Gerade als ich mir vornahm, einen kleinen Bericht über meine Erfahrungen mit der Canon EOS M5 zu schreiben, sah ich, dass Canon just die EOS M6 ankündigt. Hihi. Wie das Leben so spielt. Ich glaub, ich bin zu alt für den schnellen Digitalkameramarkt. Oder so.
Mein erster Eindruck von der EOS M5 war durchweg positiv. Sie ist klein, nicht zu leicht und nicht zu schwer und mit dem 22mm f2 Pancake auch recht flink. Die Konnektivität ist sehr gut, man kann sie schnell und einfach mit dem Smartphone koppeln und dann fernbedienen, auslesen usw. Also erstmal echt cool.
Dann habe ich sie eine Weile genutzt und bin als Nicht-Canonier wirklich manchmal an meine Grenzen gekommen, was die Bedienung angeht. Aber dazu gleich mehr. Insgesamt empfinde ich die Canon EOS M5 wirklich als gelungene spiegellose Systemkamera. Sie hat Features, die ich gern an anderen Kameras auch sehen würde.
Zunächst drehte ich also Runden mit der M5 und dem Pancake-Objektiv. Ich bin sehr froh darüber, dass Canon Deutschland der Anfrage nachkam und dieses kleine Wunderwerk mit beilegte. Ursprünglich sollte nur das Kit aus M5 und 18-150mm Zoom ausgeliefert werden. Das Pancake macht diese zierliche Kamera aber erst wirklich interessant, meine ich, denn damit ist sie wirklich jackentaschentauglich. Na gut, wenn man einen guten Fotografenbauch mit sich trägt, wird das wohl nichts… (Übrigens sicher der Hauptgrund für Handschlaufen für kleine Kameras…), mit dem Zoom ist ein Transport in der Jackentasche sicher regelrecht ausgeschlossen. 😉 Davon abgesehen bin ich einfach nicht so der Zoom-Typ, auch wenn ich da gerade lerne umzudenken. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass da wirklich abschließend gute Bildqualität bei rumkommt, wenn man von 18mm bis 150mm verstellen kann. Aber vielleicht überrascht dies Kit-Objektiv ja auch? Mal sehen.
Und dann kam die Canon mit. M5+22 – das ist es. Das ist die Antwort auf sowas wie die Fuji X100 Serie oder das 23mm f2 Fujinon, denke ich. Dazu gleich hier: Die Geschwindigkeit und Treffsicherheit des Fokus entsprechen so ziemlich genau der X100s von Fujifilm. Da macht man also nichts falsch und wer eingeschworener Canonier ist, liegt hier also ganz richtig. Nun habe ich aber das Problem, nicht von Canon her zu kommen, sondern Nikon und Fuji zu nutzen. Da muss man sich an die M5 doch schon ein wenig gewöhnen. Klar ist es nicht der Erstkontakt zu Canons user interface, aber mehr als mal kurz mit einer Canon knipsen war noch nicht drin. Insofern lehnen sich jetzt bitte eingefleischte Canon-Fotografen zurück und schmunzeln über meine Schwierigkeiten mit dieser Kamera, Nikon-Fans nehmen Popcorn zur Hand und Fuji-User… Ach, denen ist eh nicht zu helfen. Leica-Knipser wissen, was ich meine.
Die Rädchen beispielsweise… Mal tun sie dies und mal tun sie das. Ich bin nicht sicher, ob ich da wirklich eine Regelmäßigkeit finde. Immer wieder kann man die ISO per Daumenrad verstellen, manchmal aber auch die Blende. Ich fotografiere fast ausschließlich mit Blendenpriorität und da möchte ich einfach das Daumenrad nutzen. Da verstelle ich aber die ISO im A-Modus. Das finde ich nicht gut und ich weiß immer noch nicht, ob ich dieses Problem per Einstellungen beheben kann. Es gibt ein weiteres Funktionsrad rings um den Auslöser. Letzteres ist dann für die Blende zuständig gewesen. Soweit ok, aber es ist für mich nicht intuitiv, denn der Zeigefinger ist für den Auslöser zuständig. Wenn das Rad direkt um selbigen gelegt ist, sind die Bedienelemente einfach zu nah beieinander für mich um im Umgang damit klar unterschieden zu sein. Im M-Modus wechselt dann plötzlich die Anordnung und das vordere Rad regelt nicht mehr die Blende, sondern die Zeit… Ich war verwirrt. (Natürlich muss man hier beachten, dass ich die Kamera zum Zeitpunkt des Schreibens nur 3 Wochen in Händen hielt.)
Die Sucherlupe ist auch etwas gewöhnungsbedürftig. Von Fuji her kommend benötige ich „normalerweise“ nur eine Taste und habe eine vorher ausgewählte Vergrößerungsstufe erreicht. Letztere kann ich bei Fuji dann per Rad (welches bei der Pro, X100 und M auch die Taste ist) während der Vergrößerung ändern. Bei Sony muss ich eine Taste doppelt drücken… Nun ja. Die EOS M5 löst das folgendermaßen: Eine Taste drücken per rechtem Daumen, die an einer (wie ich finde) sehr schlechten Stelle liegt, der Griff ist klein und man muss den Daumen ganz schön knicken. Dann hat man einen Lupenmodus aktiviert, ohne jedoch schon eine Vergrößerung zu erreichen. Diese stellt sich erst ein, wenn man mit dem Zeigefinger das Rädchen um den Auslöser herum dreht. Sie hört auch dann erst wieder auf, wenn man zurück dreht. Das finde ich wirklich gewöhnungsbedürftig. Als jemand der spiegellose Kameras gerade wegen des elektronischen Suchers in Verbindung mit Lupenfunktion nutzt um manuelle Objektive schnell und treffsicher einzusetzen, möchte ich diese Funktion so schnell wie möglich verfügbar haben und mit sowenig Tasten wie möglich. Fuji löst das vorbildlich mit einem Zurückspringen in die normale Ansicht bei Antippen des Auslösers – vorbildlich deshalb, weil ich dann wieder die gesamte Komposition überblicken kann. Naja. Canon verbraucht da einfach zu viel Zeit. Bei springenden Kindern ist das teils kritisch… Der Wildlife-Fotograf weiß, was ich meine.
Einfach nicht scharf zu bekommen. Hier der Autofokusbeweis zur EOS M5.
Vorsorglich zum Test hatte ich mir einen Adapter gekauft um F-Mount Objektive an der kleinen Kanone nutzen zu können. Die EOS M5 kann auch „ohne Objektiv“ ausgelöst werden. Die Einstellung dafür ist recht weit im Menü versteckt, aber ich habe sie gefunden. Das macht richtig Spaß. Der Sucher ist flüssig und recht kontrastreich, so dass man (wenn man die Lupenfunktion zu aktivieren schafft) gut Objektive adaptieren kann. Ich habe es gleich mal mit einem Zeiss Otus 55mm versucht… Das ist natürlich Overkill, aber Spaß geht vor!
Einen Punkt habe ich noch zu nörgeln, leider. Die Bildvorschau auf Display und Sucher entspricht leider nicht dem Output der Kamera. Bei Rohdaten ist das klar, diese habe ich natürlich halbwegs unbeeinflusst durch die interne Engine vorliegen. Leider sind aber auch die JPGs nicht ganz so, wie sie bei der Aufnahme erscheinen (insbesondere die Farbigkeit). Ich hatte die Vorschaufunktionen eingeschaltet, daran kann es nicht liegen. Die Diskrepanz ist nicht groß aber deutlich genug, dass ich da eine Schmälerung wahrnahm. Teilweise guckt man durch und denkt sich „Yeah! Geile Farben!“ und löst aus. Dann am Rechner das jpg geöffnet und: „Wo sind die Farben hin??!!“. So in etwa.
Ein Feature, das mir richtig gut gefällt, ist die Implementierung des Touchscreens in den Sucher… Das kann man so verstehen: Schaue ich durch den Sucher kann ich durch Tippen auf das Display den Fokuspunkt (und die Sucherlupe… 😉 ) festlegen und das Verschieben des Punktes live im Sucher mitverfolgen. Auch die Bedienung der Menüs funktioniert dank Touch einfach super! Das ist etwas, das ich mir in anderen Kameras wünschen würde und sage dafür: Gut gemacht, Canon!
Die mitgelieferten Objektive sind auch „ok“. Man kann auch mit dem Ultravonhiernachdortundsonstwiezoom gut arbeiten. Auch wenn es am längeren Ende kein Schärfewunder ist – 24MP auf APSC wollen gut bespielt werden. Generell ist es aber schon möglich ausgewogen scharfe Bilder mit den hauseigenen Objektiven hinzubekommen, nicht dass das falsch verstanden wird.
Insgesamt kann ich sagen, dass die Canon EOS M5 eine runde Sache ist. Die oben angesprochenen „Fehler“ sind sehr subjektiv. Mit ein wenig Zeit hat man sich schnell daran gewöhnt. Die Sache mit Vorschau vs Output wäre allerdings noch zu klären. Richtig zum Knaller macht der Touchscreen diese Kamera. Das hat mich wirklich sehr begeistert und macht Joysticks für Fokuspunkte obsolet. Die Kamera hat mir sehr viel Spaß gemacht und wäre eine gute Ergänzung zum Fuhrpark, insbesondere mit dem 22mm f2 Pancake, das mich wirklich positiv überrascht hat.
Und ganz ehrlich gesagt: Ich möchte die gar nicht zurück schicken. 😉
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Hey Elmar,
ob Canon oder welche Kamera auch immer – die Nr. 5 find ich mal wieder einfach toll! Ausschnitt, Farbe, Kontrast find ich super!
liebe Grüße nach Q-Town!
M.
Danke, mein Lieber! Die Kamera hat echt Spaß gemacht und ich freue mich schon auf die M6, die bald zum Testen kommt.
Liebe Grüße nach J!