

Schön finde ich, dass man alles per Touch oder per Wahlrad auswählen und klicken kann. Alles leicht verständlich und irgendwie…realistisch… gelöst. Beispielsweise kann man bei der automatisierten Belichtungszeitensteuerung (also das beeinflusst bspw. die ISO-Automatik) vorgeben, an welchen Zeiten sich die Kamera ungefähr orientieren soll. Also Tendenzen festlegen. Das finde ich sehr hilfreich.

Und wenn man mal gar nicht weiter weiß, kann man auch anstelle von P in einen echten AUTO Modus wechseln und die Kamera übernimmt dann einmal völlig die Belichtungskontrolle.

Knöpfe hat sie ausreichend und gleichzeitig nicht zu viele. Eine Dioptrienverstellung mechanischer Natur (also einen Knopf) sucht man vergeblich, das wird über das Menü gesteuert. Hab ich noch nicht ausprobiert, passte einfach.

Meine Lernkurve mit der Hasselblad X2D hält weiterhin an, auch was die technische Bedienung angeht. Zum Fotografieren reicht es schon mal. Und wer noch über Start up Zeiten schimpfen möchte: Ähnlich einem Smartphone kann man das Gerät entweder per langem (3sek) Druck ausschalten oder durch kurzen Druck ein Standby erwirken. Auslöser oder Ein/Aus-Knopf wecken die Kamera dann sehr schnell wieder auf. Man kann auslösen bevor alles im Display angezeigt wird.

Fokussieren mit der X2D

Cool ist der manuelle Fokus. Es wird ein Ring um den Fokuspunkt eingeblendet, der auch grün wird, wenn der Fokus nach Meinung der Kamera sitzt. Da sind auch weitere kleine Symbole mit dran, die einem Hinweise zum schnelleren Fokussieren geben. Fokuslupe gibt es freilich auch auf Knopfdruck. Das funktioniert wunderbar. Manuellen Fokus wählt man entweder im Menü – geht direkt auf dem Infoscreen oder bei der neuen Reihe direkt am Objektiv.

Eine Kritik habe ich am verschiebbaren Fokusring des Objektivs (neue Reihe): Es dürfte etwas schwerer zu verschieben sein, finde ich. Manchmal hol ich die Kamera aus der Tasche und habe den Ring halb zwischen die eigentlichen Stellen bewegt. Das sollte nicht sein.

 

Der Autofokus ist tatsächlich deutlich schneller geworden als bei der 907x (und damit der X1D II). Diese war schon ausreichend schnell und treffsicher, brauchte aber wirklich gutes Licht bzw. gute Kontraste um direkt zu treffen. Bei der X2D ist jetzt noch mehr drin – phase detection inkl. contrast detection mit den neuen Objektiven und reine contrast detection mit den „alten“. Funktioniert prima und ehrlich gesagt: Das 65er ist nicht langsamer als das 38er. Kein Stück. Es klackt anders beim Auslösen und braucht ein klein bisschen länger um für den nächsten Schuss bereit zu sein. Also minimal längere Blackoutzeit beim alten Objektiv als beim neuen. Aber der Fokus ist gefühlt gleich schnell. Die neue Objektivreihe scheint insgesamt auch leiser zu sein, das gefällt mir gut. Das metallische Klickklack des 65mm Objektivs ist allerdings auch schon eine Nummer für sich.

Scharf, schnell und schön sind sie alle, die Objektive. Das 55er würde mich nochmal interessieren, aber eigentlich habe ich meine Traumkombination aus 38 und 65 gefunden. Sie bespielen diese Kamera (oder umgekehrt) perfekt.

Ein Unterschied zur Leica Q2 war in der Geschwindigkeit bei normalen Lichtverhältnissen nicht spürbar. Wenn es dunkler wird, hat die Leica einen leichten Vorteil. DSLR Geschwindigkeiten erreichen beide nicht, aber das macht mir nichts.

Die Marke Hasselblad - und was das bedeutet

Eine Leica wird immer teuer sein, denn es ist Teil der Marke Leica, dass jedes Produkt in einer gewissen Preislage siedelt. Wäre es billiger, passte es nicht zur Marke.

So ist es bei der Hasselblad eben auch. Eine wirklich ziemlich teure Kamera. Aber zur Marke passt es. Da geht es auch nicht darum, dass schwedische Raketenwissenschaftler jeden Knopf einzeln polieren oder dergleichen. Der Preis wird gesetzt und damit das Produkt am Markt platziert. Erst danach kommen die blumigen Begründungen, warum man jetzt so viel Geld nehmen muss – Marketing eben.

Die Preise einer Marke schlagen aber leider auch im Zubehör weiter durch. Einen Akku für 180€ muss auch ich mir trotz des Brandingbewusstseins schön reden. Ebenso nicht smarte Adapter für 300€ und dergleichen.

Mein erstes Fazit zur Hasselblad X2D

Die Hasselblad X2D ist für mich eine wirklich faszinierende Kamera. Für meine Art der recht ruhigen Fotografie ist es die richtige Wahl. Meine persönliche Herangehensweise war es, eine einfache Kamera zu finden, die perfekte Farben liefert. Eine Schwarzweißkamera (Q2Mono) habe ich nämlich schon. Ich hatte in direkter Konkurrenz die Leica Q2 Polychrom, welche sagenhaft ist. Auch eine ZEISS ZX1, die zumindest farblich auch sehr weit vorn ist. Dazu diverse Nikon Modelle… Ich wollte aber etwas, das zum einen meinen Spieltrieb freut und zum anderen sich in seiner Leistung nochmal deutlich abhebt. Für meine Ansprüche habe ich das in der Hasselblad X2D gefunden. Aufnahme von Licht und Farben, die Schärfe und der Stabilisator, die Haptik und Bedienung – all das passt perfekt für mich. Schnell genug ist sie auch. Herrje, wir haben ja auch schon manuell Sport und Tanz fotografiert, oder?

Ist es „die beste spiegellose Kamera“ auf dem Markt? Keine Ahnung. Was ist denn „beste“ und in welchem Zusammenhang?

Was so gar nicht passt für mich, das ist die Software. Solch einfache Sachen, wie „Einstellungen kopieren“ und dann wieder auf X Bilder anwenden… Geht nicht. (außer mobil) Das nervt. Man kann sowas ähnliches machen, das bringt aber andere Probleme mit sich.

Für mich wär es toll, wenn ausgerechnet CaptureOne die Hasselblad X2D bespielen könnte. Aber eher friert die Hölle zu. 😉

Hasselblad X2D - Galerie