Heute wollen wir gerne Harald unseren Blog überlassen, um seinen Gedanken zu folgen, wie wichtig der Print eigentlich heute nach wie vor ist in der digitalen Fotografie. Am Ende ist doch ein Foto in der Hand immernoch was anderes, als eins auf dem Bildschrim, oder? Harald haben wir über das deutsche Fujifilm X-Forum kennengelernt und vor allem Mehrdad und er haben sich schon mehrfach auch im echten analogen Leben getroffen. Das gibt es tatsächlich noch heutzutage. Okay, hier also Harald:
Time it was, and what a time it was, it was
A time of innocence, a time of confidences
Long ago, it must be, I have a photograph
Preserve your memories, they’re all that’s left you
Simon & Garfunkel, Bookends
Wer seine digitalen Fotos nicht selbst druckt, beraubt sich selbst um eine der schönsten Erfahrungen in der Fotografie: Der Hinwendung zum Bild und zum Betrachter.
In diesem Essay habe ich aufgeschrieben, wie ich nach jahrelanger Fokussierung auf das digitale Bild wieder zum Print zurückgefunden habe.
Motivation
Das Internet ist unendlich groß und geduldig. Es hat genug Platz für alle Fotografien aller Fotografen, die da waren, sind und kommen. Auch für meine Bilder, die man sich unter http://www.harlempix.com anschauen kann. Das aber nur, solange ich die monatlichen Gebühren an den Provider bezahle. Das wird jedoch ein natürliches Ende haben und dann bleibt nichts mehr davon übrig. Weg. Für immer. Was wiederum fast egal ist, denn mal ehrlich: Wer geht schon ins Internet, um sich meine Fotografien anzuschauen? Aber auch die abertausenden Bilder auf meinem PC werden dann der digitalen Amnesie anheimfallen. Ich habe noch nie davon gehört, dass Hinterbliebene ihr digitales Erbe sichten. Aber das wäre noch ein anderes Thema.
Irgendwann machte mich meine Frau darauf aufmerksam, dass wir den Schrank voller schöner Fotobücher haben. Gerne nehmen wir mal eines heraus und blättern darin herum. Leider endet unser fotografisches Gedächtnis im Jahre 2002. Das war ungefähr der Zeitpunkt, als die Nikon immer häufiger zuhause blieb und schleichend durch eine digitale IXUS ersetzt wurde. Seinerzeit hatte ich umzugsbedingt auch mein Fotolabor aufgelöst, ein Verlust, der mich besonders schmerzte. Seither schleppe ich mein digitales Fotoarchiv über nunmehr vier PC-Generationen mit mir herum. Nur wenige digitale Aufnahmen haben ihren Weg auf Papier gefunden, sporadisch ein Fotobuch, ein paar große Alu-Dibond-Drucke und meine inzwischen traditionellen Jahreskalender.
Das fand ich schade, denn ich hatte schon immer gerne Bilder gemacht – ob gemalt, gezeichnet oder fotografiert. Es ist ein Teil meines Lebens, nicht der wichtigste, nicht der schönste, nicht mein Beruf, aber schon eine Leidenschaft. Und das alles geht irgendwann mit mir fort. Es ist wohl im Menschen, sich in seinen Werken verewigen zu wollen.
Und zu guter Letzt beschleicht mich immer mehr das ungute Gefühl, dass der digitalen Fotografie der finale Abschluss fehlt, solange das Ergebnis nicht dauerhaft fixiert ist. Das digitale Bild bleibt immer etwas Halbfertiges, etwas, das man bei Bedarf ja immer nochmal nachbessern kann. Und weil viele Bilder nur halbfertig gepostet werden, muss man die gewonnene Zeit mit noch mehr Bildern füllen, die auch nur halbfertig auf der Festplatte liegen. Qualitativ läuft das auf ein unseliges Race to the Bottom hinaus.
Das alles im Kopf fasste ich Anfang 2017 den Entschluss, nach fast fünfzehn Jahren digitaler Fotografie wieder „richtige Bilder“ selbst zu machen.
Überlegungen – Fragen über Fragen
Wer den Entschluss gefasst hat, seine Fotos selbst zu drucken, sieht sich schnell mit vielen großen und kleinen Fragen konfrontiert, die alle bedacht werden wollen. Mein persönlicher Rat ist, sich sorgfältig und in aller Ruhe mit den wesentlichen Punkten auseinanderzusetzen, damit das Budget richtig geschätzt und die Freude am selbst gemachten Bild lange währt.
Ich stelle mal zwei Punkte an den Beginn der Überlegungen: Platz und Kosten. Wer hier mit falscher Erwartungshaltung startet, wird schnell frustriert.
Wer große Bilder, d.h. DIN A3 oder größer drucken will, braucht Platz. Platz für den Drucker, Platz für das Material, Platz für die Papierbearbeitung und last but not least Platz für die Lagerung der Bilder – schließlich wandert nicht jeder Print sofort an die Wand. Auf keinen Fall wollte ich einen großen Fotodrucker im Arbeitszimmer stehen haben. So hat dann meine „digitale Dunkelkammer“ ihren Platz im Keller gefunden:
Unter dem großen und stabilen Druckertisch (Achtung, das Bild täuscht: 1,60 x 0,95 m!) steht übrigens ein auf 60 cm Höhe gestutzter Pax-Korpus, der mit seinen flachen Schubladen genug Platz für Papiere bis DIN A2 bietet. Über dem Tisch sorgt eine 6.000k Leuchtstofflampe für ausreichendes Licht, um die Prints sicher beurteilen zu können.
Die Druckkosten sind in den einschlägigen Druckforen das meistdiskutierte Topic. Ich habe gelernt, dass man sich damit genauso intensiv beschäftigen kann, wie mit dem exzessiven Pixelpeeping von Backsteinwandaufnahmen. Es gibt keine Zauberformel, mit der sich Druckkosten präzise im Vorherein kalkulieren lassen – zu viele Parameter spielen bei der Kalkulation hinein. Mein Amateur-Profil mag mal als Anhaltspunkt dienen:
Qualität – Für Fotoamateure gibt es eigentlich nur einen Grund, seine Bilder selbst zu drucken: Größtmögliche Qualität. Das wird im Wesentlichen durch das Papier erreicht. Ich habe mich nach vielen Versuchen für Hahnemühle PhotoRag Baryta 325 als Standardpapier entschieden – damit sind bereits ca. 70% der Druckkosten definiert.
Bildgröße – Auf die Bildfläche berechnet sind kleine Bilder teurer als große. Stupid. Wer viel 10 x 15 Formate druckt, zahlt mehr für Papier und Tinte, als derjenige, der DIN A2 druckt. Ich drucke einen Mix aus DIN A4, A3 und A2. Kleinere Formate wie z.B. mein Portfolio auf DIN A5, drucke ich mit einem Printprozessor auf DIN A4 oder DIN A3.
Durchsatz – Nichts beeinflusst den Tintenverbrauch mehr als die Nutzungsintensität. Große Drucker wollen drucken und wer sie, wie ich, häufig stehen lässt, bezahlt ein Premium für zusätzliche Reinigungszyklen. Bei meinem sporadischen Benutzerprofil muss ich mich damit abfinden, dass über die Hälfte der Tinte in die Wartungskassette gespült wird. Wer sich darüber ärgert und Weltverschwörungen wittert, sollte nicht selbst drucken.
Abschreibung – Ich habe einen Canon imagePROGRAF iPF PRO-1000 *) – was für ein Name! Der kostet neu ca. 1.200 Euro, darin enthalten ist allerdings ein kompletter Tintensatz im Wert von ca. 580 Euro, so dass Gerätekosten von ca. 620 Euro abzuschreiben sind. Ich gehe von einer Nutzungsdauer von drei Jahren aus. Lege ich meinen bisherigen Verbrauch zugrunde, muss ich ca. 2,75 Euro / qm verbrauchtes Papier als Abschreibung zugrunde legen, d.h., ein DIN A2 Druck muss mit 0,69 Euro Gerätekosten belastet werden.
Dieses vorausgeschickt, kostet ein vollflächig gedruckter DIN A2 Ausdruck zwischen 9,60 und 12 Euro. Davon sind allein 8 Euro Papierkosten. Mit etwas mehr Preisbewusstsein ließen sich die Kosten noch etwas senken – aber die Größenordnung wird bleiben. Das ist viel Geld, aber immer noch ein Schnäppchen, wenn man qualitativ vergleichbare FineArt-Prints bei den üblichen Verdächtigen drucken lässt.
Wer sich mit dem Kauf eines Druckers beschäftigt, sollte auch gleich an eine Printsoftware denken. Für größere Projekte wie Buch- oder Kalenderdruck ist so ein Printprozessor eigentlich unverzichtbar. Ich habe mich für die Printsoftware MIRAGE von Dynax entschieden. Alternativen zu MIRAGE sind noch ImagePrint und PrintTAO. Mit diesen Programmen lassen sich Bilder einfach skalieren und zu mehreren auf einem Druckbogen platzieren. Darüber hinaus übernehmen diese Programme das Farbmanagement und schließen die lästige Fehlerquelle aus, bei der sich Anwendung und Drucktreiber falsch darüber abstimmen, wer von beiden das Farbmanagement macht.
Die ersten Druckprojekte
Nichts konfrontiert den Fotografen so mit der Sinnfrage seines Schaffens, wie das Drucken seiner Bilder. Natürlich ist es legitim, nur zur eigenen Erbauung zu fotografieren, aber üblicherweise verliert ein Foto ohne Betrachter seinen Sinn. Daher wollen Fotografen ihre Bilder herzuzeigen, um Erlebnisse zu erzählen, Diskussionen anzuregen, Kritik herauszufordern oder Anerkennung zu ernten. Für die Präsentation des eigenen Bildes stehen dem Amateurfotografen viele Möglichkeiten zur Verfügung – jede erfordert ihr eigenes Format:
Das Bild an der Wand ist immer noch die schönste und wirkungsvollste Form der Präsentation. Dabei gilt: Nicht immer ist groß auch gut. Viele Fotos wirken als 20×30 cm Druck in einem großzügigen Passepartout besser als ein großformatiger Ausdruck. Ob groß oder klein, die eigentliche Herausforderung besteht darin, genügend Wände zu finden, an die man seine Bilder hängen darf.
Daher standen nicht die großen Bilder zum Aufhängen, sondern Hilfsmittel zur persönlichen Präsentation im Vordergrund meiner ersten Druckbemühungen.
Portfolio
Als erstes hatte ich begonnen, ein Portfolio meiner Favoriten zu drucken. Ich habe mich hier für das Format DIN A5 entschieden, weil es hier schon um relativ viele Bilder geht und die Kosten ja nicht ganz unerheblich sind. DIN A5 reicht auch vollkommen aus, um die Zwecke der Portfoliobilder zu erfüllen:
Als Probedruck zur visuellen Beurteilung des Bildes: Farbe, Sättigung, Helligkeit und Kontrast für den Print lassen sich trotz kalibriertem Bildschirm letztendlich nur auf dem Print und unter verschiedenen Lichtbedingungen prüfen.
Zur Präsentation in kleinem Kreis: Um Bilder mitzunehmen und unter Freunden herumzuzeigen, ist DIN A5 ein recht praktisches Format, das einerseits in eine kleine Tasche passt und immer noch groß genug ist, um zu wirken, wenn man es in der Hand hält. Für viele Gelegenheiten finde ich die Präsentation loser Bilder besser als ein Buch, weil man die Bilder anlassbezogen zusammenstellen kann – nicht jeder Landscape-Freund interessiert sich für die Familienbilder und die meisten meiner Familienmitglieder finden Landschaftsbilder langweilig.
Zur Zusammenstellung von Serien, wie z.B. die Auswahl von Bildern für einen Kalender oder eine kleine Ausstellung sind kleinformatige Prints eigentlich unverzichtbar. Sie passen auf einen großen Tisch, man kann sie schnell hin und her schieben, sortieren usw..
Die Nutzung der Portfoliobilder zur Zusammenstellung von Serien führt mich zum nächsten Projekt:
Wandkalender
Seit 12 Jahren gebe ich für Freunde und Verwandte einen Kalender heraus. Natürlich nicht ohne Hintergedanken: Der großeWandkalender ist ein probates Mittel zur Eroberung fremder Wände – sozusagen der Spähtrupp. Bisher habe ich den Kalender drucken lassen, bei Fotobuch.de und Fuji. Für 2018 habe ich das erste Mal den Kalender selbst gedruckt: Zeitgenössische Architektur auf DIN A2 Hahnemühle Photo Rag Baryta 325. Um es vorwegzunehmen: Das Ergebnis war die Mühe wert. Man sieht Bildern den qualitativen Unterschied sofort an.
Wie gesagt, die 13 Motive wurden aus einem Haufen Portfoliobildern am großen Tisch ausgesucht – gemeinsam mit meiner Tochter, die sich einen Architekturkalender gewünscht hatte. Einige der darin enthaltenen Bilder sollen später bei ihr eine dauerhafte Heimat an der Wand bekommen.
Das Kalendarium habe ich selbst gesetzt, ebenso die Endfertigung, d.h., die Lochung und Drahtbindung. Wer das nachmachen möchte: Man braucht dafür eine Drahtbindemaschine, die man übrigens auch im Büro gut nutzen kann. Ein wichtiger Hinweis für diejenigen, die so eine Maschine beschaffen wollen: Achtet darauf, dass die Maschine an den Seiten offen ist, sonst kann man keine A3 oder A2-Formate verarbeiten!
Buchdruck
Last but not least habe ich auch ein richtiges ™ Buch gedruckt. Hierfür haben die Bilder unserer Norwegenreise herhalten müssen. Mit diesem Projekt habe ich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Ich hatte meiner Frau versprochen, unsere Reisen wieder als Fotobuch zu dokumentieren und ich wollte einmal ausprobieren, ob es sich wirklich lohnt, ein Fotobuch selbst zu drucken.
Gedruckt habe ich auf Hahnemühle Photo Rag Book & Album Duo 210, ein doppelseitig bedruckbares Papier im Format DIN A3+. Die bedruckten Seiten habe ich zum Buchbinder gegeben, der dann ein wunderbares konventionell gebundenes Buch in Fadenheftung mit Leineneinband daraus gemacht hat:
Für diejenigen, die es nachmachen wollen: Es kostet am Ende genau so viel, wie das Drucken eines vergleichbaren Buches bei den üblichen Verdächtigen. Allerdings hat man wesentlich mehr Arbeit davon, dafür ist die Qualität aus einer anderen Welt – sowohl optisch als auch haptisch. Insbesondere hat man den Druck selbst in der Hand und kann im Zweifel mal eine Seite nochmal drucken, wenn das Ergebnis nicht zusagt. Ich freue mich schon auf mein nächstes Buchprojekt, dann mit dem ebenfalls von Hahnemühle verfügbaren Book & Album Baryta…
Erfahrungen und Fazit
Mein Bericht ist kein Druckertest. Daher will ich auch nicht weiter darauf eingehen, wie gut oder schlecht der von mir ausgesuchte Drucker funktioniert, zumal mir hier der Vergleich zu anderen Produkten fehlt. Nur zwei Sätze zum Drucker: Die Installation war einfach und das Teil tut, was ich von ihm erwarte. Ansonsten decken sich meine Beobachtungen mit den einschlägigen Reviews auf Luminous-Landscape und Northlight-Images. Vielmehr will ich darüber berichten, wie die Wiederentdeckung des Prints meinem Hobby neue Impulse verliehen hat.
Zuallererst bringt der Print mehr Hinwendung zum Bild. Es ist leider so, dass im digitalen Zeitalter die Aufnahme und das Postprocessing unverhältnismäßig viel Aufmerksamkeit haben, während das fertige Bild anschließend kaum noch Beachtung findet. Mehr noch, das fertige Bild ist der Kontrolle des Fotografen entzogen – es liegt am Betrachter, wie lange er das Bild unter welchen Bedingungen mit welchem Programm auf welchem Monitor anschaut. Der Print bringt das Bild wieder unter die Kontrolle des Fotografen. Das kann erstmal nur gut sein.
Ein anderer, wichtiger Aspekt sind die Kosten. Zeit und Geld helfen ungemein bei der kreativen Selbstbeschränkung. In der digitalen Welt ist es doch fast egal, ob man ein oder zehn Bilder vom selben Motiv veröffentlicht. In der Bilderflut des Internet würde es auch nicht auffallen, wenn man 100 Bilder pro Tag raushauen würde. Kostet doch nichts! Diese unselige Spam-Philosophie funktioniert nicht in der physischen Welt. Geld und Zeit zwingen zur Auswahl der besten Bilder. Auch das kann erstmal nur gut sein.
Für die meisten Fotoamateure ist der Druck auch eine gute Gelegenheit zur Überbrückung gewollter oder ungewollter kreativer Pausen. Die motivarmen grauen Wintermonate können auf das Angenehmste überbrückt werden, wenn man die Beute des drei schönen Jahreszeiten sichtet und in angemessene Printformen überführt. Nach einem Kalender- oder Buchprojekt fühlt man geradezu, wie die Motivation wieder steigt, mit frischen Fotos Nachschub für neue Bilder zu schießen.
Und last but not least ist da die Bildqualität. Es ist immer wieder ein schönes Erlebnis, wenn man einem Digital Native seinen ersten Fine-Art-Print in die Hand drückt: Die meisten staunen – über die nuancierten Farben, die Brillanz, die Auflösung, den Geruch der Barytbeschichtung, die organisch wirkende Oberflächenstruktur und die Haptik eines 300 g Photo-Rag. Man muss aber kein Homo Digitalis sein, um sich am Print zu erfreuen. Ohne das Internet, seine Foren, Netzwerke und Alben abwerten zu wollen – aber ein Print hat nach wie vor eine besondere Qualität. Und wer die Qualität eines selbst gedruckten Buches oder Kalenders einmal erlebt hat, fühlt sich mit den Ergebnissen der industriellen Massenfertigung nicht mehr wohl.
Eine besondere Qualitätssicherung liegt auch in der Eigenart des Endproduktes begründet: Man betrachtet ein Bild anders als eine Bildschirmanzeige. Man hält es in Händen, geht mal ganz dicht heran, legt es weg, nimmt es wieder … und häufig genug findet man etwas, was man noch verbessern kann – etwas, das man auf dem Bildschirm nicht gesehen hat. Vor allen Dingen rückt das leidige Thema Schärfe wieder etwas mehr in den Hintergrund – scharf ist das, was auf dem meinem Print scharf aussieht und nicht das, was ein Pixelpeeper in seiner 400% Vergrößerung eines Web-optimierten JPEGs ausmacht. Dafür gewinnt die Farbe mehr Bedeutung, auch und gerade in Schwarz-Weiß. Die HDR-Übertreibungen der digitalen Bilder sehen als Print meist grässlich aus, man wird wieder zur feinen Nuancierung gezwungen. Den meisten Bildern bekommt das sehr gut.
Nun hat der Print allerdings einen gravierenden Nachteil gegenüber dem digitalen Pendant: Man kann das Bild in all seiner Schönheit nur dann sehen, wenn man es in Händen hält oder vor ihm steht. Im Internet ist es einfach – mit wenigen Mausklicks ist das Bild auf einschlägige Seiten publiziert und weltweit verfügbar. Wird es deshalb häufiger betrachtet? Wer weiß das schon, aber spätestens hier ist man wieder bei der alles entscheidenden Grundfrage der Amateurfotografie angelangt: Warum und für wen fotografiere ich? Am Ende gilt es abzuwägen: Print für Wenige oder JPEG für Alle.
Und plötzlich kommt eine weitere Erkenntnis dazu: Print bringt nicht nur die Hinwendung zum Bild, sondern auch die persönliche Hinwendung zum Betrachter: Der Fotograf ist anwesend – zumindest bei der Übergabe. Und das, so finde ich, ist für mich der ganz entscheidende Unterschied zur virtuellen Präsenz.
Wer gerne mehr über Harald erfahren will, schaut doch mal auf seiner Website vorbei:
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Toll, der Bericht kommt zur richtigen Zeit, da ich mich seit einiger Zeit mit der Beschaffung des Canon Druckers befasse und noch ein paar Argumente habe, ihn tatsächlich zu kaufen.
Freut mich, dass ich dir bei der Entscheidung helfen konnte. Du wirst dich noch wundern, welche längst vergessenen Schätze du auf deiner Festplatte wiederentdeckst!
Harald, du bringst es auf den Punkt.
Deinen Gedanken und Erkenntnissen schließe ich mich vollumfänglich an.
Auch ich habe zu Analogzeiten immer selbst entwickelt und vergrößert und es wäre für mich zutiefst unbefriedigend, meine Digitalbilder nicht in Papierform anschauen und präsentieren zu können. Für mich gehört das selbst Drucken deshalb von Anfang an zur Digitalfotografie, wie die Aufnahme an sich.
Besonders beachtenswert finde ich deinen Hinweis auf das „Digitale Erbe“ (eine schöne Wortschöpfung, übrigens) und das fehlende Bewusstsein dazu. Kaum jemand scheint sich Gedanken darüber zu machen. Insofern finde ich diesen Fingerzeig ausgesprochen wichtig.
Alles in Allem ein sehr schöner Bericht, der hoffentlich viele Fotografen wieder zurück zum „fertigen“ Bild bringt.
Das mit dem digitalen Erbe beschäftigt mich schon sehr lange. Irgendwie finde ich die Entwicklung tragisch, dass am Ende unserer Tage Google mehr über uns weiß, als unsere Kinder. Es wird höchste Zeit für einen analogen Backslash!
Hai Harald!
Man kann es nicht oft genug sagen: Druckt Eure Bilder!!!
Es gibt einen Papierhersteller (Ich stehe nicht auf der Lohnliste!!), der hat eine Aussage in seiner Werbung, wie man es treffender nicht sagen kann: Das Bild zu Ende denken!
Auch ich habe ein paar Gedanken über das Drucken niedergeschrieben. Kann man hier nachlesen.
http://peterziegler.net/das-fotografische-ziel-der-finale-druck/
Die Seite hier gefällt mir ausgesprochen gut!!
Danke für den Hinweis auf deinen Bericht, aus dem die gleichen Überlegungen sprechen. Gut gefallen hat mir der Hinweis auf die Box, wo viele der Bilder hineinwandern. So eine Box hat gegenüber der Festplatte einen ganz wesentlichen Vorteil: Man kann sie jederzeit mit- und zur Hand nehmen, braucht keine Technik, keine Vorbereitungen und nichts. Und vor allem: Das Bild aus der Box sieht genau so aus, wie man es als Fotograf will.
Hallo Harald, schöner Bericht, auch wenn er sich nicht mit meinen Erfahrungen deckt. Ich habe in meiner Wohnung etwa 40 gerahmte Drucke hängen, die ich mit dem Epson Stylus Photo R2400 gemacht habe. Aber in diesen Jahren hat mich die Druckerei eher genervt, als dass sie mir Spaß gemacht hätte. Mindestens eine Druckpatrone war eigentlich immer fast leer und ich war ständig am nachkaufen. Daher habe ich doch gar nicht so viel gedruckt. Tatsächlich eher so selten, dass sogar manchmal eine Patrone eingetrocknet ist und ich sie entsorgen konnte. Außerdem war die Begrenzung auf A3+ für mich mehr und mehr eine Einschränkung. Das führte dazu, dass ich irgendwann aufhörte zu drucken und die Bilder an der Wand blieben immer die selben.
Inzwischen habe ich aber einen Dienstleister gefunden, der meine Bilder zu einem vernünftigen Preis auf Barytpapier hervorragender Qualität druckt. Und das in reinem Schwarzweiß mit 12 verschieden Graupatronen. Jetzt kommen wieder öfter mal neue Bilder an meine Wand und ich werde in Zukunft wohl auch mal zwei kleinere Bilder durch ein richtig großes ersetzen. Bei mir hat also der Weggang vom Selberdrucken einen deutlichen Motivationsschub gebracht.
Hallo Ralf, vielen Dank für deinen Kommentar. Ich denke, dass Fotodrucker regelmäßig drucken müssen, um halbwegs wirtschaftlich betrieben werden zu können. Wenn bei dir eine Patrone eingetrocknet ist, spricht ja einiges dafür, dass es da längere Benutzungspausen gegeben hat. Was das Wechseln der Tintenpratronen angeht, so hat der Epson R2400 Tintenpatronen mit 13ml Inhalt, während die Patronen des Canon Pro1000 einen Inhalt von 80ml haben. Das reicht dann schon mal 6x so lang. Ich habe allerdings immer einen kompletten Satz Patronen auf Lager, so dass die Bestellung nie zeitkritisch ist.