Seit Anfang des Jahres 2017 ist sie nun auf dem Markt und viele haben lange auf sie gewartet. Ich gebe zu, ich war einer von Ihnen. Zu einem sehr frühen Stadium.
Es war zur Photokina 2014, als das Verlangen und die Forderungen an Fujifilm herangetragen wurden, eine Mittelformatkamera zu bauen. Nicht nur von vielen Fujifilm X-Photographern und anderen aus dem engen Fujifilm Kreis. Dem Markt wurde klar, dass Fujifilm diejenigen, welche sein könnten, die es erfolgreich wagen könnten, PhaseOne und Hasselblad nachzueifern. Die Firma, die den Markt der Kleinbildsensoren überspringen und gleich in den hochprofessionellen Markt der Mittelformatkameras eindringen würde. Nicht wenige waren sogar überzeugt, dass Fujifilm den alten Playern auf dem Markt das Fürchten lehren könnte.
Die Kamera ist schon eine Weile auf dem Markt und viel wurde über sie geschrieben. Die meisten gut sortierten Fotoläden haben eine zur Ansicht bereit und jeder, der sich ein Bild von ihr machen will, kann dies mehr oder weniger ausgiebig machen. Nun eben so gut, wie man sich ein komplettes Bild von einer Kamera in einem Fotoladen wirklich machen kann. Im Normalfall fotografiert man den Verkäufer bei mehr oder weniger schlechtem Licht und findet die Bildergebnisse so lala. Ich hatte das Glück, von Fujifilm Deutschland ein komplettes Set zugeschickt zu bekommen. Neben der GFX50s selbst das GF23mm f4, das GF63mm f2.8 sowie das GF120mm f4.
Es war vor allem ein großer Ausflug nach Hakone in Japan von meiner Seite aus geplant, aber das Wetter machte mir einen deutlichen Strich durch die Rechnung. Aber zum Glück kann man auch anderes als Landschaft mit diesem System aufnehmen. 😉
Alles eine Gefühlssache
Das erste, was einem wahrscheinlich bei der GFX auffällt: Sie ist leicht. Hatte man jemals mal eine andere Mittelformat in der Hand, so ist man von dem verhältnismäßig geringem Gewicht überrascht. Ich war das zumindest. Als nächstes viel mir auf, dass die Kamera sehr gut in der Hand liegt. Das liegt meiner Meinung nach vor allem an dem vorderen Griff in Kombination zu der hinteren Daumenstütze, welche deutlich ausgeprägt ist, deutlicher als bei der X-T1/T2. Diese Kleinigkeit lässt einen die Kamera sehr sicher und gut in der Hand halten. Als Fujifilm X-Series Nutzer fühlt man sich sehr schnell zurecht. Klar hat die GFX noch ein paar Besonderheiten und Knöpfe mehr, aber im Grunde ist die Bedienung sehr ähnlich.
Klasse ist das kleine Display oben auf der Kamera. So hat man seine Einstellungen immer im Blick, bei egal welchen Lichtverhältnissen.
Im Auge des Betrachters
Okay, bezüglich der Bildqualität kann man vielleicht argumentieren, dass diese im Auge des Betrachters liegt. Also theoretisch könnte man dies. Bei der GFX50s kann man dies nicht! Die Bildqualität ist einfach so, wie im Grunde alle sagen: Genial!
Da gibt es im Grunde nichts mehr zu sagen. Die Kamera liefert mit den Fujinons einfach wunderbares Bildmaterial. Jetzt liegt es nur noch an dem Fotografen eine gescheite Komposition hinzubekommen, die Belichtungsparameter richtig einzustellen und möglichst den Auslöser im richtigen Moment zu drücken, dann klappt das auch mit dem Foto. 😉 Okay, das tut es natürlich auch mit fast jeder anderen Kamera, aber die 50MP auf dem grossen Sensor sind schon was anderes. Doof ist, dass man dies im Web fast kaum darstellen kann. Da hilft wirklich nur selber testen. Was man da auch an Reserven erhält, um zum Beispiel zu croppen und/oder an Ausdrucken zu erstellen, das ist schon wirklich imposant.
Ich habe den HighISO Bereich nicht groß gefordert, aber bis ISO6400 bin ich ohne irgendeinen Kompromiss gegangen. Die Details bei der schon sehr hohen ISO Einstellung sind sehr gut.
Jetzt kann man natürlich auch argumentieren, dass dies mit der Phase One oder Hasselblad und Back auch möglich ist– wobei ich hier gar nicht deren HighISO Verhalten kenne. Das ist natürlich richtig, aber hier sollte man einfach mal kurz recherchieren, was man dafür dann zahlen muss ,um eine Kamera mit Objektiv zu erhalten, um auch ein Foto machen zu können. Hier hat Fujifilm wirklich eine klare Ansage auf dem Markt gemacht.
Vielleicht bin ich auch zu unerfahren auf dem Feld der Mittelformat Fotografie, aber ich konnte jetzt nicht den viel beschworenen Mittelformatmojo entdecken. Ja, die Schärfentiefe/Teifenschärfe/Schiefentärfe/Tärfenschiefe ist schon deutlich geringer bei f2.8 als bei APS-C, aber ansonsten finde ich da jetzt nicht, dass das Mittelformat den Unterschied macht.
GFX oder nicht GFX? Das ist hier die Frage!
Ganz klar: Ja! Diese Kamera ist einfach nur cool. Man bekommt mit der GFX50s zum ersten Mal zu verhältnismäßig erschwinglichem Preis ein Mittelformatsystem, das einem einfach hervorragende Bildergebnisse liefert. Die Raw’s, aber vor allem die jpg’s, sind hier in gewohnter Fujifilm Manier herausragend. Technisch ist die Kamera auch mit allem von der Fujifilm X-Serie ausgestattet. Ein recht flotter Autofokus (okay, keine X-T2 Verhältnisse, aber für MF sehr gut) mit Touchfunktion, Gesichtserkennung, Wifi und Klappdisplay ist genauso an Bord, wie zusätzlich ein paar mehr Knöpfen für noch mehr Konfigurationsmöglichkeiten.
Allerdings muss man auch genau wissen, worauf man sich hier einlässt und vor allem, was einem diese Bildqualität wert ist. Und hier rede ich nicht zwingend vom Geldwert. Vielmehr ist die GFX mit ihren Objektiven bestimmt nicht die Jackentaschen Kamera. Ja, sie ist leichter und kleiner als die meisten anderen Mittelformat-Kameras auf dem Markt, aber immer noch weit entfernt von der Jackentasche. Wenn man bei nicht idealen Lichtverhältnissen fotografiert, kann schnell ein Stativ nötig werden, um nicht verwackelte Bilder zu erhalten. Die GF Objektive, die ich zum Testen hatte, sind schon wirklich richtig tolle Gläser, aber eben auch alles keine Schnäppchen. Die Frage, die man sich wohl stellen muss, ist, benötigt man das Mittelformat? Wer seine Bilder selten bis gar nicht ausdruckt und wenn, dann maximal in kleinen Posterformaten, der findet wohl für das Geld bessere bzw. andere ausreichende Alternativen. Für das Geld aus GFX50s + einem Objektiv kann man sich bei der Fujfilm X-Serie zum Beispiel mit einem oder gar zwei Bodies plus einem Set der Prime X-Series Objektive ausstatten und hat, glaube ich, sogar noch ein wenig Geld übrig.
Für all die, welche aber den Mittelformatsensor benötigen, haben jetzt mit der GFX50s eine richtig gute Alternative zu den alteingesessenen Marken auf dem Markt. Ich mag ja das Wort Game Changer nicht so, aber die GFX 50s kommt den wohl am nähsten?!
Für mich ist das System leider nichts, auch wenn ich 2014 ganz vorne mit dabei war nach der Forderung nach einer Mittelformat Fujifilm Kamera. Für mich ist die Kamera bzw. das System immer noch zu groß. Ich hatte auf eine Mittelformat x100 gehofft – klar, eine Kamera, die eher nicht für den Massen-Markt bestimmt ist, aber für mich wäre sie eventuell interessanter gewesen als die GFX50s. Wenn ich das Geld übrig hätte, würde ich sie zwar schon gerne besitzen, denn für das Studio und die eine Hochzeit, die ich damit aufgenommen habe, ist diese Kamera wie gemacht. Die Ergebnisse sprechen in meinen Augen eine ganz klare Sprache, auch wenn diese ins Internet übersetzt nicht ganz so deutlich ist. Jedem interessierten empfehle ich sie unbedingt auszuprobieren!
Aber Achtung! Suchtfaktor ist enorm, nur testen, wenn Ihr auch das Geld bereit seid dafür auszugeben. 😉
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Hallo Mehrdad, ich schätze Deine Artikel sehr und freue mich immer wieder über sie. Doch ein kleiner Wermutstropfen bleibt. Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde ein 24×36 Film als Kleinbildformat genannt. Ein Mittelformat spielte sich im 6×6 oder 6×9 etc. ab. Fuji ist mit diesem Format etwas über das Vollformat gegangen, doch so richtig Mittelformat ist es auch nicht. Mir geht’s gar nicht um die Qualitätssteigerung an sich, vielmehr um die Vermarktung und Neudefinition eines Formats. Am Ende wird nur eine Werbebotschaft vermarktet.
Beste Grüße Jörg
Hallo Jörg,
Ja da sprichst Du natürlich schon was wahres an, allerdings sollte man dann auch nicht von Vollformat sprechen. Denn alles was größer als Vollformat ist, ist dann was, wenn es nicht als Mittelformat bezeichnet werden soll?
?
Ich wehre mich eh gegen den Ausdruck „Vollformat“.
Lange rede kurzer Sinn, der Sensor ist größer als Kleinbild und kleiner als das analog kleinste Mittelformat.
Tut der Bildqualität dann aber dennoch keinen Abbruch.