Leica M oder einen Monat mit dem Messsucher
Ich kenne keinen anderen Kamerahersteller, der soviele Fans und Bewunderer hat wie Leica. Genauso gibt es zahlreiche Fotografen, die Leica Kameras nicht leiden mögen, teils weil sie aus Erfahrungen schöpfen, teils weil ihnen die Firma und ihre ganze Preis- und/oder Imagepolitik auf die Nerven geht. Hüben wie drüben sind die Gründe jedenfalls zahlreich. Eines ist jedoch all denen, die Fotografie auch nur ein wenig über den „grünen A-Modus“ hinaus betreiben, gemein:
Jeder hat eine Meinung zu Leica!
Unabhängig davon, ob er oder sie jemals eine Leica in der Hand hatte oder genutzt hat. Alle kennen Leica und sehr viele nennen den Namen mit einer gewissen Bewunderung. Leica ist demnach natürlich auch mir schon seit Beginn meines fotografischen Interesses ein Begriff, aber die Kameras und Objektive aus dem Hause Leica sind einfach finanziell, damals wie heute, weit weg von dem, was ich mir leisten kann/will. Natürlich schürt das auch die Neugier, und das mittlerweile schon seit nunmehr 30 Jahren.
Nicht zuletzt diese Tatsache war der Grund, warum ich sehr gerne und bereitwillig „Ja!“ gesagt habe, als ein sehr lieber langjähriger Bekannter, der im KaDeWe für Meister Camera im Leica Shop berät, mich fragte, ob ich denn nicht einmal eine Leica M (Typ 240) geliehen haben wollen würde. Ich hatte nun seit einem Monat die Möglichkeit, meine Neugier zu befriedigen, wie es ist mit einer M zu fotografieren. Mir bot sich die Chance, eine Leica auf Herz und Nieren zu prüfen, und am Ende mir mein ganz eigenes Bild von einer Leica zu machen. Ich konnte schauen, ob meine Vorurteile stimmen, meine Bewunderung für diese Firma berechtigt ist und nicht zuletzt prüfen, ob so eine M überhaupt etwas für mich ist.
Meine Erfahrungen und natürlich auch ein paar Fotos möchte ich hier gerne mit Euch teilen. Bevor ich jedoch anfange, will ich gerne noch ein bisschen was dazu sagen, wie man diesen Artikel hier lesen/verstehen sollte:
Ich bin ein Fujifilm x-Fotograf, ein überzeugter ganz nebenbei, und ab dem 15.09 auch offiziell als so einer auf der entsprechenden Website geführt. Ich bin der Meinung, dass man die Leica M aufgrund ihres gesamten Systems kaum mit einer anderen modernen (digitalen) Kamera vergleichen kann. Ich werde jedoch immer wieder Bezug nehmen auf meine Arbeitsweise, welche ich von meinem Hauptsystem, dem Fujifilm x-System, gewohnt bin. Also bitte verzeiht mir, wenn ich hier manchmal Äpfel mit Birnen scheinbar vergleich. Am Ende zählt zwar eh nur das Bild, aber für mich als Fotografierender ist die Arbeitsweise eben auch sehr wichtig.
„Die x100 ist die Leica für Arme“
Ich mochte diesen Spruch zwar nie wirklich leiden, und teile ihn auch nur höchst ungerne, aber ein bisschen Wahrheit steckte halt insofern drin, als dass mich persönlich damals vor allem das Design der x100 und das damit andere Arbeiten mit dieser Kamera an Leica erinnert hat. Wenn man sich jetzt mal den Preisunterschied der beiden Kameras hier unten im Bild anschaut, dann gewinnt der Spruch noch zusätzlich an Wahrheit. 8700 Euro kostet die M + dem 35mm Summicron im Vergleich zu 1130 Euro für die x100s.
Auf der anderen Seite kann man den Spruch natürlich auch pro Fujifilm auslegen: Die x100 ist mindestens so gut wie eine Leica, nur günstiger 😉
Natürlich kann man eine x100s, eine x-pro1 oder gar eine x-e2 nicht mit einer Messsucherkamera wie die Leica M vergleichen, alleine schon aufgrund des fehlenden Autofokus an der M nicht. Dass die Fujifilm x-Serie Kameras allesamt APS-C Kameras sind und die Leica M einen Sensor in Kleinbildgröße* hat, ist ein weiteres Argument. Und trotzdem war eine Umgewöhnung beim Fotografieren meinerseits, nach 3 Jahren Fujfilm x, kaum nötig. Ich habe mich relativ schnell zurecht gefunden bei der Leica M.
*An dieser Stelle oute ich mich mal: Nein, ich brauche nicht zwingend den Kleinbildsensor, sonst wäre ich damals auch nicht von der Canon MkII auf Fujiflm x umgestiegen. Aaaaaaber, es war schön mal wieder mehr Reserven zu haben, sei es nun croppen, oder freistellen oder eben grössere Ausdrucke.
Das erste, was mir auffiel, als ich die M in der Hand hielt, war ihr Gewicht! Sie sieht zwar relativ klein aus, ist aber ein echtes Schwergewicht, und hier meine ich das nicht nur bildlich, sondern eben auch haptisch! Sie ist schwer, für meinen Geschmack ein bisschen zu schwer! Ich erinnerte mich spontan wieder an meine DSLR Zeiten zurückerinnert, was ich eigentlich nicht so gerne habe. Immer wieder ein Genuss dagegen sind die kleinen und leichten Messsucher-Optiken. Neben der M erhielt ich noch das tolle 35mm Summicron f2.0 und das ganz vorzügliche 75mm Summarit f2.4. Vor allem das Summarit hat mich begeistert. Eine herrliche Schärfe schon offen und ein sehr schönes Bokeh. Man sollte dazu wissen, dass die Summarits unter Leica Nutzern wohl als „Billig“optiken gelten. Wobei sich das „billig“ wohl nicht auf den Preis beziehen kann, denn der ist schon saftig, sondern vielmehr auf die Lichtstärke. Nach den ersten Aufnahmen und der Begutachtung der Ergebnisse überlege ich seitdem: Wenn das die „Billig“optiken sind, wie gut sind dann die Summicrone und die Summiluxe bzw. Noctiluxe?
Na gut ein Summicron hatte ich ja auch zur Verfügung: Das 35mm f2. Eine wirklich tolle Optik.
Enttäuscht und fast schon genervt hat mich die billig Plastik-Sonnenblende des 35mm Summicrons. Für so ein teures Objektiv so eine schlecht haltende Sonnenblende zu konstruieren, ist mir vollkommen unverständlich. Diese fiel meistens schon ab, wenn ich die Gummikappe von der Sonnenblende runternehmen wollte. Ein Fotofreund und Leica Besitzer zeigte mir, dass es hier zwar sehr guten Ersatz gibt, aber auch bei solchen Teilen lässt Leica sich preislich nicht lumpen.
Neben den beiden Optiken gab man mir noch den Aufstecksucher der M mit. Ich habe ihn kaum benutzt, zumal ich als Fujifilm Nutzer da auch etwas verwöhnt bin, aber er war bei den wenigen malen, die ich ihn nutzte, sehr hilfreich. Da verließ ich also das KaDeWe mit knapp 10.000 Euro in einer kleinen schönen „Billingham for Leica“ Tasche und durfte mich gut einen Monat lang Leica Fotograf nennen. Von Carl Zeiss erhielt ich gleichzeitig das Biogon T* 2,8/21 ZM, das Biogon T* 2,8/28 ZM und das C Sonnar T* 1,5/50 ZM. Und so fühlte ich mich sehr gut gewappnet, um meine drei Stationen Berlin, München und San Francisco fotografisch zu erkunden.
Erste Eindrücke
Schon in den ersten Stunden bei einem kleinen Familienspaziergang durch den Berliner Tiergarten fiel mir auf, dass die Firmware (oder der Prozessor) nicht gerade dem aktuellen Standard zu entsprechen scheinen? Das Kameramenü bzw. sämtliche Bezeichnungen in der Firmware wechselten irgendwann immer wieder von Deutscher Sprache zurück auf Englisch, und die „Zoomfunktion“ beim Betrachten der aufgenommen Bilder schien auch nicht immer so zu wollen, wie man es sich erhoffte. Die erste Zoomstufe ging noch, dann aber sekundenlang nichts mehr. Mittels eines Firmware Updates legte sich das mit dem Umstellen der Sprache zwar und einige gute Funktionen kamen hinzu, aber das mit dem Betrachten und Reinzoomen in die Bilder scheint wohl eher ein Prozessor Problem zu sein.
Die Kamera ist haptisch sehr angenehm. Wie gesagt, für meinen Geschmack etwas zu schwer, aber auf der anderen Seite liegt sie dadurch satt in den Händen. Die doch sehr aufgeräumte, simpel gehaltene Oberfläche der Kamera lässt einen sich sehr schnell zurecht finden. Was als Fujifilm Nutzer (eigentlich auch Nutzer jeder anderen modernen Digitalkamera) jedoch wirklich gewöhnungsbedürftig ist, ist der spärliche informative optische Sucher. So schön es ist, eine Kamera zu haben, die nicht mit Knöpfen übersät ist, so anstrengend ist es, mit einer zu arbeiten, die einem nicht alle die Belichtung betreffenden Parameter übersichtlich zeigt. Hier meine ich in erster Linie die Belichtungskorrektur. Man kann sich diese, sehr angenehm übrigens im Fotoalltag, auf das Daumenrad legen. Das Problem ist nur, dass diese nur kurz angezeigt wird und dann der Belichtungszeit (bei Zeitautomatik) oder eben der Anzeige der korrekten bzw. nicht korrekt gesetzten Belichtung (im manuellen Modus wird dies mit einem Punkt für korrekt oder einem Pfeil nach rechts bzw. links für Über- bzw. Unterbelichtung angezeigt) weichen muss. Bei halbgedrücktem Auslöser erscheint diese zwar noch einmal kurz, aber man übersieht sie auch leicht mal.
Dieses Problem betrifft natürlich in erster Linie Fotografen, die in der Zeitautomatik arbeiten. Da ich so jemand bin, hat es mich gestört, und zwar sehr! Wenn man dann nämlich vergisst, diese wieder auf „Neutral“ zu stellen, dann kann sich so eine Belichtungskorrektur schon mal durchziehen, bis man wieder die Fotos auf dem Display betrachtet. Ich finde hier ein Rädchen, wie bei den meisten anderen Hersteller, die deutlich bessere Lösung.
Das Menü ist sehr aufgeräumt und man findet sich recht schnell zurecht, um die Kamera seinen persönlichen Bedürfnissen anzupassen. Etwas schade finde ich das mit dem Videoknopf oben an der Kamera. Mit diesem kann man beim Betätigen sofort eine Video Aufnahme tätigen. Für Videografen sicher toll, für mich, der einen Fotoapparat eben auch nur als solchen nutzt, überflüssig. Leider hat man nur die Wahl diese Funktion ein- oder eben auszuschalten. Hier wäre es schön, z.B. die coole Bracketing Funktion raufschalten zu können.
Für HDR Fotografen übrigens ganz schön, man hat die Wahl zwischen 3 oder 5 Aufnahmen im Bracketingmodus, und dabei kann man von ⅓ -2 EV die Abstände der einzelnen Aufnahmen einstellen.
Alles in allem bin ich nach einem Tag intensiven Fotografierens schon recht gut mit der Kamera zurecht gekommen. Nach dem Firmwareupdate, das ich dann zu Hause gemacht habe, war es in einigen Punkte deutlich besser geworden.
Der Messsucher
Dem Messsucher gegenüber hatte ich gewisse Vorurteile. Ich bin nicht so der Liebhaber des manuellen Scharfstellens. Bei der x-pro1 gibt es als Hilfe nur das weiße Focus Peaking (wer sich ausgerechnet diese Farbe ausgesucht hat, möchte ich gerne mal wissen? In meinen Augen eine absolute Fehlentscheidung!) oder eben die Lupenfunktion. Letztere finde ich zwar ganz gut, aber das Hin- und Herschalten nervt mich mitunter, und macht einen nur langsam. Ein Grund für mich, warum ich an meiner x-pro1 eigentlich nur noch Autofokus Objektive nutze.
Ich finde das Messucher Prinzip super! Es gefällt mir auch viel besser als das Schnittbildindikator Prinzip meiner alten Spiegelrefelex bspw. Man kann sehr genau damit den Fokusbereich/punkt steuern. Mit dem Messsucher hat mir das manuelle Fokussieren dann sogar Spass gemacht. Ich habe gemerkt, dass es für mich zu einem regelrechten „Sport“ geworden ist, den Fokus auf den Punkt zu setzen, auch wenn ich bei einem Abstand von z.B. 5-8 m zu meinem Objekt bei Blende 8 fotografiert hatte.
Ein Problem, was der Messsucher allerdings vor allem zu Beginn mit sich bringt, ist, dass ein überlegter Bildaufbau selten erfolgt. Das Objekt der Begierde landet fast immer im Zentrum des Bildes. Dies ist nicht immer die spannendste Bildsprache. Bei Portraits passierte es mir auch, dass die Augen der portraitierten Person schön zentral waren, was natürlich nach oben hin viel Luft ließ und die Person unten herum meist hässlich absäbelte. Auch immer wieder gerne erlebt, dass man sich wundert warum die Kamera so lange belichtet, während doch die Sonne strahlend hell erstrahlt? Das liegt in 99,9% der Fälle daran, dass man den Objektivdeckel nicht entfernt hat 😉
Ich habe mich nach ein paar Stunden dann aber schnell daran gewöhnt, und dann war es kein großes Problem mehr. Nach wie vor problematisch ist natürlich das offenblendige Fotografieren mit sehr lichtstarken Objektiven. Da kann das „Focus and Recompose“ Prinzip schon zu verpatzen Schärfeebenen führen. Ein weiteres Problem bei dem Messsucher ist fokussieren bei schlechten Lichtverhältnissen. Das kann sehr qualvoll werden. Vor allem wenn das abzulichtende Objekt im Gegenlicht steht, da hilft dann wirklich nur der elektronische Sucher oder eben über das Display fokussiren.
Ein paar Worte hier noch zu dem Aufstecksucher, den ich mitbekommen habe:
Von Fujfilm kommend, und vor allem dabei von der x-t1, die ich ja manchmal doch nutzen darf, ist dieser Sucher ja eher ein kleiner Scherz. Jedoch hat er mir in manchen Situationen, in denen es schnell mit dem Fokussieren gehen sollte. Den Sucher aufgesteckt, focus peaking (rot = sehr gut!!!) aktiviert, und wenn man nicht zu offen arbeitet, geht das eigentlich ganz gut. Schön ist, dass man den Aufstecksucher auch nach oben klappen kann und so wie bei einem Schachtsucher von oben reinschauen kann. In der Theorie könnte das hilfreich bei bodennahen Aufnahmen sein, was ich leider nicht ausprobiert habe. Ich habe ihn halt ein-, zweimal benutzt, da er ja vorhanden war, aber gebraucht hätte ich ihn, glaube ich, nicht.
Alles in allem bleibt für mich ein sehr positiver Eindruck des Messsuchers zurück. Und dennoch muss man sich vor Augen führen, dass das Prinzip des Messsuchers zwar schon sehr genial ist und für das manuelle Fokussieren mit eins der besten ist, aber es ist Technik, die schon ein paar Jahre alt ist. Das an sich macht es natürlich nicht schlechter oder weniger wertvoll, denn ich bin mir sicher, dass die Konstruktion eines solchen Messsuchers sehr aufwendig ist, aber in einer modernen Kamera nur dieses Prinzip, und dann dafür ein Vielfaches einer anderen vergleichbaren Kamera verlangen?
High ISO/Auto ISO/Exifs
Von der x100s bzw. x-pro 1 kommend bin ich natürlich verwöhnt, was Fotografieren in schlechten Lichtverhältnissen anbelangt. Während die x-Serienkameras von ISO 200-6400 (im RAW Modus) arbeiten, ist bei der Leica bei ISO3200 Schluss. Man kann die 6400 bzw. die ISO100 mittels Push bzw. Pull erreichen, jedoch muss ich gestehen, dass ich mir das nicht genauer betrachtet habe.
Ich kam mit dem „normalen“ Bereich ganz gut zurecht, und ich fand, dass die M durchaus sehr saubere Dateien erzeugt.
Ich nutze die Auto-ISO Funktion und stelle hier die Obergrenze bei ISO2500 ein. Schön ist, im Gegensatz zu meiner x-pro1 (shame on you Fujfilm!!!), dass man die Belichtungszeit abhängig von der Brennweite einstellen kann (1/Brennweite). So schön das bei der Leica zwar klingt, setzt das natürlich voraus, dass die Optiken kodiert sind. Die Leica Gläser, die ich mit dazu bekam, waren es glücklicherweise, und soweit ich informiert bin, sind alle neu erworbenen M-Gläser kodiert, die Zeiss Objektive, die ich bekam, waren es leider nicht. Ich weiß auch gar nicht, ob das geht? Leider waren sie auch nicht manuell in der Kamera auswählbar, auch habe ich eine manuelle Eingabe zumindest der Brennweite vermisst, wie das z.B. bei der x-pro1/x-e2/x-t1 möglich ist.
Das ist natürlich für das Fotografieren im Grunde unerheblich, aber für die exif Informationen ist das natürlich sehr nachteilig.
Was mich wirklich verwundert hat, war, dass ich nach einer getätigten Aufnahme mit einem kodierten Objektiv nicht die verwendete Blende am Display auslesen konnte. Das Objektiv und die Belichtungszeit wurde mir angezeigt, Histogram, Clipping etc., aber nicht die verwendete Blende. Am Rechner in Lightroom sah ich sie zwar, jedoch hilft mir das wenig vor Ort. Vielleicht habe ich mich ja auch nur ungeschickt angestellt, aber ich habe diese Information vor Ort der Kamera nicht entlocken können.
Was mich sehr verwundert hat war wie Leica mit Langzeitbelichtung umgeht! Es gibt zwar den Bulb Modus, aber die längste Belichtung an einer M ist 60 sekunden! Das war ein kleiner Schocker für mich. Hinzu kommt, das man die Rauschreduktion bei Langzeitbelichtungen nicht ausschalten kann. Als wäre das mit dem missglückten Bulbmodus nicht schon ärgerlich genug, hat man noch nicht mal die Möglichkeit die vermeintliche Bildverbesserung (die bei 1 Minute ja nicht nötig ist, manche behaupten sogar erst ab ca. 15 minütigen Belichtungen Sinn macht) abzuschalten.
Am Ende bleibt
Die Leica M (Typ 240) ist eine wirklich tolle Kamera, die Bildergebnisse sind hervorragend, der Kleinbildsensor löst hervorragend auf und hat ein sehr gutes High ISO Verhalten, es macht sehr viel Spass mit dem Messsucher zu arbeiten, sie liegt toll in der Hand und es gibt wirklich ganz hervorragende Objektive für dieses System. Wer sich auf dieses System einlässt und sich auch mit den Beschränkungen arrangiert, kann ganz hervorragende Fotos aus dem Sensor zaubern, das steht für mich außer Frage.
Und trotzdem kann ich jetzt gut verstehen, warum es wahrscheinlich genauso viele Meider wie Fans dieser Kamera bzw. dieses Systems gibt. Im Grunde ist die M eine Kamera, die von der Technik her dem Markt hinterherhinkt. Die Firmware bzw. der Prozessor „entschleunigt“ einen nicht nur, er bewirkte bei mir mitunter auch mal, dass ich rasend wurde…..schönes Wortspiel oder? 😉
Man hat nur die Wahl zwischen manuellem Fokussieren oder eben manuellem Fokussieren. Der Messsucher ist zwar an sich genial, jedoch sind die eingespielten Informationen (für mich) zu spärlich. Für mich auch unverständlich: Wenn man dann auf das Display wechselt, um darüber zu fokussieren, hat man auch da nur die Wahl, mittels Lupe auf das zentrale Feld zu fokussieren. Warum ist es nicht wenigstens da möglich, einen anderen Teil im Bildfeld zu wählen? Bei Aufnahmen auf dem Stativ wäre das z.B. sehr hilfreich.
Die Naheinstellgrenze von 0,7- 0,9m der Objektive (Parallaxe bedingt) macht dieses System natürlich völlig uninteressant für Makrofans.
Ich persönlich könnte mit den genannten Punkten leben, am schlechtesten wahrscheinlich mit der Naheinstellgrenze (obgleich ich kein Makrofotograf bin, aber manchmal etwas näher ran wollte ich schon), aber trotzdem würde ich wissen, dass ich am Ende des Tages mit für mich zufriedenstellenden und evtl. ein paar herausragenden Fotos nach Hause kommen würde. Und an diesem Punkt würde ich jetzt gerne mal die Äpfel und Birnen vergleichen wollen.
Für die Kombination: Leica M und dem Summicron 35mm f2.0, müsste ich derzeit neu ca. 8.700 Euro bezahlen. Je nach Verhandlungsgeschick evtl. weniger. Sagen wir, ich bin gut, und kriege das ganze für 8000 Euro, also ca. 10% günstiger. Eine vergleichbare Kombination bei Fujifilm würde mich derzeit x-t1 + xf23mm f1.4 ca. 2000 Euro kosten. Also ein Viertel dessen, was ich bei Leica zahlen würde. Und dann haben wir noch nicht über mein Verhandlungsgeschick bei Fujifilm gesprochen. Ich persönlich würde dann aber auch in der Bedienung und bezüglich der Bildergebnisse eine starke Verbesserung verlangen, die diesen 4mal so hohen Preis vor meiner Familie aber vor allem vor mir selbst und den Betrachter meiner Fotos rechtfertigt. Und genau das sehe ich nicht gegeben.
Wie gesagt, die Leica M liefert wirklich tolle Bildergebnisse, aber meine x-pro1 eben auch. Ich sehe bei der M nicht, dass sie besser ist, schlechter in den Bildergebnissen auch nicht, aber eben nicht um ein vielfaches besser.
Zur Bedienung muss man sagen, bevorzuge ich tatsächlich das Arbeiten mit meiner x-pro, x100s oder eben auch mit der x-t1. Die M ist mir da an manchen Stellen einfach zu spärlich. Das arbeiten mit dem Messsucher hat mir, wie gesagt, viel Spass gemacht, aber einen Autofokus finde ich auch mal ganz sexy. Bei den Objektiven hat Leica natürlich echte Sahnestücke. Sowohl das Summicron 35mm als auch das Summarit 75mm, welche ich nutzen durfte, haben mich tatsächlich sehr beeindruckt. Aber auch hier sehe ich für mich nicht den Preis, der aufgerufen wird, als gerechtfertigt, was ich für mein Geld bekomme.
Am Ende bleibt für mich: Wenn ich das Geld hätte und mir eine Ausgabe von 10.000 Euro und mehr nichts ausmachen würde, würde ich sofort zuschlagen! Zwei Optiken ist ja gut und schön, aber ein 50er und mindestens ein Weitwinkel 21mm würden mir noch fehlen. Dann evtl. noch ein 90mm? Und schon landen wir bei 20.000 Euro. Sie wäre wohl nicht mein alleiniges System, dafür würden mir manche Dinge (siehe oben) dann doch fehlen. Aber vor allem bei Street wäre sie meine erste Wahl und mit dem Summarit 75mm bei Portraitshootings auch mit dabei sein.
Wenn man dann noch in die Überlegungen mit einbezieht, dass in der heutigen Zeit ein Kamerabody schon als veraltet gilt, wenn er älter als 2-3 Jahre ist, ist die Investition für einen Normalverdiener wie ich das bin, schlicht und ergreifend unvernünftig. Bei den Objektiven würde ich das nicht ganz so streng sehen, auch diese finde ich zwar z.T. zu teuer, aber hier hat man auch in weiter Zukunft sicher noch eine gute Investition getätigt….irgendwie 😉
Und so werde ich demnächst die Kamera schweren Herzens, soviel ist schon einmal sicher, ins KaDeWe zurückbringen, aber wohlwissend, dass ich durch die Leica nicht zwingend ein besserer Fotograf werde, aber das war mir schon von Anfang an bewusst, denn wir wissen ja alle wer das Bild eigentlich macht 😉
Am Ende möchte ich noch einmal die Gelegenheit nutzen und Meister Camera/KaDeWe und im speziellen meinem lieben Freund Surachai T. für die Möglichkeit und das Vertrauen danken, die Leica M (Typ 240) über einen längeren Zeitraum als normal testen zu dürfen.
Zum Abschluss will ich Euch gerne noch ein paar Bildern präsentieren, natürlich alle mit der Leica M und den oben aufgeführten Objektiven gemacht.
Edit: Ich muss mich korrigieren. Die Bilder vom Münchner Olympiapark und der BMW Welt wurden z.T. mit dem Super Elmar 21mm bzw. dem Leica Summilux 50mm gemacht. Danke Oliver übrigens für den tollen Fotorundgang. Hat Spass gemacht und ich finde auch gelohnt 😉
[/fusion_builder_column][/fusion_builder_row][/fusion_builder_container]
Leave a reply
Toller und sehr sachlicher Artikel. Vielen Dank dafür.
Meine Systemkameraphase hatte auch eine 18 Monate Leica M9 Phase mit den selben/ähnlichen Objektiven wie Du sie jetzt genutzt hast (Zeiss 21 2.8/ Cron 35 2.0 ASPH und Sumarit 75 2.5) Ich habe diese Kamera sehr gerne genutzt und auch eine echte Leica Liebe entwickelt. Leider haben alle anderen Hersteller wi Oly, Fuji und Sony in der Bildqualität an den Leica Sensoren (zu meiner M9 Zeit) gerade in Sachen High ISO vorbei gezogen, was dazu geführt hat das ich heute mit Fuji X-T1én und Sony A7R unterwegs bin.
Leica hat wie Du es oben beschrieben hast eine Magie oder Faszination und auf der anderen Seite auch genau so „schräge“ Produkt und Preisstrategie.
Das schöne ist aber das heute auf dem Systemkameramarkt für jeden Geschmack, für jeden Geldbeutel und für jede Anforderung etwas dabei ist.
Danke für Deine tollen Artikel und Dein Bilder. Ich mag Deine Art die Welt zu sehen extrem und freue mich jedes mal wieder wenn in meiner Inbox ein neuer Artikel von Dir landet.
LG Jörg
http://www.digitaler-augenblick.de
Das freut mich zu lesen Jörg! Danke Dir 🙂
Ich glaube die Objektive werde ich am meisten vermissen, obgleich Fujifilm hier auch ganz vorzügliche Objektive anbietet. Größe und Gewicht ist bei den Messsucher Objektiven halt schon sehr angenehm.