Vor einer Weile hatte ich das 35mm Nokton im Test und das hat mir wirlich gut gefallen. Nur natürlich, dass direkt die nächste Anfrage an Voigtländer raus ging. Das neue 50mm 1/1.2 Nokton VM wollte ich entsprechend auch gern mal probieren.
Vielen Dank an Voigtländer bzw. die uig für die freundliche Unterstützung!
Kann man eigentlich genug 50mm Objektive haben? Ja und nein. Einerseits sind sie sich natürlich alle irgendwo ähnlich. Andererseits sind sie auch unterschiedlich genug, dass man sich je nach Gusto mal so und mal so entscheidet – was wiederum dazu führt, dass man mehrere haben möchte… Hmm. Ich bin eigentlich so ein bisschen auf der Suche, nach dem einen 50mm (sagen wir mal 45-60mm), das mir am besten passt. Und das ist gar nicht so einfach. Finde ich eines, das mir gut gefällt, ist es oft elektronisch gesteuert und damit nicht zwischen verschiedenen Kamerasystemen nutzbar… Irgendwas ist ja immer.
Handling
Nehme ich nun das 50er Nokton in die Hand, habe ich da ein ordentliches Stück Metall und Glas in der Hand. Keine leichte Kunststoffbauweise. Gegen letztere habe ich nichts einzuwenden, gibt es doch Verbundstoffe, die wirklich einiges aushalten. Hier habe ich jedoch ein Objektiv für den Leica M-Mount, welcher ja an sich schon für eine gewisse Tradition steht. Und im Rahmen jener Tradition wird in Metall gebaut. Das wirkt wertig hier beim 50er Nokton und gefällt mir gut. Natürlich geht das auch mit etwas mehr Gewicht einher (344g). Auf einer Länge von rund 49mm ist das ganz gut verteilt. Es ist etwas breiter als lang und wirkt dabei ganz harmonisch an der M. Messucherblockade ist da, aber angenehm gering.
Fokus- und Blendenring laufen sauber und gut gedämpft. Das für M-Verhältnisse recht große Frontglas liegt etwas hinter dem silbernen Frontring. Das ist gut so, denn man tatscht nicht aus Versehen aufs Frontelement beim Blende verstellen. Ich habe ohnehin meist einen Filter montiert – Filterdiskussion anyone? Bei der Monochrom kommt da meist ein Gelbfilter drauf, ansonsten ein heliopan UV/IR-cut Filter.
Performance
Das 50er Nokton verhält sich ganz angenehm. Bei Offenblende vignettiert das Objektiv spürbar, was bei f2 nachlässt und bei f2.8 verschwunden ist. Ich mag das ja ganz gern, wenn der „Charakter“ eines Objektivs sich sozusagen ändert zwischen den Blenden. Einen Fokusshift beim Abblenden konnte ich nicht feststellen – das ist schonmal sehr gut. Mit 8 Elementen („8 elements, anyone?) in 6 Gruppen und 12 Blendenlamellen ist alles vorhanden, was man für eine hohe Leistung mit gleichzeitig „schönem“ Bokeh so benötigt.
Im Bokeh findet man selten harsche Linien, was dadurch einen recht aufgeräumten Eindruck macht. Der Übergang ins Unscharfe ist nicht ganz so abrupt, aber immer noch nicht übercremig. Heißt, etwas 3d-Pop ist machbar. Man hat schon eine recht gute Separation vom Hintergrund. In einer Entfernung von 1,5m bis 5m etwa, ist dieser Effekt am deutlichsten.
Die Schärfe des 50er Nokton überrascht mich positiv. Es ist auch bei Offenblende schon richtig knackig. Natürlich nur da, wo der hauchdünne Fokusbereich liegt. Für einen Mix aus Freistellung und Schärfenbereich habe ich es gern bei f2 genutzt. Man kann aber eben auch „weiter aufmachen“, ohne dass die Qualität leidet.
Der Nahbereich von 70cm ist keine Überraschung bei einem Messsucherobjektiv. Beim 35mm Pendant habe ich mich über die 50cm schon sehr gefreut. Ein paar chromatische Aberrationen habe ich bei Offenblende gefunden, aber das ist nicht weiter wild und war in der Bearbeitung einfach zu entfernen bzw auf f1.4 oder gar auf f1.8 abgeblendet gar kein Problem… 😉
Das 50mm 1/1.2 Nokton VM in der Nutzung
Tatsächlich ist das 50er Nokton eines der Objektive, die man ohne zu zögern als einziges 50mm anschaffen kann. Ich hatte es sehr gern auf einer Leica M10 Monochrom eingesetzt, die mit ihren rund 40 Megapixeln sehr sehr scharf abbilden kann. Das 50er Nokton II VM bespielt diese Auflösung locker.
Insgesamt hat mir das 50er Nokton richtig gut gefallen, es hat einen Formfaktor, der mir gut liegt. Nicht zu klein und es war zudem an allen „meinen“ Kameras brauchbar. Es gehört sicher in die Kategorie der Objektive, die man sich kauft um damit bei Systemwechsel weiterziehen zu können.
Leave a reply
Hi, schönes Review. Würdest du es mit dem Nokton 40mm f1.2 vergleichen? Von der Schärfe & Bokehleistung?
Hallo Kai,
in der Schärfe sind die beiden sich durchaus ebenbürtig. Bei Bokehleistung ist die Frage, was du meinst. Freistellen geht sicher mit dem 50er etwas stärker vonstatten, hübsches Bokeh haben sie beide. Meine Präferenz liegt persönlich in Sachen Bokeh beim 50er. Mehrdad wäre eher beim 40er… Nicht einfach. Ich mag dieses 50er hier einfach sehr.
Hallo Elmar, Hallo Mehrdad,
danke für das tolle Review hier und auf YouTube.
Ich habe mir vor kurzem eine M11 gegönnt und bin auf der Suche nach einem ebenbürtigen 50er mit hoher Lichtstärke. Momentan habe ich das Leica summicron 50 mm aus 1974.. Prinzipiell mag ich die Bilder sehr gerne, allerdings fehlt mir doch etwas die Schärfe. Würdet ihr sagen, das Nokton 1.2 ist hier im Vergleich merklich knackiger?
Danke und beste Grüße
Benedikt
Hi Benedikt, das aktuelle Nokton 1.2 /50 ist da merklich schärfer, würde ich sagen. Ich hatte mit einem Summicron aus den 1980ern gearbeitet und das Nokton ist da schärfer gewesen – ist aber nicht zeitgleich da gewesen. Dies ist mein allgemeiner Eindruck vom 1.2/50. Das ältere Summicron verzeiht allerdings leichte Fokusfehler mehr. Wenn du die Möglichkeit hast, hol dir das Nokton zusätzlich hinzu. Dann kannst du je nach Laune auswählen. LG