Mannomann. Gutes Glas ist gutes Glas ist gutes Glas.
Im Jahre 2015, lang lang ist’s her, hatte ich die Gelegenheit, Zeiss‘ feinste Objektive für Spiegelreflexkameras zu testen: Die Otus 55mm und 85mm. Als weiteres Testobjektiv hatte ich mir das 135mm f2 APO-Sonnar gewünscht und auch geliehen bekommen. Während die Otus erwartungsgemäß einfach krass gut sind, war ich besonders auf das 135mm gespannt gewesen. Die Bilder, die damit gemacht wurden und im Internet herumgeistern, sind teilweise wirklich faszinierend. Nach dem Test wusste ich: So eins möchte ich mal haben. Dann der Blick auf den Preis… und ich wusste, dass ich noch ne Weile würde sparen müssen. Immer wieder kam was dazwischen und so habe ich immer noch keins. Leider!
Vor einiger Zeit kündete Zeiss dann ein 135mm f2.8 APO-Sonnar für Sony an, in ihrer Batis-Reihe. Uuuuuh, da war ich natürlich sofort gespannt. Und natürlich habe ich eins angefragt und in den letzten Wochen mal ausprobieren dürfen. Seeeeehr interessantes Objektiv! Soviel kann ich schon mal sagen. Für den Rest müsste man weiter lesen…
Zunächst der erste Eindruck. Das Objektiv ist freilich recht groß, aber weniger schwer als man denkt. Ich erinnere mich noch an das Geschleppe beim Otustest – das war schon krass und das 135mm f2 „Klassik“ ist auch wirklich ein schweres Gerät. Die optische Leistung stimmt allerdings. Lohnt sich das Batis auch? Hmm. f2.8 – da winken ja manche schon wieder ab – ich hingegen freue mich über etwas Ersparnis bei Größe und Gewicht.
Bei Blende 2.8 kann man immer noch genug freistellen und so eine lange Brennweite fordert eh viel Licht und/oder ein Stativ, also so what?! Ich setzte es auf die Sony auf und, aaaaahhhh, das rastet angenehm sauber und fest ein. Gegenlichtblende drauf – die sitzt auch prima. Der Fokusring fühlt sich auch super an und die LED-Anzeige für die Entfernungen ist schon „schau“. Was mir persönlich dann fehlte, ist der Blendenring. Das ist natürlich meine eigene Gewohnheit, die Objektive nach Möglichkeit mit Blendenring zu nutzen.
So ein Teleobjektiv macht Spaß. Normalerweise habe ich Telefotos eher weniger im Portfolio und ich frage mich natürlich, wie das kommt. Habe ich kein gutes Teleobjektiv, weil ich so wenig derartig fotografiere oder fotografiere ich wenig Telefotos, weil ich einfach kein gutes Tele habe? 😉 Ein Teufelskreis! Das Batis 135mm war jetzt rund einen Monat bei mir und ich habe sehr gern damit fotografiert, wann immer es die Arbeit zuließ… Bemerkt habe ich, dass mein Wunsch nach einem guten Tele damit wieder größer geworden ist und die Flamme wieder flackert in Richtung eines 135mm f2 APO.
Das Batis hat mich schon sehr begeistert. Die Bildqualität ist sehr gut (wenn man es richtig anstellt). Was mich oft frustrierte, war der Autofokus. Das ist natürlich die Kombination aus der Sony A7 (erste Version, neueste Firmware) und dem Objektiv. Ob eine A7s oder A7 Mark weißdergeier oder gar eine A9 damit schneller sind, bleibt für mich an dieser Stelle offen. Ich gehe erstmal davon aus, dass sie schneller wären. An der A7 sucht der Autofokus teils ewig und ich habe auch ein paar Motive verpasst dadurch. Bei der Arbeit mit Stativ und Zeit habe ich da teils lieber den manuellen Fokus bemüht. Ist zwar focus-by-wire, aber dennoch erstaunlich direkt „vom Gefühl her“.
Das Bokeh ist sauber, der Schärfeabfall recht abrupt. Letzteres mag ich schon sehr, denn es ist ein Wegstein zum 3D-Pop. So ultrazarte Übergänge von Scharf zu Unscharf, wie zum Beispiel beim 56mm Fujinon, sind nichts für mich. Da fehlt mir die Plastizität. Das Batis spielt da ganz vorn mit, auch wenn ich beim Vergleich meiner älteren Bilder das 135mm f2 APO etwas (aber nicht viel) bevorzugen würde. Man schneidet die Welt regelrecht in Schärfeebenen und das macht auch auf 25m Entfernung noch richtig Spaß.
Wichtig am Fotografieren mit diesem Teleobjektiv war mir die Möglichkeit, Vordergrund und Hintergrund zu verdichten. Das funktioniert brennweitenentsprechend ganz prima. Wenn man dann mal mit Offenblende rangeht, hat man zudem eine relativ starke Vignettierung, was wiederum krasse Farben und starke 3D-Erlebnisse produzieren kann. Natürlich muss man bedenken, dass bei 135mm auch Blende 2.8 bei üblichen Portraitabständen nur wenige Zentimeter Schärfentiefe bedeuten. Das führt bei Landschaftsaufnahmen mit entsprechendem Vordergrund freilich auch mal zu Abblenden auf f16 und solcherlei Werten. Auch da ist noch nicth viel von Diffraktion zu merken, die Bilder bleiben pixelscharf und wie man sowas so nennen mag.
Insgesamt mag ich das Batis 135mm f2.8 schon sehr. Auf der Sony ist es gut ausbalanciert und die Bildergebnisse sprechen für sich. Wer sich da vor dem scheinbar hohen Preis scheut, muss nicht zögern. Diese Objektive kann man ja beispielsweise bei Zeiss im rent service ausleihen. Und letztlich gilt, dass man lieber einen Euro mehr ins Objektiv steckt als in die Kamera selbst. Letztere tauscht man eher aus als gutes Glas, denn gutes Glas ist gutes Glas ist gutes Glas.
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Servus Elmar, wunderschöne Aufnahmen !
Die zwei Baumbilder sind der absolute Hammer, du weißt ja, ich liebe Bäume, vor allem solche alten, von Wind und Wetter geformten Solitärtypen !
Und danke, jetzt hast du mir Lust aufs nächste Glas gemacht, das hört irgendwie nie auf ……………….. 🙂
LG Wolfgang
Hallo Wolfgang,
tjaaaaa, was soll ich sagen… Ein 135er von Zeiss wird dir sicher gut gefallen. 😉
Ich freu mich, dass dir die Bilder zusagen. Das 135er ist jetzt schon ne Weile weg und mir juckt es in den Finger, endlich ein eigenes zu besitzen. Nun kommt Zeit, kommt Zeiss. Oder so.