Das 50er Apo SL
Ich bin ein bekennender 50mm Objektiv-Fan. Naja gut, auch rings um die 50mm bei Kleinbildformat. Ja, na gut, auch rings um die 35mm bei APSC. Kleinere Sensoren nehme ich nicht so gern.
Hier geht es heute um das Apo-Summicron-SL 50 (oder kurz 50er Apo) – ein fantastisches Glas, das ich mir mal von FOTO-GÖRLITZ für diesen Test ausleihen durfte. Ich bin echt hin und weg.
Vor ein paar Jahren durfte ich mal die Leica SL ausprobieren und war einfach nur von der Kamera begeistert. Damals konnte ich mir zu Testzwecken eine SL samt dem 24-90mm Objektiv ausleihen und damit mal zwei Wochen spielen. Nach diesen Wochen war mir klar: Das ist ein System, das man sich merken sollte. Ach Quatsch! Ich war total verschossen in diese Kamera. Allerdings mochte ich das fette Zoom-Objektiv nicht wirklich. Es hat mir die Kamera etwas verleidet. Aber nur etwas. Inzwischen habe ich beinahe die gesamte Palette der SL-Objektive testen können und muss sagen, das 50er Apo ist so wie das 75er Apo das beste Glas (jepp, das ist jeweils ein Objektiv, das an und für sich ausreicht. 😉 ) Warum ist das so?
Nehme ich eine Leica SL in die Hand fühlt sich das einerseits genau richtig an. Zum immer mit rumtragen ist sie mir allerdings manchmal zu groß, insbesondere mit den hauseigenen lichtstarken Objektiven. Aber in der Hand… ein Traum. Da bin ich sozusagen angekommen. Als ich dann das Apo-Summicron-SL 50, oder auch „50er Apo“ mal draufsetzen konnte, passierte es: Die Leica SL war da angekommen, wo sie hingehört. Perfekte Balance.
Haptik und Handling
Setzt man das 50er Apo auf die Leica SL, erhält man erwartungsgemäß eine perfekt aufeinander abgestimmte Kombination. Größe und Gewicht passen sehr gut zueinander. Das 50er Apo (hier geht es stets, wenn nicht anders bezeichnet um das SL-Objektiv) ist längst nicht so groß und schwer wie das 50er Summilux-SL. Vor allem hat das 50er Apo keinen absurd großen Durchmesser. Es balanciert perfekt an der Kamera, so perfekt, dass man es kaum wahrnimmt, also im Gewicht. Zu klein darf es ja auch nicht sein. Beispielsweise mag Mehrdad die SL sehr gern mit M-Objektiven benutzen. Das ging mir nicht ganz so. Die hauseigenen L-Mount Objektive sind schon genau richtig. Und wenn man richtig steigern könnte, käme man zum 50er Apo. (Ja, Lobhudelei nervt. Ich hör gleich auf.)
Der Fokusring dreht sich sehr weich, es ist natürlich focus-by-wire, fühlt sich aber dennoch sehr sensibel und weich an. Das passt schon. Puristen bleiben dann lieber beim Leica M-Glas, aber hier sind die Ingenieure schon sehr weit gekommen, wie ich finde. Das Finish passt auch sehr gut zur SL und nimmt beinahe auch die SL2 etwas voraus – ja, die hat eine etwas andere Oberfläche als die SL.
Insgesamt im Handling ist das 50er Apo also unauffällig – es macht seine Arbeit wie es gute Werkzeuge eben tun.
Bildqualität und Fotografieren
„Super“ reicht da nicht. Niemand will beim review lesen immer nur Lobgesang aufnehmen. Ich muss aber sagen, dass mir das 50er Apo wirklich von allen getesteten Leica SL Objektiven, und das waren fast alle, wirklich mit Abstand am besten passt in seiner Bildwirkung. Na gut, das 75er Apo… Scharf isses, Farben sind neutral, Kontraste eher hoch. Gleichzeitig überzeichnet es aber im Kontrast auch nicht zu sehr, man kann auf diese Weise recht viel mit den Dateien anfangen. Mir ist es immer wichtig, wie Objektive mit Lichtern umgehen, insbesondere im unscharfen Bereich. Ich meine jetzt nicht die Bokeh-Kringel, sondern die Übergänge in Tonwerten. Das ist einer der Gründe, warum ich sonst am liebsten mit ZEISS arbeite. Jede Firma hat so ihre Perle dabei und während es bei Voigtländer beispielsweise das 75er Nokton VM ist und bei ZEISS das 28er Biogon ZM (um jetzt mal bei M-Objektiven zu bleiben), hat Leica mit dem 50mm Apo-Summicron M einen absoluten Knaller hingelegt. Und jetzt muss ich es mal sagen, auch wenn Mehrdad dann schmunzelt: Das 50er Apo SL ist noch besser als die M-Version. Kann man kaum den Finger drauf legen. Einfach mal ausprobieren!
Das Bokeh ist insgesamt genial – keine harten Linien in der Unschärfe. Wunderbare leichte aber doch fast abrupte Freistellung ist möglich. Falls das überhaupt geht, ist das 50er Apo noch schärfer als sein M-Anschluss Brüderchen. An den Rändern treten auch kaum (nur in den Ecken ein ganz klein wenig) Katzenaugen im Bokeh auf. Manch einer sucht das ja, ich weniger.
Apochromatische Korrektur führt dazu, dass das Licht verschiedener Wellenlängen (bei den Grundfarben) gleichzeitig auf den Sensor trifft. Damit werden Aberrationen vermieden, was insgesamt zu sauberen Lichtern im Bild und zu einem fantastischen Schärfeeindruck führt. All das kommt aus diesem Objektiv. Auch bei Offenblende und stets bis zum Bildrand (wenn denn dort auch die Fokusebene liegt…). Abblenden muss man, und das ist das Leica Versprechen, nur noch für die Bildgestaltung. 😉
Fazit zum 50er Apo
Endlich angekommen! Das Leica SL System ist mit dem 50er Apo wirklich gereift. Würde ich mir eine Objektivpalette zum SL System zusammenstellen, wäre das 50er Apo der erste Kauf. Dann erstmal lange nichts und wenn dann einer endlich meine Niere gekauft hat, als nächstes das 75er und dann das 16-35 Vario…
Aber im Ernst. Das 50er Apo ist wirklich eine echte Sahneschnitte. Da braucht niemand die Nase rümpfen und sagen: „mimimi, ich will aber f1.4!!!“ Ja, das 50er Summilux-SL ist auch toll, aber eben kein Apo. Ätsch! Mit den f2 hat man alles, was man braucht. Es ist ab Offenblende direkt perfekt scharf und für alle Taten zu gebrauchen. Ein echt ideales Glas für die Leica SL. Bekommt man gut in Alex‘ Shop. Guckt mal rein! (Und nein, wir bekommen keine Provision oder andere Vergütungen.)
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Hallo Elmar
Danke für den tollen Bericht. Als Leica Q und Leica M Besitzer könnte die SL sicher eine Alternative sein, wenn meine Augen mit dem Fokusieren mühe haben und ich Wechselobjektive brauche.
Lieben Gruss
Carmine Castelli