oder: Der Fujifilm TCL-X100 gegen den Rest der Welt
Keine-Zeit-Version:
„Der TCL macht Spaß, weil er eine gute Kamera perfekt ergänzt.“
Zum Lesen hier:
Ich kaufte mir kürzlich einen TCL-X100- sogar mit Vorfreude. Und die hat sich inzwischen bestätigt.
Doch warum eigentlich meinte ich, den Konverter für die Fuji X100s zu brauchen? Über subtile Botschaften des Marketings denke ich an dieser Stelle lieber nicht nach, das „Brauchen“ kommt ja meistens genau daher.
Vor beinahe 3 Jahren hatte ich keine Lust mehr auf meine DSLR. Zu schwer und zu groß war sie mir geworden. Die Bildqualität hatte ich beinahe ausgereizt, alles weitere wäre nur durch den Kauf hochwertigerer und teurerer Objektive möglich gewesen – oder schließlich durch Anschaffung einer neuen Kamera.
Eigentlich hatte es dann eine X100 werden sollen – für mich der Befreiungsschlag aus der DSLR-Welt, aus Objektivkäufen und zu vielen Optionen. Irgendwo hatte ich da mal was gelesen, in den Weiten des Internet… Und während ich noch recherchierte, wurde die Fujifilm X-Pro 1 angekündigt.
Merkwürdiger Sensor, angeblich Wahnsinnsbildqualität, vor allem aber ein lichtstarkes 35mm Objektiv – mit dem Sensor also eine Normalbrennweite – genau was ich suchte. Die Entscheidung stand fest und nach einem halben Jahr Wartezeit war sie endlich da: Meine X-Pro 1 mit dem XF35mm.
Für das folgende halbe Jahr war Frieden. Eine Kamera, ein Objektiv. Normalbrennweite. Und irgendwie hatte das auch für alles gereicht. Familiensachen, Arbeit, eine Hochzeit, immer mal eine Landschaft oder ein Blümchen, Urlaub usw.
Doch dann ging es wieder los: ein Weitwinkel musste her, dann musste ein Tele her und dann und dann. Schließlich konnte man auch recht günstig alte manuelle Objektive adaptieren… Wieder war ich da, wo ich losgegangen war. Zu viele Optionen.
Irgendwann wurde das XF 23mm angekündigt und ich war begeistert, wollte aber nicht mehr warten und kaufte die inzwischen erschienene X100s. Eigentlich das, was ich anfangs gewollt hatte. Nun aber neu: Wieder der komische Sensor, angeblich schneller als die X-Pro 1, kleiner, schöner und vor allem: In sich geschlossen. Fertig. Keine Optionen. Das wollte ich doch – oder nicht?
Statt des XF23 wurde es also die X100s – und das, wie ich finde, zu recht. Ich mag den Look der X100s Bilder sehr. Und ich mag den Bildwinkel eines Normalobjektivs. Als der TCL-X100 angekündigt wurde, war mir ziemlich klar, dass ich ihn haben wollen würde. Der bereits erhältliche WCL-X100 ließ mich kalt.
Mittlerweile hatte ich einige Optionen an Normalbrennweiten an der X-Pro1 ausprobiert. Das XF35 ist nahezu perfekt, relativ klein und leicht, offenblendig scharf, beinahe tadellos. Allerdings könnte das Bokeh manchmal sahniger sein und zu viel Schärfe ist auch nicht immer gut und der Umgang mit Lichtern im Unscharfen gefiel mir auch nicht immer.
Also kam immer mal Spielzeug ins Haus. Ein paar Varianten sieht man hier in den Bildern. Das Zeiss Planar 50mm f1.7 auf dem Metabones Speed Booster neben dem Zeiss Distagon 35mm f2.8. Das Fujinon XF35mm neben der X100s mit dem TCL-X100. Allerdings echte Vergleichtsbilder sucht man hier vergeblich. Lieber zeige ich ein paar Bilder, die in etwa wiedergeben, was die Kombinationen leisten können. Groß sind die Unterschiede nicht.
Alle Kombinationen haben in etwa den gleichen Bildwinkel (was ich jetzt nicht ausrechne). Unterschiede zwischen X100s und X-Pro 1 gibt es natürlich auch, speziell, das Zusammenspiel aus Verschlusszeiten und Offenblende, jpeg-Engine usw. Es sind also sehr verschiedene Sorten Obst, die hier zusammen gesehen werden.
Fazit: Keine Überraschungen – jede Kombination zeichnet anders, reagiert anders auf Gegenlicht, vignettiert oder eben nicht usw. Je nach persönlichem Geschmack kann jeder das eine oder andere bevorzugen.
Der TCL-X100 schlägt sich sehr gut. Die Schärfe ist für einen Vorsatzkonverter beeindruckend – aber Schärfe ist nicht alles. Eher mag ich den leicht weichen Charakter bei Offenblende, für Portraits finde ich das wunderbar. Die Bildqualität ist beeindruckend.
Was packt man nun in die Fototasche?
Darauf gibt es keine echte Anwort.
Packe ich die X100s mit dem TCL-X100 in die Tasche, ist das Ganze leicht, klein und ich habe 2 Brennweiten dabei, die schnell „gewechselt“ sind (ohne den Sensor freizulegen).
Bei einer X-Mount Kamera hätte ich bspw das XF23 und das XF35 dabei, was größer, schwerer und insgesamt auch teurer wäre, dafür geht der Objektivwechsel etwas schneller.
Mein persönliches Fazit: Wer die X100(s) hat, sollte sich den TCL-X100 genauer ansehen, selbst wenn vergleichbares im Haus ist. Die Bildqualität ist sehr gut, die Kombination bleibt leicht und klein. Das XF35 brauche ich nur für die X-Pro1 gar nicht mehr – an der Stelle kommt nun der TCL-X100 auf der X100s zum Einsatz. Dennoch behalte ich das XF35, denn manchmal geht’s auch nur mit der Pro raus, denn da gibt es noch etwas, das die X100s gar nicht aufwiegen kann: das XF56… aber das ist eine andere Geschichte, die an einer anderen Stelle erzählt wird.
Das einzige, was mich etwas am TCL stört, ist das riesige gewölbte Frontelement. Ich wünsche mir eine zweite Version mit ausziehbarer Gegenlichtblende, nicht so sehr wegen eventueller Flares, die fast gar nicht auftreten. Viel mehr wegen des Linsenschutzes. Vermutlich werde ich einen Schutzfilter anschaffen, was bei 67mm Durchmesser kein günstiges Unterfangen wird – ich vertraue da auf Heliopan und die sind nicht ganz billig.
Ach so: Weil man das heutzutage ja immer gleich drunter schreiben muss, wenn man etwas gut findet und das auch noch laut sagt: Ich mag Fujikram, bekomme aber nichts geschenkt oder gezahlt dafür, dass ich das hier sage.
Herzlichst!
Elmar
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Hallo Elmar, das liesst sich sehr gut.
Ich habe die x100s und die pro1 mit div. Linsen (auch das 35er/1.4) und muss gestehen, dass ich viel öfters mit der x100s unterwegs bin seit ich das TCL habe. Man kann die Bequaemlichkeit als Grund dafür nennen aber auch das Gewicht. Denn wie Du bereits erwaehnt hast, hat man in dieser Kombination ein 35er und 50er quasi alles dabei.
Die Qualitaet steht ausser Frage, wenn man denn damit umgehen kann, bekommt man wunderschöne Fotos incl Bokeh und Co.
Viele Grüsse aus Istanbul
Murat
Hallo Murat,
genau so ist es. Leicht, klein und super Qualität. Die X100s hat es mir auch angetan, es macht einfach Spaß beim Fotografieren. Der eingebaute ND-Filter hat mir schon viele gute Dienste geleistet. Der TCL macht das Paket richtig rund.
„Vermutlich werde ich einen Schutzfilter anschaffen, was bei 67mm Durchmesser kein
günstiges Unterfangen wird – ich vertraue da auf Heliopan und die sind nicht ganz billig.“
Hallo Elmar,
inzwischen gibt es ein 67 mm original Fuji filter, preis noch unbekant, B+W um €55.
LG
Dr.S
Hey, danke für den Hinweis! 🙂
Hallo Elmar.
Danke für den hilfreichen Bericht. Deine Bilder sind auch sehenswert.
Das letzte ist geht glatt als Hommage an W. Eugene Smith durch… was sicherlich kein Zufall ist.
Viele Grüße
Mattes
Hi Mattes,
vielen Dank für das Lob – für das letzte Bild bin ich bereits des Öfteren auf Herrn Smith hingewiesen worden – muss aber gestehen, dass ich dessen Werk vorher nicht kannte. Eine Bildungslücke vielleicht, die nun geschlossen ist. 🙂
Viele Grüße!
Elmar
Tolle Demo-Fotos. Du hast mir die Kaufentscheidung erleichtert. Es ist seit drei Tagen da und das Teil ist absolut genial an der X100F! Ich bin sowieso ein 50mm-Fan, aber die X hat ja „leider“ die 23-zu-35er-Optik, die mir in den meisten Fällen zu weitwinklig ist. Insofern dürfte die TCL jetzt meistens drauf bleiben. Das einzige, was mich stört, ist dass die Linse eine Spur unschärfer wird und der Autofokus einen Moment länger braucht – aber das ist sicher kein K.O.-Kriterium. Brächte Fuji die X100 mit 50er-Standardobjektiv raus – sie wäre meine Traumkamera.
Christian, da bin ich ganz bei dir! Weil es „damals“ die X100 nicht mit einem 35er gab, wie auch heute, habe ich dann zunächst doch zur Pro1 mit dem 35er gegriffen. Die Zeichnung der X100 Serie insbesondere auch mit dem TCL finde ich einfach grandios!
Frage; wie bekommt man so ein Teil geschenkt?
Keine Ahnung! Geschenkt war da nichts. Im letzten Satz steht das ja auch noch mal ganz deutlich. 🙂