Die letzten Tage war mir hier und da langweilig und so habe ich mal etwas mehr Zeit als gewöhnlich auf Instagram verbracht. Was ich auf Instagram derzeit eigentlich am liebsten mache, außer mir die Fotos der zahlreichen Talente anzusehen, ist mir die Instastories anzuschauen.
Diese Stories sind ein Sammelsurium aus Fotos und Videos der Accountinhaber. Sie sind pro Abschnitt auf rund 15 Sekunden beschränkt und bleiben in der Regel maximal 24 Stunden online.. Meist ist es eher mäßig Interessantes, was man da sieht. Aber es gibt so Accounts, die liefern schon lustige Unterhaltung. Einer von den in der Regel sehr unterhaltsamen Accounts ist der von Paul Ripke. Bei ihm ist es nicht nur fotografisch interessant. Ich liebe seine Stories – so in echt jetzt. 😉
Um die Stories zu sehen, benötigt ihr allerdings die Instagram App auf Eurem Smartphone. Über den Computer geht das nicht zu betrachten, da könnt ihr nur die Fotostreams betrachten, liken und kommentieren.Danke Stefan!!
Jedenfalls bin ich in einer seiner Instastories auf das Bild einer zugegebenerweise sehr schönen Frau gestolpert. Als ich der Markierung folgte, landete ich bei Pamela Reif. Ich staunte wirklich nicht schlecht, als ich ihre Followerzahlen sah. Mehr als 3,3 Millionen Personen folgen ihrem Instagram Stream! Legt man mal die Einwohnerzahlen Berlins (31.12.2016) zugrunde, sind das nahezu alle Berliner. Und zu meiner Schande (?) muss ich zugeben, dass ich bis dahin noch nie etwas von ihr gehört, gelesen oder sonstige Kenntnis von ihrer Existenz hatte. Das an und für sich hat auch nicht viel zu bedeuten, aber so sehr hinter dem Mond lebe ich auch nicht, als dass so eine anscheinend wichtige Person oder Persönlichkeit komplett unter meinem Radar läuft.
Ich kann aber nicht glauben, dass sie nur aufgrund ihres Aussehens alleine so viele Follower generiert hat. Zum Vergleich hat Will Smith 6,4 Millionen, Heidi Klum 4,2 Millionen und Barack Obama 16,5 Millionen Follower. Also schaute ich mir die Person bzw. den Account von Pamela Reif etwas genauer an.
Recht schnell wurde mir klar, dass Pamela Reif mittlerweile eine Marke ist. Ihre Figur wird mit viel Disziplin trainiert und gehalten. Ernährung spielt offensichtlich eine große Rolle. Spätestens da wird klar, dass sie ihr Äußeres, die Disziplin und Followerzahlen nutzt, um Geld zu verdienen. Sportausstatter wie Puma scheinen sie ebenso als Ambassadorin unter Vertrag genommen zu haben wie solche Proteinriegelhersteller.
Ich finde das okay. Ich für mich kann das deutlich erkennen und dementsprechend einordnen. Nach neuer Gesetzeslage muss Werbung ja auch deutlich gekennzeichnet werden. Darum geht es mir also gar nicht.
Ich bin vielmehr erstaunt darüber, wie sich diese Szene so schnell und groß entwicklet hat. Facebook scheint scheinbar wirklich nur noch für die 80er/90er Generation zu sein. Die Kids von heute holen sich aber ihre Inspiration und pflegen den Austausch über Instagram. Die Firmen haben das natürlich auch erkannt und nutzen das auch aus. Man kann über Instagram die Interessensgruppen scheinbar gezielter erreichen. Was mich beeindruckte, war, dass da Berühmtheiten entstehen, von denen aber im Gegensatz zu den 3 zuvor genannten anderen Berühmtheiten die Masse ausserhalb des Insta-Universums kaum etwas gehört hat. Ich finde, das hat wirklich etwas von gelebter anderer oder paralleler Realität. Bis dato war/ist Instagram für mich eigentlich nur eine schnelle Methode, um meine Bilder mit Fotointeressierten zu teilen. Flickr 2.0 oder so. Aber Instagram ist weit mehr, wie mir langsam erst klar wird. Das ist eine Welt für sich. Selbst Stars und Sternchen, also solche, die das in den klassischen Bereichen wie Film und Fernseher sind, sind auf einmal gefühlt nahbar. Man folgt ihnen in den Urlaub, beim Sonntagsbummel, geht mit deren Kindern zum Sport, zu den Golden Globes. You name it. Das ist schon anders, als in der Gala und Bunten von ihnen zu lesen. Die Paparazzi werden wohl bald arbeitslos.
Um einmal bei der Person Pamela Reif zu bleiben, muss man noch sagen, dass neben ihrem Äußeren scheinbar auch ein helles Köpfchen dazu kommt. Das können nicht alle Instasternchen von sich behaupten. Die Generation heute kann ohne großes Können, ohne Gelerntes, ohne eine Ausbildung im Prinzip sehr schnell und einfach erfolgreich werden. Wie lange, das steht natürlich auf einem anderen Blatt. Solange sie hübsch aussehen, bereit sind, ihr Leben öffentlich zu machen und zu zeigen, wie supidupi alles ist, sind die Chancen auf Erfolg tatsächlich nicht schlecht.
Auf der anderen Seite sind da die Follower. Ihnen wird alles mögliche verkauft, ein Gefühl von: ‚Wenn Du das machst wie ich, wirst Du auch so happy und schön wie ich sein.‘ Im besten Fall stimmt das, im schlimmsten Fall entsteht so Frust, und die jungen Menschen streben einem Leben nach, das so viellicht gar nicht existiert.
Ich habe eine 7-jährige Tochter und schon jetzt Sorge davor, wenn sie Instagram, oder was dann „in“ ist, für sich entdeckt. Ich will nicht, dass mein Kind denkt, nur so wäre man glücklich oder man würde diese und das brauchen, um glücklich und erfolgreich zu werden. Ich wünsche mir schon, dass sie etwas lernt. Es muss ja nicht das Dinosaurier Model sein: Schule-Oberschule-Uni. Aber Schönheit und Jugend ist vergänglich. Und dann?
Es ist tatsächlich wohl so wie mit jeder neuen Sache. Es bringt Chancen und Risiken mit sich.
Am Ende muss ich mir wohl leider eingestehen, dass ich jetzt als Vater genau in der Situation meiner Eltern damals bin. Als ihnen das Verständnis für unsere Generation etwas abging. Wäre ich heute 20 Jahre, würde ich evtl. die Chancen, die einem Instagram und ähnliches bietet, auch klarer erkennen und vielleicht auch besser nutzen können als ich es derzeit tue. Vielleicht, weil ich dann eben sorgloser, risikofreudiger und exhibitionistischer wäre. Ich finde es jedenfalls sehr interessant. Auch wenn es mich auf der einen Seite erschreckt, so fasziniert mich die Möglichkeit, die die jüngeren Menschen heute haben.
Derzeit macht mir Instagram als Plattform, um meine Bilder zu zeigen, Spaß. Natürlich freue ich mich auch über Follower und Likes auf meinem privaten und unserem Seiten Account, aber es ist nichts, worauf ich mein Leben und Erfolg aufbauen würde.
Am Ende muss ich mir wohl ganz ehrlich eingestehen: Ich bin einfach nur zu alt für diesen „Scheiß“!
😉
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:-))) Bei diesem Beitrag musste ich herzlich lachen, da ich mich selber darin wiedergefunden habe 🙂
Ich selber bin Jahrgang ’77 arbeite aber häufig mit deutlich jüngeren Kolleginnen/en zusammen, und kann deren Begeisterung für Insta oder Snapchat bisher nicht so recht nachvollziehen, finde es eher befremdlich, wieviel Zeit sie damit verbringen. Die virtuellen Welt scheint vielfach wichtiger zu sein, als die tatsächliche, die einen in dem Moment umgibt. Sie ist nur Kulisse für Fotos, die zeigen sollen, was man tolles macht oder an was für einem beneidenswerten Ort man sich gerade befindet (Rooftop Bar in NYC, Copacabana in Rio oder das tolle Essen in Johannesburg….)
Ich bin wohl auch zu alt dafür :-))) ….nutze es aber ebenfalls, um meine Fotos zu teilen, da es schneller geht und aktuell eine größere Reichweite hat als meine Webseite.