Wer unseren Blog kennt bzw. schon länger verfolgt, der weiß, dass wir hier nicht rein digital unterwegs sind. Wir lieben es immer wieder, einen analogen Film durch eine schöne Kamera zu ziehen. Ich war neulich bei einem Fotografen Kumpel hier in Berlin. Der ein oder andere kennt ihn vielleicht: Tobias Schult. Tobias ist ein Profi-Fotograf mit einem wirklich sehr beeindruckenden Portfolio. Ich kannte ihn nicht zuletzt durch den Leica Blog und eben dieses eine Foto von ihm, das immer auf der Startseite des Leica-Fotoparks auftauchte.
Lustigerweise haben Tobias und ich uns dann auch durch die analoge Fotografie persönlich kennengelernt. Um genau zu sein, habe ich mich von einem alten Schätzchen trennen wollen, und war dann doch positiv überrascht, dass mit einem Mal Tobias in meinem Wohnzimmer stand. Ich freute mich vor allem deshalb darüber, da ich Tobias natürlich schon online länger verfolgte und mir auffiel, dass er durchaus viel analog fotografiert. Ich konnte mir also sicher sein, dass die Kamera in gute Hände kam. Das machte mir den Abschied von der Kamera leichter, denn sie war echt ein kleines Schmuckstück.
Neulich besuchte ich Tobias in seinem Studio in Berlin, um mir einen Tobias Schult abzuholen und die Contax G2 aus dem Titelbild, die mir Tobias freundlicherweise leihweise überlässt. Ich hatte auf Instagram seine Aufnahmen mit der Chamonix Kamera mit dem Fujifilm FP100 (affiliate link) immer aufmerksam verfolgt. Vor allem, weil ich noch nie mit einer Großformatkamera gearbeitet hatte. Der Film wurde leider von Fujifilm offiziell eingestellt und die Restbestände gehen jetzt für wirklich horrende Preise über den Ladentisch. Als ich da so saß und von Tobias für die Aufnahme ins rechte Licht gerückt wurde, muss er wohl irgendwann verzweifelt sein. Denn natürlich interessierte es mich brennend, wie er da alles einstellte. Und da er mit einem 240mm bei f5.6 an einer Großformatkamera ca. 1 Meter von mir entfernt rumhantierte, war die Schärfeebene natürlich minimal. Er leitete mich an, wie ich meinen Kopf zu halten hatte, und als er dann alles einstellen wollte, war ich natürlich wieder wie ein neugieriges Kind am schauen und komplett aus der Position raus.
Irgendwann schaffte er es dann tatsächlich doch noch, mich in Position zu bringen und machte genau ein Foto. Das Ergebnis, welches er mir dann ca. 2,5 Minuten später präsentierte, mochte ich tatsächlich sehr. Weniger, weil ich mich selber so toll finde, sondern wegen den Farben, denn das Spiel von Licht und Schatten und meine Position in eben diesem Muster – richtig cool! Das besondere an dem FP100 ist natürlich, dass man nicht nur sofort ein Positiv erhält, vielmehr erhält man eben auch ein Negativ. Wenn man sich die Mühe macht, dies mittels Bleiche dem Material zu entlocken. An der Stelle mal ein fettes Danke an Tobias, dass er sich die Arbeit gemacht hat!
Mit der Contax G2 und dem Positiv ging ich also nach Hause und machte mich einige Tage später auf den Weg nach Mumbai. Eigentlich hatte ich dort vor, viel mit der Conatx G2 zu fotografieren. Das klappte aus bestimmten Gründen dann aber leider nicht so, wie ich es erhofft hatte. Aber an dem Tag bei Tobias erwachte wieder diese Lust mehr analog zu fotografieren. Auch wenn ich das Ergebnis auf dem Positiv echt schön fand, war/ist der Grund aber wirklich weniger, dass mir die Ergebnisse bei Film zwingend besser gefallen. Nicht falsch verstehen, ich mag den analogen Touch bei den Fotos schon, vielmehr nervt mich bei analog der lange Prozess des Entwickelns. Ich habe da zum einen nicht die Ruhe für, aber vor allem nicht die Zeit oder eben das Geld. Denn letztlich will ich die analogen Bilder auch am Ende digital haben. Das bedeutet scannen oder scannen lassen. Selber scannen kostet wirklich ganz schön viel Zeit und scannen lassen ist eben mitunter teuer.
Nein, was ich wirklich zugeben muss, ist, dass mir die Technik an den alten Kameras einfach richtig viel Spass macht. Das sind zum Teil wirklich richtig schöne Kameras. Da ist das Foto an sich manchmal für mich sogar Nebensache. Das Drehen und Drücken an den Rädchen und Knöpfen, die Belichtung schätzen, messen, überlegen, ob alles passt, und dann abdrücken. Dieser ganze Prozess fasziniert mich wirklich. Im Grunde war dies auch mein Weg in die Fotografie. Damals, als ich die alte Canon F1 meines Vaters im Schrank gefunden habe und am liebsten gleich losgelegt hätte. Mein Vater sah das etwas anders, aber das ist eine andere Geschichte.
Hinzu kommt auch, dass analoges Fotografieren mittlerweile leider ein teurer Spass geworden ist. Natürlich ist Kleinbild (noch) nicht so teuer wie ein Foto mit dem FP100. Aber es entwickelt sich mehr und mehr dort hin. Ich bin schon jemand, der die hohe Auflösung und die Schärfe bei digital feiert. Auch der schnelle Prozess bei digital sagt mir mehr zu, aber die alten Kameras sind schon echt was besonderes. Ich glaube, nicht umsonst mag ich die Leica M auch so gerne. Natürlich ist die M10 alles andere als eine antike Kamera und kommt im analogen Gewand sehr modern daher, aber der analoge Touch, den die M10 hat, ist für mich eben Freude. Ich glaube, das Technische ist es, was mir an der analogen Fotografie wirklich so viel Spass macht.
Wie es der Zufall dann so wollte, wurden mir in meinem Instagram Feed Fotos von einem Fotokumpel angezeigt, Matz Binder. Matz hat hier bei uns vor längerer Zeit auch schon mal etwas zur analogen Fotografie gebloggt, und dabei ist mir aufgefallen, dass er eine Menge Messsucherkameras auseinander nimmt, reinigt und teilweise repariert und wieder zusammenbaut. Und da ich Matz und seine Perfektion kenne, schrieb ich ihn an und fragte, ob er zufällig was für mich hätte. Und siehe da, er schickte mir ein Foto und fragte nur: Welche Belederung?
Ich bin jedenfalls sehr gespannt und freue mich voll auf das, was da demnächst bei mir eintrudelt, und ich habe Matz auch gebeten, hier demnächst ein bisschen was zu seiner Arbeit zu veröffentlichen. Ihr dürft also gespannt sein, was hier bald bei uns auf dem Blog zum Thema analog kommen wird. Mehr über Matz könnt Ihr auf seiner Website erfahren. Ein Besuch auf seiner Website lohnt sich in jedem Fall.
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„Und da ich Matz und seine Perfektion kenne, schrieb ich ihn an und fragte, ob er zufällig was für mich hätte. Und siehe da, er schickte mir ein Foto und fragte nur: Welche Belederung?“
Und welche Kamera wurde dann?
VG aus München, Michael
Eine Canonet QL17 GIII
Wie auf den Fotos ganz gut zu erkennen sein sollte.
Hallo Mehrdad!
Vielen Dank für den interessanten Blogpost. Warum hat denn das Arbeiten mit der Contax nicht funktioniert? Ich bin aber auch neugierig, warum es keine analoge Leica war, die Dir zuerst eingefallen ist.
Viele Grüße
Helmut
Hallo Helmut,
Das lag natürlich nicht an der Contax. Mit der ist alles in Ordnung. Es war eher das ich nicht zum Fotografieren an sich kam.
Warum keine analoge M?
Die sind mir leider etwas zu teuer. Ja hört sich lustig an wenn das ein M10 Fotograf behauptet. 😉