Heute will ich meine Berichtreihe über die Voigtländer Objektive gerne mit einem Objektiv fortsetzen, welches schon in den Anfangstagen dieses Blogs hier zu Gast war. Damals noch nur an der Fujifilm x-pro1 durfte es mich die letzten Wochen an der Leica M10 begleiten. Es geht um das Voigtländer Nokton 50mm f1.5 VM Objektiv. Das VM steht hierbei bei Voigtländer für ein Objektiv mit Leica-M Anschluss. Aber bevor ich ins Detail gehe, möchte ich an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön für die Leihgabe an Ringfoto bzw. Voigtländer DE senden.
Dank auch an Andreas (Betreiber vom Fuji X-Forum und LeicaUserForum) der das ganze hier in Gang gesetzt hat. Ich schätze aber nicht nur deshalb deshalb beide seiner Foren. Viel Wissen für Umme. 😉
Ich kannte das Voigtländer Nokton 50mm f1.5, wie bereits oben geschrieben. Als ich schon dachte, mich könne hier nichts mehr überraschen, stellte ich beim Auspacken fest: Die netten Damen und Herren haben mir das silberne Exemplar geschickt. Warum nur? 😉 Ich habe mich jedenfalls gefreut. Nicht nur, weil ich es irgendwie ganz schick finde, so hatte ich eben mal beide Versionen in den Händen. So schön es aussieht, so musste ich gleich feststellen, dass es ganz schön glänzt. Das an und für sich ist nicht schlimm, aber beim näheren Betrachten fiel mir dann auf, dass ich bereits in der Wohnung, zugegeben eine recht helle, beim Ablesen von Blende und Fokusdistanz Probleme hatte. Nicht dramatisch, aber hier finde ich, hat Voigtländer/Cosina keine gute Kombination von Gehäusefinish, Schriftdicke und Farbe gewählt. Das ist tatsächlich ein Kritikpunkt für mich. Gut, vielleicht bin ich bzw. meine Augen mittlerweile einfach zu alt dafür. Nein, ernsthaft jetzt: Kann man so machen, muss man aber nicht.
How does it feel?
Hier macht Voigtländer einige Dinge richtig, aber ich kann mir vorstellen, dass dies nicht jedermanns Sache ist. Wie oben erwähnt, finde ich das Objektiv rein äußerlich erst einmal gelungen (bis auf das mit der Beschriftung eben). Es hebt sich erfrischend von den anderen Objektiven ab. Also rein äußerlich, sehr old school eben. Das Fokusrad findet man taktisch sofort ohne hinzuschauen. Das finde ich schon einen großen Vorteil. Das erinnert mich ein wenig an die vielen Knöpfe und Schalter im Cockpit. Wer sich mal ein Cockpit genauer anschaut, dem fällt evtl. auf, dass die vielen verschiedenen Schalter und Knöpfe alle ganz unterschiedliche Formen und Oberflächen haben. Das ist nicht, weil Airbus/Boeing sich die Teile auf dem Flohmarkt zusammensucht, sondern absichtlich so. Im blöden Fall, wenn in einem Cockpit mal die Sicht schlecht ist (Gott bewahre, dass ich das je miterleben werde!), kann der Pilot die unterschiedlichen Schalter, Knöpfe, Drehknöpfe eben ertasten. Zumindest ist das die Idee dahinter. „Again what learned“ ™
Warum erwähne ich das? Nun, bei dem Nokton 50mm ist das eben ganz genauso. Man kann sich quasi nicht vergreifen, das ist haptisch so eindeutig wie irgendwas. Ich finde das sehr gut! Der Blendenring ist auch gut bedienbar, rastet sauber in ½ EV Stufen von f1.5-f16.
Zum Lieferumfang gehört eine metallene (schwarze) Schraubsonnenblende und ein dazu passender metallener Deckel. Sehr schön verarbeitet, schützt es so das Glas sehr gut.
Aber auch hier habe ich einen kleinen Kritikpunkt: Vielleicht liegt es daran, dass ich ein recht neues (wenn nicht sogar fabrik-neues?) Objektiv erhalten habe. Das Fokussieren ist nicht so leichtgängig wie das bei z.B. Leica Gläsern oder den Zeiss Gläsern der Fall ist. Finde ich etwas schade, und es bleibt nur zu hoffen, dass sich dies mit der Zeit etwas gibt.
Alles in allem finde ich die Fertigungsqualität sehr hochwertig.
Die Bildqualität
Ich liebe das Objektiv in diesem Punkt wirklich sehr! Es erinnert mich ein wenig an das Zeiss Sonnar 50mm. Das Bokeh ist wunderschön weich, es ist offen schon sehr schön scharf. Es hat nicht so sehr den 3D Pop wie manch ein Leica oder Zeiss Glas, aber ein bissl geht schon.
In der Mitte ist es schon bei Offenblende schön scharf. Ab f2.8-4 ist es richtig toll scharf, und ich als alter NICHT-Pixelpeeper finde es da auch in den Ecken super! Bei extremen Lichtsituationen hat es offen zum Teil sehr deutliche chromatische Abberationen. Die sieht man dann sogar auf dem Kameradisplay, aber nichts, was man nicht leicht in der Post mittels zwei Klicks wegbekommen würde. Ich konnte keinen Fokusshift feststellen.
Was ich ja bei fast allen Voigtländer Objektiven bisher feststellen konnte, ist, dass die Lichtsterne meist im Preis inklusive sind. Finde ich super!
Gegenlicht macht dem Nokton scheinbar auch kaum was aus. Ich konnte nichts Störendes provozieren/feststellen. Offen vignettiert es schon. Toll! Ich bin da ein Fan von. Aber bei so lichtstarken Objektiven ist das eher normal. Verzeichnungen habe ich keine festellen können.
Alles in allem beurteile ich für mich Objektive eben danach, wie sie sich im Fotoalltag machen, und hier lässt das Voigtländer Nokton 50mm für mich keine Wünsche offen.
Fazit
Mit UVP 799 bzw 949 Euro bekommt man hier ein Objektiv mit Leica M Mount, was meiner Meinung nach kaum Wünsche offen lässt. Wer ein 50mm sucht, das als Allrounder für Reise und Portraitfotografie genutzt werden kann, ist bei dem Voigtländer Nokton 50mm f1.5 VM sehr gut aufgehoben. Es hat ein wundervolles Bokeh, ist schön scharf und lässt einen tolle Bilder produzieren. Ich würde es noch am ehsten mit dem ebenso grandiosen Zeiss Sonnar 50mm f1.5 vergleichen wollen. Das Sonnar ist etwas kleiner und das Fokusrad ist etwas geschmeidiger (im Vergleich zu meinem Exemplar). Hat aber auch den Ruf Fokusshift zu zeigen. Ich kann das zwar nicht bestätigen, aber hier geht es ja eh um das Voigtländer Nokton. Bei aller Liebe zur silbernen Variante muss ich gestehen, wäre mir das den Aufpreis nicht wert, da sie eben doch den Nachteil der schlechteren Ablesbarkeit hat und es zudem minimal schwerer als das schwarze ist. Aber hier reden wir von was um die 70gr. Dafür ist es eben aber auch aus Messing. Alles in allem ist dieses Objektiv ein klasse Objektiv und ich kann ruhigen Gewissens eine Kaufempfehlung dafür hier aussprechen.
Die im folgenden gezeigten Bilder sind, wie immer bei mir, bearbeitet und in Como//Italien oder in San Francisco//USA entstanden.
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Hallo Mehrdad,
auch diesmal ein sehr schönes Review.Man muss schon zugeben;diese Kombie ist
schon mal optisch eine Augenweide.
Mehrdad könntest du uns verraten wie dein PP in LR aussieht ?
Ich muss sagen, dass die M10 Outdoor bei Sonne einen Look liefert,
der mir mißfällt und den ich mir auch garnicht erklären kann. Kurzgesagt, der Look ist fern der Realität; und dies ist mir schon bei vielen deinen M10 Reviews aufgefallen. Verwendest du irgendwelche Presets ? Indoor, Nachts oder beim bewölktem Himmel liefert die M10 ausgezeichnet;immernoch kontrastreich und knackig.
Es ist gefühlt genau gegenläufig zu meinen Fujis 🙂
Gruß
Michael
Hallo Michael,
ja ich bearbeite alle meine Bilder. Du wirst von mir keine OOC Bilder im Netz sehen. Ist nicht meine Art, wird wohl auch nie meine Art sein. Am geschriebenen und meiner Meinung über das Objektiv ändert das freilich nichts.
Ich bearbeite meine Bilder in LR und nutze neuerdings mehr und mehr die in LR integrierten Presets, ja. Ansonsten nutze ich ganz gerne auch die VSCO Presets.
Dann passe ich nach meinem Geschmack auch an. Dieser trifft, dessen bin ich mir durchaus bewusst, nicht jedermanns Geschmack.
Für mich ist das okay.
Beste Grüße
Mehrdad
Hallo Mehrdad,
tolles Review, die Linse liefert auch tolle Ergebnisse, aber die Schnittstelle zwischen
Mensch und Objektiv ist, wenn man von Leica Optiken kommt, sehr gewöhnungsbedürftig.
Wenn man den Fokustab der Leitz und Leicalinsen gewohnt ist, greift man im entscheidenden
Augenblick, wenn es intuitiv ganz schnell gehen muss, ins Leere.
Daher hab ich das Objektiv relativ schnell wieder verkauft und hab es durch ein 50er Cron mit Fokustab ersetzt.
VG Heinz
Hallo Heinz,
Ja, das ist wohl wirklich auch Geschmacksfrage? Für mich zB funktionieren Fokustabs so gar nicht.
Werde ich nicht warm mit.
Freut mich das Dir mein Post gefällt.
Beste Grüße
Mehrdad