Heute wurde von Leica die Leica SL2 angekündigt. Ich hatte vor Markteinführung ein paar Wochen die Möglichkeit, mir die Kamera etwas genauer anzusehen. An dieser Stelle möchte ich zu aller erst gerne Leica und Andreas Jürgensen (LUF Betreiber) für diese Gelegenheit danken.
Ich will hier gerne meine Erfahrungen, die ich mit der neuen Leica sammeln konnte mit Euch teilen. Hier und heute soll es aber zunächst nur einen ersten Eindruck der Kamera geben. Ich hatte zwar zwei Wochen vorab mit der Leica SL2, aber zum einen war die Firmware der Kamera zu dem Zeitpunkt nicht final und zum anderen planen wir tatsächlich nach einer Weile auch einen Langzeittest zu veröffentlichen.
Neben diesem Post hier habe ich auch ein kleines Video zur Kamera für Euch vorbereitet. Mein Freund und Kollege Björn Hofmann hat mich dabei freundlicherweise unterstützt. Mein Post hier ist aber detailierter, dass nur zur „Vorwarnung“ 😉
Nun aber endlich zur Kamera!
Die Leica SL2 – First look
Ich habe die Kamera ohne Handbuch erhalten. Leica war der Meinung, dass die Kamera intuitiv genug ist, dass es auch ohne ging. Sie hatten recht, so viel kann ich hier zu Beginn schon mal verraten. Tatsächlich glaube ich aber, war das Handbuch auch noch in der Produktion als ich sie bei mir hatte.
Ich kann demnach zu den technischen Details nur so viel sagen, wie offensichtlich für mich erkennbar war. Zu dem Zeitpunkt, an dem ich aber hier schreibe, bin ich mir sicher, dass die technischen Details eh allen bekannt sind, wenn dieser Artikel dann online geht/gehen darf. Deshalb hier nur kurz das, was ich auch ohne Handbuch sicher sagen kann.
- 47 MP Kleinbild-Sensor (ich vermute, der gleiche wie der der Leica Q2)
- ISO 50-50.000
- Verschlusszeiten 30 min – 1/8000 sek (mechanisch) bzw. 1/40.000 sek (elektronisch)
- interner Bildstabilisator (IBIS)
- gleicher Akku wie bei der Leica SL
- keine GPS Antenne mehr an Bord. (GPS nur noch in Verbindung mit Smartphone und FOTOS App)
- Bluetooth und Wlan an Bord mit WakeUp Funktion
- USB-C (laden möglich) und vollwertiger HDMI Anschluss
- Video (4:2:0/8bit) 4k mit 60fps (150Mbps), 1080p mit 180fps (20Mbps) und ganz viel andere kryptische Zahlen 😉
- Touch Display
Bevor ich weiter mache: An dieser Stelle eine kleine Entschuldigung an die Videographen unter Euch. Mehr werdet ihr zu diesem Thema hier nicht zu lesen bekommen als diese eine Zeile. Sorry guys! Das ist einfach nicht mein Fachgebiet und bevor ich mich hier um Kopf und Kragen schreibe, lasse ich das besser ganz.
Design und Handling
Das Erste, was ich mache, wenn ich so eine neue Kamera erhalte, ist, dass ich sie auspacke (logisch) und erst einmal ein ganze Weile im ausgeschalteten Zustand genauer betrachte. Gerade bei Nachfolger Kameras sind es ja oft die designtechnischen Dinge, die auch von Interesse sind. Zum einen wird da sicher in Sachen Ästhetik optimiert, aber eben auch viel zu Gunsten der Haptik verändert. Im Idealfall ist es eine Verbesserung.
Bei der Leica SL2 fällt als erstes die Rückseite positiv, aber auch nicht ganz unerwartet, auf. Hier wurde das Design der Leica SL2 an das der Leica Q2 angepasst. Ich gebe aber zu, dass ich die vier frei belegbaren Knöpfe der Leica SL recht gerne mochte. Meinetwegen hätte diese Anpassung nicht sein müssen, aber ich verstehe Leicas Entscheidung hier durchaus. Nach ein paar Tagen mit der Leica SL2 war das neue Bedienungskonzept schnell adaptiert von mir.
Eine sehr schöne Überraschung kam, als ich die Kamera dann in die Hand nahm. Der Handgriff der Leica SL2 wurde ein wenig überarbeitet. Da wo Mittel-, Ring- und kleiner Finger beim fotografieren mit der Kamera natürlich landen, hat Leica dem Handgriff eine eine kleine Vertiefung spendiert. Ausserdem ist diese Vertiefung mit einer Gummierung ausgelegt. Insgesamt eine kleine Veränderung mit einer sehr wirkungsvollen und großen Veränderung im Handling wie ich finde. Das gefällt mir tatsächlich richtig gut. Die Leica SL finde ich zwar nach wie vor bei der Haptik sehr gelungen, aber diese kleine Veränderung bei der SL2 empfinde ich tatsächlich noch einmal als sehr positiv.
Alles in allem mag ich das Design der Leica SL2 auch optisch sehr. Der Vorgänger war eher Bauhaus Stil. Leica ist nach meinem Empfinden wieder zu der klassischen Designvariante der SLR Kameras wie der Leica R zurück gekommen. Rein ästhetisch gesehen gefällt mir das deutlich mehr.
In der Bedienung
In dem Foto oben erkennt man, dass der frei belegbare Knopf vorne bei der Leica SL jetzt bei der SL2 durch eine Wippe ersetzt wurde. Es wurde im Grunde aus einem frei belegbaren Funktionsknopf zwei gemacht. Und da wir gerade beim Thema Knöpfe sind:
Die Leica SL hatte insgesamt 6 frei belegbare Knöpfe. Die Leica SL2 hat nunmehr nur noch 5. Die FN-Taste, oben auf der Kamera unter dem Schulterdisplay noch einmal 2 (der ehemalige Video-Button ist jetzt frei belegbar) und vorne zwischen Griff und Objektiv die Wippe mit noch einmal 2 frei belegbaren Tasten. Ich zählte zweimal und war ehrlich gesagt anfangs etwas irritiert. Ich hätte mindestens genauso viele und nicht weniger frei belegbare Funktionstasten erwartet. Mit einem Druck auf die Menütaste erscheinen auf dem Display alle Parameter für die Fotoaufnahme und, wenn man an entsprechende Stelle navigiert, eben auch für Video.
Man kann sehr schön, entweder mittels Touch oder eben mit dem Joystick zu den entsprechenden Parametern navigieren und schnell alle Einstellungen bzw. Veränderungen vornehmen. Ich finde das richtig gut und sehr gelungen gemacht. Auch die Einstellung mittels Touch funktioniert sehr gut. Hier verweise ich noch einmal auf unser Video, da führe ich das auch bei ca. Minute 3:00 vor.
Bei der Firmware, mit der ich die Kamera betrieben habe, konnte ich das Menü nicht anpassen. Vielleicht kommt das noch? Wenn nicht, wäre es nicht schlimm in meinen Augen, aber es gibt da ein zwei Funktionen, die ich zum Beispiel zu selten gebrauche um sie nicht lieber gegen andere Punkte tauschen zu wollen.
Insgesamt gefallen mir die Veränderungen, die Leica vorgenommen hat, sehr gut.
Der Autofokus der Leica SL2
Meine Art der Fotografie benötigt keinen ausgeklügelten Autofokus. Tatsächlich brauche ich im Grunde eigentlich gar keinen Autofokus. Nicht umsonst fotografiere ich hauptsächlich mit dem Leica M System. Aber hier und da einen Autofokus zu haben, ist auch sehr angenehm. Ich erwähne das nur vorab, damit der Leser meine Expertise hier besser einschätzen kann. Er funktioniert sehr gut. Ich habe das Gefühl, dass der AF sehr schnell und zuverlässig ist.
Leica hat bei der Leica SL2 einen intelligenten Autofokus verbaut. Es gibt verschiedene Modi zur Auswahl, wie zum Beispiel Kinder& Tiere, Teamsport und Läufer. Ferner sind dort Feinjustierungen möglich. Ich gebe zu, hier hätte ich wirklich gerne die Bedienungsanleitung gelesen. Ich wusste jedenfalls nicht, was ich da einstellen sollte bzw. was es eben bewirkt. Scheinbar wüssten Nikon Nutzer damit schon mehr anzufangen, da es dort wohl ähnliche Einstellungen gab/gibt? Alles nur Hören/Sagen.
Was mir auffiel und gefallen hat, war der Verfolgungsmodus. Schon bei der Leica Q und auch bei der Leica SL mag/mochte ich den Verfolgungsmodus. Gestört hatte mich hier immer nur, dass nach der Verfolgung das AF Feld immer wieder in die Mitte sprang. Eine Kleinigkeit, ich gebe es zu. Aber es sind ja manchmal die Kleinigkeiten, die einen nerven und das immer wieder. Jedenfalls ist dies nun im Menü einstellbar, ob es in die Mitte springen soll oder eben an letzter Stelle bzw. Ausgangsposition zurückkehren soll.
Alles in allem kann ich hier nicht meckern. Good Job Leica!
Let’s talk ISO
So, kommen wir zu der Lieblingsdisziplin der Pixelpeeper – also nicht meine Lieblingsdisziplin.
Die Leica SL2 erlaubt Fotografie mit ISO Werten von ISO 50 bis ISO 50.000. Wie sinnvoll vor allem die ISO 50.000 sind, muss letztlich jeder für sich selber entscheiden, ich war mit ISO 8000 immer noch happy. Ich zeige diese hier nicht, da meine Frau sagte, wenn ich jemals Katzenbilder in meinen Reviews veröffentliche, nimmt sie mich nicht mehr ernst. Und diese Bilder waren Katzenbilder. 😉
Bei der Beurteilung der HighISO Performance muss man natürlich fair bleiben. Ich glaube, bei gleich großem Sensor aber im Grunde doppelten Pixelzahl (24MP die SL zu 47MP die SL2) ist die Kunst, eher nicht schlechter zu werden als zum Vorgänger. Der ISO Bereich der Leica SL2 geht von ISO50 bis zu ISO50.000. Hier hat sich im Grunde nichts zur SL verändert. Ich für meinen teil finde, wie gesagt, die Ergebnisse bis ISO 6400 recht gut.
Wie ich eingangs erwähnte, ist zum Zeitpunkt meiner Tests die Firmware auch noch nicht final gewesen. Hier werden wir mit unserem Langzeittest nach der Markteinführung noch genauer hinschauen.
Stand heute bin ich zufrieden mit den Resultaten.
Mein erstes Fazit zur Leica SL 2
Wie weiter oben schon angekündigt, wird dieser Bericht nicht der letzte zur Leica SL2 bei uns auf Qimago sein. Er ist vielmehr als eine Art erster Eindruck zu verstehen. Ja, ich hatte zwar deutlich mehr Zeit als normal mit der Kamera und dies auch vor Markteinführung, aber weder war/ist die Firmware zum jetzigen Zeitpunkt final, noch unterstützt mein RAW Konverter (Lightroom) die Dateien aus der Kamera mit eigens dafür ausgelegten Profilen.
Die Leica SL2 ist eine sehr gelungene Kamera. Wie ihr Vorgänger macht es Spass, mit ihr zu arbeiten. Sie liegt sehr gut in der Hand. Die Bedienelemente sind vor allem auch für Menschen mit großen Händen sehr gut angeordnet. Der Handgriff ist sehr gelungen. Das Quick Menü macht die Bedienung der Leica SL2 noch schneller. Schon ihr Vorgänger war hier sehr gut konzipiert, für mein Gefühl finde ich, hat Leica dies jetzt noch etwas weiter optimiert. Ist man die Leica SL Knöpfe gewohnt, wird man eine kleine Weile brauchen um sich neu zu gewöhnen. So schlecht war das alte Layout nämlich auch nicht.
Die 47 Megapixel sind nichts, was ich persönlich dringend benötige. Sie geben einem natürlich etwas Puffer beim Beschnitt zum Beispiel. Glücklicherweise hat Leica es geschafft, dass die Leica SL2 bei höheren ISO Werten nach wie vor gute bis sehr gute Ergebnisse abliefert. Sehr unterstützend wirken hier natürlich auch die Klasse Objektive aus dem Hause Leica. Bei unserem vertiefenden Test werden wir diesen Punkt sicher noch einmal genauer, und mit mehr Bildmaterial unterstützend, beleuchten. Meine Ergebnisse bis jetzt stimmen mich dahingehend sehr positiv.
Den Bildstabilisator empfinde ich daher fast schon als zwingend notwendig bei 47 Megapixel. Fluch und Segen zugleich kann man fast meinen, da Unschärfen aufgrund von Verwacklungen viel schneller auftreten können als bei 24Megapixeln zum Beispiel.
Etwas schade aus technischer Sicht finde ich tatsächlich, dass die interne GPS Antenne weggefallen ist – aus Designsicht: Zum Glück! Im Grunde ist das nur eine Kleinigkeit, aber ich habe in letzter Zeit viel mit der Leica SL auf meinen Reisen im Ausland fotografiert und irgendwie habe ich diese Metadaten schätzen gelernt. Kein Drama, aber ich finde es dennoch schade und somit erwähnenswert.
Es sind vor allem die vielen Kleinigkeiten, die Leica verbessert hat, an der Leica SL2, und die sie mir so sehr sympathisch macht. Ich fand und finde die Leica SL schon eine gute Kamera, ich habe hier darüber geschrieben, die Leica SL2 mit ihren Verbesserungen unterstreicht dies nur. Man bekommt mit der SL2 eine sehr gute und gelungene moderne Kamera mit L-Mount und 47 Megapixeln und hat gleichzeitig nicht zwingend das Gefühl mit der Leica SL jetzt ein altes Eisen in den Händen zu halten.
Gemeine Zungen könnten jetzt sagen, dass die SL2 also neuer Wein in alten Schläuchen ist, ich sehe das aber tatsächlich nicht so. Die Leica SL war und ist eine sehr gute Kamera und die SL2 hat diese DNA nun auch in sich und bringt halt ein paar moderne Features dazu.
Hier nun gerne ein paar Bilder aus der Kamera und ein kurzes Video welches gemeinsam mit meinem Freund und Arbeitskollegen Björn Hofmann entstanden ist.
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