Christian und ich haben uns unabhängig voneinander mal das Voigtländer 75mm f1.5 Nokton VM angesehen. Wir waren beide sehr gespannt auf das Objektiv und so haben wir uns die Leihzeit aufgeteilt.
Vorwort
Ein kurzes Vorwort muss ich mal wieder geben. Die Brennweite von 75mm passt mir recht gut in meine fotografische Arbeit. Als ich noch mit Zoom-Objektiven (bspw 24-70mm oder 24-85mm) gearbeitet habe, lag ich meistens bei rund 70 bis 77 Millimetern Brennweite. Zu jener Zeit habe ich mit Spiegelreflexkameras gearbeitet und wenn man sich da nach einer 75mm Brennweite umschaut… ist die Auswahl nicht gerade groß. Schaut man hingegen in Richtung Leica M-Anschluss, kommen da schon mehrere Varianten auf den Plan. Wieder ein Punkt mehr für mich in Richtung spiegelloser Systeme zu gehen (muss ja nicht ne M sein, man kann ja per Adapter andere Systeme nutzen).
Als sich nun dank des tollen Kontakts zu Voigtländer bzw Ringfoto die Möglichkeit ergab, das neue Voigtländer 75mm f1.5 Nokton VM mal zu testen, habe ich ohne zu zögern „Ja!“ gesagt. Ein paar Tage später war das Objektiv dann bei mir und ich setzte es direkt an meine Leica Monochrom (M246). Als erste „Models“ mussten natürlich meine Kinder herhalten.
Meine (Christian) Brennweitenvorliebe liegt seit jeher eher im weitwinkligen Bereich, so zwischen 21 und 35mm, so dass ich gar nicht so scharf auf das neue Voigtländer Objektiv war. Da Elmar und ich uns aber mal an eine Koproduktion machen wollten, habe ich es auch ein paar Tage gehabt. Ich habe es in dieser Zeit jedoch nur für einige Indoor-Testbilder benutzt und mich sonst vor allem um die Produktfotos gekümmert. Meine Einschätzung von dem Objektiv ergänze ich im Text jeweils mit der kursiven Schrift. Der Rest ist von Elmar.
Bildwirkung
Mit dem Messsucher bei Offenblende f1.5 auf 75mm Brennweite unter 5m exakt scharf zu stellen braucht etwas Übung. Es ging aber „ganz gut“, das Voigtländer 75mm Nokton zeichnet auch bei Offenblende schon sehr scharf – allerdings ist die Schärfeebene auch verdammt dünn. Der Schärfeabfall ins Bokeh hinein ist sanft, aber auch nicht zu cremig, wie ich finde. Dadurch ergibt sich eine leichte Plastizität in den Bildern, die ich sehr schätze. Da, wo es unscharf wird, wirkt alles auch sehr harmonisch. Soll heißen, wenn man knapp daneben liegt, stört das nicht gleich.
Aber Schärfe ist eine Sache – bei einem lichtstarken leichten Tele denkt man eher an Portraits mit Freistellung. Da sind also auch die Qualitäten des Bokehs gefragt. Ich kann hier nur eins sagen: Traumhaft!
Das Bokeh ist leicht „swirly“, was natürlich auch sehr vom Hintergrund abhängig ist. Man kann sehr gut freistellen, auch bei 7-11m Abstand noch spürbar. Für solcherlei Fotos setzte ich das 75er zugegebenermaßen lieber an der Leica SL ein wegen deren fantastischen Suchers. Die Farbfotos gefallen mir mit dem 75mm Nokton auch sehr gut. Richtig angetan haben es mir allerdings die Ergebnisse an der Monochrom. Meine Güte! Ich fürchte, ich muss bald einkaufen. Zur Einschätzung des Bokehs gehört auch eine Sicht auf die Bokehbubbles. Diese sind zunächst schön rund, bekommen beim Abblenden allerdings schnell Kanten. Katzenaugen findet man eher nicht.
Dem was Elmar über die Bildqualität und vor allem das Bokeh schreibt, kann ich nur zustimmen. Bei meinen Testbildern habe ich vor allem meine Kinder und unseren Hund „mißbraucht“ und die Möglichkeit des Freistellens mit dem Glas ist schon sehr beeindruckend. Das Objekt im Fokus grenzt sich hervorragend ab und der Rest fällt perfekt in die Unschärfe ab. Hierdurch bekommt das Bild nahezu einen leichten 3-D Effekt.
Fazit
Das Voigtländer 75mm f1.5 Nokton VM ist ein lohnenswertes leichtes Teleobjektiv für den Leica M-Anschluss. Ich persönlich mag es sehr. Es ist nicht sehr groß und nicht allzu schwer. Die Bildqualität stimmt. Wer es brutal scharf haben will, arbeitet am besten von f2 – f8. Weiter offen bekommt es einen traumhaften, minimal weichen Charakter ohne unnötigen Glow. Definitiv ein Kauftipp für alle, die weder 50mm noch 85mm einsetzen wollen.
Ich gebe Elmar Recht, wem diese Brennweite liegt, der bekommt hier für sein Geld einen absolut verdienten Gegenwert. Das Objektiv ist recht klein, entspricht in Größe und Gewicht in etwa dem Voigtländer 50mm f1.5 Nokton. Es ist sehr wertig verarbeitet, Blenden- und Fokusring laufen sehr gut und weich bzw. rasten sauber ein. Ich persönlich kann daher auch eine Kaufempfehlung abgeben, werde selbst aber diesmal aus oben genannten Gründen sparen.
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