Meine erste Begegnung mit dem 50mm f1.4 Zeiss Planar fand bereits vor Jahren statt – da hatte ich es in einem Fotoladen in der Hand, spontan auf die Fuji geschraubt und überlegt, es zu kaufen. Nach 2min Test wusste ich: „Neeeee. Das wird nichts!“
Manchmal muss man etwas zwei Male ausprobieren.
Seit meinem neuerlichen Versuch vor ein paar Wochen bin ich nicht mehr ganz so abgeneigt gegenüber dem Zeiss Planar 50mm f1.4. Ich fotografiere seit einer ganzen Weile schon sehr gern mit dem Makro-Planar 50mm f2 des gleichen Herstellers und mag diese Linse sehr. Das f1.4 ist hingegen etwas anders gerechnet und sowohl etwas kleiner als auch lichtstärker und in der Anschaffung etwas billiger. Warum sich also nicht das 1.4er anschaffen?! Schließlich handelt es sich um einen der Klassiker für die Fotografie. Zu finden auch für den Contax/Yashica Anschluss, Canon und Nikon sowieso, ist das Planar f1.4 eine wirklich klassische Rechnung.
Der Bildlook des 1.4er Planars ist schon sehr als „retro“ zu bezeichnen. Was früher auf Film ein gesuchter Look war beziehungsweise einfach der Look, der sich oft ergab. Leicht rundes beziehungsweise „swirly“ Bokeh, leichter 3D-Pop und ein klein wenig Glow bei Offenblende bis etwa f2.4. Wirklich scharf sind Portraits bei Offenblende nicht. Etwas, das auf Film normal war – da spielt das Korn auch herein, was einen Schärfeeindruck hinterlässt – quasi das vom Objektiv hinterlassene Bild ergänzt. Auf modernen Sensoren sieht das etwas anders aus. Da kommt fehlende Schärfe eines Objektivs sofort heraus und wird gnadenlos sichtbar. Manch einen Portraitfotografen stört die Schärfe der modernen Kameras und Objektive schon wieder, so dass sie entweder „Altglas“ adaptieren, Filter davor schrauben oder eben in der Postproduktion über die Poren gehen. An sich kein schlechter Ansatz – Details wegbearbeiten geht immer. Fehlende Details ergänzen ist ungleich schwieriger. Den vorteilhaften Look bekommt man aber beim 1.4er Planar mitgeliefert. Wer ein wirklich knackscharfes Portrait haben will, blendet einfach auf f2.8 ab (ich persönlich habe auch gern die gesamte Person bzw den Kopf im Schärfebereich, nicht nur die Augen.). Den typischen Charakter von Zeiss Objektiven, nämlich genau 2 Charaktere zu haben (einmal Offenblende und einmal abgeblendet), hat das 1.4er Planar quasi erfunden.
Was mir negativ auffiel, sind die starken chromatischen Aberrationen – diese spielen natürlich nur beim Digitalen eine Rolle. Sie sind beim f1.4er Planar deutlich ausgeprägt – beim Makro-Planar (f2) jedoch so gut wie gar nicht vorhanden. Das war auch „damals“ der Grund für mein Desinteresse: Auf der Fuji war das ein Spiel aus Grün und Lila. Zudem konnte ich das Objektiv kaum zum „Scharfstellen“ bewegen im Sinne von: Ich habe keinen Fokus gefunden.
Mit Licht geht das Planar sehr fein um: Hier habe ich direkt auf die Pietá fokussiert und bin rund neun Meter entfernt. Die Aufnahme ist bei Offenblende entstanden ohne weitere Fokussierhilfen an der Nikon Df.
Zum Testen hatte ich es nun auf meiner Nikon Df eingesetzt und auf einer Sony A7. Die Ergebnisse waren zumeist positiv, nachdem ich mich dran gewöhnt hatte. Angenehm gegenüber dem Makro-Planar war die geringere Größe. An der Df war das sehr sehr stimmig, ebenso an meiner alten Nikon F3. Man merkt letztlich, dass dieses 50mm aus der analogen Zeit kommt. Zumeist kleinere Kameras hingen dahinter und sind mit dieser Linse auch sehr gut ausbalanciert.
Die Ergebnisse auf Film sehen auch sehr gut aus, gefallen mir auch teilweise besser als mit dem Makro-Planar. Das ist natürlich ein rein subjektiver Eindruck. „Gefallen“ ist immer so eine Sache. 😉
Wer viel auf analogem Material fotografiert, wird am 50mm f1.4 Planar von Zeiss seine helle Freude haben. Als Normalobjektiv ist es generell eine gute Wahl für alle, die ohnehin etwas abblenden und gern ein sehr helles Sucherbild bei der (D)SLR haben wollen. Nicht zu schwer, haptisch ein Traum und hohe Qualität an Bildern – was will man mehr?!
Richtig: Ein Bier zur rechten Zeit!
Letztlich weiß ich immer noch nicht, ob ich mir das 50mm f1.4 Planar von Zeiss kaufen würde. Für eine analoge Kamera sicher. Für eine Anwendung auf digitalen Kameras würde ich eher zum Milvus 50mm f1.4 der gleichen Firma zurückgreifen. Letzteres ist leider wesentlich größer und teurer, dafür aber auch bei Offenblende schon knackscharf und als Distagon im Bereich unter drei Metern auch etwas besser. Vom Fokusweg her nehmen sich beide Linsen in der Anwendung nicht viel. Das Milvus durchschneidet den Raum etwas anders. Das Planar 1.4 scheint immer so Bokehwolken zu produzieren insbesondere im Frontbokeh (also der Unschärfe zwischen Objekt und Fotograf). Das Bierflaschenbild verdeutlicht das ein wenig.
Eine Traumkombination wäre zum Beispiel: Eine Nikon FM2n mit dem 50mm f1.4 Planar und einer Menge Portra 400… Wer also noch eine Kamera für eine Weltreise sucht… 🙂
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Hallo Elmar.
Ich hatte das ZF 2/25, 2/35, 1.4/50 und 1.4/85 mm an meiner Nikon D3. Das 35er war mit Abstand das beste, die beiden 1.4er Objektive zeigten bei mir extreme CAs. Das 85er war erst ab f/2.8 scharf, und selbst da wurde es vom Nikon AF-S 1.8/85 mm deutlich übertroffen. Der Reiz und insbesondere die Farbwiedergabe der ZFs war aber schon etwas sehr besonderes. Selbst heute erkenne ich die Bilder, die damit entstanden sind, beim Scrollen durch meine LR-Bibliothek sofort wieder. Dein Bericht gibt sehr gut meinen Eindruck wider, den ich damals von den ZFs hatte: sehr gut, wenn die Bedingungen passen, aber an einer DSLR eben auch mit echten Einschränkungen behaftet.
Viele Grüsse und danke für den Artikel.
Mattes
Das ist mal wirklich ein „klassisches“ Objektiv: sehr weiches Bokeh, dreamy, creamy… Aber dann könnte man ja auch wieder zu den „klassischen“ Linsen greifen. Andererseits macht das Fotografieren mit dem Objektiv ja auch Freude…
Danke für eure Rückmeldungen! Aus der Zeit Classic Serie mag ich das 35 f2 auch am liebsten, dicht gefolgt vom 25mm f2. Das 85 1.4 konnte ich noch nicht testen, vielleicht später mal. Das 35 f2 war mein echter Einstieg in die Zeiss Welt. Nachdem ich das zum ersten Mal auf einer Fuji X ausprobiert hatte, legte ich innerlich das 35mm f1. 4 von Fuji zur Seite. Letzteres hatte ich dann nur noch ganz wenig genutzt und letztlich abgegeben. Das 35 f2 aus der Milvusreihe übertrifft das Classic noch etwas, aber da werden die Kontraste aufgrund der neuen Beschichtung fast schon unnötig stark. Nun ja. Letztlich hilft nur spielen. 🙂
Hallo Elmar,
wieder mal ein schöner Bericht, obwohl meine Erfahrungen nicht ganz mit deinen übereinstimmen. Ich habe es lange an der D700 genutzt, allerdings meist etwas abgeblendet – vermutlich ist das der Grund für die unterschiedlichen Erfahrungen. Jedenfalls war ich immer sehr zufrieden mit dem Objektiv. Nur etwas kleiner und leichter hätte es sein können (aber bitte kein Plastik).
Viele Grüße,
Ralf
PS
Korrigiere mal die Lichtstärke im Titel.
Hallo Ralf,
hihi – Fehlerteufel im Titel. Ändere ich gleich!
Mit dem Objektiv kann man auch sehr zufrieden sein. Da gehe ich mit.
Viele Grüße!
Elmar
ich denke noch ein klein bisschen traumhafter wäre di kombination fm3a und das planar 1.4
Prima Artikel. Hatte mir 50/1,4 und 25/2,0 für die FM3A gekauft. Hoffte jedoch auf gelegentlichen Einsatz an D610/850. Das 50er kommt auch mit Abblenden an den digitalen Bodies nicht an die Anmutung, die ich erwarte. Ich rechne in der Postproduktion etwas Korn mit hinein, dann passt es wieder. In der analogen Welt hätte so etwas nmd zu einem Kommentar bewogen.
Hi Jörg, meinst du die Schärfe des Planar auf der D850?